... Heikedine Körting über Hörspiele
... Heikedine Körting ...
... über Erwachsenenhörspiele, die drei ??? und Kassettenköfferchen
Zauberspiegel: Frau Körting, sie haben mehr Hörspiele produziert, als jeder Andere. Man nennt Sie auch die Mutter aller Hörspiele. Macht sie das stolz?
Heikedine Körting: Ja, das macht mich sehr stolz und glücklich. Wo kann man schon auf Arbeit zurückblicken, die man so erfolgreich gemacht hat und noch immer weiterführen darf?
Zauberspiegel: Als die drei ??? vor drei Jahren den Markt räumen mussten, und durch die dr3i ersetzt wurden, haben Sie da eine Rückkehr von Justus, Bob und Peter als die drei ??? immer geglaubt?
Heikedine Körting: Ja, ich habe immer daran geglaubt. Es stand ja auch kurz vor einer positiven Entscheidung, dann kamen allerdings andere Dinge dazwischen. Aber als es dann soweit war, war der Jubel natürlich groß.
Zauberspiegel: In den achtziger Jahren war das Hörspiel besonders beliebt. EUROPA hat mit Edgar Wallace und später mit Larry Brent und anderen Horrorserien damals auch Erwachsene angesprochen. Irgendwann gab es etwas Kritik und Ärger mit dem Jugendschutz. Danach verschwanden alle Erwachsenenhörspiele ín der Versenkung. Was war damals der Grund ?
Heikedine Körting: Ich finde es sehr schade, dass die Erwachsenen Hörspiele so in der Versenkung verschwunden sind. Das lag daran, dass die Geschäftsführung von BMG seinerzeit zuviel Angst vor Kritik und Ärger hatte. Außerdem war das die Zeit als Computerspiele und Playstations aufkamen. Da hatte man das Gefühl, man könnte darauf verzichten. Ich habe damals schon dafür gekämpft, dass die Erwachsenen Hörspiele auf dem Markt bleiben, aber ohne Erfolg. Sehr schade. Darum können wir jetzt auch nicht mehr so recht daran anschließen.
Zauberspiegel: Und warum haben sie Perry Rhodan, Edgar Wallace und Co. Nicht weiter produziert ? Aus den gleichen Gründen?
Heikedine Körting: Die Vermutung ist richtig. Aus den gleichen Gründen haben wir diese Klassiker nicht mehr weiter produziert. Sehr schade, immerhin ist Perry Rhodan die erfolgreichste Science-Fiction Serie aller Zeiten!
Zauberspiegel: Haben Sie ein Lieblingshörspiel, oder auch mehrere ? Das können auch Ihre eigenen sein.
Heikedine Körting: Nach wie vor bleiben meine Lieblings-Hörspiele meine allerersten: Die kleine Seejungfrau, die Schneekönigin, Hexe Schrumpeldei und auch die ersten Produktionen der 3???. Das liegt natürlich daran, dass es damals ganz neu und aufregend war, diese Sachen zu produzieren. Aber eigentlich liebe ich sie alle. Auch jetzt die Kleinkinder-Geschichten von Thomas und Bob der Baumeister, und besonders Hexe Lilli, die viel zu wenig wahrgenommen wird.
Zauberspiegel: Man hört immer wieder, das sich kleine Labels zusammen tun um ihre Träume in Hörspielen besser um setzen zu können. Manchmal hat der eine das bessere Studio, der Andere die besseren Sprecherkontakte, und wieder ein anderer ist technisch versierter als der potenzielle Partner. Es gibt tausend Gründe sich Partnerschaften zu suchen, um am Ende kostengünstig und dennoch qualitativ hochwertig produzieren zu können. Eine lobenswerte Entwicklung.
Mit EUROPA und Lausch haben sich erstmals zwei größere Labels zusammengetan. Wie kam es dazu?
Heikedine Körting: Ich finde es toll, wenn sich Labels zusammentun, um neue Stoffe auf den Markt zu bringen. Bei großen Firmen wird von vornherein ein bestimmter Erfolg angestrebt. Wie die Zusammenarbeit zwischen EUROPA und Lausch zustande gekommen ist, weiß ich gar nicht. Auf jeden Fall mag ich persönlich die Lausch-Leute sehr gern und habe mich deshalb ja auch als Schirmherrin für die Hörspiel 2008 zur Verfügung gestellt und auch etwas für den Ohrkanus gespendet. Dort habe ich viele der jungen Produzenten kennen gelernt.
Zauberspiegel: Haben Sie einmal in die Produktionen anderer Labels hineingehört. Beispielsweise Edgar Allan Poe oder John Sinclair von Lübbe, oder Gruselkabinett von Titania, oder von kleineren Labeln wie Dreamland? Und wie fanden sie die Hörspiele?
Heikedine Körting: Natürlich habe ich in andere Produktionen reingehört und freue mich immer, gewisse Strickmuster wiederzufinden, die wir mit EUROPA eigentlich vorgegeben haben. Ich bedauere es von Herzen, dass wir im Moment gar keine eigenen Grusel-Geschichten mehr produzieren. Das ist immer mein Lieblings-Gebiet gewesen. Ich finde diese Hörspiele prima, muss aber ehrlich sagen, dass ich meine eigenen am meisten liebe!
Zauberspiegel: In den 80er Jahren waren Hörspiele auch sehr beliebt, doch erst heute gibt es einen richtigen Boom. Wie erklären Sie sich die Erfolgsgeschichte dieses Mediums?
Heikedine Körting: Das ist nicht ganz richtig, in den 80er Jahren gab es auch schon einen Boom. EUROPA hatte damals die Marktführerschaft, jedes deutsche Kind hatte 5-6 Kassetten in seinem Kassetten-Köfferchen. Der Durchbruch kam damals insbesondere durch den Walkman. In den 80er Jahren hatte der 3???-Fanclub bereits 80.000 Mitglieder! Auf diesen Erfolg von damals ist der neue Boom aufgebaut, der eben insbesondere von den jungen Menschen ausgegangen ist, die damals die Kassetten begeistert gehört haben. Seinerzeit bekam ich Wäschekorb-weise Fanpost!
Zauberspiegel: Vielen Dank für das Interview und frohes Schaffen noch.
Heikedine Körting: Es hat mir Spaß gemacht.
Das Interview entstand 2008
Kommentare
Sehr interessantes Interview. Die Macher des Zauberspiegels sollten sich vielleicht einmal die Sprecher, verschiedener Hörspielserien, als Interviewpartner vornehmen.
Auf jeden Fall gehört dieses Gespräch mit Frau Körting zum absoluten Highlight des ZS. Hut ab !
Frau Körting kenne ich noch als "schreienden Wecker"... den Schrei hat sie damals in dem ??? Hörspiel höchstpersönlich beigesteuert. Mann, war das ein Schrei...