Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

... Mark Del Franco über Urban Fantasy, Detektive und Elfen aus Deutschland

Mark Del Franco ...  Mark Del Franco ...
... über Urban Fantasy, Detektive und Elfen aus Deutschland
 In Sachen Urban Fantasy gibt es mittlerweile ja so einiges auf dem deutschen Buchmarkt. So manches Buch erweist sich dabei als echtes Highlight, das man unbedingt gelesen haben sollte.
 
In diese Kategorie fällt etwa »Unschöne Dinge«, ein Urban Fantasy-Roman des Amerikaner Mark Del Franco, der seit kurzem in Deutschland erhältlich ist.
Da mir der Roman wirklich gut gefallen hat, habe ich es mir nicht nehmen lassen, dem Autor ein paar Fragen bezüglich seines Werkes zukommen zu lassen, die Mark in aller Ausführlichkeit beantwortet hat.

Mark Del Franco schreibt auf seiner Homepage über sich selbst:

Mark Del Franco hat einige Jahre als Redakteur und in administrativen Positionen im Verlagswesen sowie als Verfasser von Vorschlagsschriften im Bereich der Institutionellen Finanzen verbracht. Gegenwärtig verfolgt er eine freiberufliche Karriere in beiden Bereichen.

Mark Del Franco lebt mit seinem Partner Jack in Boston, Massachusetts, wo die Orchideen vor Angst zittern, seit er Jacks Zimmerpflanzen getötet hat.


Zauberspiegel
: Urban Fantasy ist momentan in den USA enorm beliebt. Deiner Meinung nach: Was sind die Gründe für diese Popularität?
Mark Del Franco: Ich denke, dass die Urban Fantasy so beliebt ist – und es auch bleiben wird – liegt daran, dass die Settings dieser Romane den Lesern vertraut sind. Ein Leser mag sich etwa nicht für High oder Epic Fantasy interessieren, weil er mit deren Welten nichts verbinden kann. Der gleiche Leser mag keine Probleme damit haben, ein Setting der Urban Fantasy zu betreten. Auf dem Markt der Massenmedien gilt die TV-Serie »Buffy – Die Vampirjägerin« als das Produkt, das für die Akzeptanz und die Popularität von phantastischen und übernatürlichen Elementen in der „realen“ Welt gesorgt hat. Die meisten Romane aus dem Bereich der Urban Fantasy – und aus dem Schwesterngenre, der Romantasy – führen Welten ein, bei denen es sich Leser vorstellen können, selbst Teil dieser Welten zu sein. Deshalb fällt es ihnen sehr viel leichter, eine Verbindung zu den Figuren in diesen „Was wäre, wenn...“-Situationen, die Magie und übernatürliche Elemente enthalten, aufzubauen.

Zauberspiegel: »Unschöne Dinge« ist ein Mix aus Fantasy- und Detektivgeschichte. Wie kamst du auf die Idee, diese beiden Genres miteinander zu verknüpfen?
Mark Del Franco: Das war Zufall! Glaub es oder glaub es nicht, ich habe das erste Kapitel tatsächlich erträumt. Das Bild eines toten Feenwesens in den Straßen einer Stadt hat sich in meinem Kopf gehalten. Als Autor stellte ich mir immer wieder die Frage, was denn die Story hinter dieser Szene wäre. Ich bin ein Fantasyfan, aber ebenso bin ich ein Fan von Detektivgeschichten – Patricia Cornwell, Robert Parker, Michael Connelly – so dass es mir natürlich erschien, meine beiden Lieblingsgenres miteinander zu verbinden, um eine Antwort darauf zu finden, wie ein totes Feenwesen in einer modernen Stadt landen würde.

Zauberspiegel: Wie würdest du deinen Roman beschreiben: Als ein Fantasybuch mit Elementen eines Krimis oder als eine Detektivgeschichte mit phantastischen Elementen?
Mark Del Franco: Eine schwere Frage, denn ich denke, dass mein eigener Ansatz eine ziemlich gleichmäßige Komposition darstellt. Letzten Endes ist »Unschöne Dinge« eine Detektivgeschichte mit phantastischen Elementen, auch wenn diese phantastischen Elemente deutlich herausragen. Sollte man die phantastischen Elemente entfernen, hätte man immer noch eine Detektivgeschichte.

Zauberspiegel: Die Handlung von »Unschöne Dinge« trägt sich im modernen Boston zu. Ich weiß nicht besonders viel über diese Stadt, also würde ich gerne erfahren: Wie genau ist das Bild des Bostons, das du in deinem Roman entwirfst, verglichen mit dem realen Boston?
Mark Del Franco: Ich lebe in Boston und liebe die Stadt. Alle im Buch vorkommenden Schauplätze sind entweder echt oder ein klein wenig verändert. Das „Weird“ zum Beispiel basiert auf einem Areal mit Lagerhäusern, in dem viele Künstler und Artisten wohnten. Mittlerweile ist es verschwunden – neue Bauprojekte sind in Angriff genommen worden – aber ich habe mir dieses Viertel genommen und einige Entscheidungen darüber gefällt, wie es wohl aussehen würde, gäbe es zum einen die Bauvorhaben nicht und wären zum anderen Feenwesen mit gescheiterten Existenzen zugezogen.

Zauberspiegel:Dunkle Ecken, Rassismus, Drogen – das Boston, das in deinem Roman beschrieben wird, hat eine Menge Schattenseiten. Gibt es in der Stadt wirklich so viele Probleme oder hast du die lediglich fr deinen Roman erfunden?
Mark Del Franco: Ein wenig von beidem. In allen Städten gibt es Verbrechen. Boston ist eine Stadt, der es sehr gut geht, aber es gibt ärmere Nachbarschaften. Die Leute vergessen das gelegentlich. Ich präsentiere den Schnappschuss einer ärmeren Nachbarschaft, wie es sie vermutlich in jeder großen Stadt gibt. Zudem ist es eine multikulturelle Stadt. Es gibt Rassismus, aber es ist nicht so schlimm wie früher. Zumindest zeigt er sich nicht so offen. Wir haben Fortschritte erzielt. Ich neige dazu, vorhandene Gegebenheiten zu nehmen und sie zu übertreiben, um Dramatik zu erzeugen.

Zauberspiegel: Deutschland und Elfen aus Deutschland spielen eine wichtige Rolle in deinem Roman. Warum Deutschland? Und: Als du die Gesellschaft der deutschen Elfen kreiert hast, woran hast du dich orientiert?
Mark Del Franco: Ich liebe Mythologie und Geschichte. Die alten keltischen und teutonischen Völker wiesen hinsichtlich ihrer Gesellschaften viele Gemeinsamkeiten auf. Als ich die Welt von Connor Grey entwickelt habe, wollte ich, dass sich die gegenüberstehenden Feien einander ähneln, dass es aber trotzdem Unterschiede gibt. In der amerikanischen Fantasy wird häufig auf die keltische Mythologie zurückgegriffen. Ich denke die teutonische Welt ähnelt dieser Welt genug, um beim Leser ein Gefühl der Vertrautheit zu erzeugen, ist aber gleichzeitig neu genug, um das Ganze interessant zu halten. Außerdem wollte ich ein klein wenig mit der Politik spielen – Deutschland und die USA ziehen oft am gleichen Strang, aber sie sind sich bezüglich vieler, vieler Dinge uneins. Ich wollte etwas von dieser Reibung und Zusammenarbeit einfangen.

Zauberspiegel: Die Darstellung der Elfen in deinem Buch unterscheidet sich ganz schön von dem Bild, das man in anderen Romanen von dem Volk bekommt. Einige von ihnen sind sogar Stricher. Warum hast du die „normale Darstellung“ der Elfen als hochmütige, königliche Wesen so tiefgreifend verändert?
Mark Del Franco: Wenn man frühe Sagen liest – Die Eddas, das Mabinogian – dann merkt man, dass viele der magischen und übernatürlichen Wesen ziemlich unhöflich waren, oder dass sie untergeordnete Berufe wie die der Hirten oder Diener ausübten, oder dass sie unattraktive Wesen waren, die sich im Wald versteckten. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich diese Bild zugunsten eines erfreulicheren gewandelt. In der Fantasyliteratur hat Tolkien mit seiner Darstellung der Elfen als ein schönes, elegantes Volk natürlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen, und viele Autoren nutzen diese Schablone. Ich denke, dass ein Teil der Faszination, die von der Urban Fantasy ausgeht, darin liegt, dass sie diese raueren Sitten und Darstellungen wieder zurück in die Fantasy bringt, um eine „realistischere“ Welt wiederzuspiegeln.

Zauberspiegel: »Unschöne Dinge« ist der erste Roman in einer Serie um den Druiden Connor Grey. Hattest du von Anfang an vor, eine Serie zu schreiben? Wenn ja: Gibt es einen roten Faden, der sich durch alle Romane zieht? Wie viele Bücher über Connor sind angedacht?
Mark Del Franco: Als ich das erste Buch schrieb, wusste ich nicht, dass daraus eine Serie werden würde, aber ich merkte, dass es eine werden könnte. Als ich den Hintergrund zu »Unschöne Dinge« niederschrieb, entwickelte sich eine immer größere Welt, und ich wusste, dass ich eine größere Story hatte. Ich hatte das Glück, dass mein Verleger da zustimmte. Ich habe einen Vertrag über vier Bücher – das dritte Buch, »Unfallen Dead«, erscheint im Januar 2009 auf Englisch in den USA. Ich kann den aktuellen Handlungsbogen locker bis Buch sieben oder neun fortsetzen. Die Welt allerdings ist so voller Möglichkeiten, dass ich kein Problem habe, mir zu überlegen, was als nächstes kommt.
Was die Sache mit dem roten Faden angeht: Ich mag es nicht, meine Arbeit selbst zu sehr zu analysieren. Ich will, dass Leser während der Lektüre ihre eigenen Schlüsse ziehen. Was ich sagen kann ist, dass ich großes Interesse an Themen habe, die die Identität betreffen – Wer bin ich? Was kann ich tun? Was kann ich nicht tun? Außerdem mag ich es, über Vertrauen und Beziehungen nachzudenken. Ist jeder und alles, was er, sie oder es zu sein scheint, oder fehlt mir ein entscheidendes Puzzlestück? Eine weitere Sache, die mich interessiert, ist die Art und Weise, wie grundverschiedene Gruppen zusammenleben können – die wahre Essenz einer lebenden Stadt.


Zauberspiegel: Kannst du uns ein wenig über die kommenden Connor Grey-Romane erzählen?
Mark Del Franco: »Unschöne Dinge« ist der erste Band, in dem Connor einen Serienkiller jagen und eine weltweite Katastrophe verhindern muss. Es folgt »Unquiet Dreams«. Connor muss sowohl den Mord an einem jungen Mann als auch den an einem deutschen Diplomaten aufklären. Schlussendlich kämpft er gegen einen Verrückten. Deine Leser wird es freuen zu hören, dass man in diesem Buch sehr viel mehr über die deutschen Elfen erfahren wird. In Band drei, »Unfallen Dead«, gilt es, mehr Morde zu lösen. Dies führt Connor ins Reich der Toten, wo er den deutschen Elfen Bergin Vize trifft, der für die Beschädigung seiner Kräfte verantwortlich ist. Diese Geschichte zeigt einen Vize, der sehr viel komplexer ist als ein einfacher Bösewicht. Im Moment schreibe ich das vierte Buch, was heißt, das der Inhalt streng geheim ist, bis mein Editor es zu Gesicht bekommen hat. Alles, was ich verraten kann, ist, dass sich die Lage für Connor und das Weird zuspitzt. Oh, und es könnte sein, dass er einen Hund bekommt.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles