... Lucy Guth über Maddrax, Michelle Stern und die Brüder Grimm
... Lucy Guth ...
... über Maddrax, Michelle Stern und die Brüder Grimm
: Die Beschreibung gefällt mir ziemlich gut. In der Aufzählung fehlt allerdings mein Interesse für Science Fiction, die ich schon seit meiner Grundschulzeit lese. Hauptberuflich bin ich Lokal-Journalistin, und ich liebe diesen Beruf wirklich sehr. Das Schreiben ist (noch) eher mein Hobby, auch wenn ich gerne mehr Zeit dafür hätte. Und dann gibt es ja auch noch meine Familie, die auch nicht zu kurz kommen darf.
Geschrieben habe ich zu diesem Zeitpunkt ja schon, aber eben historische Romane. Heftromane habe ich damals nur gelesen. Eine Studienfreundin von mir, viele werden sie unter dem Namen Michelle Stern kennen, kam damals auf mich zu und fragte, ob ich Lust hätte, mit ihr zusammen einen Maddrax-Roman zu schreiben. Ich fand die Idee sehr spannend. Ich kannte Maddrax zwar nicht so gut, war aber von der Geschichte fasziniert. Es machte mir sofort Spaß, auch wenn das Arbeiten ganz anders war, als ich es kannte. Als Michelle wenig später ihren Platz als Stammautorin aufgab, um zu Perry Rhodan zu wechseln, bin ich sozusagen nachgerutscht und freue mich heute noch darüber. Für mich ist das auch kein Gegensatz zum Beruf des Journalisten. Gerade wenn man den Tag über brottrockene und faktenbasierte Texte über die Haushaltsinvestitionen einer Kleinstadt geschrieben hat, ist es doch toll, abends seine Fantasie spielen zu lassen . :
Mich hat von Anfang an die Vielfältigkeit der Möglichkeiten fasziniert: Durch den Genre-Mix aus Science-Fiction, Horror und Fantasy stehen einem Autor so viele Türen offen, und ich denke, genau das macht auch den Reiz für den Leser aus: Er darf bei jeder Ausgabe gespannt sein, in welche Richtung es dieses Mal geht. Ich fand zum Beispiel die Zeitreise-Romane toll – da hätte ich gerne einen geschrieben, aber da war ich leider etwas zu spät dran … :
Jein. Einerseits hatte für mich gerade das bisherige Spiel, die bekannte Erde zu verfremden, seinen besonderen Reiz – und natürlich geht es momentan durch den neuen Zyklus in eine andere Richtung. Das fand ich zunächst etwas schade, aber wir kehren ja auch zur Erde zurück. Zum Beispiel durfte ich beim Doppelband „Das Schwarze Haus/Hinter dem Spiegel" einen, wenn auch virtuellen, Ausflug auf die Erde wagen – und konnte noch mehr als gewöhnlich mit den Möglichkeiten spielen. :
Andererseits sind der Kreativität in diesem neuen Zyklus fast keine Grenzen mehr gesetzt – geht nicht, gibt’s nicht. Es macht einfach Spaß, beim Entwickeln eines Exposees herumspinnen zu können. Trotzdem muss man ja die bisherige Geschichte im Kopf behalten, also bleibt einem als neuer Autor trotz des neuen Settings Recherche nicht erspart. Das finde ich aber nicht schlimm, es ist eine Herausforderung.
Sehr viel, würde ich sagen. Ich bin mit Märchen aufgewachsen, die Brüder Grimm sind in Hanau geboren, wo ich zur Schule gegangen bin. An der Uni waren Märchen Thema meiner mündlichen Abschlussprüfung. Als Journalistin habe ich in Steinau gearbeitet, wo die Grimms aufwuchsen und es ein wunderschönes Museum gibt, so entstand auch die Idee zu meinem zweiten historischen Roman. Als der Auftrag für den Maddrax-Band kam, der in China spielen sollte, ist bei mir sofort die Idee entstanden, dass irgendwo in China die Märchen und ihre Erzähler als eine Art Gottheit angebetet werden könnten - schließlich bringen die Asiaten schon heute den Grimms große Verehrung entgegen. Der Roman hat einen Heidenspaß gemacht , Übrigens ist er sogar im Steinauer Museum in einer Vitrine verewigt – welcher Heftroman-Autor kann so etwas schon von sich behaupten? :
Am Anfang eines Exposees steht immer ein Brainstorming – manchmal mit Mad Mike zusammen, manchmal mache ich mir auch erst einmal für mich selbst Gedanken. In diesem Fall hatte ich verschiedene Ideen entwickelt. Eine davon basierte darauf, dass zu diesem Zeitpunkt gerade das Dschungelcamp im Fernsehen lief und die Debatte um die dortigen Ekelprüfungen im Gange war. Was für uns Europäer eklig ist, ist für andere Völker oft eine Spezialität. Das brachte mich darauf, dass außerirdische Lebensformen bestimmt noch ganz andere Sachen gerne essen. Ein Schmelztiegel wie Toxx bot sich natürlich dafür an, diese Idee bis ins Exzessive auszureizen und das Ganze sogar noch mit einer Art „Dschungelprüfung" zu garnieren. Ich schlug diese Idee Mike vor, und der fand sie verrückt und abgedreht – also perfekt geeignet für Maddrax. :
Ein bißchen nervös war ich deswegen schon. Aber ich wurde ja schon früh mit einem Roman über Quart’ol ins kalte Hydriten-Wasser geworfen und hatte somit schon einmal Erfahrung darin gesammelt, mit einem Leser-Liebling konfrontiert zu sein. Smythe ist natürlich etwas Besonderes, ein Lieblingsbösewicht vieler Leser. Ich habe viel für den Roman recherchiert und hoffe, dass ich ihn ganz gut erfasst und getroffen habe. Ich mag Smythe und hoffe, dass er bald wieder Thema eines Romanes ist, den ich schreiben darf – ich habe eine Vorliebe für verrückte Bösewichte. :
Ich hoffe mal, dass Mike für mich noch ein bißchen was zu tun hat. In diesem Jahr wird es noch mindestens zwei Romane von mir geben, einen habe ich gerade fertig geschrieben, für den anderen entwickeln wir derzeit das Exposee. Der Zyklus hat noch einige spannende Welten zu bieten. :
Vorstellen kann ich mir das schon – wenn mich jemand fragt und das Thema passt… :
Um genau zu sein, sind die Bücher unter meinem Mädchennamen erschienen; mittlerweile trage ich einen Doppelnamen (etwas, das ich vor 20 Jahren niemals für möglich gehalten hätte…) Den Fantasyroman habe ich verfasst, als ich in der Endphase meines Studiums steckte. Ich habe meine Abschlussarbeit über Fantasy geschrieben und wollte mit dem Roman eine klassische Heldenreise mit typischen Fantasyelementen ausprobieren: Eine junge Bardin geht auf eine Reise, um die Welt zu retten und zu sich selbst zu finden. :
Witzigerweise haben Michelle Stern und ich uns damals gegenseitig angestachelt, einen Roman zu schreiben und bei einem Wettbewerb einzureichen. Ich weiß gar nicht, ob sie das damals letztendlich auch gemacht hat… Mein Roman lag jedenfalls dann erst einmal in der Schublade, bis zu dem Radiowettbewerb. Mein heutiger Mann hat damals den Roman ohne mein Wissen eingereicht, und ein paar Wochen später kam dann der Anruf, dass „Das ewige Lied" tatsächlich ausgewählt wurde. Es erschien dann bei Books und demand, wo es ein paar Jahre auch verlegt wurde. Als ich mit meinen historischen Romanen im Frankfurter Mainbook-Verlag eine Heimat fand, holte ich mir die Rechte zurück und der Roman erschien dort zunächst als E-Book. Ab Mai ist er wieder als Print zu haben.
Es ist eine Zeitreise-Geschichte, in der die (moderne) Heldin sich plötzlich im 18. Jahrhundert wiederfindet und, in beiden Büchern, mit Mordfällen konfrontiert sieht. Im ersten Teil geht es um die Zeit, in der die Franzosen nach der Revolution Teile von Deutschland überrannt haben, im zweiten Teil spielen die Kindheit der Brüder Grimm und die Spessarträuber eine Rolle. Der dritte Teil ist derzeit in Arbeit und wird sich mit einem sehr dunklen Kapitel der Geschichte befassen. Lokalkrimis sind groß im Trend – historische Lokalkrimis gibt es da schon weniger, das fand ich sehr spannend. Vor allem, weil die Region, in der ich lebe, wirklich faszinierende Geschichten zu bieten hat. :
Projekte und Ideen gibt es einige. Aber zunächst einmal stehen in diesem Jahr noch weitere Maddrax-Romane und, sofern ich fertig werde, der dritte Teil der Kinzigtal-Trilogie auf dem Programm, der „Fratzenstein" heißen wird. :
Bibliografie:
Lucy Guth
Tanja Bruske
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