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... Jutta Wilke über Schreibwelten, Foren und Jugendbuchpreise

Jutta Wilke... Jutta Wilke ...
... über Schreibwelten, Foren und Jugendbuchpreise

Mit Jutta Wilke hatten wir gerade erst ein Interview geführt - über ihren Weg hin zu und als Autorin, Pläne und Idee.

In diesem Gespräch kam die Sprache auch auf die Schreibwelt, einem Forum, in dem sie unter anderem aktiv ist.

Im Anschluss an das Gespräch kamen Fragen nach mehr Informationen zur Schreibwelt ... und wir haben uns Jutta noch einmal geschnappt und ihr weitere Fragen gestellt.


Zauberspiegel: Jutta, nach dem ersten Interview mit dir zu deiner Arbeit als Autorin, den Weg dorthin und deine Pläne kamen bei uns Fragen zur Schreibwelt. Die wollten wir nicht unbeantwortet lassen und haben dich auf nochmal in den Interviewsessel geschubst. Was ist die Schreibwelt?
J. Wilke: Hoppala. Fast wäre ich neben dem Sessel gelandet Wink Was ist die Schreibwelt? Die Schreibwelt ist ein geschlossenes Forum für professionelle deutschsprachige Kinder- und Jugendbuchautoren. Hier vernetzen wir uns, tauschen uns über unsere Arbeit, unsere Schreiberei aus, geben uns gegenseitig Tipps, freuen uns miteinander über Erfolge und trösten uns gegenseitig bei Misserfolgen. Im Grunde ist die Schreibwelt die Teeküche unseres Arbeitsplatzes.

Zauberspiegel: Ulrike Poznanski, Autorin und ein Mitglied der Schreibwelt, hat den Deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen. Was bedeutet es für einen Jugendbuchautoren, diesen Preis zu gewinnen?
J. Wilke: Wir alle träumen natürlich davon, einmal DAS Buch zu schreiben, das alle lesen wollen. Und ich denke, der Deutsche Jugendliteraturpreis ist eine der höchsten Anerkennungen für Jugendliteratur, die es in Deutschland überhaupt gibt. Ihn zu gewinnen ist also schon etwas sehr Besonderes, vor allem, da ja nicht ausschließlich deutsche Texte an der Ausschreibung teilnehmen. Soweit ich weiß, wurden in diesem Jahr seit vielen Jahren zum ersten Mal wieder nur deutsche Texte in den Sparten Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch prämiert. Das war ein schöner Zufall, über den wir deutschsprachigen Autoren uns natürlich ganz besonders freuen.

Zauberspiegel: Und was bedeutet es für euch - die anderen Mitglieder des Forums - wenn eine aus euren Reihen diesen Preis des Arbeitskreises für Jugendliteratur gewinnt?
J. Wilke: Erstmal freuen wir uns alle riesig für Ursula. Wir kennen uns ja jetzt schon seit einigen Jahren und haben im Grunde die Entwicklung eines jeden von uns von der ersten Veröffentlichung an begleitet. Wir helfen uns durch Schreibblockaden, tragen uns durch Zweifel, haben bei Erebos aber natürlich erlebt, wie groß der Erfolg von Anfang an war. Ich glaube, wirklich jeder von uns hat Ursula für diesen Preis die Daumen gedrückt. Ich war ja bei der Preisverleihung anwesend und konnte ihr im Namen des Forums als eine der ersten gratulieren und es war schon ein sehr sehr sehr besonderer Moment, weil Ursula diesen Preis zum einen mehr als verdient hat, weil sie uns anderen damit aber auch gezeigt hat: Man kann es schaffen!

Zauberspiegel: Was denkst du - hat das Forum einen Anteil daran, dass Ursula dies geschafft hat?
J. Wilke: keubn Das müsstest du schon Ursula selbst fragen ;-) Fakt ist: Erebos hat Ursula ganz alleine geschrieben und ich fänd es jetzt sehr vermessen zu sagen, ohne unser Forum hätte sie das nicht geschafft. Das ist Blödsinn. Wir freuen uns aber über den riesigen Erfolg unserer Kollegin. Und wir gönnen ihn ihr auch ganz alleine!

Zauberspiegel: Wie kam es zu diesem Forum? Wer hat es gegründet und warum?
J. Wilke: Die Schreibwelt ist entstanden aus einem Vorgängerforum, dass dabei war, sich aufzulösen. Wie genau das Vorgängerforum gegründet worden ist, weiß ich leider nicht, damals war ich nicht von Anfang an dabei. Als dann das damalige Kinder- und Jugendbuchforum drohte, kaputt zu gehen, habe ich die Schreibwelt zusammen mit einem Kollegen gegründet und wir sind fast komplett dorthin "umgezogen". Inzwischen hat sich die Schreibwelt wunderbar etabliert und ich freue mich wirklich sehr, dass unsere Form von Netzwerken in letzter Zeit immer mehr Früchte in Form von erfolgreichen Veröffentlichungen trägt.

Zauberspiegel: Wer gehört denn in etwa zu eurem Kreis? Kannst du vielleicht ein paar Namen nennen und ganz allgemein beschreiben, wen ihr aufnehmt?
J. Wilke: Wir sind inzwischen rund 100 Autoren und Autorinnen für Kinder- und Jugendbuch aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die kann ich unmöglich alle aufzählen. Zu unserem Kreis gehören wirklich bekannte Kinder- und Jugendbuchautoren von A wie Antje Babendererde bis Z wie Tina Zang. Bei uns ist Alice Gabathuler genauso wie Monika Felten, Marliese Arold, Udo Weigelt, Gina Mayer, Susanne Oswald, Tom Finn oder eben Ursula Poznanski und Saskia Hula, um nur einige zu nennen. Am besten einfach mal in den öffentlichen Teil schauen, nicht alle, aber viele sind dort zu finden.

Zauberspiegel: Was ist die Voraussetzung, um Mitglied bei euch werden zu können?
J. Wilke: Voraussetzung ist zunächst einmal, dass man professioneller Kinder- und Jugendbuchautor ist. D.h. man sollte nach Möglichkeit bereits in einem Kinder- und Jugendbuchverlag veröffentlicht haben. Das alleine ist aber noch keine Garantie für eine Aufnahme, da wir immer auch darauf achten, dass die Mitglieder ein bisschen zusammen passen und dass wir vor allem nicht zu groß werden. Je größer das Forum wird, desto schwieriger gestaltet sich der Austausch untereinander, deshalb wägen wir bei jeder neuen Bewerbung sehr genau ab. Vor allem geht es uns um ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Wer also nur ins Forum möchte, um dort Informationen für sich abzugreifen, der ist bei uns falsch.

Zauberspiegel: Was versprecht ihr euch von dem Forum? Unterhaltet ihr euch da über Buchthemen? Warum der und der Verlag gerade vor allem gelbe Cover macht?
J. Wilke: Ich sagte es ja schon, das Forum ist unser Netzwerk. Das Schreiben ist doch ein sehr einsamer Beruf, vor allem ist es ein Beruf, zu dem es eigentlich keine Ausbildung gibt. Es tauchen also immer wieder jede Menge Fragen auf. Das können Fragen sein, die zum Schreibhandwerk gehören, Fragen, die zum Autorenalltag gehören, steuerrechtliche Fragen, Fragen zu Verträgen, Fragen zur VG Wort, zu Erfahrungen mit bestimmten Verlagen. Wir tauschen unsere Erfahrungen untereinander aus, vermitteln uns auch mal gegenseitig Lesungen, helfen uns über Schreibblockaden, aber blödeln auch mal rum.
Ich sagte es weiter oben schon: Das Forum ist für die meisten von uns so etwas wie eine Teeküche in einem Büro. Dort trifft man sich entweder, weil man gerade ein kniffliges Problem hat und Hilfe sucht, aber auch mal, weil man zu Hause ein krankes Kind hat und dringend mal jemanden mit Verständnis braucht.

Zauberspiegel: Das Forum besteht ja aus einem öffentlichen und einem internen Bereich. Muss es eigentlich noch mehr Foren geben? Es gibt doch bereits soviele Foren, Plattformen ... Lohnt es sich eigentlich, das Forum zu führen?
J. Wilke: Da kann ich nur für mich sprechen. Für mich lohnt sich das Forum in jedem Fall. Der öffentliche Bereich war ursprünglich einfach für die Mitglieder gedacht, die eben noch keine Homepage haben oder nicht bei Facebook etc. aktiv sind. Die haben im öffentlichen Teil die Möglichkeit sich vorzustellen, ihre Bücher vorzustellen, auf ihre Lesungen hinzuweisen.
Da das Forum im geschlossenen Bereich für Kinder- und Jugendbuchautoren ziemlich einmalig ist (meines Wissens gibt es nur ein weiteres Forum dieser Art), empfinde ich es als große Bereicherung für mich. Egal welche Frage ich zu meinem Beruf habe, hier konnte mir noch immer weiter geholfen werden. Es ist einfach die Summe unserer Erfahrungen, die uns hier allen zugute kommt. Übrigens führe ich das Forum nicht alleine, sondern zusammen mit meinen wunderbaren Kolleginnen Alice Gabathuler (Schweiz) und Gabriele Gfrerer (Österreich).

Zauberspiegel: Ihr seid ja über ganz Deutschland verteilt, wahrscheinlich sogar noch darüber hinaus. Kennt ihr euch denn eigentlich auch jenseits der Forum? Wie haltet ihr darüber hinaus noch Kontakt?
J. Wilke: Wir sind deutschsprachige Kinder- und Jugendbuchautoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ach ja - Ulrike Rylance ist auch bei uns und sie lebt ja jenseits des großen Teiches. Wir veranstalten verschiedene Treffen, ja klar, so dass sich viele der Mitglieder bereits mehrfach auch persönlich gesehen haben. Es gab schon regionale Treffen in Hamburg, Berlin, München, es gab Treffen in der Schweiz und in Österreich. Wir treffen uns regelmäßig auf der Buchmesse in Leipzig und auch in Frankfurt, wo wir jeweils gemeinsame Mittagessen organisieren. Durch unser Forum sind schon einige sehr enge Freundschaften entstanden und es kommt auch immer wieder mal zu "Patenschaften", in dem ein Autor einem anderen zu einem Verlagsvertrag oder einem Auftrag verhilft. Über diese Form des Netzwerkens freue ich mich immer ganz besonders. Wir sitzen zwar alle in einem Boot, aber wir sind natürlich auch alle Konkurrenten auf dem hart umkämpften Kinder- und Jugendbuchmarkt. Wenn ich dann trotzdem ab und zu höre, dass eine Autorin z.B. durch eine Kollegin einen Fuß in die Verlagswelt bekommen hat, dann weiß ich wieder, dass sich die Forenarbeit unbedingt lohnt.

Zauberspiegel: Wird es von euch irgendwelche Aktionen, die das Forum plant? Gemeinsame Bücher oder oder?
J. Wilke: Aktuell sind keine gemeinsamen Aktionen geplant, dazu fehlt uns leider die Zeit. Es gibt aber immer mal wieder Anthologien, in denenn überraschend viele Schreibwelt-Autoren vertreten sind. Über solche Schreibwelt-Bücher freuen wir uns natürlich sehr.
Wir engagieren uns aber gemeinsam für das Kinderhospiz Sternenbrücke in Hamburg. D.h. wir spenden jährlich einen Teil unserer Belegexemplare für die dortige Bibliothek, um so mitzuhelfen, dass die Kinder im Hospiz und deren Geschwister immer die aktuellsten Kinder- und Jugendbücher zur Verfügung haben.
Es war einmal im Gespräch, zugunsten der Sternenbrücke eine Anthologie zu machen. Dazu hatte ich Kontakt mit einigen Verlagen aufgenommen und Jan Weitendorf (Oetinger) war eigentlich von dieser Idee sehr angetan. Leider ist das Projekt dann in letzter Minute von der Programmkonferenz gekippt worden. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ein solches Projekt doch noch einmal zustande kommen könnte.

 

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