Palov, Chloe M.: Stones of Fire

Palov, Chloe M.: Stones of FireStones of Fire
von Chloe M. Palov
Penguin Taschenbücher
erschienen: 2009 (Großbritannien)
560 Seiten, ca. 9,00 €
ISBN: 978-0-141-04123-0

Penguin

»Stones of Fire« ist der Debütroman der amerikanischen Autorin Chloe Palov. Der Religionsthriller erscheint Anfang 2010 unter dem Titel »Die Saat des Feuers« im Hause Blanvalet. Ungeduldig, wie ich bin, konnte ich nicht bis Januar warten und habe mir deshalb die englischsprachige Originalversion zugelegt.

»Stones of Fire« dreht sich um die Jagd nach einem der meistgesuchten Objekte aller Zeiten: nach der Bundeslade. Die dramatischen Geschehnisse nehmen ihren Anfang an einem kalten Dezembermorgen im Hopkins Museum for Near Eastern Art. Die Fotografin Edie Miller und der Kunstexperte Jonathan Padgham sind gerade dabei, die Sammlung des Museums zu katalogisieren, als ein Unbekannter in die Büroebene eindringt, Padgham ermordet und eine geheimnisvolle hebräische Brustplatte an sich bringt, die erst vor Kurzem in den Besitz des Museums gelangt ist. Edie selbst kann dem Killer nur mit Mühe entkommen und steht ab sofort ganz oben auf der Abschussliste einer finsteren Gruppierung, die die lästige Zeugin um jeden Preis beseitigen möchte.

Edie ist allerdings nicht die Einzige, auf die es die religiösen Fanatiker abgesehen haben. Kurz vor seinem Tod sendete Padgham einige digitale Aufnahmen der Brustplatte per E-Mail an seinen ehemaligen Kollegen Cædmon Aisquith. Das wird dem Mann nun zum Verhängnis. Um zu verhindern, dass die Existenz der Brustplatte publik wird, soll auch er ausgeschaltet werden.

Gemeinsam müssen sich Edie und Cædmon gegen einen gnadenlosen Gegner zur Wehr setzen. Doch damit nicht genug. Bald schon dämmert es ihnen, dass das gestohlene Relikt nur ein Mittel zum Zweck ist. Mit seiner Hilfe soll die Macht der Bundeslade entfesselt und ein ungeheuerlicher Plan in die Tat umgesetzt werden. Edie und Cædmon sind die Einzigen, die davon wissen. Um eine furchtbare Katastrophe zu verhindern, müssen sie sich auf eine geradezu mörderische Schatzjagd einlassen ...

Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Genre der „Gute-Laune-Religionsthriller“ (zumindest offiziell) bislang noch nicht existiert. Ein Manko, das es zu beheben gilt, ist »Stones of Fire« doch geradezu das ideale Vorzeigeobjekt für diese Gattung. Ein Thriller, der auf religiösen Motiven fußt und sich darüber hinaus durch eine laxe Sprache samt flapsiger Dialogszenen, wilde Spekulationen bezüglich religiöser Thesen und Artefakte sowie durch eine oberflächliche, leicht zu konsumierende Story bar jeglicher erzählerischer Tiefe auszeichnet.

Ich gebe zu, das klingt jetzt reichlich sarkastisch. Ganz so schlimm, wie es sich anhören mag, ist es dann doch nicht. »Stones of Fire« ist ein gut geschriebenes, kurzweiliges Abenteuer, das man gut und gerne mal so nebenbei lesen kann, wenn man sich einfach seicht unterhalten lassen will. Besonders ernst nehmen wird man den Roman allerdings nicht.

Hier liegt dann auch der sprichwörtliche Hund begraben. Palovs Buch ist nämlich im Grunde ernst gemeint. Ein Anspruch, den der Roman aber aus verschiedenen Gründen nicht erfüllen kann. Um nur mal einige zu nennen:

  • Die Protagonisten des Romans sind sehr einfach skizziert und wirken seltsam profillos. Die Guten sind die üblichen Sympathieträger, die Bösen durch und durch böse und natürlich vollkommen verdorben von religiösem Fanatismus. Palov bemüht sich zwar, ihre Charaktere mit Ecken und Kanten zu versehen, scheitert aber im Großen und Ganzen an dieser Aufgabe, da sie bei den seltenen detaillierteren Darstellungen stets auf altbekannte Klischees zurückgreift und jegliche Originalität vermissen lässt.

  • Palov hat einen Hang zu locker-flockigen Dialogszenen. Dass Figuren hin und wieder herumalbern, ist ja schön und gut. Wenn Sie dies aber bei vorgehaltener Waffe tun, wirkt es allenfalls bizarr.

  • Die Darstellung der Schurken will einfach nicht überzeugen. Zum einen hat man das Gefühl, die finstere Gruppierung bestünde nur aus ihrem Anführer sowie seinem obersten Handlanger; die restlichen Finsterlinge sind allenfalls Staffage, die ein- oder zweimal grimmig dreinblicken dürfen. Zum anderen ist die Darstellung der Schurken viel zu simpel geraten. Die Bösen waren böse, sind böse und bleiben es bis zum Schluss, ohne dass sie jemals eine Betrachtung erfahren, die über diese einfache Feststellung hinausgeht.

  • Helden, die sich in allerhöchster Gefahr befinden und dieser in letzter Sekunde durch eine ungemein glückliche Fügung des Schicksals entkommen können – dies ist ein Stilmittel, auf das die Autorin allzu häufig zurückgreift. Dass sie eine ihrer Figuren dabei im Laufe des Romans über die Art und Weise spotten lässt, wie James Bond seinen Gegenspielern immer wieder entwischt, wirkt da geradezu wie bitterböse Ironie.

Während der Lektüre habe ich mich stellenweise gefragt, ob »Stones of Fire« eine Parodie auf das Genre der Religionsthriller sein soll. Dafür ist das Buch aber nicht witzig bzw. bissig genug. Als mitreißenden Spannungsroman würde ich Palovs Buch allerdings auch nicht beschreiben, denn dafür ist wiederum der Tonfall zu lax und die Handlung weder tiefgründig noch spannungsvoll genug.

Unterm Strich bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass man »Stones of Fire« durchaus genießen kann – sofern man bereit ist a) seine Ansprüche an einen Religionsthriller ziemlich weit abzusenken, und b) einfach abzuschalten und kommentarlos hinzunehmen, was da an Handlung auf einen zukommt. Auch wenn es mitunter schwerfällt, sollte man es durchaus versuchen. Denn flüssig lesen lässt sich »Stones of Fire« in jedem Fall; Palov versteht es, eine Geschichte wortgewandt und unkompliziert zu Papier zu bringen. Und kurzweilig ist das Buch, aller offensichtlicher Mängel zum Trotz, ganz zweifellos.

Wer also schon immer einen „Religionsthriller Light“ bzw., wie eben erwähnt, einen „Gute-Laune-Religionsthriller“ lesen wollte oder sich einfach mal leicht und unkompliziert unterhalten lassen möchte, dem sei die Lektüre von »Stones of Fire« wärmstens empfohlen. Es gibt schlechtere Möglichkeiten, einen verregneten Nachmittag zuzubringen.

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