Leser fragen ... Dietmar Kuegler zu Western-Romanen
... Dietmar Kügler ...
... zu Western-Romanen
... zu Western-Romanen
: Eigentlich nicht. Auch die reale Frontier-Geschichte hat ja unbestritten ihre romantischen und abenteuerlichen Elemente, sonst wäre der Western-Roman gar nicht entstanden. Bei aller Fantasie ein realer Bezug war immer da. Ich habe auch beim Roman- oder Exposéschreiben nie mein Wissen um die tatsächliche Geschichte außen vor gelassen. Es musste nur dosiert eingesetzt werden wie vorher schon einmal beschrieben. Ich behaupte, dass mir das Wissen um die Geschichte geholfen hat. Man fühlt sich beim Schreiben sicherer, lässt seine Figuren besser und souveräner agieren.
Außerdem trennt man automatisch eine erfundene Handlung von der Realität, oder man kombiniert beides in der richtigen Proportion. Ich habe z. B. in meiner John-Gray-Reihe Romane über den Kampf um den Alamo in Texas geschrieben da spielen erfundene Figuren die Hauptrolle, aber die wahren Ereignisse und die tatsächlichen Gestalten sind integriert. So ist es auch bei Romanen in dieser Reihe über Ereignisse im Bürgerkrieg, über die Schlacht am Little Big Horn oder den Goldrausch. Um es zusammenfassend zu sagen: Viele Informationen, viel Wissen hat noch niemandem geschadet. Es nützt.
: Fargo war in Amerika erfolgreich. Ich denke, dass das deutsche Publikum einfach auf diese Endzeit-Western nicht vorbereitet war und sie deshalb nicht akzeptiert hat. Man hat seine Klischees im Kopf, und der Wilde Westen war eben die Zeit zwischen 1865 und 1890. Dass es noch Anfang des 20. Jh. starke Elemente des alten Westens in Amerika gab, wurde nicht wahrgenommen. John Waynes letzter Film spielte auch in diese Zeit hinein. Ich denke, dass die tragenden Elemente der guten alten Western fehlten, die freie Weide, der weite Horizont, die Einsamkeit der Wildnis, die den Westernpionier geprägt hat.
Handlungen in Südamerika sind nie gut angekommen, schon Mexiko-Western waren immer problematisch. Westernhelden, die mit Maschinengewehren oder halbautomatischen Pistolen schossen, waren zumindest irritierend.
Hinzu kam: Bei Fargo hatten die Menschen sich verändert. Sie waren keine Pioniere mehr. Das Land war besiedelt, und die Konflikte beruhten schon auf industriellen Komplexen wie Ölfunden o. ä. Schon der Goldrausch von Alaska hat außer in den Romanen von Jack London keinen Western-Leser hinter dem Ofen hervorgelockt. Die handelnden Gestalten trugen viele Charakteristika der modernen Zivilisation in sich. Ihre Moral war nicht unbedingt vorbildlich, hatte auf jeden Fall mit der Moral der alten Westernhelden nichts mehr zu tun. Keine Cowboy-Ehre. Es fehlte auch die Botschaft des Western, dieser alles durchdringende Geist der Pioniere, etwas aufbauen, zu neuen Grenzen vorstoßen, eine neue Welt bauen und eine sichere Zukunft schaffen zu wollen. Das alles war zwar sehr realistisch, aber eben auch ernüchternd. Es fehlte das Flair, die Romantik, die den Western groß und einzigartig macht.
: Dieser Aspekt ist immer übertrieben dargestellt worden. Komischerweise kursierten schon damals Gerüchte die sich teilweise bis heute halten -, Ronco sei so eine harte Serie gewesen, dass ständig Romane indiziert worden wären. Das ist absoluter Quatsch und hängt vermutlich mit der frühen Typisierung als Italo-Western-Serie zusammen. Es wurde der Eindruck erweckt, Ronco lebe wie die Italo-Western-Filme allein von breit ausgewalzten Brutalitätsszenen. Leute, die die Romane gar nicht gelesen haben, behaupteten schon damals, wir hätten Gewaltorgien gefeiert und uns grausam im Blut gesuhlt. Alles Blödsinn. Jeder, der die Serie kennt und gelesen hat, weiß, dass es harte Action gab, aber keine Exzesse.
Das wäre gar nicht gegangen; denn in der Tat waren die Regeln ziemlich strikt. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften in Bad Godesberg hatte Richtlinien erlassen, an die die Verlage (und Autoren) sich hielten. Wären wir ständig beanstandet worden, hätte die Reihe ein schnelles Ende gefunden, weil es für den Verlag verdammt teuer geworden wäre.
Ich kann mich auch nicht erinnern, dass wir eine Schere im Kopf hatten. Wir kannten die Vorschriften. Wir wussten, dass man keine Gewaltszenen nur um der Gewalt willen oder um einen Effekt zu erzielen verwenden durfte. Das war auch nie unsere Absicht. Wir wollten abenteuerliche Geschichten erzählen, in denen auch das Faustrecht eine Rolle spielte. Wir haben das Umfeld der Handlung oft realistisch-düster geschildert. Gesetzlose waren mitleidlos, kalt und böse in ihren Handlungen, dafür waren die Vertreter der Guten umso strikter in ihrer Moral. Im Vergleich zu anderen Western waren bei uns die Grenzen zwischen Gut und Böse schärfer gezogen. Das war der Unterschied, und das wirkte nach außen hin härter. Aber wir haben keinen Stoff für irgendwelche sadistischen Gewaltfantasien geliefert.
Die Regel war, dass die Darstellung von Gewalt eine logische Begründung haben musste. Wir wussten, dass die brutale Ausschmückung von solchen Szenen eine Rüge nach sich ziehen würde. Es war keine echte Beschränkung, sich daran zu halten. Die Geschichten mussten immer eine Moral beinhalten, wonach für den (jungen) Leser nachvollziehbar war, dass sich Unrecht und Gewalt nicht lohnt und den Schurken irgendwann die Strafe trifft.
Die Autoren haben sich ganz freiwillig an diese Regeln gehalten, und letztlich war der Bearbeiter, Wilhelm Kopp, der Filter, der solche Sachen entschärfte, wenn einem Autor wirklich mal die Pferde durchgegangen waren.
: Ich habe beim Marken-Verlag nur das Grundkonzept der Serien erhalten. Werner Dietsch hatte fast alle Serien erfunden und dazu einen gewissen, überschaubaren Personalstamm entwickelt. Diese Unterlagen nur wenige Seiten erhielt jeder Autor. Und dann baute man darauf seine eigenen Geschichten auf, die üblicherweise in sich abgeschlossen waren. Fortsetzungen wie bei Ronco gab es fast gar nicht. Ich habe im 320-PS-Jim ab und zu Geschichten geschrieben, die über 2 Romane liefen. Aber das war selten.
Wie es bei den anderen Autoren war, weiß ich nicht, da ich so gut wie keinen Kontakt zu ihnen hatte. Mir hat Werner Dietsch immer freie Hand gelassen. Ich habe meine Geschichten geschrieben, wie ich wollte. Ich musste ihm vorher nicht mal sagen, was ich schreiben wollte. Er hat sich von jedem Manuskript überraschen lassen. Seine Aufträge kamen per Telefon in der Art: Schreiben Sie als Nächstes einen Tom Frisco. Oder: Ich brauche zwei Romane für Union Pacific von Ihnen. Das wars. Und dann habe ich geschrieben.
: Zunächst mal gab es verschiedene Konzeptionen, dann spielte der Zeitgeist hinein, der Wandlungen unterworfen ist und von Genre-Romanen reflektiert wird, und natürlich auch der Einfluss neuer Autoren, die ihre Sicht in solche Serien hineintragen. Auch Sprache verändert sich im Laufe der Zeit, die Weltsicht verändert sich. Das alles trägt zur Entwicklung von Genre-Romanen bei.
Tombstone war eine erstklassige Ranch-Serie, zu der es eigentlich keine Parallele gab. Auch die Red Rock Ranch, an der ich mitgeschrieben habe, reichte nicht an Tombstone heran. Zumindest die erste Hälfte dieser Reihe war ein Spitzenprodukt.
Über Lassiter möchte ich schweigen das sind in meinen Augen keine Western. Ich bin aber Profi genug, um zu sagen: Die Reihe ist erfolgreich, also erfüllt sie offenbar einen Bedarf, auch wenn das nicht meine Welt ist. Hier geht es nicht mehr um die Freude am Western, um die Geschichten, die diese Romangattung bedeutsam und zeitlos machen, sondern nur noch ums Geschäft. Das ist mir zu wenig. Vielleicht bin ich in dieser Beziehung naiv oder altmodisch geblieben. Das ist mir egal mit 61 Jahren darf man das.
Ich bin aber auch ehrlich genug zuzugestehen, dass ich vermutlich auch solche Romane schreiben würde, wenn mir nichts anderes übrig bliebe. Ein freier Autor führt gerade heute kein üppiges Leben. Er muss auch seine Brötchen und seine Miete bezahlen. Die Situation, wegen des lieben Geldes etwas schreiben zu müssen, was man eigentlich nicht mag, ist mir im Laufe meines Lebens nicht fremd gewesen. Deshalb verurteile ich niemanden.
Letztlich bestimmt ja der Leser, was er haben will. Wenn er diese Romane ablehnen würde, gäbe es die Reihe nicht mehr. Also kann man weder Verlag noch Autoren dafür schelten, dass sie einen Markt bedienen.
Werner Dietsch hatte beim Marken-Verlag einige Serien entwickelt, die ich sehr gut fand und für die ich gern geschrieben habe, z. B. Union Pacific oder auch Western Wolf.
Meine Grundsätze waren immer: Der Held muss eine Moral haben, er darf sich zwar manchmal auf der Grenze zwischen Gut und Böse bewegen wir sind schließlich alle keine Engel , muss aber immer wissen, dass der gerade Weg der bessere ist. Er darf sich nicht über Schwächere hermachen. Er muss zu seinem Wort stehen. Er darf Gewalt einsetzen, um sich und andere zu verteidigen, aber nicht, um sich daran zu erfreuen.
: Das ist eine Frage, die ich mir auch immer wieder gestellt habe. Ich habe nämlich in meiner Zeit als Heftautor mehrfach mit der Idee gespielt, eine reine Indianer-Serie zu entwickeln. Wenn Sie sich meine Lobo-Taschenbücher anschauen da stecken einige Ideen für diese angedachte Serie drin. Die Verlage haben solche Vorschläge nur mit spitzen Fingern angefasst. Dann kam bei Pabel irgendwann Sundance, und diese Romane liefen im Taschenbuch akzeptabel. Ich denke, dass hier zumindest ein Quäntchen Erklärung zu finden ist: Heft- und Taschenbuchleser sind nicht durchweg dieselben. Es ist meine Erfahrung, dass man im Taschenbuch einige Themen durchsetzen kann, die im Heft kein Publikum finden. Vermutlich wäre eine reine Taschenbuchserie mit Indianerromanen nicht schlecht gelaufen. Im Heftformat hat es nicht funktioniert.
Dazu muss ich ganz grundsätzlich aus meiner heutigen Kenntnis sagen: Kaum ein Autor damals konnte richtig gute Indianerromane schreiben. Die wenigsten kannten sich mit den verschiedenen Kulturen aus, kannten die Unterschiede, die Charakteristika der verschiedenen Völker. Vielleicht war Sundance auch deshalb ein (zumindest mäßiger) Erfolg, weil schon das amerikanische Original fachlich so fundiert und authentisch war und auch die wenigen deutschen Autoren, die daran mitgewirkt haben, sich intensiv in die Materie eingearbeitet hatten.
Die meisten Heftromane mit Indianerthemen, die ich damals gelesen habe, hatten schwere sachliche Mängel. Nehmen Sie allein den Serientitel Rothaut Red Skin war/ist ein Schimpfwort, eine Provokation, eine Verächtlichmachung. Der Erfinder dieses Serientitels hat sich vermutlich gar nichts dabei gedacht, hatte sicher keine bösen Absichten aber er demonstrierte damit auch völlige Ahnungslosigkeit und Unkenntnis. So etwas stempelt eine Romanserie bereits ab.
Und dann gibt es offenbar ein Identifikationsproblem des durchschnittlichen Heftlesers mit einer indianischen Hauptfigur. Seit Winnetou hat es jedenfalls kein Autor mehr so richtig geschafft, einen indianischen Helden zu kreieren, den die Leser bedingungslos angenommen haben. Aber auch bei Winnetou war das Erfolgsrezept die Hinzunahme des weißen Blutsbruders Old Shatterhand, um eine größere Bandbreite der Abenteuer zu erreichen. Halbblutfiguren wie Sundance und Lobo haben beide Elemente in sich vereinigt und waren deshalb akzeptabel.
: Dazu habe ich in der vorigen Frage schon einiges gesagt. Die Tatsache, dass die meisten Autoren in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren die Indianer meist sehr klischeehaft dargestellt haben, darf man ihnen nur bedingt ankreiden. Die amerikanischen Westernfilme, die vielfach Vorbild für den Roman in Deutschland waren, haben das Beispiel vorgegeben, und dann war in diesen Jahren das Indianerbild ganz generell noch sehr oberflächlich. Die indianischen Kulturen waren für die meisten ein Buch mit sieben Siegeln. Es gab nur die Indianer d. h. alle waren ziemlich gleich. Entweder wurden Indianer als Edelmenschen dargestellt, die von barbarischen Pionieren betrogen und belogen wurden, oder als naive Wilde, die von brutalen Instinkten geleitet waren, aber immer salbungsvoll und mit wolkigen, vor scheinbarer Weisheit nur so wabernden Worten redeten, jeden seelischen und körperlichen Schmerz hinter einem stoischen Pokergesicht verbargen, niemals lachten und stattdessen eine gespreizte, unnatürliche Würde demonstrierten. Das war indianisch. Es gab einfach keine differenzierten, realistischen Romangestalten, die dem Indianer als normalem Menschen gerecht wurden.
Ich denke, dass die Reihe Sundance hier eine Pionierrolle gespielt hat. Leider kam nichts Vergleichbares nach.
: Nicht ganz unrealistisch, nur in der Menge der Darstellungen maßlos übertrieben. Heutige Reenactors haben bewiesen, dass man einen Revolver sehr schnell ziehen und von der Hüfte aus auf kurze Distanz ziemlich treffsicher schießen kann. Man nennt das instinktives Schießen: Der Schütze fixiert das Ziel mit den Augen und lässt seine Hand gewissermaßen dem Blick folgen.
Nur: Das erfordert enorme Übung. Munition war teuer. Nur wenige Menschen in der Pionierzeit konnten sich solche Übungen überhaupt leisten. Und bei Vorderladerrevolvern die im Westen am meisten verbreitet waren hing die Treffsicherheit dann auch noch von der exakten Ladung ab; diese Waffen streuten sehr stark. Es gibt eine Geschichte des berüchtigten Revolverhelden Clay Allison, der am Spieltisch in Streit mit einem Mitspieler geriet. Beide griffen zu den Waffen. Der Gegner Allisons hatte seinen Revolver offenbar schlecht gestopft. Er zog schneller, schoss, und die Kugel flog keine zwei Meter weit und plumpste vor Allison auf den Spieltisch. Allison hatte langsamer gezogen, gezielt und er erschoss seinen Widersacher.
Die meisten Cowboys oder Farmer waren keine guten Revolverschützen. Sie hatten schwielige, von schwerer Arbeit gezeichnete Hände, die nicht so geschmeidig und beweglich waren wie die Hände von geübten Schützen. Revolver waren im Farmland schon weil sie teuer waren wenig verbreitet; denn Waffen wurden überwiegend zur Jagd, also auf weitere Distanzen, benötigt. Daher verfügten die meisten Menschen über Gewehre, die universell zur Jagd und zur Verteidigung einsetzbar waren. Und wer einen Revolver besaß, hat ihn sehr selten tief an der Hüfte getragen, weil das bei der Arbeit und beim Reiten gestört hätte.
Das schnelle Ziehen gehört ohnehin zum Klischee des Wilden Westens. Es gab natürlich Gunmen wie Wild Bill Hickok, Billy the Kid, Ben Thompson, Wyatt Earp, deren Fähigkeiten als Schützen unbestritten hoch waren. Beschäftigt man sich aber mit deren Konflikten, kommt man bald zu der Erkenntnis, dass solche Kämpfe eher selten stattfanden, und dann wurden diese Auseinandersetzungen meist nicht vom quick draw, also dem schnellen Ziehen, entschieden, sondern von der Kaltblütigkeit und Nervenstärke dieser Männer.
Wer in eine lebensgefährliche Auseinandersetzung gerät, schüttet eine enorme Menge Adrenalin aus. Die Hände zittern, der Blutdruck steigt, das Blickfeld ist eingeschränkt, man ist aufgeregt. Innerhalb von Sekunden werden folgenschwere Entscheidungen gefällt.
Die große Überlegenheit eines Mannes wie Wyatt Earp etwa lag in seiner absoluten Nervenstärke, die von Zeitzeugen belegt wird. Er reagierte beherrscht. Statt den schweren Revolver unkontrolliert aus dem Holster zu reißen und loszuschießen, zielte er kaltblütig, feuerte und traf, während sein Gegner schon ein paar Mal vorbeigeschossen hatte. So war es im Duell am O. K. Corral in Tombstone. Die McLaurys und Clantons feuerten aus allen Rohren, während die Brüder Earp trotz des Kugelhagels sorgfältig zielten und dann auch trafen.
: Eindeutig haben Filme im Kino und Fernsehen den Westernroman am stärksten beeinflusst. Alle anderen Einflüsse kann man kaum messen. Ich bin ganz sicher, dass Karl May Spuren hinterlassen hat bei mir auf jeden Fall, aber bestimmt auch bei anderen. Man kann das aber nicht im Detail festmachen. Die Moral der Helden, die Art, Probleme zu behandeln, bestimmte Handlungsweisen, und auch die Beschreibung von Land und Leuten sind sicher von May beeinflusst worden, auch wenn die Autoren das wohl eher unbewusst getan haben. Aber nichts wirkt stärker als visuelle Einflüsse, daher war der Film immer ein beherrschendes Element für jeden Westernautor.
Leser fragen Dietmar Kügler zu ...
Wilden Westen und US-Geschichte (25. April 2012)
Kommentare
Das "Aus" bei Lassiter kam bei mir eigentlich schon nach dem ersten Roman - wo ich den zweiten Auftrag aber schon fertig hatte udn der noch gebracht wurde. Im ersten Roman wurden nämlich Indienaer von schurkischen Weißen aufgehetzt - und jemand vom Verlag erklärte mir damals per Telefon, dass "im deutschen Heftroman Indianer eben blutgierige Wilde wären, die man eben abschießen müsse." Das ist allerdings schon 25 Jahre her und inzwischen hat sich diese Einstellung, wie ich in neueren Western feststellen kann, grundlegend gewandelt.
Damals Anfang der 70er sorgte Lassiter für den sogenannten Hosenspannereffekt - heute lacht man herzlich darüber. Ernst genommen habe ich Lassiter nie.
Gerne gelesen in den 60ern habe ich die Zauberkreis Western, Rodeo (an 1. Stelle) und dann Silber-WW. Die Bastei WW mochte ich auch, aber die Zauberkreis lagen mir mehr.
Was mich persönlich interssieren würde, wäre zu erfahren, ob es Informationen zum plötzlichen Serientod von Tombstone gibt?!?
Die Serie machte doch einige deutliche Veränderungen durch, und Veränderungen heißen dann doch in der Regel, dass irgend etwas nicht so läuft, wie erwartet.
Die mir aufgefallenen Veränderungen bei Tombstone:
- Johnny Bruck kam als Titelbilderzeichner immer seltener zum Einsatz;
- Abschaffung des Sammelspeudonyms Peter Burnett mit Nr. 62 -
- was einherging mit einem Autorenteam (Peter Dubina dürfte bei den ersten 62 Bänden schon sehr stark vertreten gewesen sein, während danach nur noch wenige Peter Burnett-Nummern erschienen sind);
- zwei Tombstone-Taschenbücher bei den Moewig-Western - und hier vermute ich, dass dies nicht geschah, weil die Heftserie so erfolgreich lief, sondern um eventuell eine andere Leserschicht auf die Heftserie aufmerksam zu machen und sie so zu retten.
Zu ziehender Schluss: So ganz überragend lief Tombstone nie - und wenn die Redaktion dann auch noch auf die Verkaufszahlen von Perry Rhodan geschiehlt hat (siehe Rota-Seite von Tombstone 1) war die Hürde wohl einfach zu groß.
Zitat: In einem Satz das Problem des sog. Jugendschutzes deutscher Prägung perfekt illustriert. Massenunterhaltung, vor allem wenn sie junge Leser tangiert, hat letztlich erzieherisch und staatstragend zu sein. So war das in den 70gern, als noch breite Schichten lasen.
Wie ich in ersten Teil meines Interviews sagte, werden Roman-Serien von Menschen gemacht. Menschen sind keine Maschinen, Autoren schon gar nicht. Autoren sind im Gegenteil durch ihre Kreativität empfindliche Lebewesen. Peter Dubina hatte zeitweise große persönliche Probleme. Tragisch für dieses große Schreibtalent. Daher die Entwicklung, die "Advok" völlig richtig schildert. Bernhardt sagte mir auch, daß die Reihe nach einem guten Start erfolgsmäßig abrutschte. Auch das war der hier geschilderten Entwicklung geschuldet. Insofern kam die Einstellung tatsächlich nicht ganz "plötzlich".