John Sinclair revisited: Die 400 - Beginn einer neuen Ära Teil 19
Die 400er
Beginn einer neuen Ära
Teil 19 – Wer ist hier untot …?
Im
Lange muss der Leser allerdings nicht warten, bis auch der Geisterjäger auf das Schiff gelangt, und staunt nicht schlecht, als der Zombie – Kapitän das Kreuz von ihm verlangt. Natürlich händigt Sinclair es ihm nur allzu gern aus, schließlich hat er es ja mit einem Untoten zu tun, und die haben diese Berührung noch nie überlebt, aber an der Stelle muss sich dann auch der Leser eines Besseren belehren lassen. Der Bösewicht kann es nicht nur anfassen, er geht auch damit stiften und lässt die Helden ratlos und völlig baff zurück. Auch der Rezensent fragt sich, wie das denn nun sein kann. Handelt es sich am Ende vielleicht gar nicht um einen Zombie? Immerhin zuckte er ja einmal vor Schreck zusammen - was allerdings zum ebenso untypischen Verhalten der anderen Zombies passt, welche sich etwa während eines Kampfes mit der „flachen Hand“ einfach umzuschubsen lassen und wie benommen liegenbleiben …
Schließlich erfährt man dann jedoch, dass es sich bei dem Untoten um den Halbbruder Hector de Valois handelt, welcher dessen an Sinclair vererbtes und noch ein weiteres Kreuz zu vernichten gedenkt. Warum er das mächtige Kreuz letztlich unbeschadet anfassen kann, erschließt sich auch dem Rezensenten nicht so wirklich. Da ist auf der einen Seite die familiäre Verbindung zu de Valois, dann taucht im Moment der Übergabe noch die Urmutter Lilith auf, welche ja bekanntlich das Kreuz manipulierte. Allerdings muss der Verfasser dieser Zeilen gestehen, dass er ab einem bestimmten Punkt auch nicht mehr darüber nachgedacht hat, warum so viele Dinge in dieser Serie möglich oder unmöglich sind. Man nimmt es halt einfach hin, da man weiß, dass der böse Halbbruder am Ende ja doch vernichtet wird, Kreuz-Resistenz hin oder her. Zu diesem Zweck lässt der Autor einfach das Gesicht Hector de Valois im Kreuz auftauchen, der Piraten Kapitän erschreckt sich - wieder einmal - und Sinclair kann ihn mühelos enthaupten.
Auch der Rezensent fühlt sich nach diesem ausgemachten Blödsinn etwas enthauptet, was ihn allerdings nicht davon abhält, den zur Hand zu nehmen. Dieser beginnt mit einer noch recht nachvollziehbaren Handlung um einen Amokläufer, der den Namen Salomo und damit Sinclair auf den Plan ruft, welche dann aber schon nach den ersten 10 Seiten einen derart konfusen Verlauf nimmt, dass es selbst hartgesottenen Fans schwer fallen dürfte, den völlig verworrenen Wendungen zu folgen und Zusammenhänge zu erkennen. Zwar klärt der Autor am Ende auf, was es mit den ominösen Vorfällen am Anfang auf sich hatte, lässt aber einige Aspekte, wie die Frage, warum der tote Amokläufer plötzliche eine schwarzverbrannte Haut oder einen grünlichen Atem (!!) aufweist, einfach unter den Tisch fallen. Stattdessen schickt er seinen Helden wieder einmal durch ein Dimensionstor in die Vergangenheit, wo er sich mit Baal-Dienern herumschlagen muss. Immerhin wird hier noch einmal auf den „Lady Panthera“ - Roman eingegangen, wobei der vorliegende Roman ganz klar der bessere ist. Allerdings wird dieser Vorteil durch die doch sehr verworrene Handlung locker wieder zunichte gemacht.
Dagegen scheint der folgende Roman, der wieder wesentlich bodenständigere Kost zu bieten… Zumindest könnte man das angesichts des Titels vermuten, doch wer allen Ernstes geglaubt hat, der Geisterjäger müsste sich hier mit einem stinknormalen Gespenst herumschlagen, der hat die Rechnung ohne den Autor gemacht, der - und das muss man bei aller berechtigten Kritik wohl neidlos anerkennen - mit seinen Themen bzw. den überraschenden, wenn auch nicht immer nachvollziehbaren Wendungen immer wieder unerwartete Aspekte in den grauen Grusel–Alltag bringt. Selbst wenn es sich, bevor jetzt jemand ob dieser doch sehr positiv klingenden Äußerung stutzt, dabei um ein Wesen handelt, das zunächst nur aus einem Auge und einer Pranke zu bestehen scheint. Dass der Gegner sich dann am Ende des Romans als beinahe klassische Jeckyll/Hyde – Variante entpuppt, die beim Ruf der allmächtigen Kreuz-Formel nicht einmal mit der Wimper zuckt, schreit beinahe wieder nach Anerkennung. Dass sie dagegen nach einem einfachen, locker aus der Hüfte des Chinesen Suko geschwungenen Hieb mit der Dämonenpeitsche das Zeitliche segnet, bringt einen dann wieder auf den Teppich zurück, aber manchmal sind die einfachen Mittel anscheinend wirkungsvoller als das Auffahren der größtmöglichen Geschütze. Am Ende dürfen wir dann noch miterleben, wie dem Geisterjäger eine Zwangsjacke angelegt wird, welche ihm fieserweise erst nach einem Erinnerungsfoto abgenommen wird. Eigentlich ein witziger Einfall, und der Rezensent könnte auch sicher darüber lachen, wenn er nicht gerade selbst darauf warten würde, dass man ihn abholt …
An eine dritte Vampir-Trilogie habe ich noch gar nicht gedacht.
(JS 447 / LKS)
Die Sonne sah aus wie ein gelber Ball. Sie knallte auf Land, Menschen und Meer.
(JS Band 447 / S.16)
Surfbretter, die wie farbige Bügelware auf dem Wasser lagen, gaben der Szenerie einen heiteren Touch.
(JS Band 447 / S.16)
Und Suko lief. Weshalb bewegte er sich denn so seltsam und schwang dabei seine Arme, wie ein Gorilla beim Laufen?
(JS Band 447 / S.22)
„Schauen Sie weg!“
„Ist das ein Zombie?“
„Möglicherweise.“
(JS Band 447 / S.32)
„Müssen Sie mich so herunterputzen, und das vor vergammelter Mannschaft?“
„Sie meinen wohl vor versammelter Mannschaft…“
„Das auch.“
(JS Band 447 / S.35)
Man kann es nicht fühlen, man kann es nicht ertasten. Man muss es wissen. Es war da!
(JS Band 447 / S.36)
„Hast du ihn töten können?“
„Nein, nicht ihn und auch nicht sein verfluchtes Kreuz!“
(JS Band 447 / S.38)
„Manchmal könnte ich mich nur übergeben.“
„Uns ergeht es ähnlich.“
(JS Band 448 / S.4)
Wenn ich ihn nicht lebend in die Finger bekam, dann als Toten, der keine Gefahr mehr für Unschuldige darstellte.
(JS Band 448 / S.8)
Tote! Lebende Tote, auch Wasser-Zombies genannt.
(JS Band 448 / S.30)
„Außerdem halte ich das Schreckgespenst für ein nichtdenkendes Wesen, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
„Nicht direkt.“
(JS Band 449 / S.25)
Das Schreckgespenst zögerte plötzlich. Möglicherweise konnte es denken und dachte unter Umständen daran, dass es nur ein Lebensmüder wagen konnte, sich ihm in den Weg zu stellen.“
(JS Band 449 / S.60)
Kommentare
Warum schmeißt er das Ding nicht einfach über Bord? Oder nimmt nen Hammer? Problem gelöst
450 muss so die Zeit gewesen sein, wo ich die Romane nicht länger gekauft habe. Ich habe viel gesammelt, aber die Sinclairs habe ich mal fast alle verschenkt. Die Serie fand ich da immer uninteressanter. Das mit den Templern wurde irgendwie immer konfuser und alberner. und die Pläne des Bösen völlig sinnfrei.
Stimmt. Was auch zum Teil daran liegt, dass der Autor immer unbedingt alle möglichen Themen und daraus resultierend irgendwelche Gegenstände oder Figuren in einen Zusammenhang bringen muss. Auch wenn es noch so an den Haaren herbeigezogen ist.
Heute liest man immer, wie schade es doch ist, dass es nur noch Einzelromane ohne roten Faden gibt, aber vielleicht sollte man eher dankbar dafür sein...
Jason Dark neigt eher nicht zu Wortspielen...
Ja es geht weiter, allerdings mit größeren Abständen. Man muss zwischendurch einfach pausieren, sonst könnte es passieren, dass man mit Streichhölzern bewaffnet und einem irren Grinsen durch die Wohnung rennt, und keiner ist da, der einen aufhält...
@ Ganthet: Freut mich. Naja wirklich verloren wäre die Zeit nur, wenn man mich zwingen würde, die Hefte ohne triftigen Grund zu lesen... und man freut sich ja über jedes geeignete Zitat, das man findet...
Und zur Erbsenzählerei: Ein mehr als unpassender Begriff. Wenn man mit Erbsen praktisch zugeschüttet wird, kann man sie eh nicht mehr zählen.
Was die Gesamtleistung des Autors angeht, das hatte ich schon mal in einem Kommentar hier gesagt, ziehe ich durchaus den Hut aus Respekt vor ihm.
Aber wie Cartwing schon sagte, es geht hier nicht in erster Linie um Helmut Rellergerd, sondern um das Produkt JOHN SINCLAIR, und da sind nunmal diese köstlichen Knaller drin...