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Tatort- The best cases ever: Reifezeugnis

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Sina Wolf ist eine 16-jährige Schülerin aus reichem Hause. Das hübsche Mädchen wird von dem Mitschüler Michael Harms verehrt. Obwohl sie lange Zeit befreundet sind, zeigt sie ihm plötzlich die kalte Schulter. Sina Wolf hat ein Geheimnis. Sie unterhält seit einiger Zeit ein intimes Verhältnis mit ihrem Lehrer Fichte. Als Michael Harms ihr eines Tages unbemerkt mit dem Fahrrad an einen See folgt, wird er zufällig Zeuge von sexuellen Handlungen zwischen beiden, was ihn seelisch schwer verletzt. Hasserfüllt versucht er, Sina zu erpressen und verlangt von ihr Sex unter der Drohung, dass er jenes strafbare Verhältnis öffentlich machen werde. Um sich und ihren Lehrer zu schützen, sieht Sina keinen anderen Ausweg als Michaels Forderung nachzukommen.


Reifezeugnis

Beide fahren nach der Schule gemeinsam in einen Wald, wo Michael über Sina herfällt. Im Affekt ergreift Sina einen Stein und erschlägt ihn. Angsterfüllt fügt sie sich weitere Spuren einer Vergewaltigung zu und erzählt der Polizei, dass Michael Harms sie vor einer Vergewaltigung habe retten wollen und von dem Täter erschlagen worden sei. Die Beschreibung des Täters passt zu einem Mann, der seit längerem als Vergewaltiger in den Zeitungen für Schlagzeilen sorgt. Vor seinem Tod hat Michael die versetzungsgefährdete Mitschülerin Inge über das Verhältnis zwischen dem verheirateten Fichte und Sina in Kenntnis gesetzt. Sie erpresst Fichte nun und bekommt so die Lösung der nächsten Mathearbeit, die sie bei Fichtes Frau, einer Mathematiklehrerin, schreibt und besteht.

Bei den Ermittlungen erfährt Kommissar Finke von dem Lehrer-Schülerin-Verhältnis. Als auch noch festgestellt wird, dass der vermeintliche Täter für die fragliche Zeit nicht als Täter in Frage kommt, wird Lehrer Fichte verdächtigt. Konfrontiert mit den Vorwürfen der Ausnutzung eines Abhängigkeitsverhältnisses, beendet er die Beziehung zu Sina. Das Mädchen verstrickt sich auch gegenüber der Polizei in Widersprüche. (1)

Klassiker der Klassiker
Wenn man an die großen Tatort-Klassiker denkt, dann kommt man an "Reifezeugnis" nicht vorbei. Er verdrängt sogar alle anderen Klassiker in den Erinnerungen der Fernsehnation. Zu Unrecht, wie man immer wieder feststellt, wenn man die letzten 45 Jahre Tatort wirklich nochmal Revue passieren lässt. "Reifezeugnis" lebte eigentlich nur von zwei Dingen. Zum einen war es das gesellschaftliche Tabu einer Lehrer-Schülerin-Beziehung. Ein Umstand, der so nicht sein durfte, ein Skandal und zu der damaligen Zeit durchaus auch ein heißes Eisen für einen Krimi. Welcher Lehrer hat sich am Montag nach der Erstausstrahlung des Films nicht unter Generalverdacht gesehen? Würde man nicht in ihm auch einen Lehrer mit Hang zu hübschen, jungen Mädchen sehen? Oder gar einen notorischen Ehebrecher?

Der erwartbare Skandal um den Film und der gesellschaftliche Aufschrei blieben zum Glück aus.

Zweiter Anziehungspunkt des Krimis war die damals noch sehr junge Nastassja Kinski. Die Tochter des Filmstars Klaus Kinski. Die Zuschauer waren nicht zu Unrecht gespannt auf ihre Leistung und schnell galt sie als die unantastbar Schöne. Dass es sogar Nacktaufnahmen von ihr gab, musste dann wohl sein. Es war zumindest der Handlung geschuldet und auch darüber diskutierte am Montag nach dem Tatort. 1977 war eine Zeit in der Fernsehen noch ein Erlebnis war. Zumindest hin- und wieder. Denn da gab es Zündstoff und was zu erzählen. So wie hier. Das Montagsthema in der Mitarbeiter-Kantine war gesichert.

An den genannten zwei Aufhängern wurde dieser Tatort diskutiert. Der Mord war Nebensache. Dabei ist es doch die Tat, das Verbrechen, welches einen Krimi ausmacht. Hier war es ganz anders. Der Mord war Beiwerk. Zudem war die Täterin, wie so oft in den 70er Jahren von Anfang an bekannt.

Personalien
Kinski spielt diese erste große Rolle für sie sehr gut. Die verliebte naive Schülerin, die sich den Avancen und Erpressungsversuchen eines Mitschülern kaum entziehen kann und in arge innere Konfliktsituationen gerät, als sie ihren Peiniger tot schlägt. Sie macht die Tat mit sich aus. Anvertrauen kann sie sich nicht mal ihrem Liebhaber - aus Angst ihn auch noch zu verlieren.
Als diesen sieht man den späteren "Landarzt" des ZDF, nämlich Christian Quadflieg. Sohn des großen Will Quadflieg. Der junge Quadflieg-Spross war ein Krimi-Dauergast. Derrick, Der Alte usw. Er hatte ein Jahr zuvor schon einen Tatort gemacht. Ansonsten waren es kleinere unbekannte Rollen, die ihn im TV beschäftigten. "Reifezeugnis" gab ihm den entsprechenden Karriere-Schubs im TV-Geschäft. In drei der besten Derrick-Folgen spielte er undurchsichtige Charaktere. Ein Todesengel (1978), Zeuge Yurowski (1979) und Kaffee mit Beate (1978). Es folgten Rollen in allen bekannten Serien wie Das Traumschiff, Ein Fall für zwei, Siska, Der Alte. Den "Landarzt" spielte er in 40 Episoden fünf Jahre lang.

Seine Frau wird in "Reifezeugnis" von Judy Winter gespielt. Die kühle Blonde ist für ihr geniales Spiel bekannt. Auch hier spielt sie eine starke Frau, die sich von der Affäre ihres Mannes nicht beeindrucken lässt. Im Gegenteil. Sie kämpft und ergreift Partei für Sina, die in ihren Augen das Opfer ist. Auch sie war seit Beginn ihres Fernsehschaffens ein gern gesehener Krimigast. Den Tatort beehrte sie jedoch insgesamt nur 2x.

Klaus Schwarzkopf alias Kommissar Finke ermittelte sieben Jahre lang in sieben Fällen am norddeutschen Tatort Kiel. Oftmals ermittelte er im ländlichen Kiel und kam damit seiner aktuellen Kollegin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) zuvor, die das in ihrer Anfangszeit auch oft tat. Sein Assistent war meistens Wolf Roth. In "Reifezeugnis" aber, seinem vorletzten Fall übernahm Rüdiger Kirschstein (Auf Achse) die Rolle des Assistenten. Ähnlich wie bei Kommissar Lutz, wo Frank Strecker den Assistenten spielte, fungiert Kirschstein nur als Stichwortgeber, statt als guter Polizist, der auch mal einen Geistesblitz hat.

Und sonst?
Der Tatort gilt noch heute als der Bekannteste. Das liegt aber sicher an den häufigen Wiederholungen und vielen Besprechungen im Internet.
Drehorte waren Malente und Eutin. Mit 67% Marktanteil war auch dieser Film wieder sehr erfolgreich. Das 73. Tatort war auch einer der längsten: ca. 101 Minuten.

Wolfgang Petersen führte Regie und danach rief Hollywood nach ihm. Nach Nastassja Kinski riefen sie übrigens auch, wenn auch ein paar Jahre später.

Besetzung
Kommissar Finke – Klaus Schwarzkopf
Assistent Franke – Rüdiger Kirschstein
Sina Wolf – Nastassja Kinski
Oberstudienrätin Dr. Gisela Fichte – Judy Winter
Studienrat Helmut Fichte – Christian Quadflieg
Michael Harms – Markus Boysen
Inge Hahn – Petra Verena Milchert
Katrin Timmenberg – Rebecca Völz
Lisbeth Wolf – Uta Sax
Harald Wolf – Henry Kielmann
Rektor Dr. Heinrich Forkmann – Friedrich Schütter
Oberstudiendirektor Bender – Hans Timmermann
Anton Wegener [Onkel von Michael Harms] – Franz Josef Steffens
u.a.

Stab:
Drehbuch: Herbert Lichtenfeld
Regie: Wolfgang Petersen

(1)= Wikipedia
weitere Quellen: Wikipedia

© by auhor

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