Lauter Lügengeschichten - »Die Fledermaus«
Lauter Lügengeschichten
»Die Fledermaus«
Von all diesen Filmen dürfte „Die Fledermaus“ sicherlich die bekannteste sein, zumal der beliebte Stoff nach wie vor gerne an den deutschsprachigen Opernhäusern aufgeführt wird. Arno Assmanns Version entstand 1964 im Kölner Opernhaus und wurde als großer Unterhaltungsfilm am Silvesterabend desselben Jahres in der ARD ausgestrahlt. Zwei Jahre zuvor hatte sich bereits Unterhaltungsprofi Géza von Cziffra („Die Abenteuer des Grafen Bobby“) des zeitlosen Stoffes angenommen und daraus mit seinem Lieblingsdarsteller Peter Alexander einen publikumswirksamen Kinofilm gezimmert. Natürlich durfte der Schlagerbarde darin auch singen, doch eine wirkliche Operettenfassung der Strauß-Vorlage ist hier trotz einiger der bekannten und beliebten Melodien nicht entstanden. Arno Assmann blieb da 1964 viel dichter an den Strauß’schen Intentionen, was das Ergebnis heute ein wenig sperriger macht, da in dieser Operette in drei Akten fast unentwegt gesungen wird, wobei man den entsprechenden Text nicht immer gut verstehen kann. Vielleicht ist das auch mit ein Grund, warum der schwarz-weiße Fernsehfilm in den letzten Jahrzehnten nicht mehr ausgestrahlt wurde.
Gabriel von Eisenstein (Herbert Schachtschneider) hat eine Amtsperson beleidigt und soll für eine Woche eine Arreststrafe im Gefängnis antreten. Sein alter Freund Dr. Falke (Claudio Nicolai) braucht nicht viel Überredungskunst, um Eisenstein am Vorabend auf einen Empfang bei Prinz Orlofsky (Felicia Weathers) mitzunehmen, denn der Hallodri ist ganz versessen darauf, dort hübsche Frauen kennenzulernen. Seiner Gattin Rosalinde (Hildegard Hillebrecht) flunkert er vor, dass er schon einen Abend früher ins Gefängnis geht. Während diese sich mit ihrem Liebhaber Alfred (Albert da Costa) vergnügt, kommt Gefängnisdirektor Frank (Benno Kusche) bei den Eisensteins vorbei, um den Angeklagten persönlich ins Gefängnis zu bringen. Aus Angst vor einer Kompromittierung gibt sich Alfred als Eisenstein aus und lässt sich abführen. Eisenstein ist derweil unter falschem Namen Gast auf Orlofskys Fest. Aber Dr. Falke, der noch eine alte Rechnung mit seinem Freund begleichen möchte, hat auch Rosalinde, Gefängnisdirektor Frank und Eisensteins Kammerzofe Adele auf das Fest eingeladen. Sie alle tauchen unter falschen Identitäten dort auf, so dass das Chaos schnell seinen Lauf nimmt.
Herzstück einer jeden Aufführung der „Fledermaus“ ist die Besetzung des Gefängniswärters Frosch, der für die meisten Lacher sorgt und zumeist mit einem gestandenen Komiker (in der Peter-Alexander-Version war es Hans Moser) besetzt wird. Arno Assmann konnte hier Heinz Erhardt gewinnen, der die Rolle ganz formidabel ausfüllt. Neben den ohnehin witzigen Seitenhieben der Figur schafft es Erhardt, hier auch wieder jede Menge seiner ganz speziellen Komik einfließen zu lassen. Es dauert zwar fast zwei Stunden, bevor er zum ersten Mal zu sehen ist, aber wahre Fans sollte das nicht abschrecken. Es kann allerdings nicht schaden, wenn man auch mit dem Genre der Operette etwas anfangen kann, ansonsten werden die gut zweieinhalb Stunden Laufzeit mit den zahlreichen gesungenen Textpassagen eher zur Tortur. Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein ganz gutes Bild (im Vollbildformat 1,33:1), bei dem nur sehr selten MAZ-Artefakte sichtbar sind. Einige Unschärfen sind der Live-Kameraarbeit geschuldet, und leider gibt es eine kleine Fehlstelle, kurz nachdem Erhardt zum ersten Mal auftritt, vermutlich auch das ein technisches Problem der Livesendung. Der Ton (Deutsch in Dolby Digital 2.0) ist in Ordnung, Extras sind keine vorhanden.