... Gerhard Merz über sein Intermezzo als Heftromanautor
... Gerhard Merz ...
... über sein Intermezzo als Heftromanautor
Zauberspiegel: Sie sind seit 1972 Autor und Journalist. Wie sind Sie auf das Schreiben von Romanen gekommen?
Gerhard Merz: Zuerst war es das Bedürfnis, nicht ausgelebten Phantasien Raum, ein Betätigungsfeld, eine Plattform zu verschaffen, mich selbst in Welten zu versetzen, die ich manipulieren kann, um dem auszuweichen, was nicht in meiner Gestaltungsmacht liegt. Dann im Laufe der Zeit, des Arbeitens und Gestaltens der Protagonisten, der Handlungen, der Zeitläufe und unterschiedlichsten Welten bekam ich viel Spaß daran. Und machte weiter. Einfach so.
Zauberspiegel: Welches war Ihr erster veröffentlichter Roman?
Gerhard Merz: Das war Der unheimliche Chirurg, der 1975 [als Geister Krimi im Kelter-Verlag unter dem Sammel-Pseudonym Alexander Ghost, Anm. J.B.] veröffentlicht wurde. Ich schrieb den Text in einer Woche, mehr für mich, als Stilübung und Test, auch für längere Handlungen und Szenenspiele einen Stoff durchziehen zu können. Und bot ihn dann dem Kelter Verlag, der sich schon nach wenigen Tagen mit mir in Verbindung setzte und mich bat, etwa zehn Seiten hinzu zu fügen, was ich dann auch tat. Dann wurde er veröffentlicht.
Zauberspiegel: Für welche Genres haben Sie am liebsten geschrieben?
Gerhard Merz: Für das, was meinem mentalen Spiel- und Gestaltungstrieb gerade besonders entgegenkam und mich in Bann schlug.
Zauberspiegel: Hatten sie schriftstellerische Vorbilder?
Gerhard Merz: Vor allem Mark Twain, den ich für seine Humoronie besonders schätze, auch für seine geschickt und recht kryptisch verpackte Menschenliebe ganz besonders achte und respektiere. Dann John Steinbeck von S bis b -, dessen Ausdruckskraft ich nur fassungslose Bewunderung entgegen bringen kann. Und noch einige mehr, die ich, das ist nicht respektlos gemeint, nur aufzähle: Erich Kästner. Karl Heinrich Waggerl. Giovannino Guareschi. Kurt Allgeier. John ODonohue. Charlotte Niese. Jack Williamson. Erich Fromm u.v.a. mehr.
Zauberspiegel: Sie haben neben Krimis auch Science-Fiction- und Fantasy-Romane, Gothic-Stories und Märchen verfasst. Sehen Sie eine Verbindung zwischen diesen Genres?
Gerhard Merz: Ja! Die Klassifizierung oder Kategorisierung, die wir oder die ich vermeintlich vornehme, trifft in der Quintessenz eigentlich nicht zu. Es sind insgesamt gesehen Betrachtungswelten, die wir intuitiv, sensibel, mental oder vielleicht auch nur chemisch gesteuert, wahrnehmen, annehmen, aufnehmen, verarbeiten oder transponieren.
Zauberspiegel: Sie interessieren sich u.a. für Astronomie und Astrologie und nennen diese als Arbeits-Schwerpunkte. Ist das nicht ein Widerspruch?
Gerhard Merz: Unsere heutige Astronomie entstand aus der alten, klassischen Astrologie, die identisch mit der Astronomie war. Die Trennung der Astronomie von der Astrologie erfolgte erst durch die Aufklärung. Was immer man darunter verstehen mag.
Zauberspiegel: Wie kam in den 70er Jahren die Verbindung zum Marken-Verlag zustande?
Gerhard Merz: Ich wandte mich an den Verlag, bekam gleich Kontakt mit Herrn Hübner und schrieb.
Zauberspiegel: Haben Sie auch für andere Verlage Heftromane verfasst? Falls ja, für welche Verlage und welche Serien? Welche Pseudonyme haben Sie benutzt?
Gerhard Merz: Für den Geister-Krimi (Kelter-Verlag) habe ich elf Romane unter den Pseudonymen Alexander Ghost und Gerald March, für Gemini SF (Kelter Verlag) vier Romane unter Colin Yamen, für Erber Science Fiction (Erber + Luther-Verlag) einen Roman unter Gerald Moore und für den Silber Grusel Krimi (Zauberkreis Roman) ebenfalls einen Roman unter dem Sammelpseudonym Marcus Mongo verfasst. [Heftroman-Bibliographie s.u.]
Zauberspiegel: Für die Serie ZEITKUGEL haben Sie sieben Romane geschrieben, z.B. über Legenden wie Rübezahl, aber auch über historische Figuren wie Kolumbus und König Arthur. Haben Sie die Themen selbst gewählt? Wie kam ihr diesbezügliches Interesse zustande?
Gerhard Merz: Ich stieg recht spät in die ZEITKUGEL-Serie ein und begann mit dem Thema des Kolumbus, das mir Herr Hübner, der Cheflektor der Serie, damals vorschlug. Ich willigte sofort ein. Und tat mich etwas schwer mit dem Thema, da ich es mehr unter historischen und dem faszinierenden Abenteuer- und Forscheraspekt sah, daher also recht wenig packende Actionszenen einwob.
Zauberspiegel: Warum waren Sie für die Nachfolgeserie ERDE 2000 nicht mehr als Autor tätig?
Gerhard Merz: Ich hatte irgendwie kein Interesse mehr oder konzentrierte mich auf andere Arbeiten. Das weiß ich nicht mehr genau ... Doch halt, nun fällt es mir beim Schreiben ein: zu dieser Zeit erstellte ich mehrere Anthologien unterschiedlichster Thematik für einen dafür spezialisierten Verlag in Bayern.
Zauberspiegel: Haben Sie bei Ihrer Arbeit andere Autoren des Marken-Verlages kennen gelernt?
Gerhard Merz: Außer mit Herrn Hübner, den ich erfreulicherweise auch einmal habe persönlich kennen lernte, sind mir die anderen Autoren des Verlages nur namentlich begegnet.
Zauberspiegel: Horst W. Hübner war ab Band 10 Redakteur und Hauptautor der Serie ZEITKUGEL. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm?
Gerhard Merz: Ich arbeitete gern mit Herrn Hübner zusammen, der Themen recht witzig und spritzig anpries, über glänzende Detailkenntnisse verfügte und auch über ein umfangreiches Wissen, dass es großen Spaß machte, sich mit ihm auszutauschen.
Zauberspiegel: Welches sind Ihre liebsten Hobbys neben dem Schreiben?
Gerhard Merz: Schreiben. Lesen. Naturspaziergänge, dabei grübeln über das Schreiben und das Lesen. Astronomie. Psychologische Astrologie. Politik und ihre Auswirkungen auf unser tägliches Leben. Treffen mit Freunden. Das Horten von Web-Adressen, Lexikone (das ist badisch!), Datenbanken, Kalender, Suchmaschinen u.v.a. mehr.
Zauberspiegel: Wie unterscheidet sich Ihrer Meinung nach der Heftroman von heute im Vergleich zu den 70er Jahren?
Gerhard Merz: Unsere schnelllebige Zeit wird den Heftroman auch irgendwann in sich aufnehmen und verschleißen, wenn nicht gar vernichten. Wurde er über viele Jahre hinweg verächtlich als Produkt unfähiger Küchenschreiber, als Sentimental-Modell und Billig-Unterhaltung für einsame und anspruchslose Konsumenten betrachtet, gewann er meines Erachtens in den letzten Jahrzehnten (80er, 90er, 2000er Jahre) wieder an Boden. Vom Inhaltlichen abgesehen ist es auch eine rein finanzielle Frage, schließlich kostet ein Heftroman nur etwa zwei oder knapp drei Euro, während man für einen Roman als Hardcover ca. 24 Euro, für ein Taschenbuch (manche sagen Paperback dazu) um die neun Euro blechen muss. Doch: Schadet es Fontane, wenn man ihn auf 120 Druckseiten im Heftformat anbietet und dann auch noch liest?
Zauberspiegel: Wie sehen Sie die Zukunft des Heftromans?
Gerhard Merz:Siehe die vorherige Frage. Hoffentlich bleibt er erhalten, bestehen, kann weiterhin sein Überleben fristen! Bringt den Autoren einigermaßen gutes Geld (das war auch immer ein Problem!!!), den Romanheft-Lesewilligen viel Freude und vielleicht auch gute neue Ideen für das Leben oder überhaupt.
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