Vorndran, Helmut - Das Alabastergrab
Das Alabastergrab
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Eine Herausforderung für die gestandenen Franken unter den Lesern. Doch das Konzept geht auf weil Helmut Vorndran für seinen Krimi den Kleinkrieg zwischen Franken und Bayern hintenan gestellt hat. Stattdessen trifft es zwei Institutionen in einer Weise, bei der man darauf schließen könnte, dieser Roman gilt als Aufarbeitung von persönlichen Erlebnissen.
Seinen Anfang nimmt die kriminalistische Geschichte, als der radikale Angler Edwin Rast im beschaulichen Main Opfer eines künstlichen Tsunamis wird. Hauptkommissar Franz Haderlein, verwitwet und Oberbayer, wird mit diesem Fall eine schwere Nuss zu knacken gegeben. An seine Seite hat man den noch nicht so erfahrenen Bernd Schmitt gestellt, ledig und Franke. Nach der Verhaftung der ersten Verdächtigen, die im Milieu des Rudersports und der Kanu-Vereine zuhause sind, stirbt aber schon das nächste Opfer. Mit jeder Spur, die sich für die zwei Beamten auftut, kommt ein Mordopfer hinzu, das diese Spur wieder zunichte macht. Eine harte Woche mit wenig Schlaf beginnt für Haderlein, der zum Glück jemanden findet, der sich derweil um sein stubenreines Hausschwein Riemenschneider kümmert.HTML clipboard
HTML clipboard TBC ist zwar ansteckend, aber nicht
gefährlich. Die Abkürzung steht für das "Totale Bamberger Cabaret",
dem Helmut Vorndran als Gründungsmitglied angehört. Eine bissige,
satirische Drei-Mann-Gruppe, die im fränkischen Raum ob ihrer derben, aber
treffenden Bühnenspäße hohes Ansehen in Kulturkreisen genießen. Laut
eigener Aussage hat sich der fast schon fünfzigjährige Vorndran vorgenommen, langsam einmal alles in die
Tat umzusetzen, was er schon immer mal tun wollte. Als erstes
verwirklichte er seine schriftstellerischen
Ambitionen. Und erstaunlicherweise ist DAS ALABASTERGRAB nicht so sehr wie
ein Debüt ausgefallen, sondern präsentiert sich fast schon als überzeugendes Handwerk eines Routiniers. Doch mit
seinem Bekanntheitsgrad durch TBC könnte durchaus der Eindruck entstehen,
hier wolle einer nur mit dem geschriebenen Wort weiterführen, was die
Bühne nicht mehr hergab. Weit gefehlt.
HTML clipb Trotz des stubenreinen Hausschweins
oder der Büroangestellten, die jeden Morgen Honigbrote an ihre Kollegen
verteilt, wird die Geschichte nicht zum absurden Spaß, zu dem Helmut
Vorndran durchaus fähig ist. Er verliert die Handlung nie aus den Augen
und verdichtet sie nach einigen Seiten launiger Einführung zu einem
gelungenen Krimi, der nicht nur von der ersten Seite an spannend ist,
sondern seine Intensität immer mehr zu steigern versteht. Aber, und das ist
das Wichtigste bei der Arbeit von Helmut
Vorndran, des Autors trockener Humor und seine skurrilen Einfälle reißen nie ab.
Wobei der besondere Humor und die
eigenwilligen Charaktere nie über die Handlung und den Ablauf der Geschichte
gestellt werden. Auf den
letzten fünfzig Seiten spielt Vorndran sogar ein bisschen mit Versatzstücken
Dan Browns und lässt auch mal Agatha Christie durchscheinen. Alles im Rahmen, ohne
den eigenen Schreibstil zu vernachlässigen.
HTML clipboard Zwei
Punkte dürften dem geneigten Leser vielleicht trotzdem missfallen. Zum einen
verzichtet der Autor nach nur wenigen Ansätzen in den Dialogen sehr
schnell auf die fränkische Mundart. Was es wohl den "auswärtigen"
Lesern einfacher macht, dem angedachten Zielleser aus dem Fränkischen
allerdings viel an Freude nimmt. Zum anderen ist der Schreiber sehr bemüht,
Lokalkolorit zu versprühen. Jede Seite ist
angefüllt mit Informationen und Ortsangaben. Unablässig fallen
Personennamen und Namen von Plätzen, dass man glauben könnte, Schauplätze
würden nur eingeführt, um die heimische Seele zu erfreuen. In diesem
Punkt, der dem Untertitel "Franken-Krimi" wirklich mehr als gerecht
wird, hätte sich Helmut Vorndran etwas zurücknehmen können.
HTML clipboard In
seiner eigentlich humorvoll gemeinten Vita schreibt der Autor, in der
Kirche seine ersten sexuellen Erfahrungen gemacht zu haben, weswegen er
mit 12 Jahren beschloss, Papst zu werden. Und wer ihn persönlich kennt,
weiß auch, dass er die eine oder andere Erfahrung mit den Vertretern
der Staatsregierung hinter sich hat. Dass Helmut Vorndran zudem noch
Besitzer eines Kajak- und Kanu-Verleihs ist, macht die Beschreibungen der
beteiligten Milieus nur noch treffender. Vom
verhassten Angler hin zum ungeliebten Kanu-Fahrern zieht sich die
wunderbar verschachtelte Geschichte, die gekonnt von Geschehen zu
Geschehen hin und her springt, lose Enden auffängt und
Handlungsteile auflöst. Bis hinauf in die Schaltzentrale der Macht, als die Kommissare die Parteiobersten der CSU ins Visier nehmen, um sich
dann auch noch mit der Kirche selbst anlegen zu müssen.
HTML clipboard An
schon erwähnten Stellem ein klein wenig zu dick aufgetragen, hat Helmut
Vorndran mit dem ALABASTERGRAB nichts desto trotz einen durchweg spannenden und überzeugenden
Franken-Krimi verfasst, der bei all seinen skurrilen Einfällen und seltsamen
Charakteren stets auf dem Boden der
Glaubwürdigkeit bleibt, das man es nicht für übel nimmt, wenn er einmal über das Ziel hinausschießt.
Und dass der Emons-Verlag eine
weitere Geschichte mit Haderlein und Schmitt geordert hat, bestätigt Herrn Vorndrans Gespür für
Franken.
Seinen Anfang nimmt die kriminalistische Geschichte, als der radikale Angler Edwin Rast im beschaulichen Main Opfer eines künstlichen Tsunamis wird. Hauptkommissar Franz Haderlein, verwitwet und Oberbayer, wird mit diesem Fall eine schwere Nuss zu knacken gegeben. An seine Seite hat man den noch nicht so erfahrenen Bernd Schmitt gestellt, ledig und Franke. Nach der Verhaftung der ersten Verdächtigen, die im Milieu des Rudersports und der Kanu-Vereine zuhause sind, stirbt aber schon das nächste Opfer. Mit jeder Spur, die sich für die zwei Beamten auftut, kommt ein Mordopfer hinzu, das diese Spur wieder zunichte macht. Eine harte Woche mit wenig Schlaf beginnt für Haderlein, der zum Glück jemanden findet, der sich derweil um sein stubenreines Hausschwein Riemenschneider kümmert.
Bildquelle: Mainpost Hubert Herbert