Jeder, der sich in irgendeiner Art und Weise mit Auswanderung im 17., 18. oder 19. Jahrhundert beschäftigt, stößt auf die Frage, wie sie dies organisierten und von wo sie aufbrachen.
So unterschiedlich die Schicksale der Menschen sind, die aus allen Teilen deutscher Staaten aufbrachen - wer in die USA wollte, der musste an die Küste.
Für deutsche Auswanderung waren vier große Häfen relevant:
- An der Atlantikküste: Le Havre,
- die beiden großen deutschen Häfen: Bremerhaven und Hamburg.
- Sowie als zusätzliche Route der Weg über den Kanal an die süd-, südöstliche englische Küste und von da aus nach Liverpool an der Westküste.
Schon früh bildeten sich die Nordsee- und Nordatlantikhäfen als die zentralen Abfahrtsorte heraus, in Südeuropa war es Genua in Italien, Odessa am Schwarzen Meer und Thessaloni in Griechenland. Odessa ist in dieser Hinsicht deshalb besonders, da es der Einwanderungshafen für jene Deutschen war, die es als Einwanderer in die russischen, banatischen, rumänischen Lande gezogen hatte. Später wurde es dann der Ort, von dem aus viele Osteuropäer in die Neue Welt aufbrachen.
Le Havre und Liverpool
Neben den beiden entscheidenden deutschen Häfen (Bremerhaven und Hamburg), gab es noch eine Reihe anderer Häfen entlang der Nordsee- und Atlantikküsten, von denen aus sich die Auswanderer einschifften.
Sie stiegen in kleinen Häfen in kleinere Segelschiffe, kletterten in Häfen wie Cherbourg in Überführungsboote, die sie zu den großen Schiffen im tieferen Gewässer brachten.
Zwei zentrale Häfen waren Le Havre in Frankreich und Liverpool als indirekter Auswanderungshafen an der englischen Westküste.
Le Havre
Schon 1850 konnte man die Hafenstadt Le Havre von Köln aus per Eisenbahn erreichen. Wer aus dem deutschen Staatengebiet nach Le Havre wollte, musste von Köln aus kommend beispielsweise lediglich in Paris umsteigen und erreichte vergleichsweise bequem die Hafenstadt.
Die Stadt an der Seine-Mündung war deshalb so interessant für Reisende, da man bis zu 2 Wochen Reisezeit zu Wasser sparen konnte. Man konnte die Fahrt durch den Ärmelkanal vermeiden, und die erste Strecke durch die Nordsee.
Da in der Mitte des 19. Jahrhunderts gut ein Drittel der Auswanderer über Le Havre abreisten, macht dies die Bedeutung dieser - vergleichsweise kleinen Stadt, deutlich. Über Bremerhaven verließ eine in etwa gleich große Anzahl Reisender Europa. Antwerpen, Liverpool oder Hamburg nahmen den Rest der Auswanderer auf, ebenso - verschwindend gering - einzelne andere Häfen.
K. Baedekers Reiseführer für Bahnreisende in Nordfrankreich zeigt, welche Bedeutung Le Havre für die Auswanderung zu diesem Zeitpunkt hatte, und auf der anderen Seite wie wichtig die Auswanderer - hier erwähnt besonders jene aus Süddeutschland - für die Hafenstadt waren.
Ebenso interessant die Tatsache, dass der Hafen von Le Have aufgrund seines Trockenlaufens bei Ebbe nur begrenzt nutzbar war.
Die drei älteren Häfen (Bassin du Commerce, Bassin de la Barre, Bassin du Roi) können jeder an die 200 Schiffe aufnehmen. Das vierte, das Bassin de Vauban, ausserhalb der Festungs-Mauern, ist erst 1842 vollendet. Ein fünfter Hafen, für Dampfboote, ist bei der Retenue de la Floride angelegt. (...)
Nur während der vier Stunden höchster Fluth können Schiffe in den Hafen einlaufen. Während der übrigen Zeit liegt er grossentheils trocken. (...)
Dampfboote von Havre nach New-York wöchentlich in etwa 15 Tagen, (...)
Der Zug der süddeutschen, namentlich württembergischer Auswanderer nach America hat sich, nach Vollendung der Eisenbahnverbindungen mit Deutschland, vorzüglich Havre, zugewendet, schaarenweise treffen sie zu gewissen Zeitenhier ein. Für sie wird die `Stadt Stuttgart`, ein von einem Schwaben Namens Casper gehaltenen Wirthshaus, empfohlen.
Liverpool - Auswanderung über England
Nach langem Suchen gelang es, einen Plan des Hafengebietes von Liverpool aus der Zeit der Auswanderung zu finden. Die Abbildung zeigt einen Ausschnitt eines Plans aus dem Magazin ""The Penny magazine of the Society for the Diffusion of Useful Knowledge".
Er wurde anlässlich der geplanten Erweiterung und Veränderung der verschiedenen Hafenbecken erstellt und zeigt die alten Hafenbecken (Princes, George's, Kings's und Queen's Dock), eines der Trockendocks, sowie die verschiedenen "Bassins". Dabei handelte es sich um Becken, die in die Hafenbecken abzweigten, und die eine direkte Verbindung zum Meer hatten. Die Hafenbecken selbst konnten durch Sperren abgetrennt werden.
Liverpool mit seiner unmittelbaren Nähe zu den Industriestandorten Manchesters machte den Hafen an der englischen Westküste zu einem gefragten Anlaufpunkt für Schiffe von und nach den englischen Kolonien in Übersee. Schon ab der Mitte des 17. Jahrhunderts reisten von hier regelmäßig Auswandererschiffe nach Nordamerika ab.
Man vermutet, dass allein in den knapp hundert Jahren von etwa 1830-1930 allein neun Millionen Auswanderer über Liverpool abreisten.
Links eine Beschreibung der Bedeutung Liverpools aus dem "Handbuch für Kaufleute, Band 3"5 John Ramsay McCulloch von 1837. Wie man lesen kann, brechen allein von Liverpool aus pro Monat sieben Schiffe in die zukünftigen vereinigten Staaten auf, davon vier nach New York.
Seine Bedeutung als einer der beiden zentralen Auswanderungshäfen nahm erst ab, als immer mehr Auswanderer aus Süd- und Osteuropa kamen und begannen, andere Häfen zu wählen. Für jene, die aus Nord- und Osteuropa kamen, aber nicht über Hamburg auswandern konnte oder wollten, blieb Liverpool interessant - so auch für Pauline Dobravolsky, die am 20. September 1913 die S.S. Laconia bestieg, um mit ihr nach Boston zu reisen. Auf der Seite http://www.gjenvick.com finden sich einige hervorragende Bilder und Informationen zur Laconia, darunter zum Beispiel ein Schiffsticket zu einer Passage vom 10.Aug.1912, nur ein knappes Jahr vor der Abreise von Pauline.
Die unterschiedlichen Docks waren für unterschiedliche Zwecke reserviert, das eine vorrangig für den Tabakhandel, das andere vorrangig für den Transport von Holz (siehe z.B. Beschreibung in "The Picture of Liverpool, or Stranger's guide").
Wie auch in anderen Häfen, durften die Reisenden auch in Liverpool die Schiffe erst kurz vor der Abreise betreten, zumeist am Tag vor dem Lichten der Anker. Dies bedeutete, dass die Auswanderer tage-, wochen- oder sogar monatelang in der Hafenstadt unterkommen mussten.
In London führte dies zu einer illegalen Stadt in Flussnähe, wo die Auswanderer campierten, in Liverpool plante man ab 1851 ein Auswandererhaus, wie sie auch in Hamburg oder Bremerhaven entstanden, allerdings wurde dieser Plan in Liverpool nie umgesetzt. Dies führte dazu, dass die Liverpooler Auswanderer weiterhin vergleichsweise hilflos den Geschäftemachern der Stadt ausgesetzt waren.
Ab 1840 versuchte man durch die Einsetzung des "Board of Emigration Commissioners" Einfluss auf die Zustände an Bord der Auswandererschiffe zu nehmen und erließ sogenannte "Passenger Acts".
Wie in den anderen europäischen Häfen auch entwickelte sich das Dampfschiff erst allmählich zum vorrangigen Transportmittel der Auswanderer. Trotz der langen Reise und der Beschwerlichkeiten, die auf Segelschiffen deutlich größer waren, nahmen die Auswanderer diese in Kauf - die Passage per Segelschiff war einfach preiswerter.
Als sich die Dampfschiffe durchsetzten, begann die große Zeit der Oceanliners, die die Reise in einem Bruchteil der Zeit bewältigten. Die Linien, die Liverpool als (einen) Hafen gewählt hatten, waren die Linien der großen Namen, die man noch heute kennt: Cunard (z.B. die Carpathia oder die Lusitania, ebenso die Laconia, auf der meine Urgroßmutter Pauline von Liverpool nach Boston reiste), White Star (berühmtestes Schiff ist zweifellos die Titanic), sowie weitere Linien wie die Allan, Inman, Guion oder die National Line. Zu dieser Zeit war das Trockendock in Liverpool das größte seiner Art in der Welt.
Anders als in deutschen Staaten gab es für die Auswanderer aus Großbritannien oder England keine gesetzliche Verpflichtung dazu, sich eine Auswanderungserlaubnis erteilen zu lassen, Pässe zu beantragen oder sich für eine Auswanderung zu bewerben - schließlich sollte es in britische Kolonien oder Interessensbereiche gehen, und die britische Regierung hatte wenig Interesse daran, die Leute davon abzuhalten, das Land zu verlassen.
Nicht nur Engländer verdienten an der ausländischen Auswanderung über Liverpool. Ein Beispiel für einen erfolgreichen Deutschen, der in Liverpool verdiente, war Friedrich Sabel, ein deutscher Kaufmann. 1849 war er nach Liverpool umgesiedelt und hatte in Liverpool eines der ersten deutschen Hotels gegründet. in denen er die Auswanderer bis zu ihrer Abreise unterbrachte. Sein "Auswandererhaus" war ein Erfolg: Sabel hatte Verträge mit Schiffsgesellschaften und Agenten abgeschlossen, einen eigenen Agenten in Hull, der für die Abwicklung der Reise von Hull nach Liverpool zuständig war.
Man konnte über Sabel die gesamte Auswanderung von Deutschland über Hull und Liverpool buchen und organisieren lassen. Sabel warb für seine Dienste und sein Haus durch seine Agenten, die er in einer ganzen Reihe deutscher Städgte platzierte. Außer Sabel gab es noch andere, kleinere Agenturen und Unterkünfte speziell für deutschsprachige Reisende.
Hamburg
Nicht ganz zu Unrecht geht es immer wieder um die Frage "welcher deutsche Hafen war für die Auswanderung nun der Wichtigere?" Darauf gibt es eigentlich nur eine Antwort: Beide!
Oben im Abschnitt über Le Havre zeigte sich, dass zunächst Bremen / Bremerhaven der bedeutsamere deutsche Hafen für Auswanderung war. Dies änderte sich im Laufe der Auswanderungswellen. Neben Bremen / Bremerhaven bildete sich Hamburg als zweiter deutscher Abreisehafen für die Auswanderer heraus, der Bremen im Laufe der Zeit überflügeln sollte. Allein zwischen 1896 und 1913 emigrierten über 1,7 Millionen Menschen von Hamburg aus.
Bereits im Juli 1892 wurden die sogenannten Auswandererbaracken in Hamburg eröffnet, die im Hamburger Hafen direkt am Amerikakai (der Name war Programm) lagen. Dort hatten jene Auswanderer zu leben, die in den preiswerten Zugklassen eintrafen und als Zwischendeckspassagiere weiterreisen wollten. Auf diesem Weg versuchte man auf der einen Seite die Auswanderer vor allzu gierigen Geschäftemachern in den Hafenstädten zu schützen und verfolgte gleichzeitig den Schutz der Städte vor kriminellen Subjekten und Krankheiten. Davor war es den Auswanderern selbst überlassen für ihre Unterbringung zu sorgen. Windige wie seriöse Logierhäuser, Gästehäuser, Hotels und Privatquartiere waren die einzige Möglichkeit der Unterbringung für Reisende. Es war nicht möglich direkt die Schiffe zu betreten, so waren die Reisenden dazu gezwungen, einen Teil ihres ohnehin kargen Reisegeldes für die Quartiere aufzuwenden.
1898 jedoch fasste man bereits wieder den Entschluss, die Baracken abbrechen zu lassen. Man benötigte Raum für neue Lagerfläche am Amerikakai.
Albert Ballin, Inhaber einer Agentur für Auswanderer, hatte eine groß angelegte Idee. Statt neuer Baracken wollte er Hallen mit Versorgungsmöglichkeiten anlegen, eine regelrechte Auswandereranlage sollte entstehen. Diese Pläne hatte der Mann, der 1886 die Reederei HAPAG übernommen hatte, schon in der Schublade. Die von ihm erfundene Auswandererstadt wurde zum Synonym für Auswanderung. Mit einem eigenen Bahnanschluss, 14 Gebäuden, darunter eine Speisehalle, Synagoge und Kirche, Lazarett und Geschäft, erstreckte sie sich über 50.000 Quadratmeter und bot Platz für bis zu 5.000 Menschen.
Nur wenige Wochen später brach in Hamburg einer Choleraepidemie aus, für die ein großer Teil der Menschen nur einen Grund annehmen wollte: Die Auswanderer, die in stetig wachsender Zahl aus Osteuropa eintrafen.
Dieses "unterstützende Argument" traf die wahren Gründe nicht wirklich, die Vorfälle trugen jedoch nicht unerheblich dazu bei, dass 1901 die HAPAG die Auswandererhallen in Betrieb nehmen konnte, eine eigene Stadt auf einer Halbinsel (der Veddel) am Rande des Hamburger Hafens, südlich der Elbe.
Am Anfang des 19. Jahrhunderts gab es unter den Hochseeseglern noch keine regelmäßigen Atlantiküberquerungen. Die Kapitäne legten dann ab, wenn sie genug Ladung an Bord genommen hatten. Erst mit Zunahme des Handelsvolumens zwischen der alten und der neuen Welt begannen die Reedereien im dritten Jahrzehnt für ihre Kunden in Nordamerika Fahrpläne mit festen Abfahrtsterminen auszuarbeiten, so dass die Kaufleute ihren Geschäftspartnern in Übersee relativ feste Liefertermine versprechen konnten.
Die Pünktlichkeit in der Einhaltung der Termine wurde wichtiger als das ökonomische Gebot, die Reise mit einem möglichst voll beladenem Schiff anzutreten. Aus der steigenden Forderung nach Terminsicherheit entwickelte sich die Paketschiffahrt, deren Segler zumeist Dreimaster von 500 bis 800 Tonnen waren und zu festgelegten Fahrzeiten ausliefen. Im Jahr 1843, als die Badener sich nach Südamerika einschifften, waren Antwerpen, Le Havre, London und Liverpool hierfür die wichtigsten Auswanderungshäfen. Allein zwischen Liverpool und New York gab es in jenem Jahr 24 Hochseesegler, die als Paketschiffe den Nordatlantik mit Handelsgütern und Passagieren fahrplanmäßig überquerten.
Abg. Molkenbuhr - (Soz -.) teilte aus eigener schmerzlicher Erfahrung mit, wie verhängnisvoll die Tabaksteuer von 1879 gewirkt habe; sie habe ihn und manche andere zur Auswanderung nach Amerika gezwungen. Er bekämpft den Vorschlag, das Wertzuschlagsystem einzuführen; dann werde der Konsument künftig seine Zigaretten sich selbst herstellen.
Bremerhaven
Auch Bremen hatte so seine Probleme. Der Hafen Bremens versandete mehr und mehr. Um 1820 war dies so weit fortgeschritten, dass größere Schiffe nicht mehr einlaufen konnten. Für das "Auswanderergeschäft" wäre dies das Ende gewesen - Atlantiküberquerer mussten ausreichend groß sein, um die stürmische See überstehen zu können.
Der Stich rechts zeigt eine alte Ansicht der Stadt Bremen mit Hafen. Jahreszahl der Darstellung ist nicht angegeben, Erscheinungsdatum des Buches, aus dem die Darstellung stammt, ist das Jahr 1837, außerdem ist das Schiff, das in die Geestemündung fährt, bereits mit einer Dampfmaschinen-Unterstützung ausgestattet.
Abhilfe gegen die drohende Versandung - und damit die Gefahr im Rennen um profitable Geschäfte abgehängt zu werden - konnte nur ein neuer Hafen bieten; die Geburtsstunde von Bremerhaven. Der Bremer Bürgermeister Smidt kaufte 1827 im Auftrag der Stadt vom Königreich Hannover Land an der Mündung der Geeste für den Bau eines neuen Hafens.
Man legte ein rasches Tempo vor, und schon drei Jahre später konnten 1830 die ersten größeren Schiffe einlaufen, genau zu der Zeit, als die Schiffe im Zug des Umstiegs von Segel- auf Dampfschiffe schneller, effektiver - und größer - wurden. Mit dem Columbuskai in Bremerhaven war man für die stetig wachsende Zahl an Auswanderern gerüstet.
Schon früh erkannte Bremen nicht nur die Chancen, die das Auswanderergeschäft boten, sondern nahm auch wahr, dass öffentliche Regelungen für den Schutz der Menschen notwendig waren, die Europa über Bremen verlassen wollten.
1849 hatte die Bremer Kaufmannschaft deshalb in Bremerhaven eine öffentliche Unterkunfts- und Versorgungsstelle für die Auswanderer bauen lassen - das Auswandererhaus.
(...) ein großes Hospiz in Bremerhaven, das sogenannte Auswandererhaus, bietet Tausenden zugleich gegen geringe Vergütung Unterkommen und Kost. (...)
1857 benannte Pierer's Universal-Lexikon Bremen / Bremerhaven als den Hafen "wo sich die meisten Deutschen jetzt einschiffen". Das Lexikon benennt folgende Zahlen:
1843: 9844
1844: 19,863 (mehr als 100% Steigerung binnen eines Jahres)
1847: 33,682 (erneut fast eine Verdoppelung)
1849: 28,629 (Einbruch, verm. Gründe: Schleswig-Holsteinischer Krieg, Revolutionen in Dtl.)
1850: 25,838
1851: 37,493 (Beruhigung in der Politik, die Zahlen steigen wieder an)
1852: 58,551
1854: 76,875
Das Auswandererhaus, so Pierer, ist der Ort, an dem "Auswanderer Unterkommen für ihre Person, Effecten u. Güter bis zur Abfahrt finden". wie seit 1851 ein Nachweisungsbureau für Auswanderer errichtet.
A
uch nach Bremerhaven kam man per Eisenbahn, zu Fuß, auf Fuhrwerken ... oder per Schiff.
Ab 1851 bot die Oberweser-Dampfschifffahrt regelmäßig (täglich) eine Reise nach Bremerhaven an5. Man konnte sich nicht nur in Hameln oder Hannoversch Münden einschiffen - (Bad) Carlshafen bot sich für hessische Auswanderer an, die per Eisenbahn von C/Kassel, Marburg oder Gießen her in Richtung Norden wollten. Die Fahrtzeiten der beiden Transportmittel waren aufeinander abgestimmt, um möglichst kurze Wartezeiten möglich zu machen.
Die Bedeutung der Weser-Schiffahrt zog sich bis hinauf in das nördliche Osthessen - und noch darüber hinaus. (siehe auch meinen Artikel über Wanfried als Hafen der Weser-Werra-Schiffahrt).
Als Hafen, der vor Hamburg große Bedeutung im Sinne der Auswanderung erlangte, unternahm man auch zuerst dort Maßnahmen zum Schutz der Auswanderergruppen, die in die Stadt strömten.
Nachträgliche Bestimmungen wegen der Auswanderer - Senat der freien Hansestadt Bremen (1835)
Wegen derjenigen Personen, die sich zum Zweck der Auswanderung aus ihrer Heimath auf der Weser einzuschiffen beabsichtigen, findet der Senat Sich zu folgenden nachträglichen Bestimmungen zu den desfalls am 1. October 1832 und 19. Juni publicirten Verordnungen bewogen:
Durch die Verordnung vom 1. October 1832 ist festgesetzt, daß jeder hier anlangende Auswanderer sich spätestens am Tage nach seiner Ankunft bei der Polizei=Direction im Stadthause zu melden habe, um im Falle gehöriger Legitimation einen Erlaubnisschein für seinen hiesigen Aufenthalt zu empfangen, und daß jeder hiesiger Bürger und Untergehörige bei Vermeidung einer Geldbuße, nur wenn ihm ein solcher Erlaubnißschein vorgezeigt wird, einen Auswanderer beherbergen dürfe.
Die strenge und sorgfältige Befolgung dieser letztern Vorschrift muß der Senat hiedurch wiederholt, und zwar besonderns auch deshalb allen Betheiligten zur Pflicht machen, damit in den Fällen, wenn etwa Deserteure oder Militairpflichtige eines andern Bundesstaates sich durch Auswanderung ihren Verbindlichkeiten zu entziehen beabsichtigen würden, in Gemäßheit der am 7. März 1831 hieselbst publicirten Bundes=Cartell=Convention sämmtlicher Deutscher Bundesstaaten verfahren, so wie überhaupt, falls etwa Personen begangener Vergehen oder Verbrechen halber sich vom Continent zu entfernen und dazu die sich hieselbst darbietende Schiffsgelegenheit zu benutzen suchen sollten, von Seiten der Polizei=Behörde eingeschritten und dadurch zugleich auch der Einwanderung bescholtener Personen in überseeische Länder vorgebeugt werden könne
Zusätzlich wurde ein "offizielles und unentgeltliches Nachweisbureau" eingerichtet, das den Auswanderern bei Fragen und Anliegen zur Seite stehen sollte, ebenso wurde vereidigte Beamte eingesetzt, die bei der Ausrüstung der Schiffe die Aufgabe hatten, die Ausstattung zu überwachen und die Qualität sicher zu stellen. Dies wird zweifellos Missstände nicht völlig abgestellt haben, war jedoch ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Der Name "Auswandererhaus" hat sich bis heute erhalten. Heute ist es der Name eines Museums, das sich in szenischer Art und Weise des Themas annimmt. Das Museum ist - im Sinne moderner Museumserlebnisbedürfnisse - als szenisch gestaltet, bietet durch das "Eintauchen" in den Schiffsrumpf, das Zwischendeck oder die Wartehallte in Ellis Island ein Erlebnis, das dabei nicht in Richtung eines Spielplatzes abkippt und das bleibt, was es ist: Ein Museum.
Unter den damaligen Auswanderern war auch jene Familie Nack, die in Sheboygan, Michigan eine neue Heimat fand. Interessant ist hierbei die Tatsache, dass ausgerechnt mein Vorfahr als erwachsener, unverheiratetes Sohn in Deutschland blieb, während die Eltern mit allen anderen Kindern aufbrachen.
Nach und nach lief Hamburg Bremerhaven den Rang ab, dies änderte jedoch nichts geschichtlich an der Vorreiterrolle Bremens / Bremerhavens. Die Vossische Zeitung, ein überregional erscheinendes Berliner Blatt, beschreibt 1906 sehr treffend die Rivalität der beiden deutschen Häfen:
Die deutschen Häfen, welche von Auswanderern benutzt werden, sind Hamburg und Bremen.
Letzter Platz hat schon früh die Wichtigkeit dieses Geschäftszweiges erkannt, und als man in anderen Häfen noch so wenig Werth darauf legte, daß man sich den Strom der Auswanderung durch Gesetze fast abzuhalten suchte, Alles aufgeboten, durch zweckmäßige Anordnungen diesen Verkehr zu regeln und zu sichern.
Hamburg, zu der Ueberzeugung gelangt, daß es früher seine Interessen verkannt, ist später darin gefolgt und hat sich die meisten bremischen Vorschriften angeeignet.
Die größere Entwickelung des Geschäfts findet sich aber an der Weser und man liefert ein getreues Bild, wenn man die bremischen Zustände schildert, welche meistens auch auf Hamburg ihre Anwendung finden.
Nur in der Ausdehnung der Rhederei ist Hamburg noch bei Weitem zurückgeblieben und während die bremische Flotte sich auf ungefähr 250 Schiffe mit einem Lastengehalte von ungefähr 46,000 Last beläuft, wovon bei Weitem der größte Theil groß und zur Passagierfahrt geeignet, besitzt Hamburg 260 Schiffe mit einem Gehalte von ungefähr 36,000 Last, wovon nur der kleinere Theil die für Passagiere wünschenswerthe Größe hat.
Was sodann die sonstigen Einrichtungen anbetrifft, so bestehen in Bremen sehr strenge gesetzliche Vorschriften, welche den Auswanderer in jeder Weise zu schützen und ihm namentlich eine möglichst gute Ueberfahrt zu sichern geeignet sind.
Jeder bremische Unterthan, welcher sich mit der Beförderung von Passagieren beschäftigt, oder seine Schiffe dazu benutzt, hat eine bedeutende Caution zu stellen, mit welcher er dafür haftet, daß er den gesetzlichen Vorschriften nachkommt.
Quellen (Auswahl):
- Carl von Rotteck, Karl Theodor Welcker: Das Staats-lexikon: Encyklopädie der sämmtlichen Staatswissenschaften für alle Stände. In Verbindung mit vielen der angesehensten Publicisten Deutschlands, Ausgabe 3, F.A. Brockhaus, 1859
- Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857
- Auswanderung, in: Reihe Unterrichtsmaterialien für die Schulpraxis, Hrsg. vom Lehrerfortbildungsinstitut der Stadt Bremerhaven, 1982, Heft 29
- Auswandererhaus Bremerhaven
- o.A., Parlamentarische Nachrichten, in: Vossische Zeitung (Abend-Ausgabe) 01.02.1906, S. 2
- o.N. - Paris, Rouen, Havre, Dieppe, Boulogne, und die drei eisenbahn-strassen vom Rhein bis Paris, Handbuch für Reisende, K. Baedeker, 1860
- o.N. - Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 317-318
- Knight, Charles (Herausgeber) im Auftrag der Society for the Diffusion of Useful Knowledge (Great Britain), The Penny magazine of the Society for the Diffusion of Useful Knowledge, Band 5-6, Verlag Charles Knight, 1832
- National Museums Liverpool, Merseyside Maritime Museum, National Museums Liverpool - Sheet No. 64 : Liverpool and Emigration in the 19th and 20th Centuries
- McCulloch, John Ramsay - Handbuch für Kaufleute, Band 3, Cotta, 1837
- The Rotarian, Mai 1921, Jg. 18, Nr. 5
- Kirchberger, Ulrike - Aspekte deutsch-britischer Expansion: die Überseeinteressen der deutschen Migranten in Grossbritannien in der Mitte des 19. Jahrhunderts, Band 73 von Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte, Franz Steiner Verlag, 1999
Kommentare
?Das Gold der Sierra Nevada?
Klappentext:
Torgau - 1850. Ernst Richter und Walter Münch fassen den Entschluss, nach Kalifornien auszuwandern. Dort wollen sie nach Gold schürfen. Dies ist mit der wirtschaftlichen Armut in Deutschland nach der 1848er Revolution begründet, aber auch mit der Jagd nach dem Abenteuer. Im Mittelpunkt steht der kalifornische Goldrausch - die Kunde von bedeutenden Goldfunden hat Deutschland erreicht. Trotz Widerstand in den Elternhäusern halten die jungen Männer an ihrem Plan fest. Am 10. April des Jahres fahren sie mit einem Dampfschiff über die Elbe nach Hamburg. Ein Frachter, der Route New Orleans nimmt sie an Bord. Für die Überfahrt setzen sie den größten Teil ihrer Ersparnisse. In New Orleans angekommen, schlagen sie sich nach Houston/Texas durch. Dort beginnt die Reise per Treck - ein gefahrvolles Unternehmen auf zweitausend Meilen. Ziel sind die Sierra Nevada und die Flussniederungen des Sacramento ?
Der Roman wurde nach wahren Begebenheiten gestaltet. In einer Geschichtschronik sind jene Torgauer Familien namentlich festgehalten, die nach Kalifornien auswanderten ?
Hier wird auch der guten Beziehung zwischen deutschen Einwanderern und den Amerikanern im 19. Jahrhundert gedacht. (Recherchen bzw. Auswandererbriefe, persönliche Kontakte in die Staaten)
AAVAA-Verlag Berlin, April 2012, ISBN 978-3-86254-970-2
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?The gold of the Sierra Nevada?
Gold fever 1848 - 1854, Adventure - anew ...
Honoured ladies and men! It is the attempt(experiment) to bring to life Jack London or Friedrich Gerstäcker again. Flap text:
City Togau - Germany in 1850. Judges and Münch emigrate to California. There they want to look for gold. Reason is economic poverty in Germany after the revolution in 1848 and the adventure. The Californian golden fever has reached (achieved) Germany. In spite of opposition of the parents the young(new) men remain with her(their) plan. On the 10th of April of the year they go with a steamboat over the Elbe to Hamburg. A freighter(freight haulier) to New Orleans takes them(her) aboard. For the crossing they give the biggest part of the savings. Then they are in New Orleans. They struggle by to Houston / Texas. There the trip - a dangerous enterprise on 2000 miles begins. Aim is the Sierra Nevada and Sacramento ?
The adventure novel was formed after true occurrences. In a historical chronicle those Torgauer families which emigrated to California are in particular held on ?
The golden fever caused big(great) wandering(migration) of the people(nations) in the USA in the 19th century
The novel is also dedicated to the good relation between German immigrants and the American in the 19th century. (Emigrant's letters)
AAVAA publishing company of Berlin, April, 2012, ISBN 978-3-86254-970-2
Deutsche Goldsucher 1848-1854:
Wirtschaftliche Gründe - das Handwerk stand im Vordergrund neben dem Goldabbau.
The information to the reasons is very important. The readers become acquainted with country and people. However nobody walks to the fun out it is a question of the mentality. My relatives emigrated 1928 to Arizona. Were political reasons, also economical ones.
German gold prospectors 1848-1854:
Economic reasons - the handicraft stood in the foreground apart from the gold dismantling.
Die Information über die Goldfunde gelangte wie ein Lauffeuer nach Sachsen, und zwar in die Renaissancestadt Torgau, an der Elbe. Diese Stadt zählte um 1850 ca. 7.000 Einwohner. Die Dampfschiffgesellschaft unterhielt dort eine Anlegestelle. Stromab war es auch kein zeitliches Problem, in den Hamburger Hafen zu gelangen. Einige Torgauer Familien verkauften ihre Häuser, um die Reise nach Kalifornien zu finanzieren. Einige Auswanderer nahmen sogar zerlegbare Pferdewagen mit oder reisten illegal. Über 7 Monate dauerte die Reise - eine menschliche Meisterleistung über den Atlantik, dann zu Fuß oder per Treck in Richtung San Franzisko ? durch Indianerland - alles für ?Das Gold der Sierra Nevada?.
The information about the gold finds arrived like a run fire to Saxonia, into the Renaissance city gate gau, at the Elbe. This city counted approx. 7,000 inhabitants around 1850. The Dampfschifffgesellschaft maintained there a landing place. Downstream it was also no temporal problem to arrive in Hamburg port. Some Torgauer families sold their houses, around the journey to California to financiers. Some emigrants carried even detachable horses and carriage forward or traveled illegaly. Over 7 months the journey - a human master achievement over the Atlantic, then to foot or by Treck toward San Francisco - by the country of the natives everything for ?the gold of the Sierra Nevada ?.
danke für deinen Kommentar ... zwingt er mich doch wieder zum Recherchieren, Entdecken und Zusammenstellen.
Ich habe bereits ein bisschen was gefunden, aber bitte gib mir etwas Zeit für eine "gescheite" Antwort.
Gruß, Bettina