... Erik Schreiber über den Geburtstag von Saphir im Stahl, das Leben als Kleinverleger und die neue Anthologie
... Erik Schreiber über den Geburtstag von Saphir im Stahl, das Leben als Kleinverleger und die neue Anthologie
Angefangen hat alles zu Beginn der Achtzigerjahre. Als Sammler, Leser und Schreiber von Phantastik hatte ich einige Manuskripte zur Fortführung der Fernsehserie „Raumpatrouille Orion“ in der Schublade. Aber erst 2010 hatte ich die Möglichkeit, einen eigenen Verlag zu gründen. Die ersten drei Bücher, wie konnte es anders sein, enthielten die Fernsehfolgen zu „Raumpatrouille Orion“. Geschrieben von Hanns Kneifel. Mit ihm wollte ich weitere Abenteuer herausbringen, aber der beliebte Autor verstarb, bevor die Ideen umgesetzt werden konnten.
In der Zeit bis zur Verlagsgründung beschäftigte ich mich mit der Phantastik. Ich bezeichne mich gern als aktiven Phantast. So brachte ich das Fanmagazin „Land der dunklen Schatten“ heraus. Es war damals das einzige Fanzine, dass sich mit allen Bereichen der Phantastik beschäftigte. Es gab hunderte von anderen Fanzines, aber speziell für Horror, oder SF und keines für Fantasy. Ich brachte alles zusammen. Nicht nur Heftromane, sondern auch Taschenbücher, Bücher, Comics, Filme, Fernsehen. Alles was es so gab. Ende der 1980er lebte ich in Karlsruhe, da wurde sogar ein Star Trek Theaterstück aufgeführt. Sehr gut.
1978 besuchte ich den ersten Con. In Unterwössen fand gleichzeitig der SFCD-Con statt und gleichzeitig der Marlos-Con. Letzterer von Jürgen Grasmück initiiert. Er brachte damals die Heftromane Macabros und Larry Brent heraus. Da sammelte ich noch Heftromane, allerdings nur Phantastik. Mit mehr als 10.000 Heften damals wohl eine der größten Sammlungen in diesem Bereich. 1980 der erste Perry Rhodan Con in Mannheim. Mit dabei Swen Papenbrock. Er hatte damals viele Titelbilder für unser Fanzine gemalt, brachte später sein eigenes SF-Zine heraus. Sein Ziel war es immer, Titelbilder für Perry Rhodan zu zeichnen, was ihm auch gelang. Nach fast 50 Jahren Freundschaft verstarb er leider vor kurzem.
Zurück zum Verlag. Ich hatte im Wunderwaldverlag ein Buch veröffentlicht, aber das war es auch schon. Der Verlag machte keine Werbung, und so habe ich die Auflage allein verkauft. Ich wollte zudem mit „Geheimnisvolle Geschichten“ eine Buchreihe veröffentlichen, in der neben ein paar bekannten Autoren vor allem unbekannte Autoren eine Möglichkeit hatten, zu einem Thema Geschichten zu veröffentlichen. Auch das klappte nicht.
Da ich als Industriefachwirt alle bürokratischen Facetten des Kaufmännischen Lebens kannte, entschloss ich mich einen Verlag zu gründen, da ich die ganze Verlagsarbeit für meine Bücher beim Wunderwaldverlag selbst übernehmen musste.
Und weil ich eine Vorliebe für blau und den maroden Charme von Rost habe, entstand das Logo und der Name: Saphir im Stahl. Das unvergängliche inmitten des Vergänglichen.
Geplant war: nur schöne gebundene Bücher sollten erscheinen. Bisher sind es auch über dreißig Bücher geworden.
Als die Fragen zu Taschenbüchern größer wurden, später auch zu e-books, entschloss ich mich, diesen Schritt zu gehen, den ich nicht wollte. Als Taschenbücher erschienen viele Einzeltitel, Reihen wie Märchen, Sagen und Legenden oder Übersinnliche Detektive.
Heute publiziert der Verlag die Reihe „Sternenlicht“. Mit insgesamt fünf Autoren erscheinen die Romane im Abstand von zwei bis drei Monaten. In diesem Monat erschien Band 25 der Reihe, das zweite Jubiläum des Verlages. Dazu erwähnen möchte ich, dass die Reihe eine Hommage an Raumpatrouille Orion und die SF der 1960er bis 1980er Jahre ist. Mit dem Aufleben des „Sense of Wonder.
Zuerst gab es nur die gebundenen Bücher. Raumpatrouille Orion fand viel Anerkennung. Vor allem durch die Titelbilder von Crossvalley Smith, der auch bereits verstorben ist. Mit ihm konnte ich „Piraten! Piraten“, „Steampunk“ und andere Bücher mit gelungenen Titelbildern herausbringen. Zum Renommee beigetragen haben die von mir herausgegebene Edition „Historisches Deutschland“, in dem alte Texte über Orte, Regionen und Bauwerke wieder veröffentlicht werden. Ziel ist es, die Vergangenheit in die Gegenwart zu holen um die Zukunft besser gestalten zu können.
Das erste Taschenbuch erschien in der Reihe „Märchen Sagen und Legenden“. Das Buch mit Wolfsmärchen und Wolfssagen entwickelte sich über die Zeit zu einem Bestseller, ebenso wie Rübezahl und Alle Zeit der Welt.
2017 übernahm der Verlag die beiden Verlage Scratch-Verlag und Arcanum Fantasy Verlag. Simon führte den Scratch Verlag. Wobei er vorher bereits den Arcanum Fantasy Verlag übernahm. Aus beruflichen Gründen war es ihm nicht mehr möglich, überhaupt einen Verlag weiterzuführen. Zur Übernahme beider Verlag kam es, als ich den Autor Michael Schenk in den Verlag aufnahm. Er brachte bei mir die SF-Serie „Sky-Trooper“ heraus. Dann sagte er mir, er hätte bei Mira die Reihe „Pferdelords“ herausgebracht. Mit Band neun ging die Serie an den Arcanum Verlag und war lange tot. Michael fragte, ob ich den Abschlussband herausbringen möchte, das war Band 12. So setzte ich mich mit Simon in Verbindung und der Band erschien. Simon fragte ob ich beide Verlage übernehmen und weiterführen will und ich sagte ja.
Seitdem erscheinen die Fantasy-Titel im letzteren Verlag. Dort erscheint die Reihe „Mystische Schriften“. Texte unbekannter und bekannter Autoren, die sich mit mysteriösen Begebenheiten beschäftigen. Währenddessen erweiterte der Scratch Verlag sich von einem Phantastikverlag zu einem Verlag für moderne und klassische Belletristik. Unter anderem erscheinen alle zwölf Afrika-Bände von Edgar Wallace.
Es sind die besonderen Bücher, die in den Verlagen veröffentlicht werden.
Das sind die Bücher, von denen ich überzeugt bin. Es sind keine, die den sogenannten „Mainstream“ bedienen. So etwa die Bücher von Klaus Michel, Peter Giesecke, Hans Hermann und Werner Hermann. Beide sind nicht verwandt. Aber auch die Original Kurzgeschichten von G. K. Chesterton zu Pater Brown.
Das Jubiläum nehmen wir zum Anlass, unseren Verlag, sein Programm und die damit verbundenen Autorinnen und Autoren zu feiern. Im Laufe dieses Jahres wird es daher einige schöne Aktionen rund um das Verlagsjubiläum geben. Hauptsächlich auf den besuchten regionalen Buchmessen. Wir werden auf der Main-Kinzig-Buchmesse in Nidderau am 26. und 27. April Bücher verlosen, ebenso im Mai in Kassel und Friedberg auf den Buchmessen. Für den Marburgcon Anfang Mai planen wir eine klein Überraschung.
Ansonsten bot ich den Tages- und Wochenzeitung hier im Umkreis an, zur Veröffentlichung des Pressetextes Bücher unter den Lesern zu verlosen. Allerdings wollen die Zeitungen zum Teil Anzeigen oder gar den Pressetext bezahlt bekommen. Das bedeutet: Keine Berichterstattung. Das gleiche gilt für die Radiosender, sofern sie antworten. Auf Anzeigen, das habe ich in den 15 Jahren gelernt, erfolgt keine Reaktion.
„Vielfalt als Programm“ – unter diesem Motto feiert der Verlag Saphir im Stahl sein 15-jähriges Bestehen. Dass dieses Motto auch heute noch über unserem Programm steht ist Ausweis schönster Kontinuität und zeitgemäßer Weiterentwicklung. Unser Programm spiegelt dies in allen Facetten wider: Aktuelle und klassische Literatur und beste Unterhaltung. Was wir ohne Übertreibung hinzufügen können: Es ist eines der vielfältigsten, aufregendsten Programme der Verlagsgeschichte. Neben der Phantastik erscheint historisches und regionales Schriftgut. Das ist es, was den Verlag ausmacht. Ob es nun teilweise autobiographische Romane sind, mit einem Touch sozialer Kritik und Thrillerelementen wie „Entführung in eine bessere Zukunft“ oder ganz „normale“ Bücher, die keine Phantastik beinhalten, es müssen Texte sein, mit denen ich den Verlag repräsentieren kann. Man hat es nicht immer in der Hand, ob das eine oder andere Buch rechtzeitig fertig wird oder den Lesern gefällt und im gewünschten Programm erscheinen kann. Daher ist ein Besuch der Webseite www.saphir-im-stahl.de zur Information gern gesehen.
Als ich noch in Lohn und Brot war, hatte ich bestimmt jeden Abend zwei Stunden für den Verlag aufgebracht. Manchmal mehr. Das Problem eines kleinen Verlages oder eines Selbstständigen ist nicht die Arbeit am Projekt. Das Problem ist der galoppierende Bürokratismus. Da gibt es ein Lieferkettengesetz. Da soll z. B. bis zum gefällten Baum alles aufgezeigt werden, ob CO2-Neutral, Kinderarbeit und was noch immer dazu kommt, belegt wird. Da wird verlangt für jedes Produkt, das man versendet anzugeben, wieviel Verpackung im Jahr anfällt und anderes mehr. Das ist es, was einem den Spaß am Verlag vermiest.
In den letzten Jahren habe ich wieder vermehrt Romane geschrieben. Hauptsächlich für „Sternenlicht“, die Hommage an Raumpatrouille Orion. Um zu sehen, ob mich andere Verlage nehmen, beteilige ich mich ab und zu an Kurzgeschichtenwettbewerben oder schreibe Romane, die bei einem anderen Verlag besser aufgehoben sind. So erscheint demnächst im Blitz-Verlag der Roman „Das Geheimnis der Dschungelstadt“. Das ist ein Zeichen für mich, dass ich für andere gut genug bin. Nicht nur als „Selbstpublisher“ im eigenen Verlag. Die bereits mehrmals erwähnte Reihe „Sternenlicht“ ist zum Beispiel etwas, was viel Spaß macht. Neben den engagierten Autoren Peter Krüger und Joachim Stahl, ist es der Graphiker Thomas Budach, die viel zum Gelingen der Serie beitragen. Ich habe inzwischen einen festen Abonnentenstamm, der mir eine Auflage garantiert, die einen Gewinn bringt. Klein aber Gewinn, und damit kann ich weitere Bücher der Reihe finanzieren. Als nächstes erscheint der Band „Geschichten von Übermorgen“. Zusammengestellt aus einem Wettbewerb und von Peter Krüger, der inzwischen auch beim Zauberspiegel schreibt, herausgegeben wurde. Wir suchten neue Autoren, damit die jetzigen nicht zu sehr unter Abgabedruck stehen. Mit Eric Zerm und Heidi Wagemann fanden wir zwei „Mitschreiber“. Ihre Kurzgeschichten haben der Jury gut gefallen und so bekamen sie von mir die Anfrage, ob sie sich an der Reihe beteiligen.
Ein Verlag lebt von den Autorinnen und Autoren und den Mitarbeitern. Neben den bereits genannten und den vielen ungenannten, möchte ich vor allem meine Frau Susanne erwähnen. Ohne ihre Geduld und Bereitschaft, mich zu Veranstaltungen zu fahren, würde es nicht so gut um den Verlag stehen. Daher an alle ein herzliches Dankeschön.
Zum Thema Zusammenarbeit möchte ich noch zwei Projekte erwähnen, die ich gern machte. Mit dem Schuldorf Bergstrasse brachte ich ein Taschenbuch heraus, dass die dortige Schülerschreibgruppe zusammenstellte. Und mit der Goetheschule in Frankfurt arbeitete ich zusammen, um Titelbilder und Illustrationen für die Reihe „Übersinnliche Detektive“ zu erstellen. Beide Projekte sind wichtig gewesen. Auf diese Weise konnten Schülerinnen und Schüler ihr Können unter Beweis stellen. Auch ihnen ein herzliches Dankeschön für die Mitarbeit. Ein besonderer Dank gilt meiner Frau Susanne, die immer für den Verlag da ist, wenn ich ihre Hilfe benötige.