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Derrick und seine Fälle: Folge 281 - Das Abschiedsgeschenk

Derrick und seine FälleFolge 281
Das Abschiedsgeschenk

Oberinspektor Derrick sieht einer besonderen Ehrung entgegen. Nach seinem Ausscheiden aus dem Polizeidienst, wird er einen Chefposten bei der europäischen Kriminalbehörde Europol erhalten.

Die Ernennungsurkunde soll dem verdienten Kriminalisten im Rahmen einer öffentlichen Feierstunde überreicht werden.


Bis zu diesem Ereignis sind es noch 14 Tage. Wenn es nach dem Willen von Albert Kaschonnick geht, wird Derrick den Tag seiner Berufung in das hohe Amt nicht erleben.


Der zu 15 Jahren verurteilte Kaschonnick wurde von Derrick des Mordes überführt. Seitdem sieht er in dem Kriminalbeamten seinen Todfeind. Sowohl Derrick als auch sein Kollege Harry Klein zweifeln nicht daran, dass der Verbrecher seine Morddrohung wahr macht. Kaschonnick verfügt nach ihrer Überzeugung in und außerhalb seiner Familie über genügend willfährige Helfer, von denen einer den Mordauftrag ausführen wird. Der gesamte Polizeiapparat im Münchener Präsidium ist aufs höchste alarmiert. (1)

Hinausgezögertes Ende
Mehr als fünf Monate hat man beim ZDF verstreichen lassen bis nach Folge 280 nun Folge 281 erstmals ausgestrahlt wurde. So lange haben die Derrick-Zuschauer noch nie auf eine Folge des Oberinspektors warten müssen. Ganz offensichtlich wollte man das Ende etwas hinziehen und die Folge 281 genau im Oktober ausstrahlen um die 24 Derrick-Jahre komplett zu machen.


Wenn sich die Wartezeit von fünf Monaten damals gelohnt hätte, dann wäre der Grund sicher doppelt gut gewesen. Doch das was Reinecker uns als Finale präsentiert ist eine Schande gewesen. Null Spannung und eine schier nur dahin plätschernde Handlung. Und daran ändern diesmal auch  die Darsteller nichts. Allesamt sind bis auf Einen, bekannte Gesichter der Reihe. Mehr oder weniger. Und alle haben sowas wie einen Ehreneinsatz. Im letzten Derrick dabei zu sein, das galt was. Somit war es so etwas wie eine Abschiedsfeier. Besonders für Pierre Franckh, Dirk Galuba und auch Karl Liefen. Darsteller, die oft zu Gast waren. Neu war Florian Martens. Sein Ehreneinsatz ist darauf begründet, dass sein Vater Wolfgang Kieling in der allerersten Derrick-Folge Waldweg mitspielte. Als Regisseur wählte man Dietrich Haugk, der auch den zu zuerst gesendeten Derrick Waldweg drehte. So schließt sich ein Kreis. 

Langeweile trotz großer Party
Der Folge wird vor allem aber die Spannung dadurch genommen, dass man von Anfang weiß, dass Derrick ja nichts passieren wird. Denn sein Ende sickerte wochenlang durch die Presse. Er wird nicht sterben, er wird nicht in Pension gehen (was ja naheliegend gewesen wäre) -  nein er wird zu Europol befördert. Damit ist der letzte Derrick ein Spiegel der Unglaubwürdigkeit und Langeweile, die sich die Serie vor allem in der zweiten Hälfte der 90er Jahre oft geleistet hat, und welches sie in ein schlechtes Licht bei Derrick-unerfahrenen Zuschauern setzte. 


Ehrengäste von nebenan
Aber etwas Besonderes bietet die Folge dann doch noch. Das erste Crossover mit Der Alte. Es wurde auch Zeit. Seit über 20 Jahren arbeiten Derrick und Der Alte nun Tür an Tür. Und sie sind sich nie begegnet. Damit ist nun Schluss. Zur Festrede Derricks erscheinen auch Leo Kress und seine Leute. Und auch der Produzent Herr Ringelmann ist höchst selbst anwesend.


Letzte Worte
Der Abgang von Derrick ist dann mindestens so traurig wie die ganze Folge. Er sagt noch kurz "Danke Harry, danke für alles" (übrigens brauchte Erik Ode fast die gleichen Worte im letzten Der Kommissar) und geht. Harry haucht ein kurzes "Mach es gut, Stephan" und dann kommt der als Ohrwurm angepriesene Song von Eberhard Schoener, den man schnell wieder vergisst.

Auch diese Derrick-Folge könnte man schnell vergessen, wenn es nicht die letzte dieses großartigen Stückes Fernsehgeschichte gewesen wäre. Etwas wehmütig denkt man da an Der Kommissar, dessen letzter Fall "Tod im Transit" vor Spannung nur so knisterte.

Darsteller: Horst Tappert, Fritz Wepper, Willy Schäfer, Uwe Friedrichsen, Maria Becker, Michaela Merten, Pierre Franck, Dirk Galuba, Günther Kaufmann, Florian Martens, Eleonore Weisgerber, Karl Liefen und andere
Stab: Titelmusik: Les Humphries, Musik:  Eberhard Schoener Regie: Dietrich Haugk Produzent: Helmut Ringelmann. Eine Produktion der Telenova Film- und Fernsehproduktion im Auftrag von ZDF, ORF, SRG. Erstsendung: 16.10.1998

(1) ZDF

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Vorheriger Fall: Derrick und seine Fälle: Folge 280 - Mama Kaputtke
Erster Fall: Derrick und seine Fälle: Folge 1 - Waldweg

Kommentare  

#1 Markus Badberg 2021-02-14 12:33
Wirklich ein durch und durch schwaches Ende, einer so erfolgreichen und langlebigen Krimiserie. Zum Abschluss hat Herbert Reinecker seinem Hauptdarsteller noch einmal dummschwätzige Dialoge in den Mund gelegt, wie sie kaum noch zu überbieten waren. Manchmal frage ich mich wirklich, ob Herbert Reinecker am Ende der Serie noch geistig ganz auf der Höhe war. Die Dialoge wurden im Laufe der jahre ja wirklich immer schlimmer und waren zuletzt kaum noch zu ertragen. Schade! Ich hätte es für glaubhaft und würdevoll empfunden, wenn Derrick in Pension gegangen wäre. Richtig in Würde. Mit Abschiedsgeschenk, Abschiedsrede, Abschiedsfeier, dem Polizeipräsidenten und allem drum und dran. Aber diese letzte Folge war wirklich unter aller Würde und dermaßen unglaubwürdig. Da konnten auch die Schauspieler, die alle großartig sind, nichts mehr retten.
#2 G. Walt 2021-02-14 12:47
@Markus: Wenn man einige wenige gute Story-Ideen jenseits der Folge 200 vorgezogen hätte und statt dessen viele schwache vor der 200 weggelassen hätte, dann hätte man mit Folge 200 das ganze noch würdevoll beenden können. Zu der Zeit war Derrick auch noch einigermaßen agil und erinnerte noch den Ur-Derrick, der zupackend war und ein passionierter Hobby-Boxer war. Danach wurde es zunehmend befremdlicher.
#3 xray67 2023-04-03 15:41
Über den Inhalt dieser Folge lässt sich natürlich streiten. ( Wie so oft auch zu anderen Folgen ). Ob spannungsarm, schwach oder unwürdig. Egal!
Vielleicht war es Herbert Reinecker aber auch einfach wichtiger, seinem Hauptdarsteller möglichst viel Sendezeit in dieser Folge zu spendieren, statt wie gewohnt nur einen kleinen Teil einer Episode mit weniger Text.
Selten war Derrick so oft präsent in knapp 60 Minuten. Hier ist Derrick der Hauptdarsteller, nicht nur der Namensgeber einer Serie und derjenige, der die Täter überführt. ---
Als eine Art Schlamperei würde ich es allerdings ansehen, dass man den bekannten Synchronsprecher Randolf Kronberg ( in dieser Episode als Polizeipräsident ) auch noch am Anfang mit einem Akzent den Killer hat sprechen lassen. Hier wäre es mal interessant zu erfahren, ob das tatsächlich so gewollt war und man absichtlich eine falsche Fährte legen wollte oder ob es einfach günstiger für die Produktionskosten war.
Zusammenfassend habe ich die Derrick Serie nun nach einer längeren Pause ein zweites Mal angesehen und es blieben wieder viele Eindrücke hängen und insgesamt fühlte ich mich gut unterhalten.
Natürlich nervte es mich schon, sehr oft immer die gleichen Gesichter vorgesetzt zu bekommen. ( Das fiel sicher früher im 4 Wochen Ausstrahlungsrhythmus nicht unbedingt auf - also eher ein Nachteil beim Bingen einer Serie in kurzer Zeit ). Aber ich muss auch gestehen, dass die CDs von Frank Duval zu meinen am meisten gehörten Soundtracks gehören. ---
Zum Schluss ein Dank an G. Walt, dessen Seiten ich immer zu den einzelnen Episoden hinzugenommen habe. Oft stimmte ich den Kommentaren zu, oft auch nicht. Das ist auch das Schöne daran, dass es zu einzelnen Episoden verschiedene Meinungen gibt.
Wie man es auch immer sehen mag. Derrick ist und bleibt einzigartig und für immer ein riesiger Teil deutscher TV Geschichte !
#4 G. Walt 2023-04-07 14:51
Danke für den Kommentar @xray67: In der Tat sind Geschmäcker verschieden. Aber ich konnte eine persönliche Meinung zu den Folgen fast nie zurückhalten. Gehört es doch zur Seele einer Rezension hier auch eine Bewertung mit einfließen zu lassen. Ich erinnere mich an die Zeitungsschreiber, die zu Beginn der Serie den Stil stark kritisierten: Ein allzu raubeiniger Derrick (fast schon eine Art früher Schimanski) und unglaubwürdige Drehbücher. Dabei empfand ich gerade diese Zeit als die Beste.

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