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Der Kommissar und seine Mörder - Folge 55: Rudek

1Folge 55
Rudek

Herr Doberg und Herr Rudek sitzen nach der Teilnahme an einem Münchner Kongreß bei einer geschäftlichen Unterredung zusammen. Sie beschließen, diese gebührend abzuschließen. Doberg hat einen Geheimtip: der Zuhälter Manuel Derrick betreibt in seiner Wohnung ein Bordell mit blutjungen Mädchen. Sie zahlen ihm den Preis für die Mädchen und werden in seiner Wohnung mit zwei blutjungen Mädchen zurückgelassen.


Doch dann das Unfassbare. Herr Rudek steht vor seiner eigenen Tochter.

Am nächsten Morgen findet die Reinemachefrau den toten Zuhälter. Nachdem Keller herausgefunden hat, dass Rudek und Doberg in der Wohnung waren, und das Rudek seine Tochter als Prostituierte entlarvt hat, verdächtigt er natürlich den wildgewordenen Vater. (1)

Drei berühmte Herren
Da treffen sich in einer Folge der spätere Der Alte, Kommissar Finke aus dem Kieler Tatort und ein gewisser Derrick. Nun aber, muss man diesen Umstand etwas auseinander dividieren. Siegfried Lowitz ist 1973, als diese Folge erstmals ausgestrahlt wurde, noch nicht Der Alte namens Erwin Köster. Er spielt vielmehr einen alternden Lustmolch, wie er es in Der Kommissar schon einmal getan hat und wie er es auch noch einmal in einem Derrick tun wird.
Klaus Schwarzkopf war seinerzeit schon bekannt als Kommissar Finke im Tatort. Hier hat er seinen zweiten Auftritt als Gast bei Kommissar Keller.
Und was es nun mit Derrick auf sich? Nun der später berühmt gewordene Oberinspektor in der Gestalt von Horst Tappert taucht in dieser Folge nicht auf. Aber es gibt hier einen Zuhälter mit dem merkwürdigen Namen Manuel Derrick (gespielt von Sky Dumont), der ermordet wird. Aufgrund der zeitlichen Nähe zu später gestarteten Derrick-Reihe, dürfte Reinecker den Namen also erstmals getestet haben.

Einseitige Moral
Die Story ist spannend und überraschend. Die spätere Schwarzklinik-Ärztin Illona Grübel als Jung-Prostituierte und Ulknudel Hildegard Krekel in einer ähnlichen Rolle sind der Aufhänger. Der erboste Vater (Ernst Schröder) trifft seine Tochter in einem Bordell an und wird fuchsteufelswild. Er selbst in diesem Bordell als Kunde, scheint für ihn dagegen kein moralisches Problem zu sein. Der Mörder ist letztlich aber jemand anders. Und die herrlich verrückte Edda Seippel in der Rolle der düsteren Nachbarin von Derrick ist ein großer Gewinn. Sie spielte damals auch gemeinsam mit Schwarzkopf am Thalia-Theater in Hamburg, weswegen ihre gleichzeitige Besetzung hier sicher kein Zufall war.

Regie bei dieser tollen Folge führte Charles Regnier, der selbst dreimal als Darsteller in der Reihe mitwirkte. Musik gibt es diesmal (nach zwei leider sehr musikarmen Folgen) u.a. von Joe Cocker mit Hitchcock Railway

Gedreht 1972, Erstsendung 12.1.1973

mit Erik Ode, Günter Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Helma Seitz, Ernst Schröder, Siegfried Lowitz, Ilona Grübel, Hildegard Krekel, Charlotte Kerr, Edda Seippel, Klaus Schwarzkopf, Sky Dumont, Trude Breitschopf u.a.
Stab: Regie: Charles Regnier - Buch: Herbert Reinecker - Titelmusik: Herbert Jarczyk - Musik: Joe Cocker: Hitchcock Railway, Sandy Nelson: No Matter What Shape - Neue Münchner Fernsehproduktion 1972

(1)= 3sat
Stabangaben und Sendedaten: Freundeskreis Der Kommissar

Foto: 3sat

© by author (Rezensionstext)

Vorheriger Fall: Der Kommissar und seine Mörder - Folge 54: Blinde Spiele
Nächster Fall: Der Kommissar und seine Mörder - Folge 56: Tod eines Hippiemädchens

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2015-04-04 12:40
Zitat:
Er spielt vielmehr einen alternden Lustmolch,
Mit 50 ist das Leben bekanntlich vorbei :-)

Wie oft hat Reinecker das Thema älterer Mann junge Frau eigentlich aufgegriffen? Scheint ihn beschäftigt zu haben.

Ernst Schröder hat diesen flüchtigen Rollen immer so eine schönes Melodramatik verliehen.
#2 Funker in der Zentrale 2015-12-29 19:37
Mir ist gerade ein plot-hole aufgefallen: Die Polizei findet doch das Notizbuch von Zuhälter Derrick. Und da drin den Namen und die Uhrzeit der Kunden Doberg und Rudek und die entsprechende Uhrzeit. Und dann sucht und sucht und sucht die Polizei die Prostituierten. Aber! Müssten nicht deren Namen, Adressen und Telefonnummern auch in Derricks Notizbuch stehen? Suche 1 Minute, Mädchen befragt, Fall gelöst?
#3 G. Walt 2015-12-29 21:58
zitiere Funker in der Zentrale:
Mir ist gerade ein plot-hole aufgefallen: Die Polizei findet doch das Notizbuch von Zuhälter Derrick. Und da drin den Namen und die Uhrzeit der Kunden Doberg und Rudek und die entsprechende Uhrzeit. Und dann sucht und sucht und sucht die Polizei die Prostituierten. Aber! Müssten nicht deren Namen, Adressen und Telefonnummern auch in Derricks Notizbuch stehen? Suche 1 Minute, Mädchen befragt, Fall gelöst?


Und der Krimi wäre zuende gewesen. Deswegen hat Derrick die Namen der Mädchen in ein geheimes Notizbuch geschrieben, was bei unbekannten Notar liegt. ;-)
#4 Doktor Römer 2023-08-10 19:30
zitiere Andreas Decker:
Zitat:
Er spielt vielmehr einen alternden Lustmolch,


Mit 50 ist das Leben bekanntlich vorbei :-)

Wie oft hat Reinecker das Thema älterer Mann junge Frau eigentlich aufgegriffen? Scheint ihn beschäftigt zu haben.

Ernst Schröder hat diesen flüchtigen Rollen immer so eine schönes Melodramatik verliehen.
Naja, Lowitz war damals immerhin auch schon 59. Aber es ist einfach toll, Lowitz beim Spielen zuzusehen... "Jaaah, nun kommen wir in den Bereich der relativen Wahrnehmung..." Und zu Rudek: "Herr Rudek, wissen Sie, wie das Mädchen hieß." - "Nein, ich weiß es nicht." - Zu Robert, Walter und Harry "Er weiß es nicht." Auch sonderbar, dass Charles Regnier nicht öfter Regie geführt hat, denn seine Inszenierung kann sich wirklich sehen lassen.
#5 Doktor Römer 2023-08-10 19:31
zitiere G. Walt:
zitiere Funker in der Zentrale:
Mir ist gerade ein plot-hole aufgefallen: Die Polizei findet doch das Notizbuch von Zuhälter Derrick. Und da drin den Namen und die Uhrzeit der Kunden Doberg und Rudek und die entsprechende Uhrzeit. Und dann sucht und sucht und sucht die Polizei die Prostituierten. Aber! Müssten nicht deren Namen, Adressen und Telefonnummern auch in Derricks Notizbuch stehen? Suche 1 Minute, Mädchen befragt, Fall gelöst?


Und der Krimi wäre zuende gewesen. Deswegen hat Derrick die Namen der Mädchen in ein geheimes Notizbuch geschrieben, was bei unbekannten Notar liegt. ;-)


Ja, wenn man den strikten Gesetzen der Logik und Deduktion folgen würde, wären vieles Krimis nach 20 Minuten zu Ende. :-)
#6 Doktor Römer 2023-08-10 20:00
zitiere Doktor Römer:
zitiere Andreas Decker:
Zitat:
Er spielt vielmehr einen alternden Lustmolch,


Mit 50 ist das Leben bekanntlich vorbei :-)

Wie oft hat Reinecker das Thema älterer Mann junge Frau eigentlich aufgegriffen? Scheint ihn beschäftigt zu haben.

Ernst Schröder hat diesen flüchtigen Rollen immer so eine schönes Melodramatik verliehen.


Naja, Lowitz war damals immerhin auch schon 59. Aber es ist einfach toll, Lowitz beim Spielen zuzusehen... "Jaaah, nun kommen wir in den Bereich der relativen Wahrnehmung..." Und zu Rudek: "Herr Rudek, wissen Sie, wie das Mädchen hieß." - "Nein, ich weiß es nicht." - Zu Robert, Walter und Harry "Er weiß es nicht." Auch sonderbar, dass Charles Regnier nicht öfter Regie geführt hat, denn seine Inszenierung kann sich wirklich sehen lassen.
#7 Schmidt 2024-03-22 11:09
Rudeks Mimik finde ich Weltklasse!

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