... Roland Zingerle über Heftroman-Sponsoren, kollektive Knasterfahrungen und 100 Euro ...
... Roland Zingerle ...
über Heftroman-Sponsoren, kollektive Knasterfahrungen und 100 Euro für die Ewigkeit
über Heftroman-Sponsoren, kollektive Knasterfahrungen und 100 Euro für die Ewigkeit
: Bis dahin war alles nur Hobby und daher wenig aussagekräftig. Ich schreibe seit meinem siebten Lebensjahr mit Unterbrechungen, d. h. ich habe einen recht großen Fundus an fertigen, halbfertigen, konzipierten und skizzierten Geschichten. Dazu kommen knapp 1000 Gedichte. Mehrere Einreichungen unterschiedlicher Manuskripte an diverse Verlage blieben allesamt ohne Erfolg. Das war dann letztlich auch der Grund, dass ich zur Selbsthilfe gegriffen habe.
: Beim Kneipen-Krimi war die Grundidee, dass Gaststätten Drehscheiben der Kommunikation sind. In einem Dorf weiß niemand mehr, als der Wirt denn bei ihm treffen sich alle und wer nicht an der Theke sein Herz ausschüttet, der tut es gegenüber einem Freund in meist allgemein hörbarer Lautstärke.
Ich brauchte also Protagonisten, die in diesem informationsgeschwängerten Umfeld arbeiten, aber nicht an einem Ort festgebunden sind, wie das etwa ein Gastwirt ist. Auf diese Art konnten die Hobbydetektive mittels Gerede die Fälle schneller lösen, als die Polizei, die in solchen Situationen ja meist auf Misstrauen oder böse Anschuldigungen stößt.
: Das hat biographische Hintergründe: Ich suchte nach einer Möglichkeit, mich selbst in die Lage zu versetzen, von meinen schriftstellerischen Tätigkeiten leben zu können. Zum Einen wollte ich immer schon Schriftsteller werden und zum Anderen hatte ich ausreichend Erfahrung in den Bereichen Werbung und Zeitungswesen, um zu wissen, dass ein PR-Artikel einen ungemeinen Werbewert hat weil die Menschen einfach gerne Geschichten lesen. Warum also nicht das eine mit dem anderen verknüpfen? Im Film gibts das ja schon lange unter dem Namen product placement.
Der Grund, warum das bisher kaum gemacht wurde ist auch klar: Die meisten Autoren sind zum großen Teil auch Künstler, weshalb sie sich nicht gerne in die Arbeit reinreden lassen und schon gar nicht von gewinnorientierten Unternehmen. Mir war das aber egal, weil ich den Standpunkt vertrat: wes´ Brot ich ess, des Lied ich sing.
: Nicht im engeren Sinn. In Bezug auf die Kneipen-Krimis habe ich von Anfang an immer darauf bestanden, ein Schundheft-Autor zu sein, was meinen Verleger übrigens gar nicht glücklich gemacht hat.
Hintergrundinformationen zu den Romangastauftritten:
: Wann immer ein Heft erschien, standen die grundlegenden Inhalte des jeweils nächsten Heftes bereits fest. Dementsprechend suchten der Verlag und ich nach möglichen Inserenten, die thematisch zum Handlungsentwurf passten. Soll heißen: Deren Rollen waren bereits im Exposé festgesetzt.
Bekam ich Sponsoren, wandelte ich die jeweilige Handlungssequenz entsprechend der Besonderheiten des Kunden ab, bekam ich keine Sponsoren, besetzte eine fiktive Figur die Stelle.
: Ich bin leidenschaftlicher Biertrinker und habe meine Germanistik-Diplomarbeit zum Thema Der Student und das Bier geschrieben. Dazu kam mein im Eigenverlag veröffentlichtes Buch Eine kleine Biergeschichte, das ist die allgemein lesbare Fassung meiner wissenschaftlichen Arbeit. Um 9 Euro zuzüglich Versandkosten kann das Sachbuch bei mir bestellt werden.
Es folgten die Klagenfurter Kneipen-Krimis und die Detektivbüro Kalt-Kurzgeschichte: Das 400-Jahre-Steinbier. Sie sehen: Das Thema Bier zieht sich auf die eine oder andere Weise quer durch mein ganzes literarisches Schaffen.
: Bei den Privatkunden war weitaus mehr Flexibilität gefragt: Die baute ich meist erst ziemlich spät in die Geschichten ein, wobei sie Rollen bekamen, die nicht unmittelbar handlungsrelevant waren, was die Einarbeitung erleichterte. Wenn in einem Heft mehr Interfiktionskunden waren, als der Handlung gut getan hätten, habe ich sie gesammelt in ein eigenes Kapitel gepackt.
: Bei den Privatkunden durchwegs auf Begeisterung, bis auf einen geringen Prozentsatz, der das als kindisch empfand. Die Geschäftskunden begriffen zu Beginn in der Regel nicht, was ich ihnen da anbot. Das lag vor allem daran, dass sie sich nicht die Zeit nehmen wollten, sich etwas erklären zu lassen, für das sie auch noch bezahlen sollten. Bis ich ihnen jedoch dargelegt hatte, was mir vorschwebte, waren sie im Kopf schon beim nächsten Tagesordnungspunkt.
Die meisten der beteiligten Firmengäste haben sich aber gefreut, bei etwas Schrägem und Innovativem mitwirken zu können.
: Da kann ich kein Schema erkennen. Zum Einen waren es Urlauber, die sich einen Spaß daraus machten, in ihrer eigenen Urlaubslektüre mitzuspielen, zum Zweiten Verwandte oder Freunde von Kneipen-Krimi-Fans, die ihre Lieben überraschen wollten und zum Dritten Personen, die mit dem Kneipen-Krimi überhaupt nichts am Hut hatten, aber nach einem ausgefallenen Geburtstagsgeschenk suchten. Die Bandbreite ging dabei vom Lehrer bis zum Unternehmer, vom Rentner bis zum Akademiker. Wenn ich eine Gemeinsamkeit isolieren kann, dann die, dass sie allesamt humorvolle Menschen waren.
Die rechtlichen, wirtschaftlichen und verlagstechnischen Hintergründe:
: Grundsätzlich nicht, aber ich habe es jedes Mal getan, um mich und den Verlag abzusichern. Einerseits hatte ich ja nichts zu verlieren ich wollte meine Kunden schließlich nicht in die Pfanne hauen andererseits konnte ich damit alle Missverständnisse und somit Streitfälle vorneweg ausräumen. Wenn in 5.000 öffentlich kaufbaren Druckwerken ein unerwünschtes Bild von einem Menschen gezeichnet wird, ist das ein echtes Problem. Die Auftraggeber selbst waren diesbezüglich allerdings erstaunlich locker.
: Ich halte 100 Euro bis heute für keinen übertriebenen Tarif. Immerhin ist die Gegenleistung einzigartig: Eine Verewigung in einem höchstselbst mitgestalteten Roman.
Der Verlag glaubte nichtsdestoweniger an die Abschreckwirkung, doch soweit ich weiß hatte die anschließende Preissenkung kaum Auswirkungen auf das Kundenvolumen.
: Ich habe Geschäftsleute, die ich nach deren Hefteinbau wieder getroffen habe, in der Tat über die Reaktionen befragt. Daher weiß ich, dass die Mitwirkenden immer wieder auf ihre Präsenz im Kneipen-Krimi angesprochen wurden. Inwieweit das den Umsatz gesteigert hat, konnte freilich niemand genau angeben. Gefühlsmäßig würde ich behaupten, dass die Auftretenden allein das um sie entstandene Gerede als Erfolg ansahen und obendrein z. T. selbst Werbung mit ihrem Kneipen-Krimi machten.
: Zum Einen war ich die für einen Selbstverleger beträchtliche finanzielle Belastung los. Ich hätte unmöglich ein drittes Heft tragen können, denn meine Privatmittel waren nach dem Lindwurmtöter und dem Werbefilm erschöpft. Zwar kam auch in der Anfangsphase schon ordentlich Werbegeld herein, aber noch zu wenig, um die Herstellungskosten aufzuwiegen. Und die Verkaufserlöse fielen aufgrund des geringen Stückpreises von anfangs 1,90 unter ferner liefen.
Zum Anderen war ich auch die Verlagsarbeit Lektorat, Herstellung, Vertrieb etc. los und konnte mich auf das konzentrieren, weswegen ich das Ganze gestartet hatte: Das kreative Schreiben.
Details zu den Romanen:
Ich persönlich stehe auf kurze, knackige Titel, die nach Möglichkeit nur aus einem Wort oder einer originellen Wortkombination bestehen. Daraus ergab sich ein relativ großer Schriftgrad was ja auch für das Verkaufsregal von Vorteil ist.
Dies wiederum führte dazu, dass längere Titel gar nicht mehr gingen, immerhin hätten diese das durchgängige Design der Kneipen-Krimis aufgebrochen. Stumme Zeugen etwa hätte ich ursprünglich gerne mit Der Meister des Schmerzes und das Geschäft mit dem Tod benannt meine Lektorin nahm keine Sekunde an, dass ich das ernst meinen könnte.
: Ja, vor allem der Lindwurmtöter. Einen solch grausigen Todesfall hat es damals tatsächlich gegeben.
: Nein; aber von zwei Klagenfurter Polizisten, denen ich je einen Kneipen-Krimi geschenkt habe, erntete ich nach dem Reinblättern großes Gelächter: Ich glaube, es war der damalige Pressesprecher der Kripo Klagenfurt, der zufällig auch Melischnig heißt.
: Provokation war noch nie eine Triebfeder meines Tuns und erst recht bin ich niemand, der den mahnenden Zeigefinger erhebt. Auch von der Parteipolitik wollte ich die Finger lassen, selbst wenn sie immer wieder ein wenig zwischen den Zeilen durchscheint. Aber ich hätte das Thema nicht anders behandelt, wenn die hierzulande regierende Partei eine andere Farbe gehabt hätte.
Backgroundinformationen zum Verkauf der Heftromane:
: Quer Beet. Mir unbekannte Leser, die mir auffielen, weil sie immer wieder nach den Heftpräsentationen zum Signieren kamen, waren überwiegend Frauen unterschiedlichen Alters, aber auch einige eher ältere Männer. Zu meinem einzigen Vortrag in Graz kamen zwei Heftroman-Fans der Generation von Anfang-bis-Mitte zwanzig. Die hatten die Inhalte meiner Geschichten besser im Kopf als ich; es war einfach herrlich! Von der lokalen Abgrenzung her würde ich die Leser natürlich vor allem in Klagenfurt sehen, was kein Wunder ist, da hier auch die Bewerbung am intensivsten war. Erstaunlich viele Leser habe ich in der Bundesrepublik Deutschland; die haben sich in den Kneipen-Krimi als Urlaubslektüre verliebt und ihn deshalb abonniert.
: Ich habe eigentlich nur sehr wenig Respons bekommen. Das finde ich insofern schade, weil ich die Krimis gerne an die Wünsche des Publikums angeglichen hätte. Die Reaktionen von Lesern, die mir weder bekannt noch mit mir verwandt waren, waren quasi Null. Ich denke, meine Leser wollten einfach nur unterhalten werden und nicht mehr.
: Über die Klagenfurter Buchhandlungen. Ortsansässige kauften die Hefte vor allem jeweils nach dem Erscheinen in den Buchgeschäften. Das wurde mir auch deshalb bewusst, weil ich immer wieder Mail-Anfragen bekam, wenn sich ein Heft verspätete, oder weil ich Leute kennenlernte, deren Verwandte oder Bekannte glühende Kneipen-Krimi-Fans waren.
Wenn ich selbst einen Buchladen aufsuchte, fragte ich die Händler scheinheilig, wie sich diese Kneipen-Krimi-Heftchen da verkauften, doch meistens wurde ich enttarnt.
: Dazu fehlten die Ressourcen. Der Klagenfurter Kneipen-Krimi ist nicht nur ein Billigstprodukt wodurch der Gewinn pro verkauftes Stück im Centbereich liegt , er müsste auch anständig beworben werden, um am Markt durchzudringen, was eine Menge Geld kosten würde. Diese Kombination ist natürlich für jeden Expansionsplan fatal.
Die Romanserie wäre sicherlich ein Erfolg, wenn sie speziell in den österreichischen und süddeutschen Ballungszentren breit beworben würde doch dazu fehlen einfach die Mittel.
Heftpräsentationen der etwas anderen Art:
: Ich habe kein Problem mit Schlangen, deshalb war das für mich emotional überhaupt kein Thema. Die Schlange Miss Marple war immer dieselbe und hat mir jedes Mal die Show gestohlen. Bei der Woche Kriminacht baute sie sich vor meinem Gesicht auf, züngelte mich an; ich hatte den Eindruck, sie wollte mich ganz genau ansehen.
Das war ablenkend, weshalb ich kurz im Lesen innegehalten habe just in einer Textpassage, die mit den Worten weiterging: Hubert Pogatschnig fragte sich, wo er soeben den Faden verloren hatte. Als wäre es inszeniert gewesen. Das Publikum honorierte die Einlage mit Gelächter und Szenenapplaus.
: Die Kerkerstimmung im Einzelzellenbereich war so eng und bedrückend das hielt keiner meiner Gäste lange aus. Trotz Wasser-und-Brot-Buffet der Bäckerei Wultsch es gab aber auch Most und Aufstriche blieb nach der Lesung keiner der Anwesenden länger als 40 Minuten. Die Fenster in den Zellen gingen nach oben in den Gefängnishof und während der Vorträge war plötzlich von draußen anhaltendes Geschrei aus vielen Kehlen zu hören. Es klang wie eine Gefängnisrevolte und die Teilnehmer der Präsentation reagierten eingeschüchtert.
: Wie mir der Gefängnisdirektor später erklärte, unterhalten sich die Häftlinge abends, indem sie von einem Fenster zum anderen hinüber rufen. Durch die Enge des Hofes überlagern sich die Stimmen und durch den Hall vergrößert sich der Lärm. Die Situation war also nicht nur harmlos sondern noch dazu gefängnis-alltäglich.
Das Erlebnis ist den Besuchern bis heute in den Knochen sitzen geblieben: Wenn ich welche von damals treffe, erzählen sie mir noch immer von ihren Angstgefühlen im Keller der Strafanstalt.
: Mein Freund Werner Wultsch begann im Jahr 2006 mit seinem Umstieg vom Bäckermeister zum Kunstmaler; ein Prozess, den er auch mit erschreckender Konsequenz durchgezogen hat. Heute lebt und arbeitet er als freier Maler; seine Bäckerei hat er verpachtet. 2006 habe ich für ihn eine erste Ausstellung organisiert, die er zum Thema Brotlose Kunst abhielt, mit der er auf das Sterben der kleinen und mittelständischen Bäckereibetriebe aufmerksam machen wollte. Zur Bewerbung der Vernissage haben wir einen ausgestopften Bäcker vor seiner Bäckerei an den Galgen gehängt und einen zweiten vor der Ausstellungslokalität.
Das hatte zur Folge, dass viele Klagenfurter dieses Vorgehen für geschmacklos hielten und sich so sehr darüber erregten, dass die lokalen Medien auf diese Thematik aufsprangen. Die dadurch indirekt beworbene Vernissage war mit mehr als 300 Besuchern ein Riesenerfolg.
Zur konkreten Abwicklung von Kneipenkrimi-Marketingprojekten:
: Ich habe meine Lesungen immer so aufgezogen, dass ich Schlüsselstellen aus mehreren Kapiteln vorgetragen habe, so dass die Zuhörer ein Bild des Falles und der ersten Ermittlungen bekommen haben. Die Romanvorstellung endete immer an der spannendsten Stelle immerhin sollten die Leute das Heft ja kaufen. Schwerpunkt jeder Darbietung war der Humor, den ich entsprechend teilweise auch mit Körpereinsatz in Szene gesetzt habe. Den Ludwig Melischnig z. B. sprach ich immer im tiefsten Dialekt.
Nebenbei habe ich darauf geachtet, dass eine bestimmte, mir nahestehende Person bei den Leseabenden dabei war, weil die auch über die kleinsten Witze gelacht und damit das restliche Publikum mitgezogen hat.
: Vorweg: Mein Verleger und das gestand er mir erst hinterher glaubte nicht, dass ich die Genehmigung zum Hinterlegen der Stahlkassette bekommen würde. Gerade die bekam ich jedoch ohne Probleme, weil ich die Stadtverwaltung mit dem Projekt glatt überrumpeln konnte: Jeder Beamte, mit dem ich über die Zeitkapsel-Bewilligung sprach, war erst einmal verwirrt und verwies mich eine Hierarchieebene höher, bis ich schlussendlich vor dem Präsidialchef selbst stand. Auch dieser war verwirrt, denn so wie seine Untergebenen hatte auch er keine Ahnung, wie er mit diesem Ansinnen umgehen sollte.
Schließlich fragte ich den Präsidialchef, ob irgendetwas dagegen einzuwenden wäre, die Box am Neuen Platz zu vergraben. Er überlegte kurz und musste dann zugeben, dass nichts dagegen sprach, immerhin würde die Kassette nach Beendigung der Arbeiten nicht zu sehen sein, sie widersprach keiner Bau-, Umwelt- oder sonstigen Verordnung. Also gab er mir grünes Licht unter der Bedingung, dass der Bauleiter keine technischen Bedenken hätte. Dieser hatte keine, also konnte die Aktion durchgeführt werden.
: Die Gummispinnen waren an der Decke mittels Angelschnüren befestigt, welche zum Lesepult geleitet wurden. Bei der entsprechenden Textstelle kappte ich die Schnüre mit einer Schere und die Spinnen kamen herunter sogar mit einem Spinnfaden hinten dran. Der Trick war natürlich alles andere als unerwartet, weil jeder Besucher schon beim Eintreten sah, was Sache war. Dennoch zeigten vereinzelte Schreie aus dem Auditorium, dass vielen nicht klar gewesen war, was passieren würde.
: Kaum, aber doch. Was mir immer wieder passiert ist, dass mich Menschen am Namen erkennen, vor allem bei Telefonrecherchen oder im Landesarchiv. Unlängst habe ich mitbekommen, wie ein Pärchen in einer Pizzeria am Nebentisch getuschelt und dabei immer wieder in meine Richtung geblickt hat. Zunächst dachte ich, die machen sich über mich lustig, bis ich draufgekommen bin, dass es bei ihrem Gespräch um Krimis ging.
So etwas kann einem schon den Tag retten auch wenn ich nicht weiß, warum eigentlich.
Guido Zingerle; das Ende und die geplante Fortführung der Klagenfurter Kneipenkrimis:
: In den 1940er Jahren gab es in Südtirol einen berüchtigten Frauenmörder namens Guido Zingerle. Mein Vater hat bei gesellschaftlichen Ereignissen immer Schauergeschichten vom Onkel Guido erzählt; ob er tatsächlich mit mir verwandt ist, weiß ich nicht.
Allerdings war ich neugierig, als das Buch Der Zingerle herausgebracht wurde, in dem der gesamte Kriminalfall von damals aufgearbeitet wurde. Ich ging also in die nächste Buchhandlung und sagte zur Verkäuferin sinngemäß: Ich möchte gerne das Buch Der Zingerle bestellen. Sie: Ach, Sie meinen den Kneipen-Krimi von Roland Zingerle? Ich: Nein, das Buch heißt Der Zingerle. Ich erläuterte ihr die Hintergründe, ohne meine Identität preiszugeben und als sie das Buch schließlich im Bestellsystem gefunden hatte, meinte sie: Für wen darf ich es reservieren? Für Zingerle! Ihr Gesicht daraufhin war eines der längsten, das ich jemals gesehen habe.
: Der Grund für das Ende der Serie war, dass der finanzielle Erfolg letztlich zu gering ausfiel, um den doch recht großen Zeitaufwand für die Vorproduktion zu rechtfertigen. Der Klagenfurter Kneipen-Krimi ist ein Massenartikel und der Anteil an der Kärntner Gesamtbevölkerung, der Groschenhefte liest, ist zu gering, um auf einen nennenswerten Absatzerlös zu kommen.
: Ich könnte die Erzählungen noch bis zu meinem Tod in hundert Jahren weiterschreiben; Ideen hätte ich genug. Im Sommersemester 2011 habe ich an der Universität Klagenfurt eine Lehrveranstaltung zum Thema Der Groschenroman ein Kulturphänomen am Beispiel des Klagenfurter Kneipen-Krimis abgehalten, in dessen Zuge ich mit vierzehn Studentinnen und Studenten den allerletzten Kneipen-Krimi verfasst habe, welcher mit Ende Juni 2011 erhältlich ist.
Dabei habe ich auf eine gegenwärtige Mode zurückgegriffen und die Geschichte vor der Geschichte erzählt. Titel: Ausgekegelt! Bei diesem Kriminalfall lernen Pogatschnig, Melischnig und Gruppeninspektor Ogris einander kennen.
: Die Geschichte wurde in mehreren Arbeitsschritten von allen Studentinnen und Studenten dieser Lehrveranstaltung gemeinsam entwickelt, in der Endphase schrieb jede und jeder von ihnen je ein Kapitel. Bei dem Fall geht es um einen Serienmörder, der unter Ludwig Melischnigs Bierführer-Kollegen wütet. Auch das Mitwirken von Romangästen war wieder möglich; eine meiner Studentinnen hat diese Gelegenheit genützt und ihre zwei Großmütter literarisch verewigt.
: Eine Fortsetzung der Serie über Band 19 hinaus ist nicht vorgesehen, aber die Erfahrung zeigt, dass sich die Dinge oft anders entwickeln, als man denkt. Ich halte mir alle Möglichkeiten offen. Ein anderes vielversprechendes literarisches Projekt befindet sich noch in der Konzeptionsphase; neue Groschenheftreihen starte ich allerdings wohl keine mehr.
: Herzlichen Dank für Ihr Interesse!
- Alle Abbildungen © MMag. Roland Zingerle, außer:
- Das Foto mit dem am (Gefängnis-)Bett Sitzenden = Copyright Wolfgang Wagner
- Die Kneipenkrimi-Heftcover ab der Nummer 3 © Verlag Johannes Heyn, Klagenfurt
- Zingerle, die Metallbox in den Beton des Neuen Platzes versenkend © Christian Lehner, Woche
- Der Zingerle (Titelbild) = Copyright Verlag Edition Raetia, Bozen