Tatort - The best Cases ever: Tote Taube in der Beethovenstraße
Tote Taube in der Beethovenstraße
Gewagtes Experiment
Dieser frühe Tatort dürfte als das bekannteste Experiment der Reihe geläufig sein. Er ist gleichermaßen umstritten wie unumstritten einzigartig. Man kennt den Tatort als Experimentierfeld für Krimiregisseure noch heute. Manchmal setzte die Reihe damit Maßstäbe. Man denke nur an Schimanski. Doch manchmal bleibt es nur bei einem Experiment und es ist schon beim Dreh klar, dass dies nur eine einmalige Angelegenheit werden könnte, wie etwa der Tatort „Wer bin ich“ mit Ulrich Tukur aus dem Jahr 2016.
1973 war „Tote Taube in der Beethovenstraße“ der 25. Tatort und ein erstes kleines Jubiläum. Für den Ermittler des WDR damals, nämlich Zollfahnder Kressin (Sieghardt Rupp) war es der sechste Fall. Der Fall lockte damals mehr als die halbe Bundesrepublik vor die Fernseher. Die Einschaltquote betrug 59%. Das sagte eigentlich alles. Trotzdem nennen viele Zuschauer diesen Fall heute den schlechtesten Tatort aller Zeiten. Das ist aber durchaus umstritten. Zollfahnder Kressin ist eine Art Prä-Schimanski. Auch er hatte raue Sitten, nutzte oft seine Fäuste und war eher der unkonventionelle Ermittler. Zudem wurden ihm Frauengeschichten nachgesagt.
Einmalige Chance
Für diesen Tatort wollten die Produzenten die Anwesenheit des amerikanischen Regisseurs Samuel Fuller in Deutschland nutzen. Er sagte zu einen Tatort zu drehen, stellte aber einige Bedingungen: Er wollte vor allem auch der Drehbuchautor sein. Man gab ihm freie Hand und handelte schließlich nur heraus, dass Kressin der Ermittler sein musste. So geschah es dann auch, doch Fuller schlug den Tatort-Machern Günther Witte und Günter Rohrbach ein Schnippchen. So schrieb er im Drehbuch, dass Kressin in den ersten Minuten verletzt und außer Gefecht gesetzt wird. Stattdessen ermittelt dann sein eigener Detektiv Sandy alleine weiter, welcher von Glenn Corbett gespielt wurde, der in den USA in vielen Serien Rollen hatte. Aus heutiger Sicht, dürften die Tatort-Macher ihre Entscheidung vielleicht bereuen, zumal anzunehmen war, dass Fuller den Tatort offenbar nur nutzte um seiner deutschen Frau Christa Lang einen Auftritt zu verschaffen.
Geschichtlich ist dieser Tatort aber sehr interessant - vor allem wegen der Machart, an der vieles unweigerlich an die typischen 70er-Jahre-Krimis erinnert mit Verfolgungsjagden, Schießereien und Schlägereien. Nicht zuletzt wegen dieser Qualitäten, die damals im Tatort mehr als ungewöhnlich waren - selbst für einen Kressin-Film- wurde er 1974 auch im Kino gezeigt.
Im Ranking der beliebtesten Tatort-Kommissare, erreicht Rupp bei den Fans von Tatort-fundus.de den 47. Platz. Das ist eher das obere Mittelfeld. In dieser Liste, die von Tatort-Fans als einzig wahrer Gradmesser angesehen wird, erreicht Schimanski den 24. Platz. Das mutet erstaunlich an. Doch hier spielen längerfristige Erwägungen eine Rolle. Platz 1 belegt Finke (Klaus Schwarzkopf), Stand Jan.2020.
Besetzung:
Zollfahnder Kressin – Sieghardt Rupp
Sandy – Glenn Corbett
Sandy [dt. Sprecher] – Hartmut Reck
Christa – Christa Lang
Christa [dt. Sprecher] – Renate Pichler
Mensur – Anton Diffring
Dr. Stephane Bogdanovich [als Gast] – Stephane Audran
Charlie Umlaut – Eric P. Caspar
Luthini – William Ray
Mr. Novak – Alexander d’Arcy
Mr. Fong – Anthony Chinn
Buch und Regie: Samuel Fuller
(1) = Das Erste
weitere Quellen: HÖRZU (TV-Zeitschrift zum 1000. Tatort), Tatort-Fundus
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