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Nationalpark Bayerischer Wald - »Der wilde Wald«

Der wilde WaldNationalpark Bayerischer Wald
»Der wilde Wald«

Spätestens mit der Industrialisierung und der damit einhergehenden Bevölkerungsexplosion haben sich in unseren Breitengraden die Art und das Ausmaß natürlicher Flächen drastisch verändert. In Deutschland gibt es mittlerweile kaum mehr größere Naturflächen, die vom Menschen unberührt bleiben. Der Nationalpark Bayerischer Wald ist hier eine seltene Ausnahme, dessen Bedeutung im Film „Der wilde Wald“ unter die Lupe genommen wird.

Der wilde WaldSeit dem Jahr 1970 existiert der Nationalpark Bayerischer Wald, zu dem u.a. der Tierfilmer und Naturexperte Bernhard Grzimek die Anregung gegeben hatte. Wenn man sich vor Augen führt, dass mittlerweile in ganz Europa nur 1% der Flächen sich selbst überlassen und nicht dem Einfluss der Menschen ausgesetzt sind, erhält ein solcher Nationalpark noch einmal eine ganz andere Bedeutung. „Der wilde Wald“ zeigt in historischen Archivaufnahmen, dass die Zustimmung der Anwohner zu Beginn äußerst gering ausfiel. Viele konnten nicht verstehen, dass ein Gebiet, das nicht forstwirtschaftlich überwacht wird, eine überaus spannende eigene Entwicklung durchmacht. Viele fanden, dass die Natur nicht vor den Menschen gestellt werden durfte und sahen die Einnahmen aus dem Tourismus schwinden, da zu einem wilden Wald auch immer Totgehölze gehören, die auf den Menschen einen eher trostlosen Eindruck machen. Die Diskussion um den Nationalpark flammte noch einmal 1990 auf, als mehrere Orkane in Folge den Fichtenbestand des Parks radikal dezimierten und fortan noch mehr Baumskelette die Landschaft verschandelten.

Der wilde WaldDie Filmemacherin Lisa Eder zeigt in ihrem Film anhand von Interviews mit Wissenschaftlern, Naturliebhabern und Verantwortlichen hinter den Kulissen des Nationalparks Bayerischer Wald, wie wichtig dieses einzigartige Ökosystem in den letzten Jahrzehnten geworden ist und wie bereichernd es für die Natur ist, wenn sie sich ungestört von menschlichen Einflüssen regenerieren und weiterentwickeln kann. Die Ungestörtheit der Natur hat u.a. dazu geführt, dass sich auch wilde Wölfe erstmals seit Jahrzehnten wieder in Deutschland angesiedelt haben. Auch das ein Umstand, der bei den Menschen durchaus auf gemischte Gefühle trifft. Aber anhand der fundierten Aussagen von Lisa Eders Interviewpartnern sollte auch den härtesten Kritikern klarwerden, dass die Wildnis und die Natur ohne das Zutun der Menschen viel reicher, bunter und abwechslungsreicher sind. Insbesondere jene Tothölzer, die in bewirtschafteten Wäldern oftmals schnell entfernt und gewinnbringend verarbeitet werden, liefern unzähligen Tier- und Pflanzenarten Nährstoffe und einen Lebensraum, der sonst nicht vorhanden wäre. Wissenschaftler schätzen, dass für rund 50% der Arten diese abgestorbenen Bäume von essenzieller Bedeutung sind.

Der wilde Wald„Der wilde Wald“ zeigt in beeindruckend eingefangenen Bildern, mal aus der Vogelperspektive mit Drohnen, mal ganz im Detail mit Hilfe von Makroaufnahmen, wie faszinierend und abwechslungsreich Fauna und Flora im Nationalpark Bayerischer Wald mittlerweile geworden sind. Lisa Eder spart in ihrem Film aber auch die kritischen Töne nicht aus und macht insbesondere auf den Schädlingsbefall durch Borkenkäfer aufmerksam – erläutert aber fachkundig, dass dieses Problem ebenfalls wieder von Menschen gemacht ist und mit Monokulturen und der Klimaerwärmung einhergeht. Interessant ist auch die Aussage eines Försters, der die richtigen Schlüsse zieht, wenn er sagt, dass der Mensch sich nicht anmaßen dürfe, etwas steuern zu wollen, über dessen Zusammenhänge er nur ein sehr begrenztes Wissen hat. Die BluRay-Erstveröffentlichung bietet ein exzellentes Bild (im Widescreen-Format 2,39:1) und einen gelungenen, wenngleich auch recht unspektakulären Ton (Deutsch/Englisch/Tschechischer Originalton im DTS HD Master Audio 5.1, optional mit deutschen und englischen Untertiteln, wahlweise ist auch eine Audiodeskriptionsspur für Sehbehinderte verfügbar). Als Extras gibt es noch ein Interview mit der Entomologin Diana Six (4 Minuten), einen Clip eines Drohnenflugs (37 Sekunden) und den Kinotrailer des Films.

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