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John Sinclair revisited: Die 400 - Beginn einer neuen Ära Teil 19

John Sincalir revisitedDie 400er
Beginn einer neuen Ära
Teil 19 – Wer ist hier untot …?

Nachdem in der Sinclair-Serie so ziemlich jedes Thema bis zum Erbrechen behandelt, die Leser aber dennoch nicht müde wurden, nach diesen zu verlangen, hat der Autor irgendwann damit angefangen, die klassischen Grusel-Themen mit etwas ungewöhnlichen Aspekten zu würzen oder sie mit seinen handlungsübergreifenden Themen zu kombinieren.

1Im JOHN SINCLAIR Band 447 „Totenschiff der Templer“ etwa kombiniert er eine klassische Geisterschiff–Story mit der in den 400er sehr dominanten Templer-Thematik. Dass sie es überhaupt mit einem Schiff der Templer zu tun haben, erfahren die Geisterjäger schon recht früh, da man das entsprechende Zeichen auf einer Flagge entdeckt. Als man das Geisterschiff verfolgt, verschwindet es jedoch in einer Höhle. Man nimmt die Verfolgung auf, als dann aber auch Sinclair selbst verschwindet, will Suko erst einmal wenig heldenhaft das Feld räumen… und landet auf dem Geisterschiff, wo er gegen Zombie-Piraten kämpfen muss, um (wovon der Arme allerdings nichts ahnt) den Mittelteil des Romans zu füllen. Sein Kollege ist unterdessen natürlich nicht untätig und stellt fest, dass er sich in einem magischen Gefängnis befindet, in dem er über dort aufgehängte Gemälde das Geschehen auf dem Schiff verfolgen kann.

Lange muss der Leser allerdings nicht warten, bis auch der Geisterjäger auf das Schiff gelangt, und staunt nicht schlecht, als der Zombie – Kapitän das Kreuz von ihm verlangt. Natürlich händigt Sinclair es ihm nur allzu gern aus, schließlich hat er es ja mit einem Untoten zu tun, und die haben diese Berührung noch nie überlebt, aber an der Stelle muss sich dann auch der Leser eines Besseren belehren lassen. Der Bösewicht kann es nicht nur anfassen, er geht auch damit stiften und lässt die Helden ratlos und völlig baff zurück. Auch der Rezensent fragt sich, wie das denn nun sein kann. Handelt es sich am Ende vielleicht gar nicht um einen Zombie? Immerhin zuckte er ja einmal vor Schreck zusammen - was allerdings zum ebenso untypischen Verhalten der anderen Zombies passt, welche sich etwa während eines Kampfes mit der „flachen Hand“ einfach umzuschubsen lassen und wie benommen liegenbleiben …

Schließlich erfährt man dann jedoch, dass es sich bei dem Untoten um den Halbbruder Hector de Valois handelt, welcher dessen an Sinclair vererbtes und noch ein weiteres Kreuz zu vernichten gedenkt. Warum er das mächtige Kreuz letztlich unbeschadet anfassen kann, erschließt sich auch dem Rezensenten nicht so wirklich. Da ist auf der einen Seite die familiäre Verbindung zu de Valois, dann taucht im Moment der Übergabe noch die Urmutter Lilith auf, welche ja bekanntlich das Kreuz manipulierte. Allerdings muss der Verfasser dieser Zeilen gestehen, dass er ab einem bestimmten Punkt auch nicht mehr darüber nachgedacht hat, warum so viele Dinge in dieser Serie möglich oder unmöglich sind. Man nimmt es halt einfach hin, da man weiß, dass der böse Halbbruder am Ende ja doch vernichtet wird, Kreuz-Resistenz hin oder her. Zu diesem Zweck lässt der Autor einfach das Gesicht Hector de Valois im Kreuz auftauchen, der Piraten Kapitän erschreckt sich - wieder einmal - und Sinclair kann ihn mühelos enthaupten.

1Auch der Rezensent fühlt sich nach diesem ausgemachten Blödsinn etwas enthauptet, was ihn allerdings nicht davon abhält, den JOHN SINCLAIR Band 448 „Salomos Omen“ zur Hand zu nehmen. Dieser beginnt mit einer noch recht nachvollziehbaren Handlung um einen Amokläufer, der den Namen Salomo und damit Sinclair auf den Plan ruft, welche dann aber schon nach den ersten 10 Seiten einen derart konfusen Verlauf nimmt, dass es selbst hartgesottenen Fans schwer fallen dürfte, den völlig verworrenen Wendungen zu folgen und Zusammenhänge zu erkennen. Zwar klärt der Autor am Ende auf, was es mit den ominösen Vorfällen am Anfang auf sich hatte, lässt aber einige Aspekte, wie die Frage, warum der tote Amokläufer plötzliche eine schwarzverbrannte Haut oder einen grünlichen Atem (!!) aufweist, einfach unter den Tisch fallen. Stattdessen schickt er seinen Helden wieder einmal durch ein Dimensionstor in die Vergangenheit, wo er sich mit Baal-Dienern herumschlagen muss. Immerhin wird hier noch einmal auf den „Lady Panthera“ - Roman eingegangen, wobei der vorliegende Roman ganz klar der bessere ist. Allerdings wird dieser Vorteil durch die doch sehr verworrene Handlung locker wieder zunichte gemacht.

1Dagegen scheint der folgende Roman, der JOHN SINCLAIR Band 449 „Das Schreckgespenst“ wieder wesentlich bodenständigere Kost zu bieten… Zumindest könnte man das angesichts des Titels vermuten, doch wer allen Ernstes geglaubt hat, der Geisterjäger müsste sich hier mit einem stinknormalen Gespenst herumschlagen, der hat die Rechnung ohne den Autor gemacht, der - und das muss man bei aller berechtigten Kritik wohl neidlos anerkennen - mit seinen Themen bzw. den überraschenden, wenn auch nicht immer nachvollziehbaren Wendungen immer wieder unerwartete Aspekte in den grauen Grusel–Alltag bringt. Selbst wenn es sich, bevor jetzt jemand ob dieser doch sehr positiv klingenden Äußerung stutzt, dabei um ein Wesen handelt, das zunächst nur aus einem Auge und einer Pranke zu bestehen scheint. Dass der Gegner sich dann am Ende des Romans als beinahe klassische Jeckyll/Hyde – Variante entpuppt, die beim Ruf der allmächtigen Kreuz-Formel nicht einmal mit der Wimper zuckt, schreit beinahe wieder nach Anerkennung. Dass sie dagegen nach einem einfachen, locker aus der Hüfte des Chinesen Suko geschwungenen Hieb mit der Dämonenpeitsche das Zeitliche segnet, bringt einen dann wieder auf den Teppich zurück, aber manchmal sind die einfachen Mittel anscheinend wirkungsvoller als das Auffahren der größtmöglichen Geschütze. Am Ende dürfen wir dann noch miterleben, wie dem Geisterjäger eine Zwangsjacke angelegt wird, welche ihm fieserweise erst nach einem Erinnerungsfoto abgenommen wird. Eigentlich ein witziger Einfall, und der Rezensent könnte auch sicher darüber lachen, wenn er nicht gerade selbst darauf warten würde, dass man ihn abholt …

Kleine Zitate - Grosser Meister

Im Reich des Vergessens …
An eine dritte Vampir-Trilogie habe ich noch gar nicht gedacht.

(JS 447 / LKS)

Volle Deckung …
Die Sonne sah aus wie ein gelber Ball. Sie knallte auf Land, Menschen und Meer.

(JS Band 447 / S.16)

Faltenfrei …
Surfbretter, die wie farbige Bügelware auf dem Wasser lagen, gaben der Szenerie einen heiteren Touch.

(JS Band 447 / S.16)

Affenzahn …
Und Suko lief. Weshalb bewegte er sich denn so seltsam und schwang dabei seine Arme, wie ein Gorilla beim Laufen?

(JS Band 447 / S.22)

Aus den Augen, aus dem Sinn …
„Schauen Sie weg!“
„Ist das ein Zombie?“
„Möglicherweise.“

(JS Band 447 / S.32)

Gekränkte Zombie-Ehre …
„Müssen Sie mich so herunterputzen, und das vor vergammelter Mannschaft?“
„Sie meinen wohl vor versammelter Mannschaft…“
„Das auch.“

(JS Band 447 / S.35)

Augen auf …?
Man kann es nicht fühlen, man kann es nicht ertasten. Man muss es wissen. Es war da!

(JS Band 447 / S.36)

Unbesiegbar …
„Hast du ihn töten können?“
„Nein, nicht ihn und auch nicht sein verfluchtes Kreuz!“

(JS Band 447 / S.38)

Zugeständnis im Namen aller Beteiligten …
„Manchmal könnte ich mich nur übergeben.“
„Uns ergeht es ähnlich.“

(JS Band 448 / S.4)

Spontane Selbstvernichtung …?
Wenn ich ihn nicht lebend in die Finger bekam, dann als Toten, der keine Gefahr mehr für Unschuldige darstellte.

(JS Band 448 / S.8)

Bitte erst anfeuchten …
Tote! Lebende Tote, auch Wasser-Zombies genannt.

(JS Band 448 / S.30)

Kein Geistesblitz …? (1)
„Außerdem halte ich das Schreckgespenst für ein nichtdenkendes Wesen, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
„Nicht direkt.“

(JS Band 449 / S.25)

Kein Geistesblitz …? (2)
Das Schreckgespenst zögerte plötzlich. Möglicherweise konnte es denken und dachte unter Umständen daran, dass es nur ein Lebensmüder wagen konnte, sich ihm in den Weg zu stellen.“

(JS Band 449 / S.60)


 

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2013-04-24 11:27
"Halbbruder Hector de Valois handelt, welcher dessen an Sinclair vererbtes und noch ein weiteres Kreuz zu vernichten gedenkt"

Warum schmeißt er das Ding nicht einfach über Bord? Oder nimmt nen Hammer? Problem gelöst :D

450 muss so die Zeit gewesen sein, wo ich die Romane nicht länger gekauft habe. Ich habe viel gesammelt, aber die Sinclairs habe ich mal fast alle verschenkt. Die Serie fand ich da immer uninteressanter. Das mit den Templern wurde irgendwie immer konfuser und alberner. und die Pläne des Bösen völlig sinnfrei.
#2 Cartwing 2013-04-24 17:56
"Das mit den Templern wurde irgendwie immer konfuser und alberner. und die Pläne des Bösen völlig sinnfrei."

Stimmt. Was auch zum Teil daran liegt, dass der Autor immer unbedingt alle möglichen Themen und daraus resultierend irgendwelche Gegenstände oder Figuren in einen Zusammenhang bringen muss. Auch wenn es noch so an den Haaren herbeigezogen ist.

Heute liest man immer, wie schade es doch ist, dass es nur noch Einzelromane ohne roten Faden gibt, aber vielleicht sollte man eher dankbar dafür sein...
#3 Ganthet 2013-04-26 16:43
Das geht mir genauso. Ich habe damnals so bei der Nummer 500 aufgehört. Ihr müsst euch mal die Diskussionen um die neuen Sinclair-Hörspiele anschauen. Es gibt da ein paar Leute, die ernsthaft eine originalgetreue Umsetzung der Romane verlangen
#4 Pisanelli 2013-04-26 16:47
Ich lese JS ja nicht, aber ich hoffe, diese Kolumne bleibt uns noch lange erhalten. Ich hab' wahnsinnig Spaß an den Zitaten! *lol* Auch die Ironie des Rezensenten hat was! Schön!
#5 Cartwing 2013-04-26 21:04
Danke, Pisanelli! Hatte schon überlegt, aufzuhören. Nach 50 Heften könnte man die Artikelserie eigentlich abschließen. Aber vielleicht hat dieser eine Kommentar das gerade verhindert...
#6 Cartwing 2013-04-26 21:28
Wo wir gerade über die Zitate sprechen, möchte ich nochmal an das Gewinnspiel erinnern. Hat denn keiner von euch das falsche Zitat erkannt? Kleiner Tipp:
Jason Dark neigt eher nicht zu Wortspielen...
#7 joe p. 2013-04-26 21:42
Doch, doch. Ist erkannt. Es fällt mächtig auf.
#8 Harantor 2013-04-26 23:45
Sehr erfreulich, dass es weitergeht. Es kommen noch so viele Hughlights. Riesenkröten. Werwölfe mit jungen Birken, die Autos bedrohen. Da wurde was geboten. Das noch Revue passiert beklommen ... Toll
#9 Cartwing 2013-04-27 07:19
Die Riesenkröte kommt sogar schon recht bald (Band 452).
Ja es geht weiter, allerdings mit größeren Abständen. Man muss zwischendurch einfach pausieren, sonst könnte es passieren, dass man mit Streichhölzern bewaffnet und einem irren Grinsen durch die Wohnung rennt, und keiner ist da, der einen aufhält...
#10 Pisanelli 2013-04-27 09:12
Kann ich verstehen ;-) So geht's mir gerade mit MX, den vertrage ich auch gerade nur in kleinen Häppchen...
#11 Ganthet 2013-04-27 10:56
@ Cartwing: ich lese die Kolumne auch sehr gern: Bitte nicht aufhören. Darüber gebührt dir mein höchster Respekt, dass du dich durch die Hefte durchwühlst. Ist ja irgendwie auch ein Stück verlorene Lebenszeit :)
#12 Cartwing 2013-04-27 18:55
@ Pisanelli: So schlimm? Habe zwar am Rande mitbekommen, dass du zur Zeit unzufrieden bist, konnte es aber nur quer lesen, da Spoilergefahr (bin erst bis Band 342 vorgedrungen).

@ Ganthet: Freut mich. Naja wirklich verloren wäre die Zeit nur, wenn man mich zwingen würde, die Hefte ohne triftigen Grund zu lesen... und man freut sich ja über jedes geeignete Zitat, das man findet...
#13 Lockyaw 2013-04-27 19:25
Mensch Leute, laßt doch diese Erbsenzählerei und würdigt doch mal die Leistung von Jason Dark. Eine Serie über so einen langen Zeitraum (fast im Alleingang) zu schreiben ist meines Erachtens eine großartige Leistung. Es wird warum auch immer in letzter Zeit sehr stark auf Helmut Rellergerd herumgeritten.
#14 Cartwing 2013-04-27 22:01
Hmm, die Frage ist, ob man dazu jetzt überhaupt etwas anmerken soll, deshalb nur soviel: Es ist definitiv falsch, anzunehmen, dass wir die Leistung als solche nicht würdigen. Dass der Autor einen verdammt harten Job macht, der unglaublich viel Disziplin erfordert, hat hier nie jemand bezweifelt. Aber darum geht es nicht. Es geht in dieser Artikelserie NUR um das Produkt. Und wenn man die Schwächen der Serie nicht erkennen kann, selbst wenn man es hier nicht sehr viel deutlicher machen und aufzeigen kann, dann nutzt alles diskutieren gar nichts.

Und zur Erbsenzählerei: Ein mehr als unpassender Begriff. Wenn man mit Erbsen praktisch zugeschüttet wird, kann man sie eh nicht mehr zählen.
#15 Laurin 2013-04-28 17:15
Nun ja, die besten Zitate gebündelt zusammen zu tragen, sehe ich auch als eine Art Würdigung an. Schließlich hat Rellergerd die Knaller ja alle mühsam eingebaut. :-*

Was die Gesamtleistung des Autors angeht, das hatte ich schon mal in einem Kommentar hier gesagt, ziehe ich durchaus den Hut aus Respekt vor ihm.

Aber wie Cartwing schon sagte, es geht hier nicht in erster Linie um Helmut Rellergerd, sondern um das Produkt JOHN SINCLAIR, und da sind nunmal diese köstlichen Knaller drin... :lol:

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