Fernsehkrimis im Wandel der Zeit: Das Ende der Ermittlungen - Gedanken zum Serienende von »Der Kriminalist«
Das Ende der Ermittlungen
Gedanken zum Serienende von »Der Kriminalist«
Ab hier war Schluss für mich. Was folgte war nur noch in Ansätzen gut für mich und der Reiz eines Krimis dieser Art lag vor allem im Zeitkolorit und im Kontext mit den 70-er Jahren und deren noch nostalgischer Note, die ab den 80-er Jahren mehr und mehr verloren ging. Dazu zählen die vielen guten Darsteller, die man fast persönlich kannte, da Abspänne noch zelebriert und gespielt wurden, anstatt wie heute nur noch gekappt.
Die Hauptdarsteller bewiesen seinerzeit ein ungeheures Durchhaltevermögen. Acht Jahre blieb Erik Ode Der Kommissar (97 Folgen), acht Jahre Lowitz Der Alte (100 Folgen) und Horst Tappert sage und schreibe 24 Jahre (281 Folgen) Derrick. Spitzenreiter dürfte aber der Assistent Heymann (Michael Ande) sein, der über 400 Folgen lang und fast 40 Jahre seiner Rolle treu blieb. Der Mann von dem sich Siegfried Lowitz Ende der 80-er Jahre in einer Talkshow von Alfred Biolek wünschte, dass er nicht immer so...
"... eierlose Rollen spielen muss".
"...ach ja, der Michi"
entfuhr es ihm sinngemäß (1).
Ich schaute Derrick noch bis zum Ende, doch der späte Derrick war manchmal schon richtig anstrengend. Und es gab noch die SOKO 5113, die wenigstens bis 1992 noch ansehnlich war. Inzwischen habe ich allen Krimi- Serien und Reihen längst abgeschworen. Ausnahmen bestätigen manchmal die Regel und ich schaue doch hin. Doch der Fokus ist längst ein anderer oder er ist vielfältiger. Geblieben ist die Faszination für die ganz alten Sachen, was auch meine Artikel im Zauberspiegel erklärt. Auch beim Tatort in der ARD hat man damals öfter hingeschaut, weil es Kommissare gab, die Profil hatten und Namen: Sieghard Rupp, Karin Anselm, Götz George, Hansjörg Felmy, Heinz Drache, Klaus Schwarzkopf, Werner Schuhmacher u.a. Das ist heute anders geworden. Das hat auch verschiedene Gründe, die nachvollziehbar sind.
Doch eigentlich wollte ich über Der Kriminalist schreiben. Warum? Nun zunächst habe ich kaum eine Folge dieser Serie gesehen. Vielleicht 3 oder 4. Das hat gereicht, um zu merken, das dies nicht meins ist. Zu anstrengend, zu spannungslos, zu melancholisch. Und doch: Der Kriminalist hebt sich durch zwei Dinge von anderen Serien dieser Art ab. Zum einen den Hauptdarsteller Christian Berkel, der schon in den 70-er Jahren zu Gast in den traditionellen Krimis war. Und zum anderen die Laufzeit von 14 Jahren. Mehr Durchaltekraft im Freitagskrimi hatte nur Derrick als Hauptermittler. 109 Folgen ist ebenso eine beachtliche Zahl.
Der Kriminalist namens Bruno Schumann war schon etwas anders, er verfügte über die besondere Gabe der Emphatie und versetzte sich in die Opfer hinein. Die Kollegen von Berkel hielten der Serie allerdings nicht über die gesamte Laufzeit die Treue. Leider muss man da schon sagen, denn selbst in Der Kommissar hielten zwei der drei Assistenten bis zum Schluss durch und Harry ist nur situationsbezogen ausgestiegen, da er zum Ableger Derrick wechselte, zum Spin-Off sozusagen, der sich zum Selbstläufer entwickelte.
Am Anfang begleiteten Anna Schudt und Frank Giering den Kriminalisten. Letzter verstarb Giering während der laufenden Dreharbeiten und so musste sein Tod in die Handlung mit eingebaut werden. In der Serie starb die Figur Henry Weber an einem Herzinfarkt. Er war 36 Folgen lang dabei. Die weiblichen Co-Ermittler wechselten sogar öfter. Gierings Part wurde von Janek Rieke übernommen und der blieb bis Folge 75 bevor auch er einen Nachfolger bekam. (2)
Der Kriminalist wäre beinahe sowas wie eine Krimiserie im klassischen Stil geworden. Schumann hatte das Zeug dazu. Leider konnte in Punkto Spannung und Originalität nicht bei mir punkten.
Die letzten sechs Folgen starten im ZDF am 28. August 2020.
(1)= Siegfried Lowitz (Boulevard Bio, Talkshow)
(2)= Wikipedia (über Der Kriminalist)
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