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Mein Nachbar, der Vampyr - Die Reihe »Vampire unter uns!« von Mark Benecke et al.: 2. Gothic

Vampire unter unsMein Nachbar, der Vampyr
Die Reihe »Vampire unter uns!« von Mark Benecke et al.

2. Gothic
Nach Mark Benecke sollen Gothics auch ohne Schmuck und Erkennungszeichen anhand ihrer „Ausstrahlung“ erkannt werden können. Er läßt freilich offen, ob er damit etwas Übernatürliches meint, oder aber Eigenheiten in Auftreten und Benehmen, die auf eine ähnliche Entwicklungsgeschichte von Leuten zurückzuführen sind, die sich der düsteren Szene verbunden fühlen.


Seine Frau Gemahlin führt allerdings eine Studie der Atlanta Vampire Alliance (AVA) an, derzufolge nur etwa ein Drittel der Vampyre eine Zugehörigkeit zur Gothic- Subkultur zugehören (Das dürfte immer noch ein weit höherer Prozentsatz sein, als bei einer Kontrollgruppe mit vergleichbarem Altersquerschnitt, ist aber deutlich geringer, als es das Klischee nahelegt).

Nichtsdestotrotz hat sie sich in einem Kapitel des zweiten Bandes auch dieser Gruppe zugewandt. Als einer der Hauptgründe für deren eher negatives Image sieht sie deren „Affinität zu den eher düsteren Seiten des Lebens“ (wie auch eine „kritische Haltung gesellschaftlichen Normen gegenüber“ kennzeichnend sei), die „vom Durchschnittsbürger eher ungern betrachtet werden“. Das würde häufig zur (vorschnellen) Schlußfolgerung verleiten, daß derjenige, der sich mit Negativem befaßt, auch einen negativen Charakter haben müsse. Was nicht dem allgemein propagierten Weltbild entspricht, wird nicht nur von Neonazis gern als „fremdartig“, und damit als bedrohlich empfunden. Hierzu gehört „auch das Vorurteil, daß Gothics prinzipiell in irgendeiner Form psychisch gestört seien (depressiv, suizidgefährdet)“.

Frau Benecke schränkt ein, daß es ihres Wissens nach keine wissenschaftlichen Studien gibt, welche die Beziehungen zwischen der Gothic- Subkultur und der Häufigkeit seelischer Erkrankungen behandeln. Selbstverletzendes Verhalten, insbesondere das sogenannte „Ritzen“, könnten etwas häufiger vorkommen, aber hier mag auch der Eindruck täuschen, weil solche Narben im Rahmen von Szeneaktivitäten weniger versteckt würden, als beispielsweise im Alltagsleben.

Ähnliches würde auch für die chronische Depressivität gelten, die in einer von Melancholie und Sensibilität geprägten Subkultur wie derjenigen der Grufties eher offenbart würde. Zudem führt Frau Benecke an, daß circa 7 - 10% aller Menschen mindestens einmal in ihrem Leben an einer Depression leiden würden. In den „schwarzen“ Kreisen würde sie dann einfach nur auf eine größere Akzeptanz stoßen, als in der Norm- Gesellschaft, die Erfolg und Fröhlichkeit zu goldenen Kälbern erhoben hat.

Frau Benecke sieht hierin auch eine der Stärken der Subkultur, daß hier Personen, deren Makel im Alltag eher abgelehnt werden, so angenommen werden, wie sie sind. Ja, es gäbe sogar eine positive Einstellung gegenüber individueller Besonderheiten.

Das ausgerechnet „düstere Grundmuster wie Tod und Schmerz“ zu wichtigen Elementen geworden sind, könnte Frau Benecke zufolge mit den „schwierigen biographischen Lebenserfahrungen“ der einzelnen Zugehörigen zu tun haben. Um „stark emotional belastende Erfahrungen“ in jungen Jahren zu verarbeiten, wäre es eine Möglichkeit, finstere „Lebensaspekte in die eigene Persönlichkeit“ zu integrieren, was ihnen „den eigentlich natürlichen Schrecken nimmt“.

So manches, was sie hier als kennzeichnend für einen Großteil der Gothics angeführt wird, scheint freilich auch charakteristisch zu sein für diejenigen, die sich selbst als Vampyre bezeichnen. Ines Fischer zufolge überschneidet sich deren Milieu aller Diskretion zum Trotz mit dem anderer Subkulturen, namentlich mit denen von Esoterik, Gothic, BDSM (Bondage/ SadoMaso) und Freunden vampirischer Themen im Allgemeinen..

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