... Thomas T.C. Franke über Ad Astra, H.G. Francis, alte und neue Charaktere
... Thomas T.C. Franke ...
.... über Ad Astra, H.G. Francis, alte und neue Charaktere
: Hallo Uwe, gerne nehme ich mir Zeit. Also ich bin Jahrgang 1957, geboren in Hannover. Bin dann mit meinen Eltern ein bisschen herumgekommen in Deutschland. Wir lebten in Bayern (Ansbach, Starnberg), bis es uns in die Nähe von Köln verschlug. Heute wohne ich in Bergisch Gladbach. Für Insider: Hier kommt Heidi Klum her... Beruflich arbeite ich bei einer Tageszeitung. Es muss 1969 gewesen sein, da bin ich erstmals an ein Perry-Rhodan-Heft gekommen. Seither ist SF-Lesen ein intensives Hobby. Gerne verschlinge ich Abenteuerliches. Ben Bova etwa oder Jack McDevitt. Auch die ersten Honor-Harrington-Romane fand ich erfrischend. Seit 2010 traue ich mich, auch eigene Werke zu schreiben, Heinz Mohlberg gab mir dazu die Chance. Das T.C. im "Mittelbau" meines Namens haben wir gewählt, weil es mindestens zwei Namensvettern gibt, die bereits als Autoren tätig waren, einer davon im SF-Bereich. Die Abkürzung T.C. steht für den Spitznamen aus meiner Zeit im Hockeytor.
Die Ursprungsserie kannte ich nicht. 2007 - fast genau vor zehn Jahren - habe ich ein Antiquariat in der Nähe gesucht. So stieß ich auf Heinz Mohlbergs Laden, mitten in Köln. Beim ersten Besuch bekam ich den damals gerade frisch erschienenen Band 1 der Neuauflage von Ad Astra - Chet Morrows Weg zu den Sternen in die Hand. Und ich habe ihn sofort gekauft. Seither bin ich Fan. :
a, wir hatten Kontakt zu H.G. Francis. Mein Exemplar von Band 1 der Mohlberg-Ausgabe trägt sogar seine Unterschrift, signiert hat er es Ende 2007 bei einer Veranstaltung in Köln. Im Anschluss haben Heinz und ich uns mit Francis unterhalten. Leider hatte er zu Chet Morrow - anders als zu Rex Corda - keine weiteren Exposés, nur ein paar Ideen. Die Serie war ja ziemlich rüde abgebrochen worden vom Verlag, Francis musste den Abschlussband schreiben, mit dem heftigen Ende. Insofern lag es an uns, die Fortsetzung mit Leben zu erfüllen. : J
2009/2010 gab es erste Ideen zur Fortsetzung, Udo Mörsch hat Kurzexposés entworfen, schrieb den zweiten Teil von Band 11, ich sollte später mit einsteigen. Seine Ideen konnte Udo aber nicht umsetzen, weil er aus beruflichen Gründen deutlich kürzer treten musste. Ich hatte da bereits mehrere Kapitel für eine Geschichte geschrieben, die einige Zeit nach der Rückkehr der Horizont spielen sollte. Heinz hat mich dann ins "kalte Wasser" geworfen. Und entschieden, meinen Band als direkte Fortsetzung zu nehmen. Was bedeutete, dass ich erhebliche Teile neu schreiben durfte. Ich habe dann Heinz meine Ideen vorgetragen für weitere Geschichten. Die für den zweiten Nachfolgeband reichten (AA13). Heinz hat dann entschieden, auf Handlungsstränge zu setzen, die drei, vier Bände umfassen sollten. Zu allererst sollte es um die Rückkehr nach Alpha Centauri gehen. Noch während die Nummer 13 entstand, suchte Heinz weitere Autoren, die einsteigen könnten. Wir fanden Margret Schwekendiek, die bereits an Rex Corda mitwirkte, sowie Melanie Brosowski, die zuvor etwa Western geschrieben hatte. Heinz hat dann mir die Aufgabe übertragen, mit Margret und Melanie Kontakt zu halten, Ideen zu entwerfen. Die ich mit ihm abgestimmt habe. Die fertigen Manuskripte der Autoren wurden von mir redigiert, ehe sie an den Verlag gingen. So bin ich der Redakteur der Serie geworden. :
Neben Margret und Melanie haben bereits Udo Mörsch, Oliver Müller (Rex Corda) und Michael Edelbrock Bände beigesteuert. Ich bleibe Hauptansprechpartner für alle Autoren, erstelle die Exposés. Wobei ich viel Raum lasse für eigene Ideen der Autoren. Wie gesagt: es darf nur keine Widersprüche innerhalb der Serie geben. :
Unsere Hauptperson Chester "Chet" Morrow hat natürlich seinen festen Platz in der Serie. Und auch sein "Sidekick" Tom Atkins darf nicht fehlen. Insofern sind es "gute alte Bekannte". Aber wir haben einiges verändert. Chet und Tom sind nicht mehr ständig zusammen. Auch die alte Dyna-Mannschaft von Chet ist passé. Im Laufe der Katastrophe sind uns zudem alle Handelnden aus der Dyna-Carrier abhanden gekommen. Auch alte Vorgesetzte, an der Spitze Simon Weißkamm, spielen nur noch (wenn überhaupt) Nebenrollen. Dafür haben wir unter anderem eine ganze Menge Infanteristen neu dabei, an der Spitze Anatolij "Onkel Tolja" Anduri. Dazu acht schlagkräftige Amazonen, die für Aufregung und Adrenalin sorgen. Jede Menge Römer, also die aus dem System Alpha Centauri, bevölkern nun auch Chets Universum. Neue Freunde sind dazugekommen: Die Händler, ein Volk, das von den Menschen "Makis" genannt wird. Es gibt also Änderungen, wenn auch behutsam. Und was die alten Gegner betrifft: Geierköpfe tauchten ebenso wie die Sodoraner in der alten Serie kurz auf, waren gefährlich und wurden besiegt. Aber die beiden Völker besitzen aus unserer Sicht noch reichlich Potential für neue Geschichten. Das versuchen wir gerade auszuloten. Selbst bei der Technik haben wir "aufgerüstet", dank Miguel Alcubierres "Warp-Antrieb", der uns - und damit Chet - ganz neue Möglichkeiten bietet. Nicht vergessen werden wir die "Großen". Deren Sonnensystem wurde noch gar nicht gefunden. :
Wie gesagt, wir wollten einen Übergang, bei dem uns die alten Leser folgen können. Insofern sollte es natürlich weiter mit Chet und Tom gehen. Auch „Mastermind" Sir Hektor Rivas. Dafür fielen einige Figuren aus, weil sie aus heutiger Sicht fast Witzfiguren darstellten: Letta Huo oder auch Honkie. Auch Chets ständige Begleiter, Simon („der klapperdürre Mann aus Arkansas") Cos und Josip Barda, gingen in den verdienten Vorruhestand, sind höchstens noch mal kurz anwesend. Auch die FROST-Piraten sucht man heute vergebens. Behalten haben wir Simon Weißkamm. Er machte sich gut in einer neuen Rolle als Geheimdienstchef. Hier hatte er viel mehr Möglichkeiten, mitzuspielen. Derzeit dient er als Diplomat auf Neu-Rom. Linda Moham, Chets Freundin, darf natürlich weitermachen. Wieder als taffe Geheimdienstagentin. Die „Zwischenrolle" als wissenschaftliche Mitarbeiterin an Bord der Horizont war unter ihrem Niveau. Und weil der Mars ja eine wichtige Rolle spielt, haben wir auch Wasserkönige behalten – und mit May Edmundson eine Königin. :
Wir sind und bleiben mit Ad Astra natürlich ein kleines Projekt. Wir planen daher keine gewaltigen Zyklen. Sondern wollen der Ursprungsidee von H. G. Francis treu bleiben. Und die war ja, dass es „überschaubar" bleibt: Es gibt nicht gleich Dutzende Sonnensysteme, in die gereist wird. Oder jede Menge terranische Raumschiffe. Sondern hauptsächlich „Dynas" – deren Konzept damals ja die Shuttles vorwegnahm. Dazu wenige Trägerschiffe. Zudem hat uns H. G. Francis für den Neustart die Zahl möglicher Mitspieler auf der Erde ja heftig reduziert, durch die Katastrophe am Ende der Altserie. Chet Morrow findet eben erst nach und nach seinen Weg zu den Sternen. :
Sicherlich ist Ad Astra in dem Bereich anzusiedeln. Chet und die Amazonen sind ja Militärs. Dazu kommen die Infanteristen, nicht zu vergessen die römischen Söldner, die wir eingeführt haben. Damit besitzen wir viele Figuren, die kämpfen können. Dabei sind es weniger gewaltige Raumschlachten, die in Ad Astra eine Rolle spielen – eher Gefechte auf engstem Raum, an Bord von Schiffen, Raumstationen oder Häusern. Und sie machen natürlich nur einen Teil der Geschichten aus. Durch die „Beschränkung" auf weniger Handelnde lassen wir uns auch Zeit, die Entwicklung der Persönlichkeiten zu schildern. Chet handelt und redet mit Mitte 30 (Stand: Ad Astra 26) deutlich erwachsener, deutlich souveräner als in Band 1. :
Im Handel ist derzeit (Januar 2017) die Nummer 24. Band 25 liegt fertig redigiert beim Verlag. Die 26 schließe ich in diesen Tagen ab, dafür werde ich zwar noch reichlich Kräutertee brauchen, der mich beim Schreiben unterstützt. Aber ich bin guter Dinge. Für Band 27 liegt mir der 1. Teil von Melanie schon vor, hier warte ich auf das Manuskript für den Abschluss. Exposés entstehen derzeit für Band 28 und 29. Wobei zwei der Autoren sich bereits Gedanken gemacht über einen Handlungsstrang, der erneut mit Sodoranern zu tun hat. Die derzeit vorliegenden Ideen reichen locker bis Band 30. Da wir meist zwei, höchstens drei Bände im Jahr herausbringen, sind wir dann sicher im Jahr 2019. :
Mit den "Großen" hat uns H. G. Francis eine harte Nuss zu knacken gegeben. Wesen, die gigantische Raumschiffe bauen und Transmitter benutzen, andere Wesen für ihre unheimlichen Pläne einspannen, aber selbst nie richtig auftauchen. Da sind noch viele Fragen offen, auch bei Heinz Mohlberg und mir. Einen Hinweis haben Chet und Co. aber inzwischen gefunden, den ich hier weitergebe. Es geht um eine Sonne im Sternbild Ophiuchi.... :
Die Rückmeldungen betreffen in erster Linie die alten Freunde der Serie. Die damals als Jugendliche die Hefte verschlungen haben. Die allermeisten Leser der Altserie, die ab 2007 den Nachdruck kauften, sind uns auch mit dem Übergang auf die neuen Geschichten treu geblieben. Das freut uns natürlich. Positiv wird von den Lesern aufgenommen, dass uns der Übergang gut gelang, wir das „Feeling" der Altserie trafen. Zugleich gab es Zustimmung zu einer Neuerung: Zu den Amazonen. Weil diese Pilotinnen sich deutlich von Frauen-Darstellungen in vielen Heften der 60er Jahre unterscheiden. Sie erröten nicht, kichern nicht oder fallen in Ohnmacht, wenn sie Raumfahrern begegnen. Sondern sind deutlich taffer. Was uns zu einer Menge Geschichten inspiriert. Und da sind wir noch längst nicht am Ende mit „Ad Astra – Chet Morrows Weg zu den Sternen". :
Kommentare
(Gefahr aus Ophiuchi: Entscheidung!) erschien jetzt im Heinz Mohlberg-Verlag der dritte Teil der Trilogie, geschrieben von allen drei beteiligten Autoren - also Oliver Müller, Michael Edelbrock und von mir. Und tatsächlich schafften wir es, dass die Trilogie innerhalb von einem Jahr erschien. Das ist natürlich nicht der Abschied von der Serie, geplant ist, dass Ad Astra 34 noch vor Weihnachten herauskommt. Derzeit reichen die Planung bis Band 38, Näheres dazu demnächst.
Thomas T. C. Franke
P.S. Zu Ebooks/PDF gibt es noch Gespräche.