Terry, Mark: Gifthauch
Der neuste Auftrag für Derek Stillwater beginnt damit, dass ein Terrorist, der sich selbst die Schlange nennt, in einem Detroiter Straßencafé einen Saringasanschlag verübt, bei dem 52 Personen ums Leben kommen. Polizei, Feuerwehr und andere Ordnungskräfte und ermittelnden Behörden haben kaum Zeit, sich ein Bild von der chaotischen Lage zu machen, da geht eine hohe Geldforderung des Killers ein. Als die geforderte Summe innerhalb der Zwei-Stunden-Frist nicht bezahlt wird, kommt es zu einem zweiten Anschlag, der weitere unschuldige Leben fordert.
Um die Situation möglichst schnell unter Kontrolle zu bekommen und weitere Attentat zu verhindern, schickt das Heimatschutzministerium den Troubleshooter Derek Stillwater nach Detroit. Stillwater kommt dem Auftrag nur widerwillig nach, erreicht dieser ihn doch just in dem Moment, als er sich auf die Fährte seines ehemaligen Kollegen und jetzigen Top-Terroristen Richard Coffee, genannt Fallen, begeben möchte.
In Detroit bleibt dem Troubleshooter jedoch keine Zeit, beleidigt vor sich hin zu schmollen. Ein eiskalter Killer treibt sein Unwesen, und wenn ihm nicht bald Einhalt geboten wird, werden weitere Menschen zu Schaden kommen. In einem verzweifelten Wettlauf gegen die Zeit versucht Stillwater, die Identität der Schlange zu offenbaren und hinter das Motiv für seine Taten zu kommen. Denn auch wenn es den Anschein hat: Geld ist mit Sicherheit nicht die Triebfeder. Doch kann Derek den Terroristen stellen, bevor weiteren, womöglich noch weitaus schlimmeren Attentate geschehen?
»Gifthauch« spielt fünf Wochen nach den Ereignissen aus »Das Gift des Engels«. Obwohl das Buch weitestgehend in sich abgeschlossen ist, spielen die Geschehnisse aus dem Vorgänger doch eine nicht ganz unwichtige Rolle im Rahmen der Handlung. Von daher empfehle ich dringend, zunächst einen blick in Mark Terrys Erstling zu werfen, bevor man sich an die Lektüre seines zweiten Romans macht.
Den sollte sich wahrlich kein Fan rasanter Spannungslektüre entgehen lassen. »Das Gift des Engels« mag ein bestenfalls recht ordentlicher Bioterrorismus-Thriller sein; »Gifthauch« dagegen ist ein Spannungsroman, wie man ihn sich nur wünschen kann: Temporeich, mit einer geschickt konstruierten Handlung und voll überzeugender Wendungen.
Terry hat die Schwächen seines Debütromans in fast jeder Hinsicht ausgebügelt. Wirkte »Das Gift des Engels« noch wie ein buntes Sammelsurium bekannter Thriller-Versatzstücke, so ist der Autor diesmal um deutlich mehr Originalität und Tempo bemüht als zuvor.
Die Geschichte um die Anschlagsserie in Detroit ereignet sich in knapp einem halben Tag. Wie die TV-Serie »24« zumindest in den ersten Staffeln bewiesen hat, sind solche engen Zeitfenster ideal dafür geeignet, fesselnde, hochdramatische Geschichten zu erzählen, bleibt den handelnden Figuren doch schlicht und ergreifend kaum Zeit, sich auf neue Situationen einzustellen und jeweils den optimalen Ausweg aus einer Gefahrensituation zu finden. Auch Terry weiß die zeitliche Restriktion perfekt zu nutzen. Gemeinsam mit den Protagonisten rast der Leser geradezu durch ein Story, die in einem furiosen Finale mündet.
Durch eine Story, die es, wie erwähnt, in sich hat. Die Handlung ist durchdacht und fesselnd, die Wendungen sind samt und sonders glaubwürdig. Auch die schlussendliche Auflösung überzeugt auf ganzer Linie. Kurzum: Sehr viel besser lässt sich eine Thrillerhandlung kaum konzipieren.
Kleinere Schwächen weist das Buch allenfalls hinsichtlich der agierenden Protagonisten und der Figurenkonstellationen auf. Auch wenn die Charaktere aus »Gifthauch« deutlich plastischer und weniger stereotyp wirken als die aus dem Vorgänger, so bleibt Terry doch allzu häufig altbekannten Mustern verhaftet. Sollte er dies im folgenden Roman noch aufbrechen können, so steht einem echten Highlight des Genres im Grunde nichts mehr im Wege.
Doch auch so ist Terry mit »Gifthauch« ein Thriller gelungen, der das Herz aller Fans von Spannungsromanen höher schlagen lässt. Leser von Christopher Forrest (»Der Genesis-Code«) oder Phil Hawley (»Infektion«) werden diesen Roman lieben, wie im Grunde jeder, der temporeiche Thriller mit wohl überlegtem Plot zu schätzen weiß.
Nach »Das Gift des Engels« war ich nur mäßig gespannt auf die Fortsetzung. »Gifthauch« lässt mich hingegen ohne jeden Zweifel zurück: Das kommende Derek Stillwater-Abenteuer muss ich einfach lesen!