... Hendrik Lambertus über die Zwillingsbluttrilogie und weitere Pläne
... Hendrik Lambertus ...
... über die Zwillingsbluttrilogie und weitere Pläne
: Im Prinzip beides. Zunächst einmal habe ich ein Exposé für das Projekt erstellt und dann jeweils einen „Bauplan“ der Geschichte für die einzelnen Bände angelegt. Beim Schreiben plane ich immer im Voraus, was in jedem Kapitel ungefähr geschehen muss. Ansonsten besteht die Gefahr, dass ich meinen roten Faden verliere …
Solch ein Bauplan ist allerdings keine zwingende Vorgabe, sondern nur ein Werkzeug zur Orientierung. Oft ändere ich beim eigentlichen Schreiben noch Dinge ab, gebe den Szenen eine andere Reihenfolge o.ä. Der zentrale Plot um die Zwillinge, Odrana und den Kettenfürsten etwa stand von Anfang an fest. Nebenfiguren wie Skjöldir Reifbart hingegen haben sich z.T. auch erst beim Schreiben in die Geschichte geschlichen.
Diese Möglichkeit ist für mich ganz wichtig – ich schreibe gerne spontan-assoziativ und würde mich durch zu verbindliche Vorgaben sonst eingeengt fühlen. Es geht also um ein gelungenes Mittelmaß aus Planung und Gestaltungsfreiheit.
: Ein Fürst, der gebunden durch Ketten auf einem Thron sitzt, Herrscher und Gefangener zugleich: Das war das erste Bild, das ich für die Geschichte im Kopf hatte. Davon ausgehend habe ich die Hintergrundwelt, den Plot und auch diesen Charakter entwickelt.
Für mich ist wichtig, dass auch ein „Bösewicht“ eine sinnvolle Motivation hat, die über „Macht um der Macht willen“ hinausgeht. Beim Kettenfürsten hat mich vor allem gereizt, dass er seine Eroberungen als Erlösungswerk sieht und tatsächlich davon überzeugt ist, der Einzige zu sein, der der Welt Ordnung bringen kann.
Diese Haltung erwächst aus einem massiven Narzissmus, sicher auch bedingt dadurch, dass der Kettenfürst in seiner Jugend als Gassenjunge ganz unten und komplett machtlos war.
In seinen verzweifelten Versuchen, seine Jugendliebe Odrana an sich zu binden, zeigt sich für mich die menschliche Unreife, die hinter dieser scheinbar unangreifbaren Herrschergestalt steht. Ich fand es sehr interessant, den Topos vom „dunklen Herrscher“ so ein Stück weit zu dekonstruieren.
: Ich möchte mit „Zwillingsblut“ auch eine Geschichte erzählen, in der die Protagonist*innen ganz klassisch in die Welt hinausziehen und dabei die Grenzen ihres Horizonts zunehmend öffnen. Zunächst verlassen sie ihre Heimatländer und entdecken, dass es noch viele weitere Lebenswelten gibt. Dann geraten sie auf ihrer Suche an die entferntesten Orte der bekannten Welt – und mit dem Jenseits schließlich darüber hinaus. Die Grenze wird dabei immer weiter verschoben.
Außerdem war es für mich auch für das Worldbuilding interessant, die Kosmologie der Hintergrundwelt in den Jenseitsfahrten näher beleuchten zu können.
: Aktuell arbeite ich an einem phantastischen Roman für Jugendliche, in dem es ebenfalls um Grenzen und Zwischenräume gehen wird. Diesmal werden es allerdings die Grenzen der realen Welt sein, die immer mehr in Frage gestellt sind und sich schließlich auf die unscharfen Räume dahinter öffnen.
Daneben sind aber auch weitere Projekte für Erwachsene in Planung. Insbesondere würde ich sehr gerne irgendwann einmal meinen allerersten Fantasy-Roman bei einem Verlag unterbringen, der noch immer in der (digitalen) Schublade ruht. Mal schauen, was die Zukunft bringt …
Foto Hendrik Lambertus Copyright © by Fany Fazii