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Große Stimmen des deutschen Hörspiels: Zum Tod von Ulrich Pleitgen

Große Stimmen des deutschen HörspielsGroße Stimmen des deutschen Hörspiels
Zum Tod von Ulrich Pleitgen

Dem Fernsehpublikum ins Gedächtnis grub er sich erst so Ende der 80er Jahre. Zuvor hatte Pleitgen fast nur Theater gespielt. Deswegen taucht er zwar in vielen bekannten Serien der 90er-jahre auf, aber in den Klassikerserien der 70er Jahre ist er nicht präsent. Dabei gilt er als ein sehr markanter Darsteller. Die wohl bekannteste Rolle von ihm ist die des Seefahrtkapitäns oder Admiral Schefer in »Nicht von schlechten Eltern«.

Ulrich PleitgenHier spielte er neben Patrick Bach, Tina Ruland und Sabine Postel. Die Rolle brachte ihm den Bambi.

Gehörte Pleitgen aber auch zu den großen Stimmen des deutschen Hörspiels? Eindeutig ja. Seine Arbeit im kommerziellen erschöpft sich zwar fast schon in der 37teiligen Serie „Edgar Allan Poe“ von Lübbe Audio, produziert von Stil, aber gerade diese Rolle machte ihn für Hörspielfans unvergesslich. Er sprach den von Alpträumen geplagten und an Gedächtnisverlust leidenden Edgar Allan Poe, der verwirrt und gejagt durch die USA des 19. Jahrhunderts irrt. Dabei wird er ab Folge 5 von Leonie Goron begleitet, die von Iris Berben gesprochen werden. Beide gehen gut in ihren Rollen auf und verleihen mit ihrem melancholischen Grundton den Hörspielen die richtige Atmosphäre. Obwohl sie nie zusammen am Mikro saßen, scheint es so als ob sich Berben und Pleitgen in den Geschichten permanent die Bälle zuwarfen.

Nach 37 Folgen wurde die Hörspielserie mitten in einem Zyklus eingestellt. Man machte die steigenden Zahlen des illegalen Downloads für die schlechten Verkaufszahlen verantwortlich. Niemand verschwendete offenbar einen Gedanken daran, dass es an den Geschichten und der Machart selbst liegen könnte. Die Serie wurde mit immer neuen Rätseln und Fragen fortgesetzt ohne welche aufzuklären und mancher Hörer wandte sich eventuell auch deswegen ab. Es war aber ohne Zweifel, dass diese Serie so enden musste, denn sie war vor allem in den ersten 20 Folgen genial.

Eine Handvoll Gastrollen bei John Sinclair kamen letztlich für Pleitgen dazu, da er wegen Poe sowieso für Lübbe im Studio saß.

Bei den Radiohörspielen war Pleitgen noch aktiver. Zu nennen wäre Sven Strickers Abhandlung von Alexandré Dumas „Der Ältere“ (Hörverlag), Mankells „Wallanders erster Fall (Hörspiel)“ und auch „Zügellos“, ein Krimi von Dick Francis.

Noch größere Erfolge feierte Pleitgen jedoch als Hörbuchsprecher. Für Assassini von Thomas Gifford wurde er mit einer goldenen Schallplatte ausgezeichnet (Verkaufserfolg). Das war 2005. Es folgten der deutsche Hörbuchpreis (2006) und der Preis der Schallplattenkritik (2007).

Pleitgen, der am 1.11.46 in Hannover geboren wurde und schon als 11jähriger Thetaerluft schnupperte, verstarb am 21.02.18 in Hamburg.

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