Francis Durbridge: Paul Temple und der Fall Genf (Hörspiel)
Wie alle Durbridge-Krimis lebt auch dieser Temple-Fall in der Haupsache von den Dialogen. Auch bei vielen Durbridge-Krimis im Fernsehen bemerkt man diesen Umstand. Die Dialoge haben die Oberhand, aus ihnen entwickeln sich die Geschichten und Handlungselemente. Dies zeigt ganz deutlich, dass Durbridge ursprünglich vom Rundfunk kam und überwiegend Hörspiele geschrieben hat. In einer Zeit als Actionhörspiele noch nicht erfunden waren, musste versucht werden allein über den Dialog der Sprecher und einem Minimum an Nebengeräuschen eine fesselnde Handlung zu entwickeln. Und das ist Durbridge mit Paul Temple vortrefflich gelungen. Wenn ihm der Charakter für eine Person ausging, sie im Verlauf der Handlung zu uninteressant wurde, dann liess er sie abtauchen oder sterben und eine neue Person betrat die Bühne. Sie brachte neue Impulse und lenkte die Geschichte weiter, meistens in andere Bahnen.
Auch im Fall Genf können wir diesem bewährten Strickmuster des britischen Tonkrimimeisters lauschen.
Wieder ist die Story auf eine angenehme Länge von 3 CD´s verteilt und somit entstehen keinerlei Längen. Die typischen Charakter Paul Temple und Steve beleben das Hörspiel zusätzlich durch die perfekt inszenierten Eigenarten der Figuren. Auf diese Art und Weise wirken sie nicht blass und farblos, sondern durchaus sympathisch und lebensecht. Überraschend ist dieser Umstand schon, da das Hörspiel immerhin 54 Jahre alt ist.
Die Rolle der Steve wurde diesmal von Irmgard Först übernommen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum man die Rolle von Temples Gattin sooft umbesetzte. Große Stimmunterschiede gab es bei den Sprecherinnen jedoch nicht, somit fällt die Umbesetzung auch nicht wirklich ins Gewicht. Irmgard Först (geboren 1915) ist übrigens eine noch lebende österreichische Schauspielerin. Ferner hören wir in diesem beinahe schon urzeitlichen Werk die später so berühmt gewordenen Hörspielveteranen Franz-Josef Steffens (u.a. Onkel Toms Hütte und viele Larry Brent-Hörspiele) und Günther Ungeheuer (u.a. Erzähler der H.G. Francis-Gruselserie, sowie die Rolle des Alan Mercant bei Perry Rhodan).
Die Musik erinnert eher wieder an alte Kriminalfilme der 50er Jahre. Eine Ohrenweide sind diese nicht.
Die Covergestaltung ist doch wieder sehr lobenswert. Sie fangen den Stil dieser Krimis sehr gut ein, obwohl Details zur Geschichte nicht geliefert werden.
Fazit: Eine Perle des Hörspiels, das in jede Sammlung gehört.