McGee, James: Rapscallion

RapscallionRapscallion
von James McGee
460 Seiten, ca. 10,00 €
ISBN: 978-0007212743
Erschienen: 2008 (GB)
Harper Taschenbuch

(Buch in englischer Sprache)

»Rapscallion« ist nach »Ratcatcher« und »Ressurectionist« der dritte Roman um den charismatischen Bow Street Runner Matthew Harkwood. Erneut lädt Autor James McGee seine Leser auf eine Reise ins Großbritannien des frühen 19. Jahrhunderts ein. Gekonnt erweckt der Brite die düsteren Seiten dieser Epoche zum Leben und bietet seinem Publikum einen harten historischen Thriller, der dank seiner stimmungsvoller Atmosphäre und dem schmutzig-finsteren Setting zu überzeugen weiß.

In »Rapscallion« (was übersetzt ungefähr so viel heißt wie „Gauner“ oder „Halunke“) verschlägt es McGees Helden Harkwood an Bord eines britischen Gefängnisschiffs, das vorwiegend der Inhaftierung französischer Kriegsgefangener dient. Von der Rapscallion, wie die ausgemusterte Fregatte Rapacious von ihren Insassen genannt wird, sind in den vergangenen Wochen mehrere Gefangene geflohen. Zwei Navy-Offiziere, die untersuchen sollten, wie dies geschehen konnte, wurden ermordet. Die britische Marine weiß nicht mehr weiter. Daher wenden sich die Verantwortlichen an die Bow Street, deren Vorsitzender, Chief Magistrate James Read, seinen wagemutigsten Mann auf den Fall ansetzt: Matthew Harkwood.

Als Häftling getarnt, wird Harkwood an Bord der Rapscallion gebracht. Unmenschliche Bedingungen, Mord und Wahnsinn – das schwimmende Gefängnis scheint der Vorhof zur Hölle zu sein. Schon bald geht es für Harkwood um mehr als die bloße Lösung eines Rätsels. Es geht um sein Leben ...

Im Frühjahr 2010 erscheint »Rapscallion« bei Heyne unter dem Titel »Das Höllenschiff« in deutschsprachiger Erstausgabe. Fans packender historischer Thriller müssen sich also noch ein wenig gedulden oder, wenn sie ebenso wenig warten möchten wie ich, zur englischsprachigen Originalversion des Buchs greifen. Diese ist in jedem Fall den ein oder anderen Blick Wert.

»Rapscallion« teilt sich in zwei Hälften. Im ersten Teil stehen das Leben an Bord des Gefängnisschiffes sowie Harkwoods Mission im Vordergrund. Im zweiten Teil verändert McGee den Fokus der Geschichte ein wenig (worum es dann konkret geht, das kann ich an dieser Stelle aus dramaturgischen Gründen nicht weiter ausführen, um es einmal mit den Worten eines bekannten deutschen Fantasyautors zu halten). Ganz egal jedoch, welches Szenario der Autor gerade schildert und vor welcher Kulisse er die Handlung ablaufen lässt: McGee gelingt es stets, seinen Thriller in in ungemein stimmungsvollen, düsteren Bildern in Szene zu setzen. Schnell stellt sich beim Leser das Gefühl ein, einem äußerst gut gemachten Historienfilm beizuwohnen, derart wortgewandt und lebhaft hat der Brite seine Geschichte zu Papier gebracht.

Die Story als solche kann durch eine Vielzahl düsterer Momente und erstklassig umgesetzter Spannungsmomente glänzen. In raschem Tempo treibt McGee die Handlung voran. Nie lässt er Harkwood oder seine Leser zur Ruhe kommen, beständig sehen sie sich mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Hervorzuheben ist dabei insbesondere, dass der Roman sich nicht ewig mit einzelnen Gefahren und Gegnern aufhält. Wo die meisten anderen Autoren zu Beginn eines Buchs einen Gegner einführen, der dann auf den letzten Seiten in einem mehr oder weniger mitreißenden Showdown besiegt wird, da schert sich McGee nicht weiter um derartige Konventionen. Stattdessen stellt er Harkwood vor immer neue Probleme und lässt ihn auf neue Gegenspieler treffen, mit denen er sich dann jeweils herumschlagen muss. Das hebt »Rapscallion« deutlich von anderen Spannungsromanen ab. Sehr erfrischend!

Gelungen ist weiterhin die Darstellung der Protagonisten. Das Figurenensemble aus »Rapscallion« verfügt über einen reichhaltigen Fundus facettenreicher Charaktere, die von McGee samt und sonders passend und stimmig zur Geltung gebracht werden. Mit Matthew Harkwood hat er zudem einen Hauptcharakter aus echtem Schrot und Korn entwickelt, der die Handlung mühelos trägt.

»Rapscallion« ist ein düsterer, äußerst stimmungsvoller Historienthriller, den sich Freunde historischer Romane ebenso wenig entgehen lassen sollten wie Fans fesselnder Spannungslektüre. Packender war Geschichtsunterricht selten. Kein Zweifel, »Rapscallion« ist das bislang beste Buch der Matthew Harkwood-Reihe. Uneingeschränkt empfehlenswert!

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