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... Simeon Hrissomallis über Schreibstile, Lieblinge sowie Überraschungen bei Verhandlungen und Ausverkauf

Simeon Hrissomallis... Simeon Hrissomallis ...
... über Schreibstile, Lieblinge sowie Überraschungen bei Verhandlungen und Ausverkauf

Simeon Hrissomallis produziert Hörspiele mit seiner Firma R&B Company (Russel & Brandon Company). In den vergangen Jahren war er immer mal wieder ein gern gesehener Gesprächspartner für ein Zauberspiegel-Interview. 2012 startete sehr ambitioniert seine Auslegung einer Larry Brent-Hörspielserie. Wo steht diese 7 Jahre später und wie geht es weiter. Und was hat es mit dem neuen Projekt Jan Tenner auf sich. All das fragen wir ihn.

Simeon HrissomallisZauberspiegel: Hallo Simeon. Erstmal danke, dass Du Dir Zeit genommen hast.
Simeon Hrissomallis: Gerne.

Zauberspiegel: Simeon, seit 7 Jahren, über 7 Jahren sogar läuft jetzt Larry Brent - hast du jemals geglaubt soweit zu kommen?
Simeon Hrissomallis: Ja, ich war überzeugt das die Serie ein voller Erfolg wird. Hatte ich mich schon 2006 um die Lizenzen bemüht und bin hartnäckig geblieben. Dann wurden sie ab 2011 frei. Also EUROPA hat sie dann freigegeben.

Zauberspiegel: Wir stehen bei Folge 34, wie geht es weiter und wie siehst du die Zukunft der Serie?
Simeon Hrissomallis: Also bis Folge 50 sind die Skripte geschrieben und werden zurzeit noch lektoriert. Ein Teil wurde auch schon aufgenommen. Es werden diesmal auch einige Remakes dabei sein, wie Die Angst erwacht im Todeschloss, Atomgespenster, Die Schlangenköpfe des Dr. Gorgo, etc. Dr. Satanas taucht auch wieder auf. Eine wilde Mischung eben. Im Januar erscheint Folge 35 und im März Folge 36.
Ab Juni geht es dann weiter mit Folge 37, Shizophrenia-Nächte des Wahnsinns.

Zauberspiegel: Bietet sich für einige Klassiker nicht wieder eine Vinyl-Ausgabe an, wie schon bei Folge 27? Ich denke da insbesondere an Die Angst erwacht im Todesschloss, Marotsch, Dr. Gorgo und evtl. der Zweiteiler um Dr. Sarde?
Simeon Hrissomallis: Doch, das bietet sich an und wir werden es wohl auch so machen. Mit Bonnards Haus haben wir ja die Nummer 1 als Vinyl veröffentlicht...und mit der Angst erwacht im Todeschloss können wir nächstes Jahr gerne weitermachen. Kann auch sein, dass es dann von Angst erwacht im Todesschloss eine "Directors Cut" auf Vinyl gibt.

Zauberspiegel: Du warst auf der Hörmich - wie war da die Resonanz bezüglich der Vinyl-Ausgabe? Verkauft hat sie sich ja gemessen an der Auflage sehr gut.
Simeon Hrissomallis: Die ist ausverkauft. War selbst sehr erstaunt, aber da sieht man mal wieder das die Liebhaber für gute Qualität und besondere Auflagen sehr wohl bereit sind auch mehr Geld auszugeben, bzw. zu investieren.

Zauberspiegel: Ich mag einige Folgen sehr, weil sie perfekt produziert sind und vor allem die 27 war ein Meilenstein wie ich fand. Andere Folgen enttäuschten mich aber auch - du kennst meine Rezensionen. Ist es so dass ihr die Folgen auch immer etwas anders machen wollt und neue Erzählvarianten ausprobieren wollt?
Simeon Hrissomallis: Auch für Larry Brent schreiben verschiedene Autoren und jeder hat seinen Stil und seine Stärken. Das was dir persönlich gefällt, ist wohl MEIN Schreibstil, aber ich kenne viele Fans, die den Schreibstil von Markus Auge bevorzugen. Er ist der Autor, der die meisten Abenteuer zur Serie verfasst hat. Ich finde das macht er wirklich sehr, sehr gut, da die Romane schwieriger umzusetzen sind als z.B. Sinclair oder Ballard.

Zauberspiegel: Das sei Euch unbenommen, wie ihr es macht und wie jeder schreibt. Es muss ankommen. Siehst du irgendwo ein Ende der Fahnenstange bei Larry Brent?
Simeon Hrissomallis: Lach...ein Ende der Fahnenstange ist dann erreicht, wenn die Fans die Serie nicht mehr unterstützen, also nicht mehr kaufen. Das sehe ich noch nicht. Wir haben aktuell Stoff bis 2023/24

Zauberspiegel: Wo wir bei Markus Auge sind, du hattest ihn erwähnt als Autoren für Larry Brent. Sein Name ist bekannt, aber kannst du mehr über ihn erzählen?
Simeon Hrissomallis: Markus Auge hat z.B. die dritte Folge von Butler Parker geschrieben. Dann hat der komplett Dr. Morbius geschrieben. Der war zwar meine Idee, aber er hat dann alles umgesetzt, die Leistung ist ganz allein von Markus Auge! Dann hat er öfters lektoriert. Er hat in der Vergangenheit auch immer im Hintergrund viel geholfen in jedem Bereich.
Er hat z.B. auch für Romantruhe Audio die Gefangenen von Alcatraz geschrieben und das Dorf der Verdammten und viel mehr.
Da hat er wie gesagt die teuersten Skripte geschrieben. Also hat er schon sehr viele Geschichten geschrieben, es müssen annähernd um die 50 sein. Und das macht mich ein bisschen traurig, dass sein Name so wenig zur Geltung kommt, weil er hat im Hörspiel-Bereich auch schon sehr viel geleistet und das sollte man auch anerkennen. Auch gerade bei Larry Brent finde ich, hat er auch ganz tolle Geschichten geschrieben.

Zauberspiegel: Du arbeitest oft mit denselben Cast an Sprechern, dennoch tauscht ihr manchmal Rollen wie jetzt von Edward Higgins. Der wurde in früheren Folgen noch von Rennt Reins gesprochen, jetzt von Bierstedt. Versteh mich bitte nicht falsch, ich mag Eure Sprecher sehr. Manche finde ich allerdings überstrapaziert. Besonders Bierstedt. Warum ist da so?
Simeon Hrissomallis: Reent Reins stand da nicht zur Verfügung und die ganze Produktion hätte sich verschoben. Deswegen hat man dann Detlef Bierstedt genommen. Wir hatten aber jetzt in den letzten Folgen auch viele neue Sprecher dabei. Manchmal kommt es kurzfristig zu absagen und dann greift man kurzfristig zu Kollegen, die man gut kennt und spontan einspringen können.
Wir werden in Zukunft schauen das abwechslungsreicher zu gestalten, aber ich muss auch gestehen ich habe meine Lieblinge, die ich immer wieder ins Studio gerne hole.

Zauberspiegel: Kommen wir weg von Larry Brent, hin zu Jan Tenner. Der ist jetzt auf der HörMich vorgestellt worden. Wie kam die Idee zustande das zu releasen und Kiddinx zur Zusammenarbeit zu bekommen?
Simeon Hrissomallis: Es gab vor einigen Jahren eine Bekanntmachung von Jan Tenner Figuren. Es gab da auch schon Figuren, die vorgestellt wurden. Also Prototypen. Leider gingen die Figuren bis heute nicht in Produktion. Ich dachte mir, dass dies eine großartige Idee ist, aber sollte es dann dazu nicht auch die Hörspiele geben?
Ich ließ den Gedanken wieder fallen und griff ihn im letzten Sommer wieder auf und sagte mir: "Schreib Kiddinx an. Egal ob eine Absage kommt"… Mit der ich übrigens gerechnet hatte - denn ich war der Meinung, das bestimmt schon viele andere Labels nach den Lizenzen gefragt hatten, was sich dann auch so herausstellte. Ich schrieb also Kiddinx an und wurde zum Gespräch eingeladen, um mein Konzept vorzustellen. Das tat ich dann auch und es wurde von Herrn Blatz persönlich abgesegnet.

Das Konzept begeisterte. Für mich war klar, dass die Serie nur mit Lutz Riedel und Frau Groß funktionieren kann. Aber er konnte natürlich keinen 30jährigen Studenten mehr spielen. Deswegen der Zeitsprung um 30 Jahre. Und der Sohn. Also Jan Tenner Junior. So passt es dann wieder.

Zauberspiegel: Also der Junior ist der Hauptheld?
Simeon Hrissomallis: Der Junior ist nicht der Hauptheld, es ist ziemlich 50:50 aufgeteilt. Es ist gut möglich das es sich nach und nach stärker zum Junior verlagert. Aber Lutz Riedel ist als Jan Tenner kein Marketing-Gag, er ist Jan Tenner und trägt die Serie genauso.

Zauberspiegel: Was ist anders gegenüber den alten Hörspielen?
Simeon Hrissomallis: Was anders ist? Die Musik wurde neue aufgenommen von Tom Steinbrecher und Marc Nathaniel unterstütze am Schlagzeug. Also die Titelmusik. Aber es ist natürlich das alte Thema. Die Fans sollen sich gleich mit Beginn des Hörspiels wohl fühlen, als wären sie wieder zuhause...in Westland. Es ist jetzt soundtechnisch aufwendiger und zeitgemäßer umgesetzt. Mehr Soundunterlegung und etwas mehr Musik zur Begleitung. ABER: Ansonsten hat man sich wirklich sehr zurückgehalten, um nicht zu sehr zu modernisieren. Die Serie ist wirklich für die Altfans gemacht und natürlich für Nostalgiker und Sammler.

Zauberspiegel: Waren die Sprecher Lutz Riedel und Marianne Groß zu begeistern - wie haben die reagiert?
Simeon Hrissomallis: Lutz Riedel und Marianne Groß waren vom neuen Konzept sehr angetan und waren natürlich sofort dabei. Ich kannte ja beide noch aus der Vergangenheit. Sie waren auch gleich wieder in ihren Rollen.

Zauberspiegel: Wie siehst du den Markt für physische Tonträger. Ist auch bei Dir der Download stärker im Absatz? Vor Jahren hatten wir beide mal ein Interview, indem du prognostiziert hast, dass sich der Hörspiel-Markt aufteilen wird und sich Label zusammenschließen. Ich teilte diese Ansicht und so ist es ja auch geschehen. Aber wie geht es jetzt weiter? Ich sehe nicht wirkliche Ideen oder Neuerungen außer dem Vinyl-Hype. Also wird es noch lange physikalische Hörspiele geben oder eher nicht? Deine Meinung?
Simeon Hrissomallis: Bei mir ist der Download überhaupt nicht so stark, dass mag bei anderen Kollegen zutreffen aber bei Larry Brent sind die CDs gefragter.
Also ich würde keine Serie OHNE CD-Ausgabe produzieren. Solange ich produziere wird es auch CD-Ausgaben geben, auf Download allein verlasse ich mich nicht. CDs wird es sicher noch die nächsten 10 Jahre geben.

Zauberspiegel: Larry Brent hat den Nostalgie-Bonus, glaubst du, dass es daran liegt, dass die Leute hier mehr zur CD greifen? Bei Jan Tenner wäre es ja genauso.
Simeon Hrissomallis: Ja, ist bestimmt so...also bei Jan Tenner wird es auch so sein...sehe ich jetzt schon anhand der Vorbestellungen. Ich denke das wird noch viel stärker sein als bei Larry Brent.

Zauberspiegel: Wie siehst du das Geschäft mit dem Streaming?
Simeon Hrissomallis: Also, verdienen tut man dabei ein Trinkgeld...aber das ist halt so der Trend der Zeit. Mich begeistert es nicht. Andererseits sind dadurch wohl die illegalen Downloads zurückgegangen. Ich bin insgesamt kein Freund der digitalen Schiene. Vinyl, CD und MC da hat man was in der Hand. ich möchte eine Frau ja auch nicht digital lieben, oder?

Zauberspiegel: Da hast du natürlich recht. Meine Lieblinge habe ich auch physisch. Aber ich kann aus Platzgründen nicht alles sammeln. Es gibt ja auch noch andere Dinge im Leben und deswegen genieße bei manchen Sachen einfach nur den Stream oder Download.
Simeon Hrissomallis: Ich finde die Digitalisierung macht auch alles wertloser. Überall verfügbar, ein Klick und auf dem Rechner, und dann? Es mag ja gut sein, um Platz zu sparen, aber so eine Vinylausgabe...das knistern der Schallplatte, auch der Sound...das ist eben was für Liebhaber...

Zauberspiegel: Ich danke dir nochmal herzlich, auch wenn es etwas länger gedauert hat. Danke für die Zeit und weiter frohes Schaffen.
Simeon Hrissomallis: Gerne, habe gar nicht auf die Uhr geschaut...

G. Walt

 

Die Fragen für den Zauberspiegel stellte: Stephan Gewalt

 

© by 2019

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