... Lukas Trabert über Aufmerksamskeitsökonomie, kostenlose eBooks, schenken und kaufen
... Lukas Trabert ...
... über Aufmerksamskeitsökonomie, kostenlose eBooks, schenken und kaufen
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: In dieser Entscheidung sind wir der Grundidee der Aufmerksamkeitsökonomie gefolgt. Demnach zielt dieses Angebot darauf ab, zusätzliche Aufmerksamkeit für unsere Romane zu schaffen. Wir sprechen neue Leser und Leserinnen an, die so erstmals von den Büchern erfahren. Da zur Zeit praktisch niemand einen umfangreichen Roman am Bildschirm oder auf einem Lesegerät lesen wird, dient das Angebot dem Kennenlernen und Hineinschnuppern. Wir sind überzeugt, dass wir dadurch kein Buch weniger verkaufen, ganz im Gegenteil.
Auf die Idee sind ja auch schon andere gekommen: Autoren wie Paulo Coelho oder Cory Doctorow haben ihre Bücher bereits als kostenlose eBooks angeboten.
: Auf der Knecht-Homepage gibt es die Bücher ohne Registrierung. Im HerderShop24.de ist eine Registrierung notwendig.
: Nein, unsere eBook Strategie nimmt Rücksicht auf die Vielfältigkeit unseres Programms. eBooks der Verlage Herder und Kreuz sind seit der Frankfurter Buchmesse 2008 im HerderShop24.de zu kaufen. Die Preise betragen zwischen 1,19 und 70% des Ladenpreises eines gedruckten Buches. Aber auch in diesem Bereich gibt es Aktionen: Während der Buchmesse und für zwei weitere Wochen haben wir das eBook Ich träume deutsch von Nilgün Tasman für 0 zum Download angeboten.
: Auf absehbare Zeit wird es hier unterschiedliche Entwicklungen für verschiedene Genres geben. Während Nachschlagewerke, Bücher mit vielen kurzen Texten zu konkreten Fragen (z.B. Kochbücher oder Ratgeber) oder wissenschaftliche Literatur immer mehr im Internet gelesen werden, wird es für andere Genres Romane und Sachbücher, Kunstbücher und Geschenkbücher etc. noch lange dauern, bis das eBook eine weite Verbreitung findet.
Das hat verschiedene Gründe: Ältere Leserinnen und Leser haben einfach andere Gewohnheiten. Noch gibt es viele wichtige Bücher nicht als eBook, und auch die hohen Preise für eBook-Reader sind ein Hindernis. Zudem noch unklar ist, welcher technische Standard sich durchsetzen wird. Von den heutigen Jugendlichen werden sicherlich nicht wenige eBooks lesen, manche vielleicht auch auf dem Handy, aber japanische Verhältnisse wird es gleichwohl nicht so schnell in Deutschland geben. Folgewirkungen für die Buchverlage wird haben, was im Bereich der Zeitungen und Zeitschriften kommen wird, und hier ist in Richtung individuell akzentuierter Tageszeitung, die morgens auf mein Lesegerät eingespielt wird, einiges denkbar. Solche Angebote könnten in zehn Jahren schon einen gewissen Marktanteil haben.
: Wir werden bis auf weiteres vor allem gedruckte Bücher anbieten. Das eBook ist dazu eine Ergänzung. Mischformen gibt es schon lange: Der Verlag Herder bietet schon seit vielen Jahren gedruckte Bücher mit CDs an, wo man Inhalte in elektronischer Form finden kann. Ein Beispiel aus dem neusten Programm ist Herders Neues Bibellexikon.
Print on Demand (PoD) wird eine Rolle bei nicht mehr lieferbaren Titeln spielen. Es ist eine alternative Art neben eBooks nicht mehr verfügbare Bücher, deren Nachdruck sich nicht rechnet, wieder zugänglich zu machen. PoD ist auch interessant für Bücher, die sonst sehr kleine Auflagen hätten. Diese Titel kann man als eBook + PoD anbieten.
Das kostenlose Buch oder das Buch gegen eine geringe Schutzgebühr per Print on Demand zum eBook ist wirtschaftlich nicht gut vorstellbar. Wovon sollten die Verlage dann leben? Wenn eBooks wesentlich günstiger sind als gedruckte Bücher und insgesamt in Zukunft noch weniger gelesen wird als heute, sehen wir nicht, wie die jetzige Verlagsvielfalt, für die ja gerade die vielen kleinen Verlage entscheidend sind, auch nur annähernd erhalten werden kann. Zudem werden ja viele Bücher verschenkt. Gerade im Hinblick auf das Schenken bietet das eBook längst nicht die gleichen Möglichkeiten wie das gedruckte Buch. Das gilt auch für die sinnliche Seite. Als einzelnes Ding, mit dem ich umgehe, als Gegenstand, der eine eigene Geschichte hat, die mit meiner Geschichte zusammenhängt, ist das bisherige besondere Buch (natürlich nicht alle, die man im Regal stehen hat, aber doch nicht wenige) von einer Qualität, die herunterladbare Dateien niemals haben werden.
Es ist noch zu früh einzuschätzen, wie die Verlagsbranche in Deutschland auf eBooks reagieren wird. Zur Zeit testen einige Verlage neue Geschäftsmodelle. Wir sind der Meinung, dass man in diesem Bereich verschiedene Möglichkeiten ausprobieren sollte.
: Insgesamt wird es in fünf oder zehn Jahren sicherlich weniger Buchhandlungen geben als jetzt. Kleinere Buchhandlungen wird es weiterhin geben, wenn sie besondere Kompetenz und persönliche Beratung bieten, verknüpft mit anregender Atmosphäre. Große Buchhandlungen werden zunehmend zu Media-Kaufhäusern werden. Wenn man von Deutschland nach Westen oder nach Osten blickt, sieht man sowohl in Frankreich als auch in Polen große Kaufhäuser mit Büchern, Musik, Filmen, Multimedia und Videospielen. Hier kauft man nicht nur Bücher, es sind auch Kulturzentren: Man kann Tickets für Veranstaltungen kaufen, wechselnde Veranstaltungen an Ort und Stelle besuchen, Bücher und Zeitungen bei einer Tasse Kaffee lesen. Und neben dem Bierzapfhahn gibt es dort in Zukunft vielleicht auch eine Bücherzapfsäule.
: Wir verzichten bewusst auf DRM. Es gibt alternative Schutzmaßnahmen: digitales Wasserzeichen, aber auch attraktive Preisgestaltung. Die meisten Kunden werden lieber ein eBook in einem Onlineshop kaufen, wenn es günstig ist, als ein eBook aus einer illegalen Quelle zu beziehen.