H. G. Franciskowsky: Mörder, Monstren und Mutanten
H.G. Franciskowsky
Mörder, Monstren und Mutanten
Mörder, Monstren und Mutanten
Einen Meilenstein schuf er allerdings mit der Gruselserie. Er etablierte damit quasi das Thema Grusel im Hörspiel. In dieser 18teiligen Serie die zwischen 1981 und 1983 erschien griff er die bakanntesten Gruselthemen auf und verwandelte sie in ansprechende Geschichten. Ob Dracula, Mumien, Werwölfe oder Zombies. Alles kam in der Serie vor. Sie gilt bis heute als unvergleichlicher Meilenstein.
Franciskowsky war außerdem ein Meister der kurzen Dramaturgie. Kaum eines seiner über 600 Hörspiele kam über 40 Minuten hinaus. Und genau darin lag die Stärke seiner Geschichten. Kurz, knackig, temporeich. Zugute kam das vor allem der Drei???-Serie in den frühen 80er Jahren. Für Kinder und Jugendliche war es wichtig eine ansprechende Länge zu gestalten, damit man die jungen Hörer unterhalten konnte, ohne sie zu langweilen.
Negativ wirkte sich diese Erzählweise allerdings auf Produkte wie den "Dämonenkiller" aus. Hier lieferte Franciskowsky wohl auch seine mitunter schlechteste Arbeit ab. Die Hörspiellänge von 40 Minuten paßte nicht zum komplexen Thema des Dorian Hunter. Bei Edgar Wallace legte er schon mal nach und konnte auch in 50 bis 60 Minuten gut unterhalten.
Seine besondere Stärke war es aber den Hörer in den Bann zu ziehen und bei der Stange zu halten. So setzte er stets den obligatorischen dramaturgischen Schlusspunkt an das Ende der ersten Kassettenseite, die den Hörer einfach dazu zwang diese auch umzudrehen, um weiter zu hören. Diese Cliffhanger waren seine große Stärke. Vielleicht entsagte er Ende der 80er deswegen dem Hörspiel, weil er mit der CD als Hörspielmedium nicht viel anfangen konnte. Er äußerste sich auch in einem Interview 2009 auf der HÖRSPIEL in Hamburg negativ zu Hörspielen auf CD mit weit über 70 Minuten Spielzeit. Damit konnte er nichts anfangen.
Unkenrufer behaupten sogar, der Hörspielmarkt sei in den späten Achtzigern eingebrochen, weil Francis sich an keinen Drehbüchern mehr beteiligte. Ich sehe darin nicht den Hauptgrund. Hauptgrund war, dass sich der Markt damals allgemein veränderte, durch den Einzug des Computers und des Internets sowie den bundesweiten Empfang von Kabel und Satelitenfernsehen. Die Veränderungen waren also vielfältig in jener Zeit - und in einer neuen Zeit wurden eben auch neue Autoren gebraucht, die den Herausforderungen des neuen Marktes gewachsen schienen.
Franciskowsky auch immer gern nur H.G. Francis genannt, bekundete seine Liebe zum Hörspiel jedoch immer. Er war auch ein Beobachter des neuen Marktes, der sich 1999 etabliert hatte. Doch selbst wollte er keine Hand mehr anlegen am Hörspiel.
Geplant hatte er ein Perry Rhodan-Musical. Doch was daraus wird lässt sich wohl leicht erahnen. Der überraschende Tod des großen H.G. Francis hat die Hörspielwelt erschütettert. Es wird keinen mehr geben, der Hörspiele schreibt, wie er sie geschrieben hat. Denn er konnte das wirklich. Aber wirklich hören wollte er das nicht. Er nahm sich selbst gar nicht so wichtig und bei aller Ehre die ihm zu Teil wurde, sprach er von Übertreibung. Und dennoch 120 goldene und sechs Platin-Schallplatten brachten ihm seine Hörspiele ein.
Sein unerschöpfliches Werk kennzeichnen nicht nur die 18 Gruselhörspiele aus der altbekannten Neon-Serie, sondern auch über 60 Folgen der drei ???, natürlich Perry Rhodan und Edgar Wallace, aber auch Masters of the Universe. Hier alles aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Bei den Meistern des Universums, deren Geschichten völlig frei erfunden waren, bekam Franciskowsky lediglich die Figuren vorgestellt. Er entsponn daraus erst den Charakter. Nur gut und böse, waren vorher festgelegt. Da es sich hier um Spielfiguren handelte, gab es keine literarische Vorlage. Dennoch galt es Rechte zu erwerben, die sich EUROPA seinerzeit sicherte, um damit erneut einen Volltreffer am Hörspielmarkt zu machen. Fast 40 Folgen wurden damals produziert. Alle nach dem gleichem Schema: Skeletor bedroht Eternia, Adam verwandelt sich in He-Man und siegt. Dieses simple Strickmuster hat völlig ausgereicht um Hörspielgeschichte zu schrieben - erneut. Denn was mit den drei ??? und TKKG gelungen war, konnte bei MotU nicht schief gehen. Was EUROPA und Franciskowsky seinerzeit anpackten wurde fast immer ein Erfolg.
Leider haben seine besten Serien eine nur sehr kurze Laufzeit gehabt. Die Gruselserie war mit 18 Folgen zwar ausgereizt was die Themen anbelangte, doch man hätte noch viele Geschichten bringen können. Mindestens nochmal 18.
Auch an mangelenden Wallace-Vorlagen wird es nicht gelegen haben, dass die Serie nur auf 12 Folgen kam.
Doch Franciskowsky hatte für die Kurzlebigkeit eine ganze einfache Erklärung. So bald sich eine Serie nicht mehr rendierte, weil sie Verkaufszahlen von 200.000 Stück unterschritten haben, waren sie weg vom Fenster.
Die haben damals mit Zahlen jongliert, von denen die heutigen Hörspielmacher nicht mal wissen, wie sie geschrieben werden.
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