Dead Boy Detectives: Das Geheimnis der Unsterblichkeit
Dead Boy Detectives
Das Geheimnis der Unsterblichkeit
Die beiden jugendlichen Untoten Charles Rowland und Edwin Paine gründen eine Detektei und bekommen von Marcia einen ersten Auftrag angeboten. Einige ihrer Freunde wurden tot aufgefunden, und die beiden Geisterdetektive scheinen die richtigen Adressaten für den Fall zu sein, denn alles deutet auf ein übernatürliches Phänomen hin.
Die beiden Jungs folgen den Hinweisen und gelangen in eine geheimnisvolle Stadt, die sich durch alte U-Bahntunnel unterhalb der Straßen Londons hinzieht. Dort treffen sie auf den Marquis, der einer uralten Familie von Jägern entstammt.
Generationen der Marquis sind auf der Jagd nach dem jahrhundertealten Gilles de Rais, der sein Leben durch die Ermordung von Kindern verlängern kann. Alles deutet darauf hin, dass de Rais für die Tode von Marcias Freunden verantwortlich ist.
Der Marquis kann in Erfahrung bringen, dass de Rais die Identität eines Robert Gadling angenommen hat. Charles und Edwin nehmen die Verfolgung Gadlings auf und es stellt sich heraus, dass nicht er Gilles de Rais ist, sondern der Marquis selbst. Gadling hatte Jahrhunderte zuvor das ewige Leben vom Traumkönig Dream erhalten, und nun möchte de Rais diese Gabe von ihm rauben. Es kommt zum Showdown, und die alte Hexe Mad Hettie stellt sich auf die Seite der beiden Detektive.
Fazit
Dead Boy Detective ist ein Spin-off der Serie Sandman von Neil Gaiman, die es in den Jahren 1989 – 1996 auf 75 Ausgaben bringt. Hin und wieder fügt Gaiman seinem Geschichtenkosmos um den Traumkönig ein weiteres Kapitel hinzu, oder andere Autoren versuchen sich an seinem Werk. Ed Brubaker nimmt 2001 den Faden aus Sandman Nummer 25 auf und lässt die beiden untoten Jugendlichen Charles Rowland und Edwin Paine ein weiteres Abenteuer bestehen.
Die beiden Jugendlichen sind zu unterschiedlichen Zeiten in einem Internat ums Leben gekommen. Edwin verbringt nach seinem Tod 75 Jahre in der Hölle, bis er befreit werden kann. Er kehrt in das Internat zurück und trifft dort auf den gerade verstorbenen Charles. Der soll von Death, der Schwester des Traumkönigs Dream, in das Totenreich geleitet werden. Die beiden verweigern sich Death und geistern seitdem auf der Erde umher. Sie entwickeln eine Leidenschaft für Krimistoffe und so kommen sie auf die Idee, eine eigene Detektei zu gründen. Mit ihrer, in einem Baumhaus errichteten Zentrale, und den selbstgebastelten Zertifikaten wirken sie auf den ersten Blick wie eine Fantasy-Version der drei Fragezeichen.
Dem erfahrenen Leser wird schnell klar, dass der Marquis nicht derjenige ist, für den er sich ausgibt. Aber trotzdem kommt bei der Geschichte keine Langeweile auf, denn Krimiautor Ed Brubaker weiß auch in diesem Genre zu überzeugen.
Brubaker arbeitet in den ersten Jahren bei den großen amerikanischen Comicverlagen und schreibt für Superheldenserien und für einige Sandman-Ableger. In den späteren Jahren kehrt er zu seinen Wurzeln als Independent-Autor zurück und verfasst großartige Serien wie Criminal, Reckless oder Kill or be killed. Brubakers Geschichten haben oft einen Hauch von Noir, der sich auch in seinen Superheldentiteln wie Daredevil, Captain America oder Batman wiederfindet. So ist es nicht verwunderlich, dass Brubaker ein Abenteuer der beiden Detektive zu Papier bringt. Es gibt zwar einen Kriminalfall zu erzählen, aber trotzdem kann sich der Autor gut auf die von Gaiman erschaffene Welt und deren Charaktere einlassen.
In Dead Boy Detectives haben neben den beiden Detektiven einige Figuren aus dem Sandman wichtige Rollen. Die alte Mad Hettie trägt zur Lösung des Falles maßgeblich mit bei, und mit Robert Gadling wird ein Charakter aus einer Sandman-Geschichte zu einem tragenden Charakter in dieser Story. Brubaker führt die meisten Charaktere behutsam in seine Geschichte ein, so dass auch Neuleser ihre Freude an der Story haben können. Allerdings könnte die Rolle Gadlings Neulesern Schwierigkeiten bereiten, da sie die Ereignisse nicht kennen, die zu seiner Unsterblichkeit geführt haben. Und diese Unsterblichkeit ist schließlich der Grund, weshalb Gilles de Rais auf der Jagd nach ihm ist. In einer kurzen Rückblende wird darüber hinaus Death erwähnt. Leser, die den Überbau des Sandman-Kosmos nicht kennen, werden die Ereignisse nicht richtig einordnen können und sollten über diese Stelle großzügig hinweglesen. Leser, die den Sandman kennen, werden ihre Freude an der Geschichte haben und altvertrauten Charakteren wiederbegegnen.
Zeichner Bryan Talbot beginnt seine Karriere als Zeichner im Jahr 1978 und verdient, wie viele andere britische Kreative, bei der langlaufenden Comicserie 2000 AD seine ersten Sporen. Später wechselt er zum amerikanischen Verlag DC Comics und steuert Arbeiten zu Batman, Hellblazer, Sandman und anderen Serien bei. In den Jahren 1987 – 1989 schreibt und zeichnet er die Serie „The Adventures of Luther Arkwright, die er bei dem kurzlebigen, britischen Verleger Valkyrie Press veröffentlicht. Diese Arbeit gilt als sein Hauptwerk, dem er im Jahr 2022 bei Dark Horse Comics ein weiteres Kapitel hinzufügt. Talbot gilt eines der großen kreativen, britischen Talente, die in den 80er Jahren die amerikanischen Comicverlage bereicherten. Er hat das Bild einiger Vertigo-Comicserien maßgeblich mitgeprägt und hat bei den großen Serien wie Sandman oder Fables seinen Fußabdruck hinterlassen. Sein Zeichenstil ist geprägt durch einen klaren Strich, und die Kolorierungen von Daniel Vozzo sind durch kräftige Farben gekennzeichnet. Das verleiht der Geschichte einen märchenhaften Eindruck und sie ordnet sich gut in den Sandman-Kosmos ein.
Netflix hat im letzten Jahr die erste Staffel einer Sandman-Serie zum Streamen bereitgestellt. Die Serie hält sich eng an die Originalvorlage und erzählt die Comicgeschichten nach. Eine zweite Staffel ist beschlossene Sache, es dürfte aber wohl noch einige Zeit vergehen, bis der Zuschauer diese zu Gesicht bekommt. Seit Frühling 2024 hat Netflix mit den Dead Boy Detectives ein Spin-Off zu Sandman bereitgestellt, deren erste Staffel acht Episoden umfasst.
