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Schuldig oder Nicht schuldig - Die ewig quälende Frage

Zweimal lebenslangSchuldig oder Nicht schuldig?
Die ewig quälende Frage

Franziska Dreyer lebt glücklich mit ihrem Lebensgefährten Sebastian Pauli zusammen. Völlig überraschend steht eines morgens die Polizei vor der Tür und nimmt Sebastian wegen Mordes an Constanze Minnich fest. Franziska hat keinen Zweifel daran, dass diese Festnahme ein großes Missverständnis ist. Doch nach acht Monaten in Untersuchungshaft, in denen Sebastian immer wieder seine Unschuld beteuert, wird das Urteil gesprochen: Lebenslange Haftstrafe!


Zweimal lebenslangDas Urteil, das nur auf Indizien beruht, erschüttert aber Franziskas Glauben an die Unschuld ihres Lebensgefährten nicht. Im Gegenteil, es ärgert sie sehr, dass gemeinsame Freunde an Sebastians Unschuld zu zweifeln beginnen. Auch Franziskas Eltern beknien die Tochter, sich von Sebastian zu trennen. Was ist das für eine Zukunft? Doch Franziska hält an ihrer Liebe und Unschuldsvermutung fest und heiratet Sebastian als Beweis ihrer Liebe im Gefängnis.

Mit zunehmender Zeit in Haft verändert sich Sebastian. Und auch Franziska wird nun regelmäßig von Albträumen geplagt. Die ausgesprochenen Widerstände gegen Ihre Ehe aus dem engeren Umfeld beginnen besonders nachts in ihr zu arbeiten. Als dann auch noch Freunde von früher auftauchen, die von einem aggressiven und so ganz anderen Sebastian berichten, als Franziska ihn kennt, beginnt auch langsam ihr Bild von dem immer verständnisvollen und liebevollen Mann zu wanken. (1)

Keine Deutlichkeit, keine Antwort auf gewisse Fragen zu finden, das quält die Menschen seit jeher. Manchmal muss man sich damit abfinden. Es gibt nicht auf alles eine Antwort. Bei solch elementaren Fragen wie "Was geschieht nach dem Tod?" oder "Wie unendlich ist das Universum tatsächlich?" kann man diese Antwortlosigkeit sicher leicht verkraften. Doch wie sieht es aus, wenn es um Fragen des eigenen Lebens geht. Und zwar um Fragen des eigenen Seins. Wie kann man mit einer Ungewissheit leben? Und zwar mit der Ungewissheit von Schuld oder Unschuld.

Zweimal lebenslangDie junge Franziska muss sich dieser Frage stellen. Ihr Freund wird einfach verhaftet. Der Vorwurf: Vergewaltigung und Mord an einer jungen Frau. Für Franzi ist klar, das dies so nicht stimmen kann. Sie kennt Sebastian seit vier Jahren. Schläft mit ihm Seite an Seite. Auch das schockierende Geständnis, dass er mit dem Opfer ein Verhältnis hatte, beirrt Franzi nicht in Ihrer Überzeugung. Ihr Freund ist unschuldig. Und zu Beginn ist man auch noch voller Hoffnung. Ein Irrtum, der sich aufklären wird.  Beweise gibt es nicht. Aber eine Reihe von Indizien, die Sebastian belasten. Sein Anwalt kann diese nicht entkräften. Es kommt zum Urteil. 23 Jahre Haft. Eine Revision wird abgeschmettert. Und die Hoffnung sinkt immer mehr. Was bleibt sind Strohhalme von erschreckender Instabilität. Ein Treffen in einer Liebeszelle (lang ersehnt) ist nichts mehr als ein hoffungsloses, kurzes Beisammensein mit dem Mann, den Franzi in der Haft letztlich geheiratet hat. Den Mann, den sie zu kennen glaubte. Und der sich immer mehr entfremdet hat. Freunde wenden sich ab. Sogar die eigenen Eltern. Gerüchte über seine Vergangenheit schüren nur noch mehr die Zweifel in Franzi. Ist er wirklich unschuldig. Sie zermartert sich das Gehirn. Was ist passiert in der Mordnacht? War Sebastian verändert?

Trotz aller Liebe und allen Vertrauens weichen die Zweifel nicht. Die letzte Chance (ein Wiederaufnahme-Verfahren) ist kaum greifbar und würde Jahre dauern. Die Liebeszelle soll zumindest Zerstreuung bieten und vielleicht die langersehnte Zweisamkeit. Doch nach anfänglicher Erektionsstörung, vergewaltigt Sebastian seine eigene Frau. Und plötzlich weiß Franzi überhaupt nichts mehr. Längst über die Grenze des Belastbaren hinaus, ist sie nun kaum noch fähig zu denken und zu handeln. Am nächsten Morgen erhängt sich Sebastian in seiner Zelle.

Zweimal lebenslangEinige Wochen später sieht Franzi zufällig einen Fernsehbericht. Es wird dort von einem Mord an einem jungen Mädchen berichtet. Die Tat gleicht der, für die Sebastian vor drei Jahren angeklagt war. Ist doch ein Anderer der Mörder?

Kein Krimi, sondern eher ein Drama. Deswegen gibt es auch keine Aufklärung. Ein offenes Ende. Ein Happy-End hätte vielleicht auch nicht in diese Geschichte gepasst. Wunderbar spielt Felix Klare den jungen Mann, der fest im Leben steht. Von sich selbst überzeugt, von seinem Charme beinahe mehr beeindruckt als die Damen, die diesem erliegen. Er spielt eindrucksvoll wie dieser Charakter allmählich verfällt. Julia Koschitz hat den noch größeren und schwereren Part. Hin und her gerissen von Zweifel und Vertrauen spielt sie sich in eine emotionale Spirale hinein, die den Zuschauer erschüttert.

Frau Koschitz beschreibt ihre Rolle so:

Franziska hat gar keine andere Wahl, als Sebastian bis zur Selbstauflösung beizustehen, weil sie ohne ihn nicht sein kann. Trotzdem ist es irgendwie beeindruckend, dass sie gegen den Willen und gegen die Meinung aller anderen zu ihm hält. Und letztlich ist es auch das, was ihm die Kraft zum Durchhalten gibt - dass da wenigstens ein Mensch ist, der unbeirrt zu ihm steht und ihn liebt. Das ändert aber nichts daran, dass Franziskas Liebe zu Sebastian etwas Selbstzerstörerisches hat. (2)

Zweimal lebenslangZweimal lebenslänglich
Fernsehfilm, ZDF
Buch -Kathrin Bühlig
Regie -Johannes Fabrick
Kamera -Helmut Pirnat
Musik -Dieter Schleip
Produktion -a.pictures film & tv.production.gmbh
Produzent -Uli Aselmann
Länge -89 ' 17 Minuten


Franziska Dreyer -Julia Koschitz
Sebastian Pauli -Felix Klare
Melanie Worms -Ellen Schlootz
Heidi Dreyer -Maren Kroymann
Wolfgang Dreyer -Holger Mahlich
Florian Mattausch -Godehard Giese
Susanne Mattausch -Annika Blendl
Volker Jettel -Felix Vörtler
und andere

(1) ZDF
(2) Julia Koschitz
Fotos: ZDF und Marion von der Mehden

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