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... Hubert Straßl über Terra Fantasy

Hubert Strassl... Hubert Straßl ...
... über Terra Fantasy

Hubert Straßl, der dem Fan wohl eher unter seinem Pseudonym Hugh Walker ein Begriff ist, hat über die Jahre nicht nur ausgezeichnete Horror Romane geschrieben, sondern mit Magira auch seine ganz eigene Fantasy-Welt erschaffen. Was heute kaum mehr einer weiss ist aber, dass er für VPM, damals den Pabel Verlag, die Taschenbuchreihe Terra Fantasy zusammenstellte, herausgab und jeweils mit einer kundigen Einleitung versah.


Um diese den Deutschen Fantasy Markt wegweisend beeinflussende Reihe ging es in folgendem, per Mail geführten Gespräch.

Zauberspiegel
: Wie kam es dazu, dass Du, damals ja in erster Linie im Bereich des Gruselromans unterwegs, von Pabel beauftragt wurdest, die TB Reihe Terra Fantasy herauszugeben.

Hubert Straßl: Na ja, meine Horror-Zeit war da schon weitgehend vorüber. Wir hatten ja schon die DRAGON Serie fast hinter uns, und ich war für die Redaktion sowas wie der Fantasy Spezialist geworden. Da war es nur natürlich, dass sie sich mit dem Projekt an mich wandte.
 
Zauberspiegel: Gab es hier direkte Vorgaben, was Inhalte und Umfang betraf?
Hubert Straßl: Nein, über den Inhalt gabs keine Vorgaben. Über den Umfang schon. Es war halt das unveränderliche Pabelsche Taschenbuchformat, und wir mussten bedauerlicherweise am Anfang viel kürzen. Ich hab mich bemüht, auch kürzeres Material zu erwerben, oder Anthologien und Kurzgeschichtensammlungen (etwa Howard), wo eine weniger schmerzhafte Form der Kürzung möglich war, nämlich Sachen wegzulassen.
 
Zauberspiegel: Jeder Band wurde von Dir sachkundig mit einem begleitenden Vorwort eingeleitet - war das eine Idee des Verlages oder von Dir, wie hast Du die Einordnung des Titels in die Fantasy damals vorgenommen?
Hubert Straßl: Ja, das mit dem Vorwort war meine Idee, wenn ich mich recht erinnere, und ich stieß damit auf offene Ohren. Im Grunde war ich offen für jede Art der Phantastik, wenn sie nicht der Science Fiction zuzuordnen war. Aber natürlich war zu der Zeit in USA die Sword & Sorcery der Renner, und Heynes CONAN-Bände zogen ja schon eine deutliche Spur durch den deutschen TB-Markt.
 
Zauberspiegel: Ich hörte munkeln, dass Du Material, das der Verlag für eine andere Reihen bereits eingekauft hatte (eine Robert E. Howard Reihe war ebenso vorgesehen wie eine Andre Norton Edition - letztere wurde später dann teilweise an den Markt gebracht) „aufs Auge gedrückt bekommen hast, das Du bringen musstest. Inwieweit hat das Dich in Deiner Auswahl an Titeln eingeschränkt? Warum kam es damals nicht zu der Howard Edition?
Hubert Straßl: Ja, am Anfang bekam ich einen Stapel von Büchern, die schon eingekauft worden waren, etwa Moorcock und Norton, aber sie passten ohnehin gut ins Konzept der Reihe, sie mussten halt nur gekürzt werden. Im letzten Drittel landeten dann die bereits für eine eigene Howard-Reihe eingekauften und schon übersetzten Howard-Titel als Manuskripte bei mir, mit der Aufforderung, sie einzuplanen, obgleich sie wenig mit Fantasy zu tun hatten, sondern mehr historische Abenteuergeschichten waren.

Zauberspiegel: Manche der Romane waren ja gekürzt - gab es da Probleme mit Beschwerden von Autoren - ich hörte von einem etwas säuerlich reagierenden Moorcock?
Hubert Straßl: Ja, ich hörte, dass sich Moorcock beim Verlag beschwerte, aber ich erfuhr auch nichts Genaues. Es war ja in der SF auch nicht anders. Die TB-Reihen waren alle einheitlich lang. Es hatte etwas mit dem Vertriebssystem zu tun. Entscheidungen dieser Art wurden natürlich nicht in der Redaktion, sondern in anderen Büros getroffen.
 
Zauberspiegel: Später wurden umfangreichere Titel für die Übersetzung dann aufgeplittet - ein Vorgang, der heute gang und gebe ist, bei Abe Merritt damals zu Kritik führte. Wie reagierte der Verlag darauf?
Hubert Straßl: Die Merritt-Romane waren sehr umfangreich. Die Splittung war ein Vorschlag, der aus irgend einem Grund in den oberen Etagen nicht auf taube Ohren stieß. (Vielleicht, weil Michael Moorcock sich beschwert hatte??) Es kamen ja nicht viel später dann die Taschenbücher mit variabler Länge. Ich war jedenfalls heilfroh, denn als Merritt-Fan wollte ich natürlich seine Romane unbedingt in der Reihe haben. Wir haben dann ja auch einige dicke Anthologien gesplittet.
 
Zauberspiegel: Die farbenprächtigen Umschlagbilder waren ein Magnet der Reihe im Zeitschriften- und Buchhandel. Wer hat diese Cover ausgewählt, inwieweit konntest Du hier Einfluss nehmen, dass das Bild auch zum Inhalt des Romans passte?
Hubert Straßl: Nein, auf die Cover hatte ich keinen Einfluss. Die wurden bei Agenturen eingekauft. Den einen oder anderen Graphiker hab ich ihnen ans Herz gelegt. Und aus dem Fantasy Club hab ich versucht, den einen oder anderen unterzubringen. Angelo Boog zum Beispiel. Jemand achtete dann wohl darauf, dass das Cover ungefähr zum Inhalt passte.
 
Zauberspiegel: Was waren die Top-Seller der Reihe und warum?
Und welche Titel verkauften sich nicht so toll?
Hubert Straßl: Auch hierzu kann ich gar nichts sagen. Ich bekam nie Zahlen zu Gesicht. Mir wurde aber auch nie gesagt, nehmen Sie den oder den Autor nicht mehr.
 
Zauberspiegel: Anders, als in den anderen Reihen des Verlages tummelten sich mit Ausnahme eines Hubert Straßl nur englischsprachige Autoren in der Reihe - gab es damals keine Überlegungen eine deutschsprachige Fantasy zu etablieren, junge Talente aus FOLLOW hier auch eine Bühne zu geben?
Hubert Straßl: Na ja, in Follow gabs noch keine professionellen Talente. Und der Verlag machte ja genügend Fantasy für seine Autoren. Da war erst DRAGON, und als Terra Fantasy eingestellt wurde (warum, weiß ich nicht, es lief ja bereits auch als Nachdruck), kam ja schon MYTHOR. Ernst Vlcek ist glaub ich der einzige deutsche Autor, den ich in einer Anthologie unterbrachte.
 
Zauberspiegel: Anthologien verkaufen sich bekanntermassen schlechter als Romane - trotzdem gab es einige Titel mit Kurzgeschichten. Wie liefen diese, hast Du hier die US-Ausgaben eins zu eins umgesetzt, oder eine Auswahl getroffen?
Hubert Straßl: Die Anthologien waren einmal recht brauchbar, weil kein Text gekürzt werden musste, und zum anderen, weil damit neue Autoren vorgestellt werden konnten. Aber über den Verkauf weiß ich nichts, wie gesagt.
 
Zauberspiegel: Mit Terra Fantasy wart ihr zunächst zusammen mit Heyne, die Conan, Leiber Graue Mausling und Burroughs im Programm hatten allein auf weiter Flur. Habt ihr hier Türen aufstossen müssen, gab es eine Konkurrenz mit Heyne, später Goldmann und Lübbe um Zyklen - ich denke da an Moorcock, der zu Bastei-Lübbe wechselte, de Camp landete bei Heyne …?
Hubert Straßl: Damit bist Du bei mir auch an der falschen Adresse. Ich hatte keine größeren Einsichten in die Verlage.
 
Zauberspiegel: Für welche Romane musstest Du Dich besonders einsetzen, was war Dir einen Kampf gegen und mit den Verlagsoberen wert (John  Jakes TOLLE TAGE IN ATLANTIS / Brak, der Barbar?)?
Hubert Straßl: Ja, einige Howard-Sachen und der Merritt lagen mir schon auf dem Herzen. Ich hatte als Fantasy-Fan, der damals halt die englischen Originale verschlang, ganz klar meine Lieblingsautoren und –romane, aber ich musste bei Terra Fantasy nie um den Inhalt kämpfen. Das einzige, wo ich nicht locker gelassen habe, war der stete Hilferuf um längere TBs. Es war eine lockere, sehr angenehme Zusammenarbeit mit Herrn Bernhardt und Herrn Schelwokat, und nicht zu vergessen, Frau Illfeld, die sich um Verträge und Materialeinkauf kümmerte, und die übrigens die VAMPIR Heftreiche redaktionell betreute.
 
Zauberspiegel: Wie reagierten die ausländischen Autoren auf die Reihe - mal abgesehen von den Kürzungen?
Hubert Straßl: Sorry, auch hierzu hab ich keine Informationen.
 Ich hoffe, das hilft Dir weiter.
 
Zauberspiegel: Da fielen mir noch so einige Fragen ein ...
Hubert Straßl: Nur immer zu ...
Beste Grüße, Hugh

Carsten Kuhr

 

Die Fragen für den Zauberspiegel stellte Carsten Kuhr

Kommentare  

#1 AARN MUNRO 2016-05-30 12:44
...ich glaube, ganz so kann man das nicht stehenlassen...im FOLLOW gab es auch damals, als TF erschien, schon so drei bis fünf Fanautoren, die professionell hätten schreiben können, wie viele gute Stories in MAGIRA und auch FOLLOW (dem Fanzine) zeigten. Auch Eva Eppers z.B. hat ja später professionell veröffentlicht und kam über den FOLLOW dazu.
Leider habe ich alle TF bei einem Umzug verkaufen müssen, nur die vom Hubert habe ich behalten: die ganze Serie "...der Finsternis". Lustig waren immer die Realkopplungen zur Schreibe...wenn die Götter wieder die Felder verschoben...der arme Frankari...mein Buchhändler hat aber noch dreißig Stück...vielleicht sollte ich die mal wieder holen...
#2 Thomas Mühlbauer 2016-05-30 12:55
An einen Admin, und auch nur der Vollständigkeit halber: Korrekt schreibt man "Herrn Walker" Straßl.

Harantor sagt: Korrekt, aber auch das "ss" ist verbreitet. Aber richtig, das "ß" soll den Vorzug haben
#3 Torshavn 2016-05-31 06:59
Danke für die Erinnerung an Terra Fantasy. Aber wirklich Neues bietet das Interview ja nicht. Schade eigentlich.
#4 Heiko Langhans 2016-05-31 07:47
Terra Fantasy ist einflussreicher gewesen als man glauben könnte. Die Reihe hatte auch (wie alle in den siebziger Jahren) den Vorteil, aus dem Vollen schöpfen zu können - mit den genannten formatbedingten Einschränkungen gab es Zugriff auf über fünfzig Jahre Story-Material, vieles davon haltbare Klassiker.
Der Hexenwelt-Zyklus würde in geschickt zusammengestellten Sammelbänden wohl auch heute noch sein Publikum finden ....
#5 AARN MUNRO 2016-05-31 09:30
zitiere Heiko Langhans:

Der Hexenwelt-Zyklus würde in geschickt zusammengestellten Sammelbänden wohl auch heute noch sein Publikum finden ....




Stimme zu.Diese Bände kann man auch heute noch überzeugend nebeneinanderstellen...was nicht für jeden Band gilt...Kurzgeschichtenbände kauften wir, lasen sie aber erst einmal nicht...Romane zogen mehr...da war viel Phantastikflair drin in den ersten 30-40 Büchern..später ließ das Gefühl leider etwas nach...aber die Titelbilder waren immer gut, Innenillus oft von Pierangelo Boog, Virgil Finlay, Titelbilder z.B. Frazetta, Vallejo, Rowena...u.a.Vielleicht ist die Erinnerung aber auch nur die verklärte Nostalgie des "Altlesers" heute gegenüber dem 16jährigen damals... ;-)
#6 Andreas Decker 2016-05-31 09:42
Was macht eigentlich Frau Illfeld?
Wenn man das Bild zusammensetzt, scheint sie doch DER Dreh-und Angelpunkt gewesen sein, was die phantastischen Sparten von Pabel anging.

zitiere AARN MUNRO:
Vielleicht ist die Erinnerung aber auch nur die verklärte Nostalgie des "Altlesers" heute gegenüber dem 16jährigen damals... ;-)


Nein. Die Qualität der Titelbilder war einen Quantensprung weit weg von der heutigen Gestaltung. 80% der heutigen Produktion wäre da nicht durch die Qualitätskontrolle gekommen. Von dem Ebookschrott ganz zu schweigen.

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