Kastner, Jörg - Teufelssohn
Teufelssohn
Es gelingt Kastner gut, auch jenen Lesern einen raschen Einstieg in die Geschichte zu verschaffen, die den ersten Band nicht kennen. Allerdings entgeht einem ein ganzer Teil der Hintergrundinformation, die sich um die Abstammung von Paul Kadrell spinnen.
Die Geschichte beginnt spannend, direkt mit einer ersten Katastrophe, als ein Historiker sich in den Tod stürzt und eine Mitforscherin ebenfalls in den Tod reißt. Bianchi, die seit den Erlebnissen des ersten Bandes nicht mehr wirklich zur Ruhe gekommen ist, wird mit Erschrecken bewusst, dass die Warnung, die am Tag zuvor per Email an sie persönlich gegangen ist, doch wahr war.
Als sie mit ihren Kollegen vom Polizeipräsidium in Rom sich daran macht das Mysterium dieses seltsamen Doppel(selbst)mordes aufzudecken, kehren die Verwicklungen zu den Jesuiten und den von ihnen gehüteten Geheimnissen zurück. Bianchi stellt immer mehr fest, dass es um viel mehr geht als nur den Tod der beiden Menschen. Das Leben und die (innere) Freiheit aller Menschen steht auf dem Spiel.
Geschichten in und um den Vatikan und die katholische Kirche sind immer wieder interessant, gerade die vielfach vorhandenen Heimlichkeiten machen sie zu einer hervorragenden Kulisse. Rom als eine der alten Städte, bei denen eine Schicht bedeutsamer Geschichte unter der nächsten liegt, bietet sich für eine solchen Roman ebenso an.
Schade nur, dass es Kastner meiner Meinung nach nicht gelungen ist, die Stärke durchgängig zu halten, die in der Geschichte sporadisch immer wieder auftaucht. Die Dialoge sind schrecklich ermüdend, der Schreibstil erinnert mich häufig an Heftromane. Dies an sich ist nicht schlimm, wenn es ein Heftroman wäre. Auf dem Rückentext als "beklemmender Teufelsroman" bezeichnet, ist Teufelssohn nur an sehr wenigen Stellen wirklich beklemmend, sondern eher nichtssagend.
Wie bereits erwähnt, schwächelt das Buch entscheidend in den Dialogszenen. In der Regel sitzen die Personen bei diesen Szenen beim Essen. Kastner versucht so offensichtlich eine Erklärung für die entstehend Situation zu schaffen. Meistens wirken sie gekünstelt.
Eine der stärksten Stellen im Buch, als Paul Kadrell sich vom toten Pater General der Jesuiten verabschiedet, geht sang- und klanglos unter. Während eine Seite weiter detailliert beschrieben wird wie Kadrell und ein Jesuit in einer Pizzeria essen gehen, wird dieser Abschied mit 3 Absätzen dürr abgehandelt.
Die Geschichte nimmt einige überraschende Wendungen, die man so nicht erwartet, das spricht für die Gestaltung der Handlung. Leider gibt es zu viele Hinweise im Vorfeld, die bereits ahnen lassen, welche Elemente wieder auftauchen und an Wichtigkeit gewinnen werden.