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»Schön war die Jugend?« - Ausflüge in die Romanheftvergangenheit: Heuschrecken des Todes (Sandra King 8)

Schön war die Jugendzeit? -  Ausflüge in die RomanheftvergangenheitAusflüge in die Romanheftvergangenheit:
»Heuschrecken des Todes«
Sandra King 8 von Spencer Spratt

Ich habe ja nicht so viel mit dem guten alten Al Bundy alias Ed O’Neill gemeinsam, vor allem meide ich Nacktbars, aber in einem sind wir uns einig.

Die Schwarz-Weiß-Episoden der TV-Serie »Mit Schirm, Charme und Melone« mit Emma Peel in schwarzen Lederklamotten und Kampfstiefeln sind die Besten.

Kein Wunder also, wenn sich die Boxen der Serie immer noch großer Beliebtheit bei mir erfreuen.

Wenn denn dann also eine Heftromanserie des Weges kommt, die sich eines ähnliches Themas mit einer ebenso attraktiven weiblichen Hauptfigur annimmt, dann unterbreche ich diesen ganzen Geisterjäger-im-Wilden-Westen-Kokolores gern für ein agententätiges Insert und widme mich mal einem flotten Spionagefall.

Für mich war es ein Erstkontakt mit der Serie von Spencer Spratt (ein Pseudonym, das bis heute noch nicht erschöpfend geknackt wurde, um den oder die Klarnamen der tatsächlichen Autoren zu veröffentlichen), die in den 80ern bei mir noch eine Randerscheinung war und schon vom Markt weg war, als ich gerade mit Sammeln und Entdecken durchstartete (also Mitte der 80er).

Im Wesentlichen erwartete ich eine Mischung aus „The Avengers“ (aka „Schirm, Charme…) und James Bond, vielleicht noch gewürzt mit ein paar utopisch-unheimlichen Zutaten aus der Richtung „Larry Brent“ – und genau das habe ich final dann auch bekommen, auch wenn als Konzession an einen eher männlichen Kundenstamm ein paar erotische Extras eingestreut wurden, die im Nachhinein leider nur im ersten Moment kokett, später dann eher gewagt erscheinen. Dazu aber später.

Genommen wurde also der Bond-Geheimdienst mit den dazugehörigen Gadgets, dazu der Personal-Einsatz der „Avengers“ mitsamt den typischen Killern, abstrus-utopischen Mordwerkzeugen und Cold-War-Plots, garniert mit ein paar sexuellen Anzüglichkeiten und Grenzübertretungen.

Das Ergebnis war schließlich ein sehr reger Roman, der sich mit seinem Mysterium wirklich in sehr viele erzählerische Richtungen streckt, ehe die ganzen Erzählfäden später entwirrt und zusammengeführt werden mussten; ein Unterfangen, dem nicht unbedingt Erfolg beschieden war, denn als der Roman schon auf der Schlussgeraden liegt, fiel offenbar noch ein, worum es laut Titel und Coverentwurf eigentlich noch gehen sollte und man strickte daraus ein Finale der Marke „gruesome“ mit einem Doppeltwist, der mir als schneller Showstopper wirklich aufgrund seiner Lächerlichkeit die Schuhe ausgezogen hat. An ein Finale, das sein Ende wirklich erst im vorletzten Absatz findet, habe ich mich ja allmählich schon gewöhnt, aber hier sehe ich die Trümpfe geradezu im Siegesrausch fliegen. Und noch einer obendrauf…und noch einer...!

Ansonsten ist das flüssig geschriebener Lesestoff, bisweilen jedoch stark an der Idiotiegrenze und reich an Absurditäten vor allem, was die Gadgets angeht (die man in einer einzelnen Armbanduhr verstecken kann), aber was will man von (natürlich britischen) Phantasieagenten erwarten, die können ja bekanntermaßen alles…

Ich kondensiere diesen – insgesamt recht komplexen – Fall mal freundlich ein…

Heuschrecken des Todes»Sandra ist mal kurz nach Paris gejettet, ein paar Strümpfe und Höschen kaufen, ganz süß, wissen Sie - im Schritt offen. War' doch auch mal was für Mrs. Jenkins, oder etwa nicht?« - »Meine Frau trägt Baumwolle bis unters Knie!«
In London ist immer was los: ein Herr mit Nadelstreifenanzug dringt, sich als Angestellte des Finanzamts ausgebend, in eine Wohnung ein und betäubt die Besitzerin, um mit seinem mobilen Stock-Schirm-Sturmgewehr von dort aus ein junges Mädchen zu erschießen, welches gerade in „Laura’s Boutique“ für Dessous drei paar Spitzenstrümpfe und einen Bikini erwirbt – schließlich ist Ginnie Edwards Model bei einer Bootsausstellung. Leider kommt dem Schützen ein Bus dazwischen und stattdessen ermordet er eine Wassermelone.

Auf der Ausstellung wird Ginnie von der „Persönlichen Beauftragten“ Tessa Watkins, einer Frau um 50 angesprochen, die sie für einen Modeljob engagieren möchte. Scheich Hachim von Siddha (am Persischen Golf) sucht neue Fotomotive und Ginny ist schnuckelig genug. Die Bezahlung ist super, aber Ginnie befürchtet so etwas wie Mädchenhandel und ist misstrauisch, doch Tessa zerstreut ihre Bedenken, inclusive Concorde-Ticket für den Flug.

Dennoch geht Ginnie ihre Bekannte Sandra King um Hilfe an, umWatkins überprüfen zu lassen und besucht sie im „Büro für Internationale Angelegenheiten“. Sandra hat zwar mit einer nun schon dreimal aufgetretenen Heuschreckenplage in Buckinghamshire zu tun, tut Ginnie aber den Gefallen und lässt Watkins ohne Erfolg überprüfen. Zum Dank schenkt Ginnie ihr die drei Paar Strümpfe, die sie just gekauft hat.

Ein paar Strapse, Strümpfe, Seidenkleid und Fuchsstola später ist Sandra bereit für eine Abhörmission in der Botschaft von Guynesia, wo ein diplomatischer Empfang stattfindet. Mittels Richtmikro hört sie in der Folge den Anführer der Verbrecherorganisation GLEB, einen Mann namens Botkin ab, der sich mit einem Militärattaché über die Prüfung einer neuartigen „Warenprobe“ unterhält, die „von praktisch nichts zu zerstören ist“ und unbegrenzt haltba scheint. Selbst die Russen sind scharf auf die Probe und haben einen Agenten entsandt. Die „Probe“ muss eben nur noch aus England heraus gebracht werden, getestet wird in Siddha (!).

Leider fliegt in diesem Moment Sandras Richtmikro-Elektronik auf und es beginnt eine sehr gründliche Durchsuchung aller Räume der Botschaft. Sandra flieht erst aus Klo, dann über das Fenster in den nächsthöheren Stock, dort weiter aufwärts, bis es nicht mehr weiter geht und sie sich aus dem vierten Stock an ihrem sich aufribbelnden Strumpf bis in ihr chauffeurgeführtes Auto abseilen muss.

Ginnie holt sich derweil ihre Vertragsunterlagen und wird als Bonus noch von Tessa verführt.

Am nächsten Tag reist Sandra nach Buckinghamshire, um die Heuschreckenattacken zu untersuchen. Alexander Prescott von der Prescott-Farm klärt sie darüber auf, dass es drei Attacken gab und Heuschrecken eigentlich nicht so schnell nachwachsen würden. Prescott vermutet, die Viecher kamen vom Nachbarn, einem Dr. Malcolm Finlay, der das Anwesen von Lord Walton gekauft hat und jetzt dort Experimente mit Insekten durchführt.

Derweil reinigen in der Nähe Pfadfinder den Wald von Müll. Eins der Kinder, die 10jährige Davina, entdeckt abseits ein altes Treibhaus und entlässt beim Öffnen einen kleinen Schwarm Heuschrecken. Dabei wird sie von einem Mann überrascht, der ihr erklärt, dass er die Viecher züchtet, damit sie eben nicht mehr Ernten vernichtet. Daraufhin betäubt er sie mittels Gas, schleppt sie durch unterirdische Gänge nach Walton Hall in eine Brutstation und injiziert dem Mädchen ein Serum. Das entkleidete Kind bindet er an einen Stuhl, erklärt ihr seine neueste Züchtung weltweit erster fleischfressender Heuschrecken und lässt das Viehzeugs auf sein Opfer los.

Dann marschiert er upstairs, um dort Sandra King zu treffen, die vorgibt, die Vorfälle für eine Regierungsbehörde zu untersuchen. Finlay gibt zu, dass aufgrund einer fehlerhaften Belüftungsklappe drei Schwärme entkommen konnten; ein Fehler, der behoben sein soll. Sandra kommen zwar ein, zwei Sachen merkwürdig vor, aber sie gibt sich damit zufrieden.

Der Herr in Nadelstreifen, in Wirklichkeit Auftragskiller D3 vom russischen Geheimdienst, ist inzwischen bei einem neuen Versuch, an die Warenprobe zu gelangen – den drei Paar Strümpfen, die Ginnie gekauft hat. Er heftet ihr einen Sender an und folgt ihr zu Harrods, als eine Wohnungsdurchsuchung nichts zu Tage fördert. Diesmal versucht er es mit einem Giftpfeil, trifft jedoch nur die Einkaufstasche einer anderen Kundin. Neuer Versuch am Abend in ihrer Wohnung…

Sandra recherchiert indessen Finlay, findet aber keinerlei akademische Meriten, die seine Existenz beweisen. Wieder in der Zentrale wird sie über die praktisch unzerstörbaren Molekulareigenschaften der Strümpfe informiert, die praktisch unmöglich von ein und demselben Faden stammen. Darüber hinaus ist das Material sogar fast kugelsicher – und hat Ähnlichkeiten zu Chitin…und Sandra zieht den Bezug zu Finlay. Gleichzeitig weist sie ihr Bruder Bobby auf die Parallelen zwischen Abhöraktion und Ginnies Auftrag hin, wo in beiden Fällen Siddha eine Rolle spielte. Also könnte Ginnie als Kurier von GLEB ausgewählt worden sein. Sandra macht sich auf den Weg, um Ginnie noch aufzuhalten.

Derweil liegt D3 in Ginnies Wohnung auf der Lauer, doch Sandra erreicht die Adresse sogar noch vor Ginnie. Weil sie durch den Türspion eine Gestalt in der Wohnung erspäht (!), ist sie in Alarmbereitschaft und kann Ginnie im Treppenhaus abfangen. Sie dringt in die Wohnung ein und überwältigt den Attentäter mit einem Schuss aus einem Ministrahler. Dann übergibt sie den Mann der Polizei.

Die nächste Etappe ist ein Besuch in „Laura’s Boutique“, wo die Besitzerin Laura (Typ Marlene Dietrich) bereitwillig Auskunft gibt, als Sandra nach ähnlichen Strümpfen fragt. Da es Einzelstücke waren, gibt Laura ihr die Adresse der Strumpfwirkerei in Paris.

Bevor sie also nach Paris aufbricht, statt sie noch Tessa Watkins einen Besuch ab und stellt sich als Ermittlerin im Fall Edwards vor. Zwischendurch bemerkt sie noch, dass Watkins eine unbekleidete Teenagerin im Schlafzimmer hat (!). Sie erzählt von dem Berufskiller und kann die Watkins nervös machen. Als das Telefon geht, entschuldigt sich Tessa und geht nach nebenan, kommt aber minutenlang nicht zurück. Schließlich findet Sandra sie mit einer Schulkrawatte erdrosselt auf dem Bett, der Täter entkommt. Dennoch nimmt sie sich die Zeit, den Teenager an ihrer Schule abzufangen (die Tochter eines Richters!) und ihr ein paar gute Ratschläge zum Thema sexuelle Beziehungen zu geben.

Mit Kampfanzug und guten Gadgets ausgestattet, düst sie daraufhin per Learjet nach Paris und lässt sich zu der Strumpfwirkerei bringen. Die ist jedoch schon seit Jahren geschlossen und eine Durchsuchung des Gebäudes unterstreicht dies. Doch als die vagen Hinweise, dass etwas nicht stimmt, sich verdichten, klingelt in der verlassenen Fabrik auch schon das Telefon und eine Stimme meldet sich hämisch, ehe Betäubungsgas aus dem Hörer die Agentin ausknockt.

Als sie wieder erwacht, liegt sie an Armen und Beinen gefesselt auf einer kleinen Plattform in einem Abwasserkanal, der sich langsam aber sicher füllt. Da man ihr praktischerweise ALLES gelassen hat, kann sie sich mittels eines elektronischen Dietrichs befreien und lässt sich dann in ihrem Kampfanzug bis zu einem Kanal in die Seine treiben. Derweil hat man die Fabrik abgefackelt, also geht es zurück nach London.

Dort verhört Bobby King gerade mit Chiefinspektor Jenkins zusammen den Killer D3, kann den Russen aber nicht kaufen. Aufgrund des jedoch unglaublichen Service Scotland Yards kann sich ein Inhaftierter offenbar aber zum Essen liefern lassen, was immer er möchte. Tatsächlich wird ein feudales Menü geliefert, welches sich der Russe munden lässt. Leider ist der Pudding der Nachspeise mit Blausäuregas garniert – sicherheitshalber lassen die Auftraggeber ihn lieber abtreten.

Nach ihrer Rückkehr plant Sandra einen weiteren Besuch bei „Laura“, doch die ward in dem Laden schon den ganzen Tag nicht mehr gesehen. Sie setzt ihren Bruder auf Laura an und lässt sich im Hauptquartier mittels Maske in Ginnie Edwards‘ Ebenbild verwandeln, um nach Siddha aufzubrechen. Mit drei paar Strümpfen macht sie sich auf die Socken, kommt aber nie am Flughafen an, da jemand ihr Taxi ausgetauscht hat und sie wiederum mit Gas ins Land der Träume schickt.

Als sie erwacht, sitzt sie gefesselt vor Finlay, der die Theorie der Warenprobe bestätigt. Sein Motiv: Geld! Sein Grund: die Erbschaftssteuer hat ihn damals ruiniert und das komplette Erbe gekostet. Also ist Finlay tatsächlich Lord Walton! Yup! Und noch mehr! Ein bisl Maske und Finlay/Walton ist plötzlich Prescott, also sein eigener netter Nachbar.

Sandra ist platt und entsetzt, denn neben ihr sitzt die sehr tote Davina, die von der Hüfte abwärts bis auf die Knochen abgefressen wurde. Finlay/Walton/Prescott lässt die Heuschrecken los, doch da ist Bobby King zur Stelle, der Laura bis zu dieser Adresse gefolgt ist.

Sie machen sich an die Verfolgung, als Laura sich mittels der „Strümpfe“ vom Haus abseilen will. Leider sind es nicht die echten Strümpfe und sie stürzt zu Tode. Ihre Perücke verrutscht und zum Vorscheint kommt: Finlay/Walton/Prescott! Nu is aber gut…

»He, Schwesterherz! Wie war es denn bei den Negern?« - »Sehr alpinistisch!«
Hui, das war aber mal eine Enthüllung, nicht einfach, nicht zweifach, nein dreifach auf die letzten Meter, das sorgt für Überraschung. Oder für Verblüffung. Oder für Brüskierung!

Ich bin mir nämlich wahrhaftig nicht sicher, wie es Lord Walton so bequem mittels einiger netter Latex- und Gummiapplikationen eine Dessous-Fachangestellte im Marlene-Dietrich-Style darzustellen, dass sich davon sowohl eine Berufsagentin wie auch seine/ihre eigene Ladenangestellte oder die Kundschaft täuschen ließ.

Offenbar war da die Manuskriptgrenze sowas von erreicht, dass wirklich und wahrhaftig mit der nächsten Zeile Schluss sein musste, egal was es kostet. Und das ist um so kurioser, als während der vielen, vielen Seiten ein paar mal ganz deftig Zeilen geschunden wurden, einmal bei der endlosen Befreiungsaktion in der Kanalisation, vorher schon bei der Durchsuchung der Fabrik, beim Verhör des Schulmädchens auf der Straße und nicht zuletzt bei der (schlussendlich überflüssigen) Maskerade für die Reise nach Siddha, bei der eine Seite dafür verplempert wird, dass der Maskenmacher das passende Parfüm vergessen hat.

Aber vielleicht ist das auch alles gar nicht so einfach. Vielleicht muss man sich manchmal einfach Zeit lassen, wenn man schon vom Feind überwältigt wird. Und was tut dieser? Schneidet er einem die Kehle durch? Adretter Kopfschuss? Flotter Genickbruch bei Bewusstlosigkeit? Nöööö...man nimmt das Opfer, fesselt es mit bloßen Handschellen an Hand und Füßen, durchsucht es nicht, lässt ihm alle Waffen samt Kampfanzug unter den Klamotten und befördert es auf magische Weise auf die Kanalplattform diverse Meter unterhalb einer Falltür, offenbar mit einem gepolsterten Flaschenzug, denn die Dame hat nicht mal einen blauen Fleck.

Bei soviel Mühe darf die Entfesselung und das Kanalschwimmen dann schon mal seitenlang und mühevoll ausfallen, das gebietet der Anstand.

Und sonst? Fällt Miss King öfter mal etwas Substanzielles und Zweifelhaftes auf, doch sie lässt es plotbedingt erst einmal ruhen! Wie viel Erfahrung hat die Frau?

Auch die Aufklärung des 15jährigen Schulmädchens mitsamt ihrer sexuellen Affäre mit einer gut gereiften Dame mittleren Alters über das „Langsamangehenlassen“ in Sachen Sex wirkt um so grotesker, nachdem man uns diese Minderjährigenverführung erst mal untergejubelt hat. Die Dame nimmt halt alles, verführt als Extra gleich noch ihre Kundinnen. Das ist Service.

Aber sogar das wirkt fast noch durchwinkbar gegen die doch sehr heftige Opferung einer nackten(!) Zehnjährigen (!!!) an fleischfressende Heuschrecken (!!!), die dann aber am Ende doch nur die untere Hälfte abnagen durften. Wer hat das geschrieben, der Autor von „Dr.Morton“ vielleicht?

Mein Herz ging dann auch auf bei dem guten, alten „political incorrect“-Rassismus, der zu so gloriosen Absätzen führt wie folgendem:

Jetzt tummelten sich hier Abendroben, Diplomatenfräcke und Uniformen. Naturgemäß waren viele ihrer Träger schokoladenbraun, und Sandra King fand, daß sie vermutlich in ihren afrikanischen Festgewändern viel besser ausgesehen hätten. Erst wollen sie ihre Unabhängigkeit von uns, und dann äffen sie uns nach, dachte sie etwas verächtlich, ließ sich aber nichts anmerken, sondern lächelte freundlich in alle Richtungen.

Man muss schon wöchentlich zweimal die Welt retten, um solche Ansichten durchs Kopierwerk zu bekommen.

Ich weiß ja nicht, wie die anderen Werke der Reihe ausfallen, aber hier und da spüre ich so gewisse Tendenzen (auch die sexuellen), die ich nicht eben in so einem Roman lesen möchte, es sei denn, man setzt sich etwas psychologischer oder überhaupt in einem Kontext mit solchen Themen auseinander.

Ansonsten hat der Roman genau das, was ich erwartet : Bond in weiblich und ausgestattet im Quadrat, dazu mit der sexuellen Eleganz von Miss Peel, vielleicht leichte 300 Prozent offensiver. Jedes noch so unmögliche Gadget (alles in einer Uhr) wird breit getreteten, unbegrenzte Ressourcen sind natürlich auch zur Stelle, Scotland Yard hat immer das Nachsehen und die Agenten ihrer Majestät vergnügen sich mit allen Informanten, die so des Weges kommen. Zwischendurch dann eine so lustige Schote wie die Menü-Lieferung in die Zelle – direkt aus dem Zwei-Sterne-Restaurant, mit Blausäuregas unter der Dessert-Kuppel. So etwas hat sich nicht mal Edgar Wallace in seinen germanischen Interpretationen so getraut.

Immerhin, die Titelheldin geht die Sache sehr seriös an, gönnt sich keine Auszeit und leistet sich keine billigen Witzchen, aber ein Gschmäckle hat das Treiben hier doch – was immerhin zur Folge hat, dass das neugierig auf noch andere unglaubliche Fälle der Sandra King macht.

Oder im Umkehrschluss: lest die Ware aus den 70ern, da flogen noch die Hosen weg, die sexuelle Revolution ließ da auch im Heftroman den Hammer kreisen. Heute ist alles moralisch einwandfrei und weil das mitunter langweilt, lese ich die Stories von „yesteryear“ ja...wenn auch konsterniert!

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Kommentare  

#1 Andreas Decker 2018-02-20 11:16
Du schreckst auch vor nichts zurück :lol: Ich bin sicher, deine Zusammenfassung liest sich besser als der Roman selbst.

Ich fand "Sandra King" damals genauso öde und dämlich wie später die noch zahmere "Die Katze". Gibt es einen noch bescheuerteren Namen für eine Verbrecherorganisation als "Gleb"?

Und was die Konsternierten angeht - sollen sie sich ein anderes Hobby suchen.
#2 Heiko Langhans 2018-02-20 11:54
Smersh ist noch blöder.
Klingt wie eine Vollbremsung auf Tauschnee.
#3 Das kleine Gespenst 2018-02-21 16:04
Es gab da doch auch so eine Horrorserie damals, die ähnlich klang. Ach ja, das war "Damona King" von Michael Hohlbein. :lol:
#4 Schnabel 2018-03-08 11:53
Du hattest nur das Vergnügen die Heftversion lesen zu dürfen, denn gab es auch eine Taschenbuchversion:
Zauberkreis-Krimi-TB Nr. 38.
#5 Andreas Decker 2018-03-08 18:24
Weiß eigentlich jemand, wieviel da oder ob überhaupt gekürzt wurde? Meiner Erinnerung nach hatten Zauberkreis-Krimis einen verhältnismäßig großen Satz.
#6 Schnabel 2018-03-09 12:42
zitiere Andreas Decker:
Weiß eigentlich jemand, wieviel da oder ob überhaupt gekürzt wurde? Meiner Erinnerung nach hatten Zauberkreis-Krimis einen verhältnismäßig großen Satz.


Als ich damals - 2000 - meinen Sandra-King-Artikel für die Fantastik-News Nr. 104 schrieb, habe ich mal einen Taschenbuch-Version mit der Heftversion verglichen. Wenn ich mich noch recht erinnere, wurde der Text gestrafft, also in den Augen des Autors (oder des Redakteurs) unwichtige Absätze gestrichen.
Wenn ich mal Lust und Zeit habe, werde ich mal einen Artikel über die Veränderungen schreiben...

Hier der Link zu meinem Artikel, der 2011 auf Zauberspiegel-online erschienen ist.

zauberspiegel-online.de/index.php/krimi-thriller-mainmenu-12/gedrucktes-mainmenu-159/6957-der-heftroman-sandra-king

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