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... Horst Hübner über "Der Heftroman nach Hübner"

Horst Hübner...  Horst Hübner ...
... über »Der Heftroman nach Hübner«

Bergisch-Gladbach, ein typisches Wohngebiet. Einzeln stehende Wohnhäuser, Autos entlang der verkehrsberuhigten Straße. Samstag, später Vormittag.

Im Wohnzimmer ist die Essecke einladend gedeckt. Als wir ankommen, steht bereits eine Bouillon auf dem Herd, natürlich selbst gekocht, darin schwimmen Maultaschen – schließlich stammt der Hausherr aus Schwaben. Auch wenn wir uns noch nicht kennen, die Begrüßung ist freundlich, verbindlich.


Ich fühle mich gleich willkommen und sitze nur wenige Minuten später am Tisch, als würde ich „dazu“ gehören. Eine Tasse Kaffee in der Hand und von lauter Gastfreundlichkeit überwältigt.

Familie Hübner führt ein gastfreundliches Haus.

Im Laufe des Nachmittags übergibt Horst Hübner uns dann die Bänder, die Grundlage für die Rubrik „Der Heftroman nach Hübner“ werden sollen. Da aber die Veröffentlichung wegen der Bearbeitung und der ins Haus stehenden Buchmesse noch etwas auf sich warten lassen wird, wurde kurzerhand beschlossen, als Teaser noch auf die Schnelle ein Interview zu machen.

Das hier ist das Ergebnis.

Bilder und Einleitung stammen von Bettina Meister. Das Interview führte Horst Hermann von Allwörden. Das Ganze ist eben ‚Chefsache’.

FotoZauberspiegel (Der Interviewer blickt kritisch auf das Diktiergerät): So, das läuft jetzt. Okay, hier ist das Mikro.
Horst Hübner: Soll ich da jetzt reingucken oder reinsprechen?

Zauberspiegel: Reinsprechen, reingucken wäre nicht so gut, siehst auch nicht so viel. - Was machst du jetzt für uns vom Zauberspiegel? Wir haben dir ja 80 Fragen oder so zugeschickt. Was erzählst du denn den Lesern des Zauberspiegels?
Horst Hübner: Ja, hör dir einfach mal die zwei Bänder an. Mit einer Laufzeit von 140 Minuten, da steht im Großen und Ganzen alles drin. Dinge, die der Geheimhaltung unterlagen, habe ich weggelassen, da redet man halt nicht drüber. Wo man bei den Fragen unweigerlich darauf gekommen wäre oder ich befürchtete, dass man etwas in die Richtung sagen könnte, habe ich das umschifft.

Zauberspiegel: Sind die Dinge, die du geschrieben hast, denn von jemandem gegen gelesen worden?
Horst Hübner: Nein, diese Fassung nicht. Es ist allerdings inzwischen die dritte Version. Ich habe es von ehemaligen Kollegen aus dem Bastei-Verlaglesen und prüfen lassen. Da kamen noch einige Anregungen.
Viele Sachen, die zu ausufernd waren, sind raus. Oder ich habe Sachen erwähnt, in denen es um Persönliches ging, um Anekdoten und Anekdötchen, wo die Betroffenen teilweise schon verblichen sind. Die haben wir weggelassen.
Aber ich denke, es ist noch genug übrig geblieben, um ein Bild davon zu bekommen, wie es damals gewesen ist, speziell bei Bastei. Aber auch bei Marken. Mit welchen Leuten hatte man es als Autor so zu tun? Welche  Leute waren das im Kollegenkreis?
Einige Leute, die zum Beispiel auf unserer Seite des Flurs im Bastei-Verlag saßen, die aber die Leserschaft nicht kennt, die habe ich raus gelassen.

Zauberspiegel: Wie war denn damals in den 60’ern das Klima in den Verlagen, als der Heftroman seine erfolgreichste Zeit hatte?
FotoHorst Hübner: Das war hervorragend. Es war eine hervorragende Zeit für den Verlag, für den Unternehmer, für die Belegschaft.
Es kam schon mal vor, dass Gustav H. Lübbe in einem besonders heißen Sommer von seinem Urlaubsort am Garda-See aus beim ortsansässigen Eisdielenbetreiber angerufen und der Restbelegschaft, die nicht im Urlaub war, ein Eis geschickt hat. Er hatte davon gehört, dass es hier besonders heiß sei. Das hat man gern zur Kenntnis genommen.
Die Stimmung war gut. In der erfolgreichen Zeit, als wirklich das Geld rollte, nicht im Übermaß, aber es rollte eben, wie ein nicht versiegendes Bächlein - Strom kann man nicht sagen - da hat man sich dann auch schon mal Donnerstag oder Freitag abends bei Lübbe im Häuschen neben dem Verlag im Keller getroffen an der Tischtennisplatte. Da wurde dann erstmal zwei Stunden lang
Tischtennis gespielt, da hat auch Lübbe selbst das weiße Bällchen über den Tisch gedroschen.
Wenn man richtig fertig war, ist man nach oben gegangen. Ursula Lübbe hatte im W
interhalbjahr schon das Kaminfeuer entzündet. Man hat sich gemütlich in den Sesseln niedergelassen, dann kam noch eine Flasche Whiskey auf den Tisch, und wenn die nicht ausgereicht hat, wurde noch eine zweite aufgefahren.
Da hat man dann auch privat eher berufliche Dinge anklingen lassen, wie eine Vertragsgestaltung bei der man gezwungen war, von einem Autor wirklich alles abzunehmen,
was dieser aus der Maschine zauberte. Da hätte man teilweise doch gerne das Recht gehabt zu selektieren, wir wollten ja nur die guten Sachen haben. So ähnlich wie diese Knebelverträge bei den Leihbuchverlagen damals waren, bei denen man wirklich alles nehmen musste, was der Autor schrieb, auch wenn es Schrott war.

Zauberspiegel: Und wie siehst du denn den Heftroman heute?
Horst Hübner: Gar nicht, weil ich ihn mir nicht mehr zu Gemüte führe. Ich schaue auch nicht mehr in der Bahnhofsbuchhandlung oder einem Kiosk rein, was gerade angeboten wird. Ich höre dann mal durch Gespräche oder Anrufe oder durch Teilnahme an einem Con, was sich so tut auf dem Markt.
Wenn ich dann schon mal Kontakt aufnehme zu einstmals führenden Heftverlagen wie Bastei und ich höre dann, dass da nur noch eine einzige Chefredakteurin über dem ganzen einstigen Heftimperium, was man jetzt nur noch als „Restreich“ bezeichnen kann, thront, dann sehe ich für den Heftroman für die Zukunft keine guten Chancen zum Überleben.
Ich denke, das Heftgeschäft ist von Monat zu Monat rückläufig. In der Unterhaltungsbranche wird es nicht einmal mehr einen zweistelligen prozentualen Rang einnehmen, nicht einmal elf oder zehn Prozent, es wird bei neun, acht Prozent liegen und geht immer weiter runter, sieben, sechs. Andere Unterhaltungsmedien genießen den Vorrang und haben dem Heft den Rang abgelaufen, so wie damals der Heftroman den Leihbüchern den Rang abgelaufen hat. 

FotoZauberspiegel: Frage zum Western. Es gab in der DDR einen Lehrer, der hat seine Diplomarbeit über das westdeutsche Westernheft geschrieben. Er hat die These aufgestellt, dass der Western deshalb so erfolgreich war, weil die Helden in den Heften Südstaatler waren, die ebenfalls gerade einen Krieg verloren hatten. Der Western war ja in den 50-ern, 60-ern so erfolgreich. Der Leser damals hat sich deshalb so gut mit den Helden identifizieren können, weil man zum einen selbst einen verlorenen Krieg hinter sich hatte, aber zum anderen der Bürgerkrieg weit genug weg war.
Horst Hübner: Er hat gar nicht so unrecht mit dieser Behauptung, da ist etwas dran. Die Leute in den Südstaaten waren aufmüpfig, sie hatten den Krieg verloren und lehnten sich nun gegen erlittene Ungerechtigkeiten auf. Sie haben dabei manchmal das Gesetz in die eigenen Hände genommen, waren dabei vom geschriebenen Gesetz weit entfernt, und das hat auch ein bisschen etwas zu tun mit der Lage hier.
Man ist ja reglementiert worden, brauchte für jeden Scheiß einen Bezugsschein. Es gab Lebensmittelkarten wie im Krieg. Wenn man einen Ofen brauchte, wenn man irgendetwas brauchte, ein Auto, Reifen, brauchte man einen Bezugsschein. Selbst wenn man seinen Wohnort verlegen wollte, innerhalb der Besatzungszone, konnte man nicht einfach von hier nach da ziehen, sondern brauchte in der Stadt eine Zuzugsberechtigung.
Wenn man nicht Ehefrau, Onkel oder Tante in dem Ort wohnen hatte, gab es keine Chance dort hinzukommen.
Das lag damals auch ein bisschen in der Mentalität der Bundesrepublikaner, sich aufzulehnen gegen staatliche Regeln, die man als Repressalien empfand.
Das ist es, was die Südstaatler empfunden haben, als das mit den unverschämten Reparationsforderungen aufkam, die jeder Kommandant oder selbsternannte Kommandanteur nach eigenem Gutdünken festgelegt hat. Oder man hat den Leuten Reparationen in Form von Steuernachzahlungen aufgebrummt, und da diese sie nicht bezahlen konnten, wurde ihr Land mitsamt dem darauf stehenden Vieh enteignet. Da sind also zum Beispiel riesige Ländereien, speziell in Texas, in die Hände von Nordstaatlern gelangt. Die Nordstaatler, die sich an so etwas beteiligt haben, waren echte Lumpen.

Zauberspiegel: Und das kann man dann hier wiederfinden?
FotoHorst Hübner: Ja, das kann man. Es gab ja bei uns auch die sogenannten Währungsgewinnler. Das war ja das Phänomen als die Währungsreform einsetzte: Bis zur letzten Abendstunde waren die Geschäfte leer. Dann kam die Währungsreform, man konnte zum Bürgermeisteramt oder zur Bank gehen, sich seine 40 DM Kopfgeld geben lassen. Wie von Zauberhand beigebracht waren plötzlich anderntags die Regale und Schaufenster gefüllt. Es gab plötzlich fast alles zu kaufen. Für heutige Verhältnisse war es ein bescheidenes Angebot, aber für die Verhältnisse davor war es paradiesisch.
Da hatten sich natürlich bestimmte Leute die Finger und die Nase bei dem Geschäft vergoldet. Und da war natürlich dieser unterschwellige Zorn, die Wut. Und so konnte man sich mit den Leuten, die neunzig Jahre zuvor nach dem Bürgerkrieg etwas ähnliches erlebt hatten, unterschwellig, unbewusst solidarisieren. So zu empfinden wie die damals, sich aufzulehnen gegen scheinbares oder wirkliches Unrecht. Und notfalls die Dinge in die eigenen Hände zu nehmen.

Zauberspiegel: Woran liegt es eigentlich, dass es außer Jerry Cotton keine Kriminalheftserie mehr gibt?
Horst Hübner: Der Krimimarkt, wie auch die Heldenserien, haben sich totgelaufen.

Zauberspiegel: Du warst ja an Glenn Collins und MacCormick beteiligt. Hast du das damals auch schon so empfunden, dass es immer die gleichen Fälle waren?
Horst Hübner: Jein. Wenn man frisches Blut reinbrachte, ich hatte einige neue Autoren aufgetan oder sie waren auf den Verlag zugekommen, gab es Neues.
Lothar Rausch gehört zweifellos zu ihnen, der sehr viel für das Fernsehen gearbeitet hat, Rolf Kalmuczak, das war nach meinem Wechsel zum Marken-Verlag - Glenn Collins und MacCormick waren ja bei Marken.
Rolf Kalmuczak war ja dann beim Bastei-Verlag ausgestiegen und hatte sich auf eigene Beine gestellt. Den konnte ich dazu überreden, mir alle sechs Wochen einen Roman zu schreiben. Mir wäre es natürlich lieber gewesen, er hätte mir alle 14 Tage einen geschrieben, da sie mit ihren Ideen neue Gesichtspunkte in die Serie einbrachten, das ganze Ding befeuerten.
Es waren also – ganz derb gesagt – keine lahmarschigen Romane. Es war gepfeffert, da war Power drin, da war Action drin. Die hat man gerne gelesen. Wenn man sie dann zu Ende gelesen hatte, sie zuklappte, da war man zufrieden, denn man hatte einen unterhaltsamen Roman gelesen. Der Leser ist wenigstens zwei, drei Stunden lang prima unterhalten worden.
Es gab verschiedene verdienstvolle Krimiautoren, genauso wie es im Western welche gab, ich denke da speziell an Axel Berger, der seine Meriten ja schon vor dem Krieg  mit seinen Cowboygeschichtchen
verdient hatte. Der also ganz 'vorzügliche' Leihbücher verfasste was die Länge betraf und die Quantität, nicht die Qualität. Da passierte also 240 Seiten lang überhaupt nichts. Im Heftroman, der auf 64 oder 65 Seiten komprimiert war, also auch nicht.
Da ritten die einfach rum, da sahen sie Gebirge, dann kam eine Hornisse, dann ging ein Pferd durch, es ist kein einziger Schuss gefallen, es gab keine Prügelei, da ist niemand vom Pferd gefallen, da ist keine Kuh durchgegangen.
Nichts dergleichen. Das waren stinklangweilige Geschichten. Da musste einfach neues Blut rein.
Dann, das habe ich auch im Interview erwähnt, war ich auch etwas aufgebracht über den Gebrauch der Waffen, wenn man sie als Schlagwerkzeuge eingesetzt hat.
So einen sechsschüssigen Revolver als Schlagwerkzeug zu verwenden, die Dinger waren so kantig, so klobig. Ein Schlag auf den Schädel, und die Person, die man getroffen hatte, war tot, weil man ihm die Birne eingehauen hat. Ganz zu schweigen von einem Schlag mit dem Gewehrkolben.
Das gleiche kann man auch in so manchen Westernfilmen vorgeführt bekommen, bei diesen Filmen haben ja auch viele Westernautoren adaptiert, dann reiten die und dann jagen die, mit einem Mords-Galopp, stundenlang oder einen ganzen Tag durch die Prärie hinter dem Bösewicht her. Das geht nicht.

Zauberspiegel: Ich erinnere mich da z.B. an einen Whyatt Earp-Roman von William Mark, wo Doc Holliday von der Plattform eines fahrenden Zuges mit einem Derringer einem Reiter sein Gewehr aus der Hand geschossen hat auf dreißig Schritt oder so.
FotoHorst Hübner: Das ist unglaubwürdig. Der Derringer, das war eine kurzläufige Waffe, meistens vierschüssig oder zweischüssig, selten einschüssig. Er hatte nicht die notwendige Durchschlagskraft. Er war eine Nahkampfwaffe, für den Spieltisch gedacht, für Damen, die sich übereifrige Freier vom Leib halten wollten. Er war für die kurze Distanz gedacht, also über den Spieltisch hinweg oder auf eine Entfernung von zwei Schritten. Da taten die ihre Wirkung. Mit einer Derringer aus zehn Metern Entfernung auf ein Scheunentor zu schießen, da ist die Kugel zwar angekommen, die konnte man aber mit dem Hut aus der Luft auffangen. Das war nichts mehr. Und dann einem reitenden Banditen, der neben einem Zug daher galoppiert, das Gewehr aus der Hand zu schießen, das geht nicht.

Zauberspiegel: Zurück zum Krimi. Was war da das unglaubwürdige Element, das irgendwann zum Niedergang führte?
Horst Hübner: Dass teilweise, ohne dass der Roman irgendwie im fantastischen Bereich angesiedelt gewesen wäre, mit Todesstrahlen gearbeitet wurde, also quasi eine vorweg genommene Form des tödlichen Lasers.  So etwas passierte immer häufiger. Das war kein Rubinlaser sondern ein Gaslaser, wo man dann in einiger Entfernung noch Materie durchlöchern oder zum Schmelzen bringen konnte, oder zur Explosion. Da wurde ein bisschen Schindluder mit getrieben.
Beim Krimi haben die Leser, gefördert sicher auch durch Serien wie Kommissar X oder Jerry Cotton, den Wunsch gehabt eine Person zu haben, die immer wiederkehrt.
Das hat man ja bei Jerry Cotton gesehen. Als er noch eingegliedert gewesen war in den Bastei Kriminalroman, wo man jede Woche einen abgeschlossenen Roman hatte, war alle vier Wochen ein Jerry Cotton Roman dran. Dann zeigte sich, dass die Cotton-Romane immer besser verkauft waren als die anderen, wesentlich besser als die vorhergehenden drei Romane. Er hatte sich super verkauft, dann kamen wieder drei Nieten, dann kam wieder der Cotton ...
Und als klar war, dass er sich so bombastisch verkaufte, entschloss man sich bei Bastei, ihn aus dem Krimi heraus zu nehmen und zu einer eigenständigen Serie zu küren. Aus dem Grunde gab es – von wenigen Ausnahmen abgesehen – im Heftbereich kaum erfolgreiche Romane, die an Cotton oder Kommisar X rangekommen wären.
Es gab einen Autor, Löwer, der unter dem Pseudonym Mark Lester geschrieben hatte, im gelben Krimi, eine Serie. Das war einer, der war ein bisschen russisch angehaucht. Löwer hatte das Zeug so phantastisch geschrieben, dass er damals über Techniken schrieb, die heute gerade erst realisiert oder allenfalls angedacht sind.

Zauberspiegel: Wunderbar. Kommen wir nochmal zu dir zurück. Dein erfolgreichster Roman, was war das? Western? Krimi?
Horst Hübner: Ein Western.

Zauberspiegel: Erzähl doch bitte mal etwas darüber.
Horst Hübner: Der erfolgreichste in finanzieller Hinsicht, der am häufigsten nachgedruckt wurde und mit dem ich am meisten Geld verdient habe, das war „Der letzte Wagen nach Montana“. Der ist auch zig mal übersetzt worden. Das war dann aber nichts mehr fürs Portemonnaie, das war etwas fürs Renommee.  Der ist damals bei Marken erschienen, unter dem Namen Ringo Clark.

FotoZauberspiegel: Dein am schnellstens geschriebener Roman. Welcher war das?
Horst Hübner: Mein schnellster Roman? Ich weiß den Titel nicht mehr, nur noch das Thema der Geschichte: Es ging um einen Burschen, der aus dem Goldcamp kommt und anbietet, mit seinen eigenen Goldfunden und denen seiner Kameraden durch die Wüste zu reiten, um in der benachbarten Stadt jenseits der Wüste ehrliche Preise für den Goldstaub, den sie gewaschen und gefunden haben, zu bekommen.
Die Digger wollten nicht von den Aufkäufern, die in die Lager kamen, über den Tisch gezogen werden. Da er doch eine ganz stattliche Menge Gold bei sich hat, klemmen sich ihm einige Leute an die Fersen, dann stößt er unterwegs auch noch auf drei Frauen, die auch irgendwo Dreck am Stecken haben und auf dem Weg durch die Wüste sind. Er nimmt sich ihrer an.
Die Geschichte gibt jetzt, wenn man sie so erzählt, vielleicht erst einmal nicht viel her, aber sie war von der Atmosphäre und von der Handlung her so unglaublich dicht. Die Geschichte war in meinem Kopf bereits fix und fertig, ich musste sie nur noch aufs Papier umsetzen.
Ich stand unter Zeitdruck, denn bevor ich damals einen Roman anfing, habe ich oft viele Tage verbummelt, an denen ich zum Fenster rausgesehen habe und im Garten herumgestromert bin, statt zu schreiben.
Dann rückte das Wochenende näher und es war Abgabetermin, oder er war sogar schon verstrichen. Ich habe immer verspätet abgegeben, dafür war ich bekannt und gefürchtet. Und ich musste mich mit Freunden am Samstag Morgen um acht Uhr in einer Autoibahnraststätte in Remscheid treffen, um mit ihnen nach Luxemburg zu fahren. Von dort aus wollten wir unsere gebuchten Flüge zu einer Reise in die USA antreten. Und da habe ich am Freitag Morgen, also gerade mal 24 Stunden vorher, mit dem Roman angefangen. Den habe ich dann in 22 Stunden zu Papier gebracht.
Am anderen Morgen war ich dann um sechs Uhr fertig, und da war ich dann fix und fertig. Ich habe mich nur noch schnell geduscht, rasiert, mich in Klamotten gesteckt, Koffer hatte meine Frau gepackt, Papiere und Geld bereit gelegt, Reisepass, ob das Visum noch gültig ist – um das zu überprüfen, wäre es zu spät gewesen.
Ab ins Auto, und meine Frau hat mich zur Raststätte Remscheid gebracht, dort warteten meine Freunde schon ungeduldig und traten von einem Fuß auf den anderen.
Meine Frau ist dann von dort aus zurückgefahren, in die Druckerei nach Köln und hat dort den Roman, den sie in der Nacht noch Seite für Seite Korrektur gelesen hat, abgegeben.
Ich wusste, dass zuhause alles funktionieren würde und ich mir keine Gedanken darüber machen muss und konnte mich ganz auf die Reise konzentrieren. Da war ich auch in Texas, habe dort ein paar Gegenden überprüft, und habe, nachdem ich die Region in Augenschein genommen und etwas über die Landschaft, Pflanzen und Historie erfahren hatte, auch einige meiner Romanhandlungen dort angesiedelt.

FotoZauberspiegel: Spannende Geschichten. Ich glaube, wir haben die Leser aufmerksam genug gemacht auf das, was dann in den nächsten 2-3 Monaten kommen wird.
Horst Hübner: Es würde mich freuen, wenn das Interesse geweckt worden ist und ich hoffe, ich enttäusche die Leser nicht. Wenn irgendjemand eine Frage hat, kann er sich gerne an dich wenden, du gibst mir das dann weiter.

Zauberspiegel: Vielen Dank für das Gespräch.
Horst Hübner: Ich bedanke mich ebenfalls ganz herzlich.

Kommentare  

#1 Sarkana 2022-10-09 01:30
"Löwer, der unter dem Pseudonym Mark Lester geschrieben hatte, im gelben Krimi, eine Serie"
Weiß jemand was damit gemeint war? Das Pseudonym Mark Lester ist mir komplett unbekannt, auch die DNB und der Pree wissen nix. Im Gelben Krimi (wenn das Ding von Kelter gemeint ist, kämen gerade mal drei Romane von John Martin in Frage - den Herrn Hübner kann man ja leider nicht mehr fragen.
#2 Advok 2022-10-09 12:50
Mark Lester war ein Schauspieler (u.a. Black Beauty); und auch als Samenspender für Michael Jacksons Kind war er im Gespräch.
Eventuell nur eine Verwechselung?
#3 Zoller 2022-10-09 17:21
Der Autor "Löwer" ist mit ziemlicher Sicherheit Heinz-Werner Höber, der Cotton-Autor, der im damals "gelben" Bastei Kriminalroman die umfangreiche James Falker Reihe schrieb. Zum Ende des Bastei Kriminalromans gab es auch Neuauflagen.

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