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Kriminalistische Miniaturen - »Mordslust«

MordslustKriminalistische Miniaturen
»Mordslust«

Krimis sind seit Jahrzehnten des Deutschen liebstes Fernsehgenre. In den unterschiedlichsten Formen begeistern sie ihr Publikum, in Spielfilmlänge an Sonntagabenden oder auf eine Stunde reduziert im ZDF-Freitagskrimi. 1994 wagte das ZDF ein ungewöhnliches Konzept und drehte mit der Serie „Mordslust“ eine Anthologie, in der die einzelnen Krimistories lediglich zwischen elf und achtzehn Minuten lang waren. Nun ist die kurzlebige Serie erstmals auf DVD erhältlich.

MordslustVier Episoden mit einer Laufzeit von 45 Minuten entstanden damals bei Otto Meissners novafilm, und in jeder Folge wurden drei Kriminalgeschichten erzählt, die unabhängig voneinander und in sich abgeschlossen waren. Die meisten der Drehbücher dazu stammten aus der Feder von Ben Wohle, der danach auch rund zwanzig Episoden der Krankenhausserie „Für alle Fälle Stefanie“ schreiben sollte. Ungewöhnlich war die Wahl des Regisseurs, denn mit Vera Loebner („Der Staatsanwalt hat das Wort“, „Ein Mann am Zug“) kam hier eine Frau zum Einsatz, was im Krimiregie bis dato ziemlich ungewöhnlich war. Vielleicht war diese Tatsache dem Umstand geschuldet, dass „Mordslust“, wie der Titel schon andeutet, keine reine Krimiserie war, sondern die Geschichten auch stets mit einer Prise (schwarzen) Humors würzte. Die beiden einzigen nicht von Ben Wohle geschriebenen Teilepisoden beruhen übrigens jeweils auf literarischen Vorlagen – „Ein Mordsgeschäft“ geht auf eine Idee von Henry Slesar („Die Bestie aus dem Weltenraum“) zurück, und „Männer sind Schweine“ wurde inspiriert von einer Kurzgeschichte von Donald E. Westlake („Point Blank“).

MordslustInhaltlich wird in „Mordslust“ ein äußerst breites Spektrum abgedeckt. In den zwölf Mini-Krimis geht es um einen Auftragskiller (Dietrich Mattausch), der sich in sein Opfer (Claudine Wilde) verliebt; um einen Polizisten kurz vor der Pensionierung (Klausjürgen Wussow), der sich die Millionenbeute aus einem Raub nicht entgehen lassen will; um einen Ehemann (Dieter Mann), der der eingefahrenen Ehe mit seiner Gattin (Jenny Gröllmann) durch Selbstmord entfliehen möchte; um einen Mann (Günther Maria Halmer), der behauptet, einen Mord begangen zu haben, obwohl das gar nicht stimmen kann; um einen Auftragskiller (Günter Junghans), der Mitleid mit der Frau (Nadja Tiller) seines Opfers (Walter Giller) bekommt und dadurch einen fatalen Fehler begeht; um einen Mann (Günter Schubert) in einer Entschlackungsklinik, der sich in die Leckereien der Nachbarin (Franziska Troegner) verguckt; um eine reiche Erbtante (Antje Weisgerber), die das perfide Spiel ihrer Verwandtschaft durchschaut; um einen Ehemann (Wolf-Dietrich Berg), der einen Einbruch dazu nutzt, um sich seiner Frau (Hellena Büttner) zu entledigen; um die Besitzer eines Antiquitätenladens (Gila von Weitershausen und Jürgen Holtz), die sich nicht um Schutzgeld erpressen lassen wollen; um eine fremdgehende Ehefrau (Susanna Simon), die ihren misstrauisch gewordenen Gatten (Jochen Kolenda) hereinzulegen versucht; um ein Model (Katja Woywood), das befürchtet, das nächste Opfer des berüchtigten Würgers zu werden; und um einen Mann (Jörg Gudzuhn), der einen Killer auf seine Gattin (Johanna von Koczian) angesetzt hat, dies nun aber doch wieder rückgängig machen will.

MordslustWie bei Anthologieformaten üblich, variieren auch hier die Qualität und der Unterhaltungswert von Episode zu Episode. Mal ist die Story originell und witzig, mal ist die Idee eher konventionell und vorhersagbar. Richtig schlecht ist keine der zwölf Geschichten, und die Tatsache, dass sich hier die Crème de la Crème der deutschen Fernsehköpfe die Klinke in die Hand gibt (in kleineren Nebenrollen sind u.a. auch Ralf Wolter, Gerd Baltus, Jaeckie Schwarz, Gert Haucke, Hans-Peter Korff, Stefan Behrens, Martin Halm und Walter Plathe zu sehen), lohnt ein Anschauen auf jeden Fall. Interessant ist darüber hinaus auch die Tatsache, dass sich das Ensemble hier recht ausgewogen aus Schauspielern aus Ost und West (also ehemalig BRD und DDR) zusammensetzt, was zur Entstehungszeit bei einigen Fernsehproduktionen der Fall war. Die DVD-Erstveröffentlichung präsentiert die vier 45minütigen Episoden auf einer Scheibe in ganz guter Bildqualität (Vollbildformat 1,33:1), die mitunter etwas grobkörnig ausgefallen ist. Der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0) ist stets gut zu verstehen, Extras sind keine vorhanden.

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