Monstrula - Kelters Schauer-Shocker: Band 17: Im Taumel des Irrsinns
Band 17
Im Taumel des Irrsinns
Und dann geht es los. Mrs. Neville, immer eine Seele von Mensch, schlägt ihre Tochter mit der Bratpfanne blutig. Molly schleudert Tassen telekinetisch vom Frühstückstisch. Und für alle außer Harold und Agatha scheint das alles völlig normal zu sein. Dann ruft das Altersheim an. Harolds Mutter randaliert und hat drei Schwestern verletzt. Sie hat einen Zettel für den herbeieilenden Harold, bevor sie stirbt. "Noch ist es ein Traum, bald schon Wirklichkeit", steht dort.
Völlig von der Rolle bittet Peabody seinen Nachbarn um Hilfe. Der heißt Hobson und ist Inspektor bei Scotland Yard. Und kennt den Geisterseher Jack Callum.
An diesem Samstagmorgen ist Callum mit seiner neuesten Freundin Vicky beschäftigt und will gerade richtig loslegen, als das Telefon klingelt. Vicky ist nicht erfreut.
Zuerst ist Callum skeptisch. Nicht hinter jedem verrückten Verhalten müssen Dämonen stecken. Und er kann keinen bösen Einfluss spüren. Er ruft einen Arzt.
Keine Viertelstunde später müssen Robson und Callum zurück ins Haus der Peabodys. Mrs. Neville hat gerade die kleine Molly erwürgt. Und wird von einer unsichtbaren Wand abgeschirmt. Und dieses Mal spürt Callum einen sehr mächtigen Dämon. Dann rast ein grüner Blitz durchs Zimmer, und Mrs. Neville ist verschwunden.
Man bringt die anderen Kinder zur resoluten Tante Alexandra (86). Mittlerweile hat Callum den Verdacht, dass nun Mr. Neville vom Dämon beherrscht wird. Da Tante Alexandra an Geister glaubt, hat Callum gleich einen Verbündeten. Aber Neville schüttelt ihn ab, mittlerweile ist es Abend, und fährt zurück zum Haus, wo man Mollys Leiche noch immer nicht abgeholt hat. Mit Magie zündet er den zur Bewachung abkommandierten Streifenpolizisten an, schnappt sich die Kinderleiche und verschwindet. In einem Park legt er sie auf einer Bank ab, stimmt eine Beschwörung an, grüne Flammen schießen aus dem Boden, Molly erwacht zu neuem Leben und verschwindet im Schattenreich, während ihr Großvater davonläuft.
Callum beobachtet alles. Er setzt sich auf die Bank und nimmt Kontakt zum Geisterreich auf. Er sieht entstellte Leichen und die Großmutter Neville, die ihre ermordete Enkelin in Empfang nimmt. Dann kann er gerade noch verhindern, dass ihm der Großvater mit einem Stein den Schädel einschlägt. Festsetzen kann er ihn nicht.
Als nächstes will Neville seine Tochter Agatha holen, einen harten Kampf später löst er sich in Luft auf. Aber in der Zwischenzeit läuft Agatha fort, weil sie zu ihrer toten Molly will, und ihr Mann verfolgt sie. Im Park stellt er sie, aber sie wird zur Besessenen und schlägt ihn bewusstlos. Callum findet sie auf der Parkbank sitzend, aber sie entkommt ihm. Dafür findet der Geisterseher heraus, dass die Bank von einer Hetty Camlet in Gedenken an ihren Mann Charles gestiftet wurde. Als er Tante Alexandra danach fragt, reagiert sie ausweichend. Sie fährt zu der Bank. Durch ihre Berührung erhält sie Kontakt zu den Geistern. Und ihr wird alles klar.
Callum erfährt später, dass die Camlets in Verbindung mit den Peabodys stand. Ihnen gehörte das Haus der Peabodys, aber nach dem Tod ihres Mannes wollte Hetty Camlet es nicht verkaufen, obwohl ihre Freundin Alexandra sie bedrängte. Also verfügte sie testamentarisch, dass es an Harold Peabody verkauft werden sollte. Callum ist verblüfft. Er kann sich nicht vorstellen, dass das die Geisterrache ausgelöst hat.
Tante Alexandra bietet sich als Köder auf der Parkbank an, während Callum die Geister bannen soll. Das klappt nicht und kostet Alexandra fast das Leben. Dann kommt der Geisterseher auf eine andere Idee. Er schmilzt die Gedenkplakette der Parkbank ein und gießt sie neu, dieses Mal aber mit seinem Ringsymbol gegen das Böse. Er bringt sie an der Bank an und verhindert damit, dass Harald Peabody mit seinen besessenen Kindern umgebracht wird. Auch Agatha Peabody wird wieder normal. Das bringt jedoch ihre Eltern, ihr Kind und Harolds Mutter nicht wieder zurück.
DIE MEINUNG
Neu ist die Geschichte nicht. Ein Geist rächt sich und zerstört sadistisch eine Familie. Das haben wir bei Monstrula schon öfters in dieser Form gelesen, zuletzt in Nr. 13.
Kritisch anmerken muss man hier, dass der Autor die Auflösung verpatzt. Wenn nicht einmal der Geisterseher glaubt, dass sich die Geister der Camlets wegen des posthumen Hausverkaufs rächen wollen und dafür sogar ein paar gute Argumente bringt, worum geht es dann hier? Bis jetzt lautet das Monstrula-Motto ja "Das Böse ist immer und überall", aber in diesem Fall ist es dann doch ein bisschen dünn. Als wäre dem Autor mal wieder der Platz ausgegangen. Oder er hätte es schlichtweg vergessen, den Geister-Camlets einen vernünftigen Grund für ihren Rachefeldzug zu liefern.
Dafür ist der Rest mal wieder recht heftig. Da erwürgt die Großmutter ihre siebenjährige Enkelin.
Die Frau hatte die Hände um den Hals ihrer Enkelin geschlungen. Auf den ersten Blick sah es fast so aus, als wollte sie das Kind […] zärtlich umarmen, doch dann erkannte Jack, dass sich die Finger der Frau tief in den zarten Hals gruben. Mrs. Neville hatte ihre eigene Enkelin erwürgt! […] Auf ihrem Gesicht lag der Ausdruck höchster Verzückung, gepaart mit satanischer Freude am Bösen.
Kurz darauf stiehlt ihr Mann, der Großvater, die Kinderleiche und bringt dabei einen Polizisten um.
Neben zuviel Sex und erst recht Sex in Verbindung mit Gewalt dürfte auf der Seite beschriebener Kindermord zu den absoluten No-Gos des deutschen Gruselromans gehört haben. So gesehen ist das nicht der erste Monstrula, der – aus dem Blickwinkel von 1975 – eigentlich Probleme mit dem Jugendschutz hätte bekommen müssen. Und bedenkt man, mit welch rechtschaffenem Eifer die Bundesprüfstelle die frühen Basteiprodukte oder Pabelromane des Gruselsektors im Visier hatte, stellt sich langsam schon die Frage, warum das Haus Kelter keine Probleme mit den Sittenwächtern bekam. (Andererseits, sind später nicht angeblich ein paar Hefte vom Callgirl-Krimi auf dem Index gelandet?)
Aber man weiß es nicht. Vielleicht gab es ja Beanstandungen und man hat es unter der Hand geregelt. Es wird interessant sein, die folgenden Romane auf diesen Punkt abzuklopfen.
Davon abgesehen ist es ein spannend geschriebener Horrorroman, auch wenn der Autor sich hier mit seinem Plot wiederholt. Der im Vorband eingeführte neue Polizistenfreund Hobson wird recht organisch in die Handlung verwickelt, und Callums Beziehung zu ihm ist noch immer durch gegenseitiges Misstrauen geprägt. Was mal erfrischend anders ist. Tante Alexandra mit ihren 86 Jahren ist erfrischend resolut und selbst bei nur einem Auftritt so viel überzeugender als eine gewisse "Horror-Oma" einer anderen Serie. Und wie immer muss sich Callum alles hart erarbeiten und trägt ordentliche Beulen davon. Ein guter Monstrula.
JACKS SWINGING SEVENTIES
Jack hat es mal wieder geschafft. Die rothaarige Vicky räkelt sich nackt auf Jacks mit Fellen belegten Bett und wirft mit Schuhen um sich, als unser Held unverrichteter Dinge in seine Hose springt, weil die Pflicht ruft. Aber draußen auf der Straße winkt sie ihm schon wieder versöhnlich nach. Muss an Jacks schwarzem Vollbart liegen oder an anderen Dingen, mag Vicky doch "besonders so kräftig gebaute Männer". Ein Schelm, der da an Bizeps denkt.
DAS TITELBILD
Eine Premiere: ein Agenturbild. Allerdings passt der Prieto Muriana gut zum üblichen Stil, und es trifft sogar das vorgegebene Thema.
DIE MONSTRÖSE KONKURRENZ
In diesen Wochen erschienen unter anderem am Kiosk: