... Sergej Lukianenko über »Trix Solier«, Lesereisen und Wellen
: Ich reise auch in Russland sehr viel, durch große und durch kleine Städt. Aber bei uns in Russland läuft das ganze etwas anders ab. Normalerweise liest dort der Autor nicht ein Stück aus seinem Buch, sondern diskutiert einfach mit den Lesern und Leserinnen und beantwortet ihre Fragen.
: Es gibt auch in Russland Hörbücher und alle meine Bücher sind auch als Hörbücher erschienen. Das wird auch immer populärer dieser Zweig. Ist aber vielleicht noch nicht ganz so verbreitet wie in Deutschland oder in Europa, es ist aber auf alle Fälle ein wachsendes Marktsegment.
: Es gibt natürlich auch in Russland die Entwicklung der eBooks und die nimmt auch immer stärker zu. Und im Prinzip ist dagegen auch gar nichts einzuwenden. Das eBook als solches ist ja nur eine veränderte Form am Inhalt selbst ändert sich dadurch ja nichts. Aber es gibt auch wiederum ein echtes Problem. Das ist das das halt im Internet viele Bücher als Raubkopie vorliegen, das man sie runterladen kann. Davon hat der Autor dann überhaupt nichts, das wirkt sich dann auch negativ auf seine finanzielle Situation aus und kann sogar dazu führen, dass manche Leute dann einfach aufhören zu schreiben, weil sie nicht mehr davon leben können. Jetzt ist es dann nötig, entsprechende Gesetzte einzuführen, um das irgendwie zu regeln.
: Also letztlich hängt es ja hier doch ab von Gesetzen und einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Schriftsteller und seinen Lesern. Denn ein Schriftsteller wird natürlich, egal wie gut er auftritt, nie so hervorragend lesen wie ein Schauspieler. So wie wir das heute auch gerade gesehen haben. Und da muss einfach auch auf andere Art und Weise für Ordnung gesorgt werden, so dass auch Schriftsteller weiterhin von ihrem Beruf leben können.
: Das ist eine ziemlich komplizierte Frage, weil ich versuche, jedes Buch irgendwie anders zu schreiben. Aber, was ich sagen kann, was meine Bücher alle verbindet, das sind schon irgendwie Pageturner und ich schreib halt auch oft über Jugendliche Helden, also der Protagonist ist oft ein Jugendlicher. Das wären vielleicht Momente gewesen, wo man die Antwort hätte finden können. Ich weiß jetzt leider nicht, wer die anderen Autoren gewesen sind, was für Bücher die schreiben, ob die über Jugendliche schreiben und ob ich mich dann da irgendwie abgrenze.
: Ich versuch mich gerade auch an einem Krimi und ich hoffe, dass mir das auch gut gelingen wird.
: Das hängt eigentlich hauptsächlich davon ab, das es dann auch für mich selber dann interessanter ist zu arbeiten. Also wenn ich jetzt gerade SF geschrieben hab und ein Weltraumabenteuer, dann möchte ich danach eigentlich Fantasy schreiben oder phantastische Geschichte, die in einer Alternativwelt spielt oder sowas. Ja, das ist einfach mein Weg um die Arbeit für mich selber interessant zu machen. Ich vermute ich versuch es zu vermeiden, dass ich zwei Bücher im selben Stil hintereinander schreibe.
: Es gibt schon die Pläne meinerseits noch einen fünften Wächter zu schreiben. Ich drücke mich aber so ein bisschen darum, weil ich selber noch nicht ganz so angefixt davon bin, aber ich weiß auch dass die Leser das wollen, die Verleger wollen das. Und eigentlich fragen mich alle: Wann kommt da noch was und ich sehe auch ein, das die Geschichte auch irgendwie zu Ende gebracht werden muss. Habe auch schon ein paarmal angefangen,dann aber gemerkt, nee das klappt noch nicht. Und habe es halt bisher noch nicht geschrieben.
: Ja stimmt schon, das war irgendwie Schluss. Dann gibt es aber auch dieses Verständnis dafür, das da noch Interesse besteht und ja, das Ende der Anderen wird vielleicht nicht ganz mitleidig werden. Möglicherweise kriegen sie einfach ihre magischen Fähigkeiten entzogen.
: Es ist eigentlich schon so, das man sagen kann, die Zauberer dieser Welt, sind die Schriftsteller unserer Welt. Insofern gibt es da schon Parallelen und Anspielungen und mit der Gestalt der Zauberer mach ich mich ein bisschen über Kollegen lustig und ein bisschen über mich selber.
: Ja.
: Es gibt in dem Buch auch viele versteckte Zitate und auch aus der Literatur, aus der russischen und ich bin sehr froh das meine Übersetzerin da eine Lösung gefunden hat, das in ne adäquate Form gebracht hat, so das die deutschen Leser dann nachher auch was davon haben.
: Also die Beziehung ist schon sehr nett, aber Christiane fragt mich halt sehr selten weil sie halt sehr taktvoll und zurückhaltend ist und kriegt halt ziemlich viel alleine raus. Und meine französische Übersetzerin die zufälligerweise auch Christine heißt stellt mir wesentlich mehr Fragen und versucht halt dann die Sachen zu präzisieren und herauszufinden. Aber obwohl meine Bücher in Frankreich gute Kritik bekommen haben, sind sie hier nicht so populär wie in Deutschland. Das ist wirklich ein Rätzel, weil die Büchern allen gefallen haben. Sowohl den Verlagen, als auch den Kritikern, aber halt nicht so viel gelesen werden.
: Ja, das kann so sein.
: Den Hauptunterschied würde ich darin sehen, das die Amerikaner ganz stark sind darin, wenn es darum geht Welten zu erschaffen und die Russen, wenn es darum geht Menschen zu schaffen, die Figuren. Duaman kann nicht sagen, das der eine Zugang besser ist und der andere schlechter. Einfach unterschiedlich. Ich selbst versuche da so einen Mittelweg zu finden und so ein bisschen beide Ansätze zu vermengen und eine interessante Welt zu schaffen und interessante Figuren. Und grundsätzlich sehe ich in diesem unterschiedlichen Zugang, unterschiedlichen Herangehen den wesentlichen Unterschied zwischen der russischen und amerikanischen Literatur.
Was aber auch noch zu beobachten ist, das hier viele eine sehr simpel gestrickte SF / Fantasy schreiben und da kommt's dann im Prinzip gar nicht mehr drauf an, ob das Russen sind, ob das Amerikaner sind, ob das Deutsche sind, die ist halt überall gleich und sehr, sehr simpel.
: Ja, gibt es, finde ich schrecklich. Es gibt sogar schon Witze da drüber: Der eine Fantasy Schriftsteller trifft seinen Kumpel und fragt: Na, wat macht der Vampir bei dir? Also diese Vampirschwämme ist einfach...
Ich muss zugeben, dass mich dieses Twilight nicht sonderlich begeistert, das am Anfang von dieser ganzen Hysterie stand und manchmal überlege ich man sollte eine Persiflage oder literarische Antwort darauf schreiben. Wie man so mit einem Vampir umzugehen hat und so weiter und so fort.
: (Lacht) Ja kann schon so sein.
: Also was mich am meisten freut, ist wenn ich mitkriege, dass die Leute die Bücher auch wirklich lesen, nicht nur kaufen, sondern lesen. Und da freut es mich besonders, wenn ich das bei Kindern oder Jugendlichen mitkriege. Na klar, es gibt diese anderen Angebote. Computer, Fernseher. Und wenn ich dann aber sehe, da werden die Bücher gelesen, dann weiß ich aber auch, das meine Bücher notwendig sind, das sie leben, einfach Zukunft haben.
: Das hat mir auch gut gefallen, vor allen Dingen das so viele sich auch beteiligt haben, Fragen gestellt haben und einfach auch aktiv waren.