Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

... Erik Schreiber über Sternenlicht, Sense of Wonder und seinen Kleinverlag

 ... Erik Schreiber über Sternenlicht, Sense of Wonder und seinen Kleinverlag

Vor einigen Tagen erhielten wir eine Mail von Erik Schreiber mit der Verlagsinformation zu den jüngsten Roman aus der Serie Sternenlicht. Die ambitionierte Serie dieses Kleinverlags hat es in 5 Jahren auf jetzt 20 Bände gebracht. Und da ich von Sternenlicht so wenig wusste, habe ich Erik Schreiber um ein Interview gebeten.

Zauberspiegel: Hallo Erik, du hattest mir eine Nachricht zu "deiner" Serie Sternenlicht geschickt, und ich musste zugeben, dass ich keine Ahnung davon habe, um was es sich handelt - aber ich wollte unbedingt mehr darüber herausfinden, deshalb führen wir dieses Interview. Du schreibst in deinem Text "Die Reihe „Sternenlicht“ ist gleichzeitig eine Hommage an die Fernseh-Kultserie „Raumpatrouille Orion“ und eine Wiederentdeckung des Sense of Wonder der 1960er bis 1980er Jahre". Natürlich weiß ich was Science-Fiction ist, ich liebe Raumpatrouille Orion, die ist legendär. Aber über Sternenlicht weiß ich nichts, also ... worum geht es?
Erik Schreiber: Vorweg, ich bin ein großer Fan der Serie Raumpatrouille Orion. Daher waren die ersten Bücher in meinem Verlag die drei gebundenen Ausgaben zur Fernsehserie. Alle sieben Folgen in drei Hardcover-Bänden. Jahre später kam ich mit Horst Hoffmann in Kontakt und konnte seine zehn Romane, die vor der Fernsehserie spielen, in fünf Hardcover-Büchern veröffentlichen. Ich selbst wollte schon immer an Orion weiterschreiben und so griff ich auf Exposees und Ideen aus den 1980er Jahren zurück, die ich damals aufgeschrieben hatte. Horst Hoffmann fand die Idee toll und schrieb den ersten Roman.
Der Hintergrund der Taschenbuchreihe ist eine Vereinigung von zwölf Sternenreichen, die sich zusammengeschlossen haben. Die Kriege gegen die Frogs, die in der Heftserie später als Uraceel bezeichnet wurden, sind lange vorbei. Man will mit großen Raumschiffen das All neu erforschen. Hier gibt es Ähnlichkeiten mit Raumschiff Enterprise. Es geht aber vor allem darum, so meine Vorgabe, neue Welten zu finden und sich mit neuen Kulturen zu beschäftigen.
Diese großen Raumschiffe sehen der Orion sehr ähnlich. Und sie tragen bis zu vier schnelle Raumkreuze der Orion-Klasse, die Außenaufträge erledigen können. Unabhängig vom großen Forschungsraumschiff.

Zauberspiegel: Wie erreicht ihr die Hommage an die Raumpatrouille Orion? Greift ihr das Setting und die Namen etc auf? Ist Major Cliff Allister McLane inzwischen eine verstorbene Legende der interstellaren Raumfahrt?
Erik Schreiber: Die Erde und alles was damit zusammenhängt, ist Legende und wird nicht mehr erwähnt. Ob sie in den Kriegen zerstört wurde, als Dekadente Welt irgendwo herumdümpelt oder wieder ein Sternenreich gegründet hat ... All das ist für den jetzigen Verlauf der Reihe unwichtig. Horst Hoffmann hatte in seinem Roman einen Nachfahren von McLane eingeführt, aber offen gelassen, ob es wirklich ein Nachfahre ist. Den beteiligten Autoren steht es frei, Rückgriffe auf die Fernsehfolgen zu nehmen, andere SF-Romane, Filme oder Serien anzusprechen oder hinzuweisen.
In meinem Roman Wanderer nahm ich Bezug auf den Film "Lautlos im Weltall" wo die letzten Wälder gehegt und gepflegt und zuletzt zerstört werden sollten. Ich nahm eine solche Plattform, vergrößerte sie auf 50 km Durchmesser und ließ sie durchs All wandern. Die ersten Leser nahmen aber Bezug auf die Perry Rhodan Serie, wo die Superintelligenz ES (zufällig meine Initialen) einen halben Planeten besitzt, in ähnlicher Form wie die Station. Die Ähnlichkeit war durchaus gewollt, der Hintergrund war jedoch der Film.

Zauberspiegel: Was versteht ihr darunter, wenn ihr den "Sense of Wonder der 1960er bis 1980er Jahre" wieder entdecken wollt? Was heißt das genau?
Erik Schreiber: Bei den Romanen geht es darum, die Möglichkeit der Erzählung zu nehmen und den Ideen freien Lauf zu lassen. Ohne kriegerische Auseinandersetzungen. Für mich ist es eine Sache, Sternen zu entdecken, deren Planeten zu finden und zu schauen, ob es Leben gibt. Was kann ich mir als Autor vorstellen und beschreiben und die Wunder der Galaxis den Leser näher zu bringen.
Mein Raumschiff die VASCO DA GAMA ist unterwegs zu einem Schwarzen Loch, außerhalb der Milchstraße, dass sich nicht wie ein Schwarzes Loch verhält. Dazu habe ich Tagelang recherchiert, die unterschiedlichsten Theorien gelesen und versucht, möglichst viel exaktes Wissen in den Roman einzubringen. So die Theorie, dass man durch ein Schwarzes Loch fliegen kann, und irgendwo anders herauskommt.
Auf dem Weg dorthin findet man einen Planeten, der in ein Sonnensystem geflogen kam. Mit einer gefrorenen Atmosphäre. Durch Zufall fand ich Kontakt zu einer Professorin, die mir sogar ausrechnete, wie hoch die gefrorene Atmosphäre auf dem Boden des Planeten liegt. Das ist was ich mir unter Sense of Wonder vorstelle. Seltsame Dinge, aber wissenschaftlich Beweisbar.

Zauberspiegel: Wie schwierig ist es, diese drei Ansätze Orion, Sense of Wonder und moderne Technik und Forschung in eine Einheit zu gießen?
Erik Schreiber: Das ist jetzt eine Frage, die dir jeder Autor anders beantwortet. Ich sehe keine Schwierigkeit, Technik und Forschung und die SF-Erzählung zu einem festen Erzählinhalt zusammenzufügen. Ich habe eine Idee, dann suche ich die Wissenschaft dazu, ob es eine Möglichkeit gibt, sie entsprechend umzusetzen und dazu kommt dann die Umsetzung in eine hoffentlich spannende Handlung. Dies entscheidet der Leser. Wenn nachher Autor und Leser zufrieden sind, hat es funktioniert.

Zauberspiegel: "Inseln im Nichts", "Rücksturz nach Tyros" waren Band 1 und 2. Du schreibst, es sei zwischen den beiden Bänden viel Zeit vergangen. Wann war das, und wieviel Zeit war es denn genau? Wie war das für die Interessenten, Leser, Abonnenten eurer Serie? Hattest du nicht die Sorge, dass dies ein frühes Ende der Serie bedeuten könnte, oder war dir klar, dass die Serie ein echtes Potenzial hat?
Erik Schreiber: Um aufs letzte einzugehen, ich bin sicher, dass die Serie Potential hat. Zwischen "Inseln im Nichts" und "Rücksturz nach Tyros" lag etwa ein Jahr. Das lag aber darin begründet dass ich mit dem Autor Probleme bekam und Horst Hoffmann nicht mehr für den Verlag arbeitet. Ein Handlungsproblem gibt es nicht. Denn es sind 12 Forschungsraumschiffe unterwegs und theoretisch könnten zwölf Autoren an der Reihe mitschreiben. Jeder hat sein eigenes Forschungsraumschiff und einen Teil des Universums, den es zu erforschen gilt. Daher musste Johannes Anders nicht auf den Roman von Horst Hoffmann aufbauen, sondern konnte seine eigene Linie verfolgen.

Zauberspiegel: Wie muss ich mir die einzelnen Bände vorstellen? Gibt es einen durchgehenden Handlungsfaden mit immer gleichen Personen, oder springt ihr zwischen den verschiedenen Welten und Kulturen der einzelnen Sonnensystemen? Wie einfach oder kompliziert ist es, wenn ich zwischendrin einsteigen will? Muss ich im Grunde alle 20 Bände nachlesen, um an Band 21 meine Freude zu haben?
Erik Schreiber: Wie bereits geschrieben, jeder Autor hat sein eigenes Forschungsraumschiff. Daher ist für die Autoren untereinander keine Interaktion nötig. Jeder Autor hat seine Mannschaft auf einem schnellen Raumkreuzer der Orion-Klasse. Das heißt, du kannst entweder die komplette Reihe lesen, und hast abwechselnd verschiedene Raumschiffe oder du liest nur die Romane von einem Autor, weil dieser dir am Besten gefällt. Jeder Roman ist für sich abgeschlossen, man kann also jederzeit einsteigen und mitlesen. Hier sind wir flexibler als Perry Rhodan. Es gibt natürlich einen Handlungsfaden bei den Autoren. Grob sind die Handlungsfäden darauf ausgerichtet, dass die Forschungsraumschiffe unterwegs sind, neue Welten zu entdecken.

Zauberspiegel: Wie werden die Bände geplant? Habt ihr ein "Monster der Woche", das ihr erlegt, oder habt ihr Zyklen, Hauptgegner etc?
Erik Schreiber: Monster der Woche kommen nicht vor. Und für Zyklen haben wir einfach keine Möglichkeit. Die Romane erschienen zuerst im 3-monatigen Rhythmus, als die Autoren aber zu viel Spaß hatten, verkürzte ich auf 2-monatlich. Mehr kann ich als Verlag, der nebenbei arbeitet nicht leisten. Mit dem Ausstieg von Johannes Anders, der gern etwas anderes schreiben will, habe ich die Veröffentlichung wieder auf 3-monatlich verändert. Natürlich wäre es möglich einen Zyklus zu gestalten, aber wenn von jedem Autor pro Jahr maximal 2 Romane erscheinen, käme beim Leser etwas langweile auf, weil es nicht richtig voran geht und zu keinem Ende kommt.

Zauberspiegel: Sternenlicht ist ja eine eher kleine Serie, verglichen mit dem Urgestein Perry Rhodan - wie ist es für dich als Herausgeber und Verleger? Wie gehst du mit den Wechseln der Autoren und den Herausforderungen um? Hat das Arbeiten als Kleinverleger in deinen Augen auch Vorteile - wie eben zB die Möglichkeit, so etwas wie Sternenlicht zu machen?
Erik Schreiber: Der Wegfall eines Autors hinterlässt immer ein Loch. Für eine kleine Serie ist es etwas problematisch. Wo finde ich jemanden, der Mitschreiben will, sich an die grobe Handlung hält und eine Bereicherung darstellt. Mit Simon Voghs hatte ich einen Versuch gestartet. Leider war er zu viel beruflich unterwegs, so dass er nicht kontinuierlich schreiben konnte und nach dem ersten Band aus seiner Feder, das Handtuch geschmissen hat. Damit muss ich immer rechnen. Peter Krüger, der selbst ein Buch über Orion geschrieben hat und Joachim Stahl, der über Johannes Anders dazu kam, sind beide immer noch mit Freude dabei. Und hoffentlich noch lange. Mir macht es Spaß, ihre Manuskripte zu lesen, sie dann in Buchform zu packen und stolz auf eine kleine SF-Reihe zu sein. Ein großes Lob an diese beiden und auch die anderen Autoren, die nicht mehr dabei sind. Seit Band zwei ist auch Thomas Budach dabei. Er ist für die Titelbilder zuständig und auch für das jetzige Layout, dass es seit Ausgabe 6 gibt.
Als Kleinverleger bin ich nicht gezwungen, zu einem bestimmten Termin meine Bücher erscheinen zu lassen. Ich gebe den Monat an, wann das nächste Buch erscheinen wird. Die Autoren schreiben und wer zuerst fertig wird, dessen Buch erscheint. Auf diese Weise entsteht kein Druck bei den Autoren. Sie arbeiten auch mit dem Graphiker eng zusammen und schreiben ihm ihre Wünsche in Bezug auf das Titelbild. Bislang hatte ich an keinerm etwas auszusetzen, die Autoren sind zufrieden und auch Thomas Budach ist stolz auf seine Bilder. Ein Vorteil als Kleinverleger sind eben keine starren Termine oder andere Vorgaben.

Zauberspiegel: Was kostet ein Band, wie dick ist er jeweils und wo kann ich ihn bestellen?
Erik Schreiber: Die Reihe erscheint als Taschenbuch, im wahrsten Sinn des Wortes. Ich wollte einen Umfang von 160 Seiten pro Buch, aber meist wird es mehr. der dickste Band schaffte es auf knapp 270 Seiten. Ich möchte ein Buch schaffen, das man in der Tasche unterbringen kann. Ich habe keine elektronischen Lesegeräte, auch kein "Taschentelefon" wie es im Buch von 1910 heißt. Arthur Brehmer gab eine Sammlung heraus "Die Welt in 100 Jahren", da wird das Mobilfunktelefon so bezeichnet. Der Preis liegt einheitlich bei 13€. Und das trotz der Papierpreiserhöhungen seit der Pandemie. Bestellen kann man die Bücher über den Shop www.saphir-im-stahl.de oder über jede Buchhandlung. Wobei sich die Buchhandlungen nicht immer die Mühe machen das Buch zu besorgen.

Zauberspiegel: Und eine meiner Lieblingsfragen: Was habe ich nicht gefragt, das du zum Sternenlicht gerne noch loswerden willst?
Erik Schreiber: Dazu müsste ich hier fragen, Wieviel Platz hast Du?
Etwas technisches: Ein Forschungsraumschiff besitzt einen Durchmesser von 700 Metern. Es trägt, je nach Autor 1 - 4 schnelle Raumkreuzer der Orion-Klasse. Diese besitzen einen Durchmesser von 170 Metern. Die ehemaligen Lancet heißen hier Phönix und besitzen verschieden Größen. Von den altbekannten 2-Sitzern, bis zu einer Größe von 30 m Durchmesser.
Man fliegt schneller als das Licht, indem man die Einstein-Roosen-Brücke benutzt. Mahat Lichtwerfer, Overkill, Magnetkissen und ähnliches, wie aus der alten Serie.Die Besatzung des Forschungsschiffes beträgt 300 - 400 Personen, ein schneller Kreuzer eine Mindestbesatzung von 6 Personen.
An die Sternenlicht Vereinigung grenzen die Fraktal Konförderation und die Baronie, die bislang noch keine große Rolle spielten, was aber noch kommen kann.

Die Kultur der Sternenlicht Vereinigung stellt man sich am Besten so vor, wie die einzelnen Länder der Erde. Viel Abwechslung, Diktatoren, korrupte Demokratie, Industriemagnate und ähnliches mehr. Allerdings keine Kriege untereinander.

Fremdwesen: Bislang gab es nur die Vlock, Wesen, die einem kleinen Gasballon ähneln und mittels Geisteskraft die Menschen beeinflussten.
Ich denke aber, mit der Zeit werden weitere Fremdwesen auftreten, vielleicht auch Teil des Sternenlicht-Universums werden.

Die Serie ist nicht sehr bekannt, die Werbung verläuft meist im Sand. Dennoch ich habe einen kleinen Abonnentenstamm. Dieser ist eine große Hilfe, sorgt er dafür, dass die Serie besteht. Ich mache leider (noch) keine Gewinne, aber auch keine Verluste. So trägt sich die Serie selbst.

Kommentare  

#1 Radiergummi 2024-03-12 21:20
Die Serie ist bislang komplett an mir vorbeigegangen. Dürfte aber ganz nach meinem Geschmack sein, daher habe ich Mal Band 8: Verräter an Bord bestellt. Hier wird der Kommandantin der MCLANE ein Sicherheitsoffizier an die Seite gestellt. So ähnlich wars ja auch in der TV-Serie.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles