Der Kommissar und seine Mörder - Folge 51: Fluchtwege
Folge 51
Fluchtwege
Bei seinen Nachforschungen trifft er auch auf Harald Steinhoff, dem Sohn eines Industriellen. Menschliche Konflikte erschweren dem Kommissar und seinen Mitarbeitern die Suche nach dem Mörder erheblich. (1)
Konflikte
Die neue Folge nach der Sommerpause 1972 liefert eine typische Story für die Reihe mit den üblichen menschlichen Konflikten und Abgründen sowie dem sozialkritischen Hintergrund. Anders ist diesmal, dass die Folge viel dichter und handlungsreicher ist als die sonstigen Folgen dieser Art. Spannung entsteht durch den sozialen Konflikt und die menschliche Komponente und nicht durch die Mördersuche.
Das rückt die Folge in ein besonderes Licht. Herr Reinecker legte später viele Storys so an. Leider gelang es Reinecker selten bis gar nicht seine Idee von 1972 so gut zu wiederholen.
Altertümlich
Vieles an dieser Folge wirkt altertümlich und überholt. So etwa das Erziehungsheim in dem quasi Zwangsarbeit geleistet wird. Gibt es heute auch noch vereinzelt, nur heißt es anders und ist in jeder Form mehr oder weniger freiwillig. Auch die Methoden der Erzieher, die sich offenbar für Helden hielten und das Lager wie in NS-Zeiten beherrschten, sind befremdlich. Kinder, die keine ordentliche Erziehung genießen, werden von der Fürsorge abgeholt und in ein solches Heim gesteckt. Schrecklich, zumal man bedenken muss, dass die Kinder für ihre Erziehung ja gar nichts können.
Monica Bleibtreu
In der wichtigsten Nebenrolle ist Monica Bleibtreu zu bewundern, die als junge und aufmüpfige Gabriele Bebra die Handlung bestimmt und nicht nur eine Flucht ergreift, wie die aus dem Erziehungsheim. Sondern auch eine Flucht aus ihrer Welt und die sich glücksuchend umsieht und beim Sohn aus reichen Hause eine Art Hoffnung entdeckt. Für die damals 32jährige Bleibtreu war die Rolle einer Sechszehnjährigen eine Herausforderung ganz eigener Art, wie man unschwer vermuten kann. Auch tragend und unglaublich gut in seiner Darstellung ist Martin Semmelrogge, der ausnahmsweise mal sehr intensiv spielt und m.E.n. eine der besten Rollen seiner Karriere abliefert.
Gedreht 1972, Erstsendung 6.10.1972
mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemmnitz, Fritz Wepper, Monica Bleibtreu, Joachim Ansorge, Carl Lange, Martin Semmelrogge, Robert Naegele, Eva-Ingeborg Scholz, H. Seitz u.a.
Stab: Regie: Wolfgang Becker - Buch: Herbert Reinecker - Titelmusik: Herbert Jarczyk - Musik: The Les Humphries Singers: Take Care Of Me, Peter Thomas - Neue Münchner Fernsehproduktion 1972
(1)= 3sat
Stabangaben und Sendedaten: Freundeskreis Der Kommissar
© by author (Rezensionstext)
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Kommentare
Im Sommer '76 war der Kommissar schon Geschichte.
"Auch die heroischen Methoden, die einem Lager aus NS-Zeiten gleichen..."
Heroisches gab's in der NS-Zeit wohl eher nur in der Vorstellungswelt der Machthaber (und im Widerstand). Hier vielleicht "martialisch".
Ja, die Anstaltsleiter und Fürsürger fühlten sich heroisch. Glaubten sie doch alle Kinder zu gutmenschen erziehen zu können....