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Endstation Freiheit - Zweite Chance

Endstation Freiheit

Zweite Chance

 

Mit Straftätern kannte Burkhard Driest (1939-2020) sich aus, saß in den späten 1960er Jahren selbst knapp dreieinhalb Jahre im Gefängnis. Zusammen mit seinem künstlerischen Weggefährten Reinhard Hauff (ebenfalls Jahrgang 1939) realisierte er 1980 „Endstation Freiheit“, der autobiografische Elemente aufweist. Der Klassiker des Neuen Deutschen Films ist nun erstmals auf DVD erschienen.

Eigentlich hatte der 1939 in Stettin geborene Burkhard Driest eine juristische Karriere angestrebt. Er stand 1965 auch bereits kurz vor seinem mündlichen Jura-Examen, als er eine Sparkasse in Hannover überfiel. Aufgrund der Anzeige einer seiner Jugendlieben wurde er verhaftet und zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Seine juristischen Kenntnisse halfen ihm dabei, die Vertretung einiger seiner Mitgefangenen zu übernehmen. Darüber hinaus reichte er immer wieder Anträge und Beschwerden bei der Anstaltsleitung ein. Nichtsdestotrotz wurden ihm schließlich gut anderthalb Jahre seiner Haftstrafe aufgrund von guter Führung erlassen. Wie wenig Driest von den Abläufen innerhalb des deutschen Justizsystems hielt, konnte man bereits an seinem ersten Buch, dem autobiografischen Knastroman „Die Verrohung des Franz Blum“, erkennen, der 1974 erschien und noch im selben Jahr von Reinhard Hauff fürs Kino adaptiert wurde. Driest schrieb seinen Bericht dafür selbst zu einem Drehbuch um und übernahm an der Seite des damals noch recht unbekannten Jürgen Prochnow auch eine der beiden Hauptrollen. Auch der Verfilmung wurde eine breite Aufmerksamkeit zuteil und machte Burkhard Driest bundesweit recht bekannt, zumal er auch in Talkshows auftrat und für Furore sorgte. Zusammen mit Reinhard Hauff („Messer im Kopf“) realisierte Driest in den folgenden Jahren noch die Fernsehfilme „Zündschnüre“ und „Paule Pauländer“. 1980 war „Endstation Freiheit“ dann der zweite große Kinofilm, den Hauff und Driest gemeinsam auf die Beine stellten, auch hier übernahm Driest wieder eine der beiden zentralen Rollen.

Nach acht Jahren ist Nik Dellmann (Burkhard Driest) aus dem Gefängnis entlassen worden. Obwohl ihn seine große Liebe Eva (Katja Rupé) am Bahnhof abholt, merkt Nik sofort, dass er keinen Platz mehr in ihrem Leben hat. Sie erscheint nicht allein, sondern in Begleitung ihres Freundes Donald (Eckehard Ahrens) und ihres Sohnes Janni (Joey Buschmann). Nik hat die Gefängniszelle mit Henry Kirscher (Rolf Zacher) geteilt, und deswegen macht er sich auf zu dessen Briefbekanntschaft Leila (Carla Egerer), bei der sich Nik für Henry ausgibt. Er darf auch prompt bei Leila einziehen, obwohl dies ihrem pedantischen Untermieter Beekenbrandt (Kurt Raab) alles andere als recht ist. Dem echten Henry Kirscher gelingt derweil die Flucht aus dem Gefängnis. Er ist zwar zunächst enttäuscht, dass Nik ihm seine Briefbekanntschaft ausgespannt hat, aber die gemeinsame Vergangenheit eint die beiden Männer. Es dauert auch nicht lange, bis sie gemeinsam wieder den Plan für ein Verbrechen schmieden: Leilas Chef Dorsil (Veit Relin) ist ein stadtbekannter Millionär. Den Industriellen zu entführen, könnte ein hübsches Lösegeld einbringen. Während die beiden noch an ihrem Plan feilen, schreibt Nik diesen in einem autobiografisch geprägten Roman nieder. Da sich unter Evas Bekannten ein Verlagschef befindet, könnte das Buch auch tatsächlich veröffentlicht werden…

„Endstation Freiheit“ hat nicht ganz die ungestüme Art und glaubwürdige Atmosphäre, welche „Die Verrohung des Franz Blum“ zu einem Klassiker werden ließ. Aber man merkt auch diesem Stoff an, dass Burkhard Driest sehr genau wusste, was er hier zu Papier bringt. Reinhard Hauffs Inszenierung ist dabei dynamischer und abwechslungsreicher ausgefallen, zumal ihm hier mehr unterschiedliche Settings als im Vorgängerfilm zur Verfügung standen. Neben dem einmal mehr überzeugenden Burkhard Driest ist es auch Rolf Zacher (1941-2018), der den anderen Knastbruder mit glaubwürdiger Eindringlichkeit verkörpert. Zacher verbüßte im wahren Leben ebenfalls Freiheitsstrafen, nachdem er aufgrund einer Rückenverletzung durch einen Autounfall schließlich heroinabhängig geworden war. Die DVD-Erstveröffentlichung des Films bei Filmjuwelen bietet ein sehr gutes Bild (im Widescreen-Format 1,66:1) und einen guten deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0 Mono). Die Extras umfassen das Feature „Katja Rupé erzählt: „Endstation Freiheit““ (26 Minuten) von Robert Fischer, einen Trailer zum Film sowie ein im Internet abrufbares digitales Booklet von Oliver Bayan (24 Seiten).

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