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Gespenster und die Wissenschaft - Déjà vù

Gespenster und die WissenschaftDéjà vù

Es war das Jahr 2013, als ich damit begann, ein Projekt in Angriff zu nehmen, von dem ich noch nicht absehen konnte, wie ambitioniert es letzten Endes sein würde. Hinzu kam, daß für den größten Teil des Jahres 2014 keine Möglichkeit bestand, während meiner Arbeit einen Computer zu benutzen, so daß letzten Endes neun ganze Notizbücher voller Material zusammengekommen sind. Bis auf den heutigen Tag ist es mir vielleicht gerade mal gelungen, anderthalb davon auf Festplatte umzutippen, und es sieht nicht so aus, als würde sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern.

2016 immerhin gelang es mir, einen Auszug zu einem Vortrag zusammenzufassen, den ich 2016 und 2018 gehalten habe. Manfred Roth war so freundlich gewesen, ihn in gedruckter Form verfügbar zu machen, doch handelte es sich dabei lediglich um das Skript zum Vortrag, aber keinen Aufsatz im eigentlichen Sinne. Das hole ich nach freundlichem Zureden Horst von Allwördens an dieser Stelle nach.

Gespenster und die WissenschaftDéjà vù
Schon zu Beginn des Aufsatzes habe ich eine Grafik aus Richard Wisemans Buch Paranormalität vorgestellt, die uns mit dem Beispiel des Nachbildes die Möglichkeit einer optischen Täuschung aufgezeigt hat.

Während des Vortrages habe ich ein weiteres Exempel vorgeführt, das ich an dieser Stelle nur nacherzählen kann. In ihm habe ich zwei Lampen mit verschiedenfarbigen Birnen abwechselnd und rasch hintereinander an und aus geschaltet. Beim Betrachten glauben wir, zwei Dinge wahrzunehmen, die rein logisch betrachtet eigentlich gar nicht sein können:

Erstens: Das Licht springt von Birne zu Birne. Das liegt an unserer Gewohnheit, eher Bewegung wahrzunehmen, als seltsame Beispiele von Stromverschwendung.

Zweitens: Das Licht wechselt unterwegs seine Farbe. Das kann aber nicht sein; schließlich bewegt es sich ja nicht wirklich. Die Farbe sollte sich eigentlich erst am Zielort ändern. Da sowas in der Natur aber nicht vorkommt, betrügt uns unser Hirn, und verlegt den Farbwechsel einfach mal zeitlich vor.

Fazit: Wir sehen nicht die Realität, sondern das, was unser Bregen daraus macht.

Schon die Sinneswahrnehmung ist Trugbild, denn statt Farben und Grautönen gibt es in Wirklichkeit nur Wellenlängen. Was wir sehen, wird zuerst im Auge auf der Netzhaut in Nervenimpulse umgewandelt und durch den Sehnerv gejagt. Von dort gibt es eine „Direktleitung“, das sogenannte tecto- pulvinare System, das sofort zu einer Schaltstelle unterhalb des Großhirns führt, den Colliculus superior. Es dient vor allem der schnellen Reaktion auf rasche, bedrohlich erscheinende Bewegungen, und funktioniert auf einem instinktiv- emotionalen Level. Im alltäglichen Überlebenskampf ist es oft notwendig zu handeln, bevor man erkennen kann, was einen alarmiert hat. Das System ist auf Geschwindigkeit ausgelegt, nicht auf Detailgenauigkeit.

Ansonsten aber wird das Erblickte über den Thalamus in den Hinterhauptlappen weitergeleitet. Dort wird es in mindestens acht Arealen getrennt verarbeitet, mal nach Farb- und Helligkeitsnuancen, mal nach Unterschieden zwischen linken und rechtem Auge, mal nach Bewegung und Konturen. Ist das alles ausgewertet, wird es an den präfrontalen Cortex geschickt, wo es als „Sehen“ erlebt wird. Im Anschluß wird es mit den Signalen von den anderen Sinnen her zum „Erleben“ zusammengebaut. Hierbei wird alles synchronisiert, damit es uns als gleichzeitig vorkommt ( der springende Farbwechsel!).

Das Ganze nimmt natürlich viel Zeit in Anspruch; das tecto- pulvinare System ist deutlich schneller. Somit kann es gar vorkommen, daß wir auf ein Spiel der Schatten reagieren, ohne es bewußt mitzubekommen, so daß wir im Anschluß meinen, uns „aus einer intuitiven Ahnung heraus“ unwohl, komisch oder unheimlich zu fühlen (So ganz nebenbei hat jemand die Amygdala angeknipst…). Oder aber wir meinen, etwas „schon einmal gesehen“, und damit ein Déjà vu erlebt zu haben. Der Scheitellappen ist dafür verantwortlich, ob uns etwas vertraut vorkommt oder nicht.

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