... Vanessa Busse über Raumschiff Promet, Science Fiction und Kleinverlage
... Vanessa Busse ...
... über Raumschiff Promet, Science Fiction und Kleinverlage
Zauberspiegel
: Ich habe schon sehr früh in die Science Fiction reingeschnuppert. Mein Vater war ein begeisterter Leser dieses Genres. Schon als Kind hatte ich jederzeit Zugriff auf verschiedenste Heftromane und Taschenbücher im großen Umfang. Das habe ich dann natürlich auch gelesen. Betrachtet man es genau, spielen wahrscheinlich noch wesentlich mehr Aspekte mit ein. Meine Lieblingsgames auf dem Atari 2600 (und das ist schon verdammt lange her) waren definitiv die Weltraumshooter gewesen. Während andere Mädels mit Barbies spielten, fand ich eben die Galaxy Rangers toll. Technik an sich hat mich schon immer begeistert. Ich bin aufgewachsen mit Captain Kirk und Mister Spock, Ataris “Cosmic Ark” und einer Menge an Büchern mit der Thematik. Der Science Fiction war ich daher noch nie abgeneigt, es fühlt sich eher heimisch an. Da könnten die Publikumsverlage ruhig auch wieder etwas mehr Begeisterung an den Tag legen. Aber abgesehen davon ist das Fantasy Genre auch nicht gerade unspannend für mich.
: Da ist natürlich das gute, alte “Raumschiff Enterprise”. Auch “Babylon 5” fand ich hinsichtlich der epischen Storyline über fünf Staffeln sehr spannend. Das sind Serien, die mich sicherlich beeinflusst haben. Wo nicht nur pure Action im Vordergund steht, sondern auch das Menschliche nicht zu kurz kommt. Was ich alles gelesen habe, da müsste ich lange nachdenken ... hier stehen jedenfalls eine Menge Romane aus der guten, alten Heyne-SF-Reihe. Der Autor, der mich allerdings am meisten beeinflusst hat (ich hoffe, das klingt nicht zu vermessen), ist Thomas Mann mit seinem "Doktor Faustus". Das hat zwar nichts mit SF zu tun, aber ich fand diesen Roman so genial, dass ich danach erst recht schreiben wollte.
: Das ist nicht auszuschließen. Im Fantasy- und Gruselbereich fühle ich mich auch sehr wohl und habe auch eigene Projekte in der Planung. Für den Verlag Torsten Low schreiben mein Lebensgefährte Alfred Wallon und ich zusammen einen Endzeit-SF-Horror-Roman, der 2015 erscheint. Was Krimis betrifft, ist mir persönlich allerdings zu viel an “echter” Realität im Spiel.
: Die alten Romanhefte aus dem Astroverlag kenne ich nur von Bildern und Artikeln. Ich muss zugeben, meinen Vater einen Vormittag damit im Keller beschäftigt gehalten zu haben, seine Sammlungen durchzusehen, aber auch er hatte tasächlich keine Originale mehr vorliegen. Allerdings hatte mir der Blitz-Verlag alle Classic-Bände als Datei zur Verfügung gestellt. Die habe ich sehr genau studiert. Das ist auch notwendig, um Charaktere und Storyline authentisch darzustellen und das große Ganze im Auge zu behalten. Für die Fortschreibungen "Neue Abenteuer", "Raumschiff Titan" und "Star Voyager" sind andere Autorenteams zuständig – ich wünsche ihnen hiermit genauso viel Spaß beim Schreiben, wie ich ihn habe –, wobei mir momentan die Zeit fehlt, mich zusätzlich auch dort einzulesen (was nicht heißt, dass ich nicht schon einen Stapel der Romane hier habe). Jedenfalls bin ich gewappnet. Raumschiff Promet liegt mir wirklich am Herzen.
: Es ist jedenfalls eine andere Art von Herausforderung. Ich denke, man benötigt vielleicht sogar etwas mehr Einfühlungsvermögen, um die Charaktere so darzustellen, wie es ihnen jemand anders bereits "in die Wiege" gelegt hat. Dafür hat man aber auch schon einen roten Faden, dem man folgen kann, was ja kein Nachteil ist. Die Crew der Promet ist nun aber auch ein unglaublich sympathischer Haufen. Da macht das auch richtig Spaß, mit den Charakteren zu arbeiten.
: Da ich aufgrund des Titels "Dunkle Energie" natürlich sehr gut in der Materie drin bin, hat es sich schlichtweg so ergeben, dass ich auch gleich den Nachfolgeband übernehme. Das sind also rein pragmatische Gründe. Natürlich gefällt es mir auch ungemein, dass ich gleich weiterschreiben konnte, wo ich aufgehört hatte.
: Die Charaktere sind mir wirklich alle sehr sympathisch und dementsprechend bekommen sie natürlich jeder für sich entsprechend Beachtung. Vivien Raid ist aus meiner Sicht eine junge Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt und definitiv ihren Mann steht. So wird sie auch dargestellt. Ich weiß natürlich, dass die Fans des Originals noch andere Aspekte dieser Figur gerne sehen, die zu damaligen Zeiten herausragend waren hinsichtlich der Zeichnung eines weiblichen Seriencharakters. Ich denke, diese Art der Aufmerksamkeit bezüglich ihrer "Offenheit" würde in unserem Jetzt unter Berücksichtigung des gesellschaftlichen Kontexts nicht mehr dieselbe Wirkung erzielen. Vivien Raid ist und bleibt aber definitiv ein Charakter, der immer für Wind auf der Kommandozentrale der Promet sorgt. Weiterhin wird es aber auch eine zusätzliche Storyline mit neuen Charakteren geben. So unter anderem Leslie Stewart, eine skrupellose Spionin, die dem Leser ein paar Bände länger erhalten bleibt. Ich bin gespannt, wie dieser Charakter bei den männlichen Lesern ankommt.
: Mit Oliver Müller stehe ich regelmäßig in Kontakt, da wir uns natürlich hinsichtlich diverser Details absprechen wollten und wollen. Gerade, wenn man beispielsweise parallel schreibt, ist das unglaublich wichtig, damit es nicht zu Folgefehlern kommt. Es macht Spaß und führt oft auch zu neuen Ideen und Ansätzen. Auch mit kommenden Autoren bin ich dahingehend im Austausch.
: Ja, das ist richtig, der Roman in der Retro SF-Reihe ist im Grunde genommen das genaue Gegenteil von Raumschiff Promet. Aber gerade das ist eine klasse Sache. Was Retroelemente betrifft, ist man jedenfalls ständig in einer gewissen Übung, man steckt also in einer Art "Retroflow". Was bei dem einen zu viel, ist vielleicht beim anderen noch zu wenig. Das hat seinen ganz besonderen Reiz. Und es ist dann natürlich auch wieder etwas ganz Schönes, seine eigenen Ideen zu entwickeln. Alles zusammengenommen eine große Menge Spaß, der sich wunderbar ergänzt, gerade weil es so unterschiedlich ist – und eben auch irgendwie nicht.
: "Das Vermächtnis des Arun" wird eine klassische Retro SF-Story. Neben Spannung und genretypischen Actionelementen wird die Entwicklung des Hauptcharakters ein ganz wichtiger Aspekt des Romans sein. Das Titelbild gibt insgesamt schon recht viel Aufschluss über den Inhalt. Mehr möchte ich daher auch gar nicht verraten. Aber ich freue mich schon riesig aufs Schreiben.
: Die Arbeit mit Kleinverlagen gefällt mir unglaublich gut. Die Stimmung ist sehr familiär und unkompliziert, es wird sich Zeit genommen, auf Ideen und Ansätze eingegangen und man erhält zeitnah wirklich immer eine nette Antwort. Es ist richtig toll. Ich kann nicht leugnen, dass mein Lebensgefährte Alfred Wallon mich auf diese beiden Verlage hingewiesen hat, da er selbst Autor dort ist. Aber letztendlich habe ich mich ganz klassisch beworben, wie jeder andere Autor auch – mit Textproben, die eingehend geprüft und als gut befunden wurden. Da ich bisher noch nicht mit einer Veröffentlichung in Erscheinung getreten bin, ist das auch genau der richtige Weg.
: Mit Alfred Wallon wird 2014 noch "Das Netz der Vernichtung" erscheinen, ein weiterer Roman aus der Retro SF-Reihe für den Verlag Peter Hopf. Abgesehen davon habe ich noch einige persönliche Projekte im fortgeschrittenen Stadium der Entwicklung, die sicherlich zu gegebener Zeit das Licht der Welt erblicken. Damit ist das Pensum für 2014 erst einmal gut befüllt.
Ich bedanke mich für die Gelegenheit des Interviews und wünsche viel Spaß beim Lesen!
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