... Manfred Weinland über Bad Earth und Gratwanderungen
... Manfred Weinland ...
... über Bad Earth und Gratwanderungen
Zauberspiegel: Gerade kam mit „Echo!“ das 13. Bad-Earth-Hardcover auf den Markt. Die Serie hat sich seit jeher dadurch ausgezeichnet, dass sie sehr komplexe Handlungsstränge erzählt, die sich zum Teil über viele, viele Bände erstrecken und zuweilen auch so fließend ineinander übergehen, dass ein Einschnitt nahezu nicht zu bemerken ist. Man könnte fast glauben, bereits mit Band 1 der Heftserie wusstest du, was in Band 13 der HC-Serie passieren würde (oder dem entsprechenden Band in der Heftserie, wenn sie so lange gelaufen wäre). Wenn du sofort aufhören würdest, dir weitere Bad-Earth-Storys auszudenken, für wie viele weitere Bände würden die schon existierenden Einfälle noch reichen?
Manfred Weinland: An diesem Mythos – eine Langzeitvorausplanung im von dir genannten Stil – möchte ich nun wirklich nicht stricken. Der große Rahmen stand in der Heftserie, aber einigermaßen detailliert ausgearbeitet waren die Romanfolgen höchstens fünf bis zehn Ausgaben im Voraus. Bei den Büchern sind es immer so fünf, sechs.
Momentan fertig sind die Exposés bis einschließlich Band 16, und gerade habe ich grünes Licht vom Verlag bekommen, die Bände 17-20 vorzubereiten. Das ist immer ein Jahresblock, der auch zyklisch locker in sich abgeschlossen ist.
Wie du schon richtig sagtest: Die Übergänge sind fließend, man kann bei BE nicht sagen, dieser Komplex ist jetzt für alle Zeiten zu einem Ende gebracht und wird nie wieder eine Rolle spielen. Aber der Leser verlangt – zu recht – nach Abwechslung. Es wäre für ihn ebenso öde wie für mich oder meine Mitautoren, immer nur auf den alten ausgetretenen Pfaden zu wandeln. Im momentanen Viererblock (die Bücher 13-16) widmen wir uns aber ganz gezielt „alten“ Schauplätzen.
Immerhin hat sich einiges an den vermeintlich schon bekannten Orten getan – woran ein kleiner Keelon namens Darnok Schuld trägt.
Zauberspiegel: Glaubst du, dass eben jene Komplexität der Serie zum Ausbleiben von Neulesern und dadurch zu ihrem Scheitern im Heftformat geführt hat?
Manfred Weinland: Obwohl ich von meiner vorherigen Basteiserie VAMPIRA eigentlich hätte gewarnt sein sollen, habe ich das 14-tägliche Erscheinen in Kombination mit eng verflochtenen Handlungsfolgen zugegebenermaßen in seiner Problematik wohl unterschätzt. Aber es kamen auch andere Faktoren hinzu, die neben den reinen Romaninhalten sicher mit zum Scheitern beitrugen – ohne jetzt die Verantwortung dafür auf andere Schultern abladen zu wollen.
Aber ein bisschen neidvoll schaue ich schon auf Sternenfaust, wo von Anfang an aus den BE-Fehlern gelernt und konsequent gegengesteuert wurde. Das fängt bei den grandiosen Covern von Arndt Drechsler an (ein Produkt verkauft sich nun mal auch über die Verpackung). Aber auch die Abgeschlossenheit in sich ist bei StF wohl deutlich größer, als es bei BE der Fall war – aber damit hadere ich nicht. BE ist immer noch die Serie, die ich immer wollte. Für ein zu loses Verknüpfen des roten Fadens hatte ich noch nie ein Faible.
Zauberspiegel: Als Hardcover ist die Serie nach meinem Empfinden noch komplexer geworden. Auf der einen Seite bindet sie dadurch die Altleser an sich, die unbedingt erfahren wollen, wie es weitergeht. Auf der anderen Seite erschwert es aber Neulesern den Einstieg. Wie siehst du diese Gratwanderung?
Manfred Weinland: Ich sehe sie völlig undramatisch. Erstens glaube ich nicht, dass BE noch komplexer wurde, und zweitens bin ich überzeugt, dass es relativ leicht fällt, bei jedem x-beliebigen Band in die Serie einzusteigen. Gerade die Bücher zeichnen sich durch einen zwar knapp gehaltenen, aber doch sehr informativen Rückblick auf vergangene Geschehnisse aus. Es gibt außerdem in jedem Band ein Glossar, in dem die wichtigsten Begriffe und Personen kurz vorgestellt und erklärt werden. Das sind Einstiegshilfen, die nicht von mir erfunden wurden, aber sehr praktisch sind.
Die generelle Frage, die sich ein potenzieller Neuleser (übrigens bei jeder Serie) stellen muss, ist meiner Meinung nach ganz simpel. Sie lautet: Will ich mich auf diese Thematik, diesen Kosmos einlassen? Trifft er meinen persönlichen Geschmack? Wenn ich das bejahe, finde ich mich, behaupte ich, bei BE zurecht.
Sinnvollerweise fange ich bei Buch 1 an – das ist ja das schöne an den Büchern, sie sind „langzeitverfügbar“, im Gegensatz zu den schnelllebigen Heften (die über Ebay oder dergleichen natürlich auch relativ mühelos auch lange nach Erscheinen noch besorgt werden können – aber das weiß ja inzwischen jeder. Beim Zustand – für den, der Wert auf so etwas legt, wie ich beispielsweise – kann man bei Auktionen, Flohmärkten etc. allerdings nicht immer das Optimum erwerben).
Inzwischen hat BE einen in sich doch sehr logischen und runden Hintergrund aufgebaut, sodass ich an dieser Stelle gerne überzeugte PR- oder StF-Leser, die die Serie noch nicht kennen, dazu auffordern möchte, doch mal den Blick über den Tellerrand zu wagen.
Zauberspiegel: Mit Band 13 ist die Serie ins vierte HC-Jahr gestartet. Was meinst du rückblickend, welche Publikationsform der Serie am ehesten entgegenkommt: das Heft mit geringerem Umfang, aber häufigerer Erscheinungsweise oder das Buch, in dem du zwar mehr Platz hast, die Geschichten zu erzählen, das dafür aber nur viermal im Jahr tun kannst?
Manfred Weinland: Ich wäre für beides – Heft- und Buchserie parallel laufend. So wie es StF praktiziert. Das ist sicherlich das Ideal. Alfred Bekker macht das, glaube ich, sehr, sehr geschickt, auch von der unterschiedlichen Storyanlage her. Aber das hat er ja schließlich bei BE gelernt. *lach*
Zauberspiegel: Wie läuft die Arbeit an einem Band ab, den nicht du selbst schreibst? Ist es für einen Autor, der den Serienkosmos nicht von Anfang an kennt, nicht sehr schwer, einen Band zu schreiben, der sich nahtlos in das Bad-Earth-Universum einfügt?
Manfred Weinland: Sicher ist es schwer. In etwa so, wie wenn heute VPM auf einen hoffnungsvollen Nachwuchsautor zugeht und ihm anbietet, für Atlan oder (ganz aktuell) PR Action zu schreiben. Da sind viele Exposés und Datenblätter zu wälzen und sicher idealerweise auch mal der ein oder andere Roman zu lesen, um sich das Feeling einer Serie anzueignen. Aber, Himmel, Autoren wissen in aller Regel, worauf sie sich einlassen. Es ist Arbeit, Arbeit, Arbeit – aber nicht nur, Gott sei Dank. Da mischen auch Freude, Genugtuung und vieles andere Positive mehr mit. Von dem schrecklich vielen Geld, das es zu verdienen gibt, mal ganz zu schweigen.
Zauberspiegel: Apropos andere Autoren: In der Vorankündigung zu Band 14 hieß es Anfang des Jahres, dass er von Andreas Getrost geschrieben werde. In den aktuellen Vorschauen ist als Autor allerdings Lars Urban angegeben. Ich muss gestehen, beide Namen sagen mir nichts. Handelt es sich dabei um Realnamen und Pseudonym des gleichen Autors oder sind es tatsächlich zwei Personen? Falls letzteres: Warum kam es zu dem Wechsel?
Manfred Weinland: Die Antwort auf diese Frage kriegst du, nachdem ich vom Autor grünes Licht bekommen habe, etwas dazu zu sagen. Und da er nach eigenem Bekunden nichts dagegen hat, aus dem Nähkästchen zu plaudern, hier die Antwort: Bei Lars Urban handelt es sich um ein Pseudonym, das für Romane im Bereich SF und Horror Verwendung findet.
Zauberspiegel: Wer ist Lars Urban? Sollte man ihn aus anderen Serien kennen? Wie kam er ins Bad-Earth-Team?
Manfred Weinland: Sein Realname ist besagter Andreas Getrost. Unter Lars Urban hat er in der Vergangenheit für die Serien UFO-Akten und Vampire des Bastei-Verlags geschrieben. Unter dem Sammel-Pseudonym Jack Slade ist er außerdem schon seit Jahren für Lassiter tätig; außerdem hat er unter diversen Frauennamen für Gruselserien wie Mitternachtsroman, Jessica Bannister etc. (also eher die gemäßigte, romantische Schiene) geschrieben. Er ist 46 Lenze alt und seit knapp 15 Jahren als freischaffender Autor tätig – wobei es in unregelmäßigen Abständen auch immer mal wieder zu Kontakten ins Film- und TV-Genre kommt, wo er sich schon vorher herumgetrieben hat. Zum BE-Team stieß er über Bastei und Dennis Ehrhardt, die ihn mir empfahlen – das erste Ergebnis liegt nun mit BE 14 vor ...
Zauberspiegel: Ist schon bekannt, welche Autoren für die restlichen Bände in diesem Jahr eingesetzt werden?
Manfred Weinland: Natürlich. Der Band nach Andreas/Lars stammt aus der bewährten Feder von Alfred Bekker. Der darauffolgende von mir. Die Titel sind:
14 Der Gott der Nargen
15 Verlöschende Sterne
16 Die Negaperle
Zauberspiegel: Magst du den Bad-Earth-Lesern einen kleinen unverfänglichen Ausblick darauf geben, was sie in diesem Jahr noch erwarten wird?
Manfred Weinland: Alte Schauplätze, die teilweise kaum mehr wiederzuerkennen sind (das hatten wir ja auch schon mit der Rückkehr zur Erde, aus der plötzlich eine Hohlwelt ganz besonderer Art wurde), aber auch ein, wie ich hoffe, konsequenter Vorerstabschluss der ganzen Bractonen-ERBAUER-Handlung.
Mit Buch 17 wird das kommende Jahr dann die RUBIKON und ihre stark angewachsene Besatzung in neue Gefilde und Bedrohungsszenarien entsenden. Die müssen aber erst noch im Detail erdacht und ausgefeilt werden – wozu sich lange Spaziergänge mit meinem Hund anbieten.
Zauberspiegel: Vielen Dank für deine Zeit.
Manfred Weinland: Dito.
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