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... Roderich Haug über »Karl Mays Magischer Orient«

Roderich Haug... Roderich Haug ...
... über »Karl Mays Magischer Orient«

Der Karl-May-Verlag schreitet seit letztem Herbst auf "Phantastischen Pfaden". Die neue Reihe Karl Mays Magischer Orient verknüpft geschickt Figuren und Schauplätze aus Karl Mays klassischen Bänden mit Elementen aus 1001 Nacht.

Der Lektor Roderich Haug ist so freundlich in Absprache mit dem Verleger einige Fragen dazu zu beantworten.


Roderich HaugZauberspiegel: Der Karl-May-Verlag ist seit Jahrzehnten eine feste Größe in der deutschen Verlagslandschaft. Kerngeschäft ist und war dabei immer das Werk Karl Mays. Welche Erwartungen verbindet der Verlag jetzt mit "Karl Mays Magischer Orient"?
Roderich Haug: Natürlich haben wir erst mal die Erwartung, die jeder Verlag mit so einem ambitionierten Projekt hegen wird: Leser finden, unterhalten, begeistern. Und damit auch eine länger laufende Serie mit Karl-May-Pastichen zu etablieren, die die Potenz der Figuren ausschöpft, immer wieder neu erzählt zu werden, ähnlich wie dies ja bei Doyles Sherlock Holmes und seinen zahlreichen (literarischen und filmischen) Re-Inkarnationen schon seit Längerem der Fall ist.
Und zudem wäre der Nebeneffekt, dass mancher noch ganz May-unkundige Leser hierbei auch Lust bekommt, die „echten" Mays zu lesen und daran Gefallen findet, auch nicht ganz unerwünscht.
 
Zauberspiegel: Als Herausgeber von "Karl Mays Magischer Orient" wird Thomas Le Blanc genannt. Steht er allein hinter dem Projekt oder gibt es eine Art Team?
Roderich Haug: Die Projektidee wurde von Herrn Le Blanc, der sich ja schon geraume Zeit mit dem Thema phantastischer Motive in den Erzählungen Karl Mays befasst, an den Karl-May-Verlag herangetragen. – Die Grundrichtung der ersten vier Romane und schon relativ viele Details des ersten Bandes wurden bei einem Brainstorming am 19. Mai 2015 in Wetzlar in der Phantastischen Bibliothek entwickelt, an dem neben Thomas Le Blanc und Alexander Röder noch die Autoren Monika Niehaus, Karl-Ulrich Burgdorf und Friedhelm Schneidewind sowie vom Karl-May-Verlag der Verleger Bernhard Schmid und Lektor Roderich Haug teilnahmen.

Zauberspiegel: In der Anthologie "Auf phantastischen Pfaden" gibt es nicht nur Geschichten über Kara Ben Nemsi, die im Osmanischen Reich spielen, sondern auch solche über Old Shatterhand in Amerika. Plant der Verlag analog zu "Karl Mays Magischer Orient" eine weitere Reihe " Karl Mays Magischer Westen"?
Roderich Haug: Eine zweite, sozusagen parallel laufende Reihe ist (noch) nicht geplant; was nicht heißt, dass es nicht auch mal einen im May’schen Wildwest-Universum spielenden Roman geben könnte. Wie der dann genau benannt würde, wäre noch zu überlegen. In der Anthologie AUF PHANTASTISCHEN PFADEN sind ja auch Wildwest-Geschichten enthalten, und es läuft trotzdem unter dem Oberbegriff „Magischer Orient". Der Westen bietet vielleicht mehr Vorlagen in die Horror- und/oder Grusel-Richtung – „dark and bloody grounds" heißt es ja bei May recht oft – so in der Art von Algernon Blackwoods „Der Wendigo". Auf diese Erzählung spielt ja Paul Felber mit seinem Anthologie-Beitrag direkt an; und auch Karl-Ulrich Burgdorfs „Der Frevel des Waka-teh" geht atmosphärisch in diese Richtung.

Zauberspiegel: Wird es weitere Anthologien mit Figuren aus der Welt von Karl May geben?
Roderich Haug: In Planung ist bisher noch keine, wir könnten es uns aber ganz gut vorstellen, dass gerade für solche kleineren literarischen Spiele noch jede Menge Stoff und Ideen vorhanden sind.

Zauberspiegel: Zauberspiegel: Auf wie viele Bände mit den Abenteuern um den Schut dürfen sich die Leser freuen?

Roderich Haug: Die jetzige Storyline um den wiederauferstandenen Schut und seine Brüder wird mit dem vierten Band DIE BERGE DER RACHE abgeschlossen sein.

Zauberspiegel: Werden alle Romane aus der Feder von Alexander Röder kommen?
Roderich Haug: Die ersten vier Bände verfasst Alexander Röder, danach ist durchaus auch an Romane anderer Autoren gedacht, u. a. aus der Reihe derjenigen, die auch am Anthologieband mitgewirkt haben. Der fünfte Band wird eine in sich abgeschlossene Geschichte sein, zu der mehrere Autoren einzelne Episoden beisteuern. Näheres wie Romantitel oder Namen der Beteiligten können wir aber jetzt noch nicht verraten.

Zauberspiegel: Was bringt einen Literaturwissenschaftler dazu, sich als Autor in die imaginäre Welt von Karl May zu begeben?
Roderich Haug: Das müssen Sie Herrn Röder besser selber fragen.

Zauberspiegel: In den bisherigen Bänden gibt es eine Anzahl von Intertextualitäten zu anderen populären Autoren der Phantastik wie Jules Verne. Ist das eher Zufall oder steckt dahinter eine bestimmte Absicht?
Roderich Haug: Das ist natürlich kein Zufall! Drei der bekanntesten Phantastik-Autoren, auf die sonst noch angespielt wird, sind E. A. Poe, H. P. Lovecraft, E.T.A. Hoffmann, und das sind noch lange nicht alle. Es macht dem Autor einfach Spaß, so viele intertextuelle Anknüpfungen unterzubringen und es bereitet sicher auch vielen Phantastik-beschlagenen Lesern genau so viel Freude, diese Stellen zu entdecken. Ohne dass dadurch derjenige, der sich darin nicht so detailliert auskennt, irgendetwas von der Geschichte verpassen würde.

Zauberspiegel: In jedem Band spielte bisher eine "neue" Figur eine wichtige Rolle. In Band 1 war es Djamila, in Band 2 Quendressa. Wird sich das fortsetzen und dementsprechend z.B. Abdi im dritten Band hervortreten?
Roderich Haug: Eine neue Figur von ähnlicher Bedeutung wie Djamila oder Quendressa kommt im dritten Band nicht hinzu. Tatsächlich aber gewinnt Abdi etwas mehr an Statur, zeigt neue Facetten und entwickelt sich langsam vom bloß lustigen Sidekick zum durchaus geschätzten Mitglied der Heldenrunde.

Zauberspiegel: Auffallend sind die schönen Arbeiten von Elif Siebenpfeiffer. Hat die Künstlerin eine besondere Beziehung zu Karl May?
Roderich Haug: Frau Siebenpfeiffer hat ja bisher schon ganz unterschiedliche Illustrationen gemacht, aber noch nichts rund um Karl May oder seine Helden. Da sind die Titelbilder für den „Magischen Orient" ihr Debüt. Unser Verleger Bernhard Schmid war zufällig im Internet auf Arbeiten von Frau Siebenpfeiffer gestoßen und hatte gleich die richtige Intuition, dass sie die passende Illustratorin sein könnte. Eine fleißige May-Leserin war sie allerdings schon lange, wie sie selbst berichtet:

Elif Siebenpfeifer über sich ...
»Meine Jugend war allgemein geprägt von fantastischen und abenteuerlichen Büchern und die Geschichten von Karl May hatten dabei eindeutig ihren festen Platz – und das nicht nur in geschriebener Form, denn mit einer Jugend in Schleswig-Holstein waren auch Besuche bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg eine regelmäßige Pflichtveranstaltung. Durch die frühe und auch langjährige Auseinandersetzung mit seinem Werk und dessen besonderer Atmosphäre und Erzählweise hat Karl May sicherlich auch meine Art, Geschichten zu visualisieren, beeinflusst, wenn auch eher unterbewusst. Vor der Zusammenarbeit mit dem Karl-May-Verlag hatte ich mich lang gar nicht mehr damit beschäftigt, allerdings stellte sich dann doch schnell ein Gefühl der Vertrautheit und persönlicher Nähe zum Stoff ein.«

Uwe Weiher



Die Fragen für den Zauberspiegel stellte: Uwe Weiher

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