Tatort - The best Cases ever: Weil sie böse sind
Fritz Dellwo und Charlotte Sänger vermuten den Täter im engsten Familienkreis, doch alle haben ein Alibi für die Mordnacht. Die Ermittlungen geraten immer mehr in eine Sackgasse. Da werden kurz hintereinander der Bruder und die Schwester des Ermordeten tot aufgefunden.
Haben es die Frankfurter Kommissare mit einem Serienmörder zu tun, und wenn ja, welches Motiv treibt ihn an? (1)
Preise, Preise, Preise
Der hessische Tatort hat Licht und Schatten - und dennoch ist „Weil sie böse sind“ schon allein wegen der zahlreichen Auszeichnungen ein „Best cases ever“. So erhielt der Film den deutschen Fernsehpreis und den Adolf-Grimme-Preis. Auch die Hauptdarsteller Matthias Schweighöfer und Milan Perschel wurden geehrt. Zudem ist die Handlung schon mal bemerkenswert und in der Tat mal etwas Neues im Tatort. Eine verzwickte Mordgeschichte mit ausreichender Tiefgründigkeit, wie man sie sonst auch bei komplexen Thematiken eher selten findet. Leider kommt auch dieser 751. Tatort aus dem Jahre 2010 nicht ohne Logiklöcher aus. Das betrifft im besonderen Maße das Ende, wo der Mörder entkommt, weil sein Auftraggeber Selbstmord begeht und noch die wichtigste Zeugin mit in den Tod nimmt. Doch die Autoren vergaßen ganz einfach, dass die Zeugin Herkens Kollegin war. Eine Recherche im Arbeitsumfeld hätte also schnell die Spur auf Herken gelenkt. Doch der Fall endet mit dem Selbstmord des Mordauftraggebers und somit bleibt das Ende mehr oder weniger offen.
Vielleicht eine Art Mitleids-Tatort, bei dem der Täter ruhig entkommen darf, da er ein so schweres Schicksal hatte.
Tiefgründig
Die Tiefe des Falles macht diesen zu einem Psycho-Krimi. Es ist der vorletzte Einsatz des Ermittlerduos Dellwo und Sänger (Jörg Schüffauf und Andera Sawatzki) für den hessischen Rundfunk. Und es ist ihr bester Fall. Ein schwarzes Schaf einer adeligen hohen Familie will seine Verwandten nach und nach auslöschen, weil sie seiner Meinung nach böse sind und ihn stets wie einen Auswärtigen behandelt hatten. Dazu nutzt er die Hilfe des Angestellten Herken, der seinen Sohn retten will. Auf diese Weise muss von Staupen nicht selbst Hand anlegen und gerät auch nicht Verdacht. Doch wie geht das? Wie macht man einen Menschen, der keiner Fliege etwas zu Leide tun kann, zu einem mehrfachen Mörder? Das schafft dieser Tatort recht glaubhaft zu erzählen, auch wenn vieles der Dramaturgie geschuldet ist.
Zuschauer-Erfolg trotz niedriger Zahlen
Mit etwas mehr als 7 Millionen Zuschauern erreichte dieser Tatort bei Erstsendung am 3. Januar 2010 eine Qoute von ca. 20% Marktanteil. Damit liegt der Fall eher im Schnitt heutiger Tatort-Folgen, eventuell etwas knapp darunter. Viel mehr Zuschauer lockt der Tatort auch 7 Jahre später (Zeitpunkt dieses Artikels) nicht mehr vor dem Bildschirm. Die Tatort-Macher, rechneten in den 70er Jahren mit 20 Millionen Zuschauern. Das war das angestrebte Ziel, welches die meisten Folgen auch erreichten. Wahre Renner der 70er wie Fälle von Haferkamp, der Klassiker „Rot-rot-tot“ und auch „Reifezeugnis“ lagen weit darüber. Heute ist man wesentlich bescheidener. Die Sender sind vielfältiger und die Interessen der Menschen breit gefächerter.
Dennoch werden auch noch heute sehr gute Tatort-Filme gedreht. Oftmals leider auch mit Hang zur Unlogik und dem Drang immer aktueller und moderner sein zu wollen. Das müsste eigentlich nicht sein. Man sollte sich von Zwängen lösen und sich aufs Geschichten erzählen konzentrieren. Klar, kommt auch dabei nicht immer ein guter Tatort bei heraus, aber es wirkt am Ende glaubhafter und ehrlicher.
Besetzung:
Kriminalhauptkommissar Friedrich "Fritz" Dellwo - Jörg Schüttauf
Kriminaloberkommissarin Charlotte Sänger - Andrea Sawatzki
Kriminalhauptkommissar Rudi Fromm - Peter Lerchbaumer
Staatsanwalt Dr. Scheer - Thomas Balou Martin
Rolf Herken - Milan Peschel
Balthasar Staupen - Matthias Schweighöfer
Reinhard Staupen - Markus Boysen
Freya Staupen - Adele Neuhauser
Mike Staupen - Peter Davor
u.a.
Stab:
Buch: Michael Proehl
Regie: Florian Schwarz
Kamera - Dominik Schunk
(1) = Das Erste
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