...Kai Blasberg über kreative Prozesse, das Publikum und »Wiederentdeckungen«
: Alles ändert sich, immer. Und das muss auch so sein. Es gibt heute mehr Sender denn je, das Fernsehen steht heute in der Wahrnehmung auch viel stärker im Fokus der Wirtschaftlichkeit, aber das ist nicht gleichbedeutend mit Stagnation. In unserer Auffassung ist Programmgestaltung immer ein kreativer Prozess, den Marketing und Marktforschung stützen und begleiten, nicht umgekehrt. Wir sind mit TELE 5 darin allerdings in unsrem Tun viel freier, als andere Sender, weil wir unabhängig von großen Sendergruppen oder Börsenkursen agieren. A class of its own, sozusagen.
: Als Free TV Programm öffnen wir uns dem gesamten Publikum. Das soll auch so bleiben. Natürlich ist es so, dass man ausprobiert, was ankommt und etwas ändert, wenn man feststellt, dass das Publikum nicht zusieht. Und dabei kristallisiert durchaus etwas heraus, von dem man ursprünglich nicht vermutet hätte, dass es funktioniert. In der Tat sind Fantasy und Action Genres, die bei TELE 5 eine treue Zuschauerschaft haben, - in diesem Segment bieten wir etwas, was es so woanders nicht gibt. Und legen auch Wert darauf, das durch gezielte Zukäufe immer wieder einmal stärker zu akzentuieren. Ein Spezialist für Fantasy werden wir deshalb aber nicht werden.
Zauberspiegel:
: Wir prüfen immer wieder Angebote und wägen ab, was in unsere Programmstrategie passt. Jetzt konkrete Titel zu nennen, wäre verfrüht. Vor dem Herbst wird es da keine verbindlichen Neuerungen zu verkünden geben. Es ist aber, um das Wort Wiederentdeckung aufzugreifen, schon auch denkbar, dass wir nicht nur auf neuere Inhalte setzen, sondern mal wieder etwas lange nicht Gesehenes ins Programm holen.
Zauberspiegel:
: Angebot und Nachfrage müssen passen. Bestimmte Serien in der Art von CSI oder Sex & the City werden als Erstausstrahlung weiter auf den großen Sendern laufen. Wenn wir mal über etwas stolpern, von dem wir glauben, das es ein gutes Nischenprodukt ist, das sich von den gängigen Serienfarben anderer Sender abhebt, sind wir dabei. Painkiller Jane war zum Beispiel so eine Serie, die wir als Erstausstrahlung gezeigt haben, weil wir sie bei uns genau richtig platziert fanden. Für die Produktion ist unser Haupt-Gesellschafter, die Tele München Gruppe, zuständig. Das fangen wir nicht selbst noch an.
Zauberspiegel:
: Serien und Spielfilme sind einer der Urpfeiler der TV Unterhaltung. Neben Show, Sport und News werden sie das auch bleiben. Die Menschen lassen sich einfach gern Geschichten erzählen.
: Die Werberichtlinien in Deutschland sind andere als in den USA und demgemäß kann man da nicht einfach am Ur-Modell andocken. Wir müssen bestimmte Zeitintervalle einhalten, die mit den amerikanischen nicht übereinstimmen.
Zauberspiegel:
: Wenn wir das wüssten, hieße es, dass wir unser Publikum bis ins letzte kennen. Es ist nicht berechenbar. Nicht national und schon gar nicht weltweit. Daher wird man immer wieder Flops erleben, wo man sicher war, den großen Coup gelandet zu haben und umgekehrt. Die Welt ist aber schon gleichförmig genug. Das muss sich nicht weiter anpassen.
Zauberspiegel:
: Vielleicht sind die Deutschen einfach keine Phantasten, wenn es ums Erzählen geht. Der Film noir ist in Frankreich zuhause, die britische Komödie ist durch ihren schwarzen Humor geprägt, die Amerikaner sind ausgemachte Experten für wirkungsvolle Action. Auch wenn Ausnahmen die Regel bestimmen, hat wohl doch jedes Land seine Eigenheiten, die bestimmte Genres nach sich ziehen. Fantasy hat aber auch viel mit Special Effects zu tun, denn die gezeigten Welten sind ja nicht real. Und da sind die US-Studios - kleines Wortspiel - einfach fantastisch aufgestellt, um derartiges in Szene zu setzen. Außerdem produzieren sie mit ganz anderen Budgets für den Weltmarkt, was Deutschland so nicht kann und auch nie können wird.
: Ich danke Ihnen. Und bleiben Sie uns treu!
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