Dämonenkiller–Taschenbücher - Eine Abhandlung
Dämonenkiller–Taschenbücher
Eine Abhandlung
In den Anzeigen, die für das DÄMONENKILLER-Taschenbuch warben, fehlte jeglicher Hinweis zum Inhalt, und die Tatsache, dass zwei der ersten drei Bände von den Stammautoren der Heftserie, nämlich Ernst Vlcek und Kurt Luif, verfasst wurden, gab weiteren Anlass zur Annahme, es handle sich hierbei um einen Ableger der eigentlichen Serie. Die Bezeichnung DÄMONENKILLER war also, zumindest in der Anfangsphase, ein Etikettenschwindel. Vielmehr war das DÄMONENKILLER-Taschenbuch eine Art Pendant zum bereits vorliegenden VAMPIR-Taschenbuch, jedoch meist ohne dessen Niveau zu erreichen.
Das DÄMONENKILLER-Taschenbuch erschien von März 1975 bis Mai 1980 in monatlichem Rhythmus und brachte es auf dreiundsechzig Bände. Davon stammten dreiunddreißig von deutschsprachigen Autoren, die aber ab der Nr. 38 bis auf wenige Bände die restliche Produktion bestimmten. Anders als beim VAMPIR-Taschenbuch, wo es einen fast konstanten Wechsel zwischen Roman und Kollektion/Anthologie gab, bestand der Mammutanteil der Bände beim DÄMONENKILLER-Taschenbuch aus Romanen, und drei der vermeintlichen Anthologien waren in Wirklichkeit fast ausschließlich Sammlungen eines einzelnen Autors, der die darin enthaltenen Geschichten unter verschiedenen Pseudonymen geschrieben hatte. Es sind dies die Bände WILLKOMMEN IM GRUSELKABINETT, DAS MITTERNACHTSMUSEUM und HORDEN AUS DER FINSTERNIS, deren Verfasser mit bürgerlichem Namen R. Lionel Fanthorpe heißt. Hinzu kommen noch die zwei Sammlungen von Ernst Vlcek/Paul Wolf SCHWARZES BLUT und LIEBESGRÜSSE AUS DEM JENSEITS und eine weitere von dem Übersetzer Werner Gronwald, der als Mortimer Colvin DER HERR DER SCHWARZEN SPINNEN beisteuerte. Vermutlich durch ein verlagsinternes Versehen ist das Erscheinen der hervorragenden Anthologie ZWISCHEN MITTERNACHT UND JENSEITS zu erklären, denn diese Art Literatur war eigentlich dem VAMPIR-Taschenbuch vorbehalten. Insgesamt also ist der Anteil von Erzählungen beim DÄMONENKILLER-Taschenbuch mit gerade sieben Bänden eher unbedeutend und nicht charakteristisch für diese Reihe.
Der Großteil der Übersetzungen, die zumeist aus dem Amerikanischen stammen, zeigt die typischen, eher ärgerlichen Merkmale und Klischees dieser Gattung auf: die Bedrohung manifestiert sich meist in der sehr realen Gestalt von einzelnen oder Gruppen von Satansanbetern und Sekten auf und ähnelt von der Struktur her eher den sogenannten GASLICHT-Romanen, die hier lediglich um das eine oder andere paranormale/dämonische Element ergänzt wurden. Andere wiederum waren nur auf den bloßen Effekt hin konzipiert, ohne eine befriedigende Geschichte zu erzählen. Von diesen insgesamt sechsundzwanzig Romanen sind einige jedoch einer näheren Betrachtung wert.
Zum einen startete man eine lose Reihe von Romanen des Amerikaners Robert Lory (der im VAMPIR-Taschenbuch eine Serie mit modernen DRACULA-Romanen laufen hatte), deren Grundidee auf den zwölf Tierkreiszeichen basiert: In einer nicht näher definierten Sphäre ruft eine Art galaktischer Hexenmeister quasi die einzelnen Symbole auf, die für den jeweiligen Roman die Bedrohung darstellen; ansonsten stehen diese Romane in keiner Verbindung zueinander, lediglich der Prolog bildet in der Reihe HORRORSCOPE den einzigen roten Faden. Im DÄMONENKILLER-Taschenbuch stellten in den Nrn. 8, 11, 14 und 19 Stier, Löwe, Zwilling und Jungfrau die Gefahr für die Protagonisten dar. Danach wurde die Reihe nicht mehr weitergeführt, vermutlich wegen ausbleibenden Erfolges.
Merkwürdigerweise erschien im VAMPIR-Taschenbuch nach dreieinhalb Jahren ein letzter Roman um die dämonischen Sternzeichen. Der Krebs bildet mit Band 81 zugleich den Abschluss von VAMPIR.
Drei weitere Bände haben mehr oder minder stark mit einem anderen Medium zu tun, dem Film. Während der Roman DIE MÖRDERHÄNDE von Spencer Shew die literarische Vorlage für einen sehr gelungenen Film (HANDS OF THE RIPPER, Großbritannien 1971) lieferte, stellen die Bände GRÄFIN DRACULA und INVASION DER BESTIEN die Nacherzählungen von bereits gedrehten Filmen dar (COUNTESS DRACULA, Großbritannien 1970 und SQUIRM, USA 1976). Diese Tradition des nacherzählten Filmes wurde verstärkt im VAMPIR-Taschenbuch und dem VAMPIR-Heft gepflegt.
Eine weitere Übersetzung muss ebenfalls noch erwähnt werden, denn der Roman DER SCHLANGENTHRON von W. Howard Baker ist keinesfalls eine "deutsche Erstveröffentlichung", wie das Cover glauben machen will, sondern eine Neuübersetzung des bereits sechs Jahre zuvor erschienenen TROMMELN DER FINSTERNIS von W. A. Ballinger, der im Anne Erber Verlag als HORROR-EXPERT-Taschenbuch Bd. 5 publiziert wurde. Beide Autorennamen sind Pseudonyme des englischen Schriftstellers Wilfried McNeilly, der unter anderen Namen auch fleißiger Zulieferer bei VAMPIR war.
Die Taschenbücher 17, 20, 21 und 23 wurden später leicht überarbeitet in der Heftreihe VAMPIR nachgedruckt und bildeten dort die Nrn. 352, 340, 349 und 348. Vom DÄMONENKILLER-Taschenbuch Bd. 45, Bodo Baumanns DAS BÖSE AUGE, existieren ebenfalls zwei stark gekürzte Nachdrucke, die einige Jahre später jedoch beim Bastei Verlag erschienen sind: Als GESPENSTER-KRIMI Nr. 497 bzw. DÄMONEN-LAND Bd. 63 wurde das Taschenbuch mit dem neuen Titel DER FREMDE BLICK unter dem Pseudonym Frank Bowman erneut aufgelegt.
Bodo Baumann schrieb zwei weitere Romane: DER DÄMONENBISS, der eher konventionell blieb, und JENNIFER, DIE DÄMONENBRAUT. Dieses Taschenbuch bildete bedauerlicherweise das Ende der Reihe DÄMONENKILLER-Taschenbuch, war aber gleichzeitig, wenngleich vom Verlag sicher nicht geplant, ein sehr würdiger und gelungener Abschluss.
Weitere Werke deutschsprachiger Autoren innerhalb der Reihe stammen aus der Feder von Susanne Wiemer (unter John Wyman), die aber nicht zu den überzeugenden Werken der Autorin zählen. Zu sehr verschwimmen vor allem in den Romanen DIE INSEL DER LEBENDEN STATUEN und DER SOHN DES SCHWARZEN PANTHERS die Grenzen zwischen unheimlicher Phantastik und Fantasy. Der stimmigste und gradlinigste Roman sollte KINDER DER FINSTERNIS sein. Ein kleiner selbstironischer Zug kennzeichnet die Bände DER FLUCH DES MAGIERS und HEXENNACHT IM SCHLOSS DER SEELEN, traten hier doch Personen (Raffael LaRoche/Raymond Mantagua) auf, deren Namen auf andere von der Autorin gewählte Pseudonyme (Rebecca LaRoche/Gary Mantagua) hinweisen.
Die weiteren Einzelromane deutscher und österreichischer Autoren waren ebenfalls von unterschiedlicher Qualität. Kurt Luif/Neal Davenport kam mit seinen Werken nicht über den Durchschnitt hinaus und zeigte, dass seine eigentliche Stärke im Schreiben von Romanen zu Serien liegt, während Hans Ködelpeter/Cedric Balmore, Friedrich Tenkrat/Brian Ford, Uwe Erichsen/Thomas Jago und vor allem Hubert Straßl/Hugh Walker mit ihrem jeweils einzigen im DÄMONENKILLER-Taschenbuch veröffentlichten Roman ihre wirklichen Talente eindrucksvoll nutzen konnten.
Der beste von Ernst Vlceks drei veröffentlichten Romanen ist zweifellos: DAS PHANTOM AUS DEM SPIEGEL, der seinen Tiefgang vor allem der Hinwendung zur psychologischen Phantastik zu verdanken hat. Gute Ansätze zeigen sich auch bei BLUTIGE TRÄNEN, hier wird der positive Eindruck aber mehrmals durch allzu grelle Effekte getrübt. Ein negativer Höhepunkt ist die Schilderung, in der die Leibesfrucht einer schwangeren Frau auf magische Weise in den Körper einer Dämonin transferiert wird, die den Embryo verdaut; eine widerliche Schilderung, die untypisch ist für Vlcek und seine Fähigkeit, grausige Schilderungen durch schwarzen Humor zu entschärfen.
Um dem Reihennamen DÄMONENKILLER aber endlich gerecht zu werden (sicher auch aufgrund massiver Leserbeschwerden), wurden die beiden wichtigsten und besten Autoren der Heftserie, Ernst Vlcek und Kurt Luif, vom Pabel Verlag beauftragt, Taschenbücher zur Serie zu verfassen.
Den Anfang machte Ernst Vlcek mit seinem Roman DIE FOLTERKAMMER, der eine Ausnahme des Konzeptes war, das die noch folgenden Bände kennzeichnen sollte. In diesem Band wird die Geschichte eines Hauses geschildert, in dem die Grenzen zwischen Gegenwart und Vergangenheit aufgehoben werden und "die Folterknechte der Inquisition ihr blutiges Handwerk" wieder beginnen. Diesen Roman kennzeichnet neben einem effektvollen Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit vor allem der Anstand, dass dem Leser der Heftserie eine Ergänzung angeboten und sogar versucht wurde, auf dort gerade ablaufende Ereignisse einzugehen (hier Dorian Hunters Suche nach Hermes Trismegistos). Der für den Leser erfreulichste Aspekt ist sicher die Schilderung einer weiteren Episode aus Dorian Hunters viertem Leben als Michele da Mosto (1540-1586).
Für die beiden nächsten serienbezogenen Romane wurde das Konzept neu definiert, wofür es vermutlich zwei Gründe gab. Zum einen wollte man wohl, bedingt durch die Phasenauslieferung und damit nicht mehr gegebenen Aktualität im gesamten Lesegebiet, der Gefahr der Überschneidung mit aktuellen Ereignissen in der Heftserie aus dem Weg gehen und eher Stoffe bringen, die nicht zeit- und handlungsgebunden sind. Zum anderen dürfte ein weiterer Faktor gewesen sein, dass von den bis dahin in der laufenden Serie publizierten Zyklen der sogenannte "Zamis-Zyklus" der populärste gewesen ist, jene Romane also, die sich mit der Jugend der später wegen ihrer Liebe zu Dorian Hunter aus der Schwarzen Familie ausgestoßenen Hexe befasst hatten.
Hier sah man im Verlag also die Möglichkeit, Romane abseits der eigentlichen Serie zu produzieren. So folgten in kurzem Abstand Paul Wolfs COCO UND DER TEUFELSSCHÜLER und Neal Davenports COCO UND DER MAGIER. Gab es im TEUFELSSCHÜLER auf fast vierzig Seiten eine Art Prolog, der in der Gegenwart spielt - und in dem auch Dorian Hunter einen, wenn auch unbedeutenden, Auftritt hatte - und einen vierzehnseitigen Epilog, spielt der größte und interessanteste Teil der Handlung in der Jugend von Coco Zamis. Ernst Vlcek hat auf den wenigen ihm zur Verfügung stehenden Seiten eine Geschichte von großer Komplexität erzählt, die fast nahtlos an die Ereignisse im erwähnten Zamis-Zyklus anschließt.
Das zentrale Thema in den DÄMONENKILLER-Heften 31/32 war die Auseinandersetzung der Zamis-Sippe mit der Familie Winkler-Forcas, die schließlich zugunsten der Zamis entschieden wurde. Im TEUFELSSCHÜLER wird die Hinterlassenschaft des Winkler-Forcas-Clans vom Schiedsrichter der Schwarzen Familie, Skarabäus Toth, der Familie Zamis zugesprochen. Etwa zur gleichen Zeit kündigt ein Vetter von Cocos Vater Michael, der ungehobelte Boris Zamis aus Russland (woher die Familie ursprünglich stammte, ehe sie fliehen musste), seinen höchst ungelegenen Besuch an. Im Laufe der temporeichen und oft auch amüsanten (aber niemals harmlosen!) Handlung muss sich Coco nicht nur Boris vom Hals halten und sich ihm schließlich zum Kampf stellen (als sich nämlich erweist, dass Boris die verbliebenen Wiener Sippen für sich einnehmen will, um die Herrschaft an sich zu reißen), sondern auch einen von den scheinbar unvermeidlichen Liebhabern, die die Autoren in fast jedem Roman an Cocos Seite stellen, vor der Schwarzen Familie retten.
Und dann gibt es auch noch Anselm Graubarth, einen scheinbar harmlosen Spinner, der aber durch die Hilfe des Dämons Barron eine beschränkte Macht über Coco gewinnt und durch ihre Hilfe Unsterblichkeit erlangen will. Barron schließlich entpuppt sich als geschmähtes Mitglied der Wiener Sippe Lexas, aber auch er kann Coco nicht die Stirn bieten. Nachdem alle Fäden entwirrt sind, hat - in der Vergangenheit - die Familie Zamis ihre Vormachtstellung eindrucksvoll untermauert, während - in der Gegenwart - Coco der Gefahr ebenfalls entkommen konnte.
Die Handlung von COCO UND DER MAGIER ist weit weniger komplex, was aber Autor Davenport nur zugutekam. So konnte er das nur ihm eigene Talent nutzen, die Geschehnisse innerhalb der Schwarzen Familie zu schildern, in all ihren reizvollen Feinheiten und Nuancen. Für den Leser war das umso willkommener, da zu diesem Zeitpunkt die Heftserie bereits indiziert und vom Markt genommen war, und Davenport verfeinerte den eigentlichen Plot (ein unbekannter Dämon war durch die Aufzeichnungen Merlins zu solcher Macht gekommen, dass er sogar Asmodi um die Herrschaft über die Schwarze Familie herausforderte. Um seine Macht zu demonstrieren, hatte er von verschiedenen Sippen je ein Mitglied gefangen genommen) mit Hinweisen auf Ereignisse in der Heftserie.
Unter anderem haben Irene Reuchlin, Red Jong und Alex d'Arcy kurze Auftritte, und auch die Anfänge der Beziehung von Coco Zamis zur Vampirin Rebecca Manderville (deren großen Auftritt in der Heftserie der Leser nur noch teilweise mitverfolgen durfte) werden geschildert.
Leider blieben diese drei innerhalb eines Jahres erschienenen Taschenbücher auf lange Zeit die einzigen und es sollten fast zwei Jahre vergehen, ehe man die weiteren Erlebnisse der jungen Hexe erfahren sollte. Beginnend mit Band 52 des DÄMONENKILLER-Taschenbuches wurde die vorher nur zaghaft realisierte Idee, DÄMONENKILLER-Romane in der Reihe zu bringen, konsequent verfolgt; von den letzten zwölf Bänden der Reihe beschäftigten sich acht mit den Jugenderlebnissen von Coco Zamis.
Die ersten drei Romane waren makellose Einzelromane aus der Feder von Paul Wolf und Neal Davenport, die als Grundidee die Anweisung Michael Zamis' an seine Tochter hatten, sich bei befreundeten Dämonenfamilien in der ganzen Welt einzufinden, um dort den letzten Schliff zu bekommen, der ihr zum vollwertigen Mitglied der Schwarzen Familie noch fehlte. Diese Maßnahme erwies sich jedoch als unnötig, weil Coco ihren vermeintlichen Lehrmeistern stets bei Weitem überlegen war.
Der vierte Roman (COCO UND DAS KALTE HERZ) war dann eine Art Überleitung zu dem ursprünglich auf sechs Bände konzipierten "Merlin-Zyklus". Zu einem gewissen Grad ein Einzelroman, in dessen Handlung Asmodi von der Zamis-Sippe Beweise ihrer Loyalität ihm gegenüber verlangte, was sich dahingehend äußerte, dass ihm Coco (im wahrsten Sinne des Wortes) ihr Herz geben sollte, während sich ihr Bruder Georg mit einer Dämonin nach Asmodis Wahl vermählen sollte. Im Laufe der Handlung versucht Coco Merlin anzurufen, der ihr jedoch seine Unterstützung versagen muss, weil er von Dämonen im "centro terrae" gefangen gehalten wird und seinerseits Coco um Hilfe bitten muss.
Dies nun ist die Ausgangssituation für die Handlung der folgenden Bände, in denen Coco verschiedene magische Gegenstände erwerben muss. Die Suche danach führt sie unter anderem auch in die Vergangenheit, wo sich ihre Erlebnisse teilweise der Fantasy nähern. Erschwerend kommt noch hinzu, dass ein Feind aus den Tagen, die sie auf Schloss Behemoth zubringen musste, sie mit einem Fluch belegt hat, der sie fast das Leben kostet.
In Band 58 gab es für den Leser einen Wermutstropfen, denn am Schluss des Romans gab der Verlag bekannt, dass es "durch die große Belastung der beiden Autoren Paul Wolf und Neal Davenport" nicht mehr möglich sei, die Romane um Coco Zamis monatlich erscheinen zu lassen, sondern sich nur noch jeder zweite Band mit dieser Thematik befassen sollte. Tatsächlich aber erschien nur noch ein einziger Roman, der den laufenden Zyklus jedoch nicht mehr beenden konnte.
Zu diesem Zeitpunkt erschienen die Bände bereits zweimonatlich, und die restlichen drei Nummern, die danach noch kommen sollten, hatten nichts mehr mit der Serie DÄMONENKILLER zu tun. In Band 63 gab der Verlag schließlich Folgendes bekannt: "Liebe Leser! Dies ist der letzte Band der Reihe DÄMONENKILLER, da die Romanserie, der Sie so lange die Treue gehalten haben, vorerst eingestellt wird." Zusätzlich folgte noch ein Hinweis auf die eben gestartete Heftserie MYTHOR.
Die Bände 1-36 der Taschenbuch-Reihe DÄMONENKILLER hatten einen Umfang von 145 Seiten und kosteten bis zur Nr. 24 2,80 DM (danach 3,00 DM). Mit der Nr. 37 wurde der Umfang auf 161 Seiten erweitert, zu einem Preis von 3,80 DM; diese Regelung hatte bis zum letzten Band Bestand. Für die Titelbilder ließ sich der Verlag etwas Besonderes einfallen: Anders als bei anderen Serien und Reihen wurden die Illustrationen in einen schlichten braunen Bilderrahmen gedruckt, der vor einem unifarbenen Hintergrund "hing", nebeneinandergelegt ergab sich so der Eindruck einer "Galerie", die umso effektvoller war, da sich die Motive nicht immer an den ihnen zugewiesenen Platz, also innerhalb des Rahmens, hielten. So griffen Werwolfklauen aus den Bildern oder hing der Strick einer Gehängten darüber hinaus. Mit Band 33 trennte man sich von den Rahmen (obwohl die Titelbilder der Nrn. 38 und 42 noch für den Rahmen "zurechtgeschnitten" worden waren) und druckte die künftigen Illustrationen ganzseitig. Von den 63 Titelbildern stammten 13 von Karel Thole (obwohl ihm in den Druckvermerken der Bände 7, 9 und 12 fälschlicherweise drei weitere zugerechnet worden waren), 27 weitere lieferte Nikolai Lutohin. Die restlichen Bilder wurden von Künstlern wie Vincente Segrelles, Patrick Woodroffe und Les Edwards gestaltet. Zu erwähnen wäre noch das Titelbild zu Band 51, das eigentlich den Nachfolgeband hätte zieren sollen.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass das DÄMONENKILLER-Taschenbuch zu keinem Zeitpunkt den literarischen Anspruch erheben konnte, den das VAMPIR-Taschenbuch an sich gestellt hatte. Im Fundus der veröffentlichten ausländischen Autoren finden sich, mit Ausnahme der nicht in die Reihe passenden Anthologie ZWISCHEN MITTERNACHT UND JENSEITS (die Beiträge von so berühmten Autoren wie William Hope Hodgson, Fritz Leiber und Robert E. Howard enthält), keine klangvollen Namen, sondern nur Werke von harmlosen Talenten, die mit ihren oft recht oberflächlichen Werken seit Jahren den Markt überschwemmen.
Die besseren (weil engagierteren) Werke stammten von den deutschsprachigen Vertretern, und den eigentlichen Höhepunkt der Reihe bilden jene Bände, die den Taschenbüchern ihren Namen gegeben haben: die Romane um Coco Zamis und Dorian Hunter, den Dämonenkiller. Leider hat der Verlag diese Idee nicht konsequent genug verfolgt, um die Reihe vor der Einstellung retten zu können oder ihr wenigstens einen größeren Bestand zu sichern.
Kommentare
In der Tat erscheint das DK-Tb oft wie das konzeptionslose Stiefkind des Vampir-Tbs, manchmal sogar wie eine Sondermüllhalde, überspitzt ausgedrückt, wo die Einkäufe landeten, die man sonst nicht unterbringen konnte.
Da waren viele englische Autoren dabei, viele NELs, die alle entschärft werden mussten. Wenigstens war das Horror und nicht wie später die ganzen Gothics, die zum Teil genausogut in der Gaslicht-Reihe hätten erscheinen können.
Die Bearbeitungen haben viele dieser Romane kaputt gemacht. Normalerweise bin ich da gnädiger mit meinem Urteil, aber ein Roman wie z.b. Marc Marais (Nr. 12) ist so viel besser im Original. Die Atmosphäre – das spielt in Paris in der Modebranche – ist völlig glattgebügelt worden. Das gilt eigentlich für alle Übersetzungen, ob es nun der Smith oder auch der Glut ist. Oder V. Samuels Dracula-Fortsetzung. Die Romane sind sicherlich keine vergessenen Perlen, inhaltlich gesehen, aber in der deutschen Fassung sind sie oft noch eine Note schlechter.
Die deutschen Beiträge illustrieren gerade hier sehr deutlich, was aus dem deutschen Horror hätte werden können und wie es endete, nachdem es nur noch um den Jugendschutz ging. Die frühen Vlceks z.b. hatten ein hohes Niveau, waren von der Intention richtige Horrorromane. Fast alle Romane nach 34 sind austauschbar und hätten genausogut bei Kelter erscheinen können.
W.Howard Baker ist ein Unikum. Der Roman ist interessant aus vielerlei Gründen. Der Mann hieß Howard Baker, Ballinger ist eines seiner Pseudonyme. Es ist also durchaus möglich, dass er denselben Roman zweimal nach Deutschland verkauft hat, ohne dass es die Lektoren mitbekommen haben. Baker, der lange Zeit der Herausgeber der Sexton-Blake-Reihe war, hat den Ruf, es nicht immer mit den Rechten seiner Autoren so ganz genau genommen zu haben. Er hatte auch kein Problem danmit, alte Sexton Blakes umzuschreiben und erneut zu verkaufen.
Der Held des Romans war nun eine von Bakers Serienfiguren, der Geheimagent Quintain. (Der hier in der Nachkriegszeit Versicherungsdetektiv ist.) Tatsächlich sind einige Richard-Quintain-Ronmane in deutschen Krimireihen erschienen.
McNeilly hat also nichts mit diesem Roman zu tun. Soweit bekannt ist. Allerdings gibt es Hinweise, dass "Drums of the Dark Gods" zumindest teilweise von Winfried McNeilly geschrieben wurde. Oder McNeilly hat hier einfach mal bei ihm abgeschrieben und Konzepte geklaut. Die Zombiethematik erinnert hier stark an einen der späteren Romane von McNeilly.
Wie dem auch sei, es ist sehr interessant, die Erber und die Pabel-Übersetzung zu vergleichen. Erber ist sehr blutig und drastisch, bei Pabel sind dieselben Szenen ausgesprochen entschärft. Sie haben ihre Lektion wirklich gelernt. Wenn das ein Roman illustriert, dann dieser.
Die Coco-Reihe war anfangs eine tolle Sache. Zwar haben schon Vlcek und Luif gemerkert, dass sie ein Problem mit der Zeitgeschichte haben – die Romane sind ja ein Prequel - und das stillschweigend ausgeblendet, aber die Romane hatten Schwung. Der zweite Teil ist Geschmackssache. Ich persönlich halte den Merlin-Zyklus für konzeptionell schlichteste und völlig beliebige Fantasy ohne jeden Biss.
Obwohl Lory selber von der Grundidee der Serie (Sternkreiszeichen als Aufhänger inhaltlich voneinander unabhängiger Gruselgeschichten) nicht allzu überzeugt war (er fand sie laut einem Interview eher für Kurzgeschichten geeignet), finde ich die Romane prima. Habe gerade "The Green Flames of the Aries" (s.o.) beendet, eine tolle Geschichte um eine mit High-Society-Leuten bevölkerte Yacht die zuerst einen Schiffbrüchigen ohne Augen (!) auffischt und dann auf eine seltsame, schwarze Insel zutreibt. Macht Laune!
Das ist wirklich eine gute Frage. "Green Flames" hat nichts Anstößiges, das man nicht hätte rauskürzen können. Andererseits sind auch beim Vampir-Horror-Tb diverse Tbs von Lorys nicht gebracht worden. Bei dem Dracula-Tb, das in Deutschland am Rhein spielt, kann ich es irgendwie sogar verstehen. Das ist wirklich lächerlich, wie da Land und Leute geschildert werden.
Man weiß einfach nicht, warum diese Entscheidungen gefallen sind. Auch bei der Serie von McNally (Errol Lecale) hat man einen Roman, die 3, ausgelassen, und der ist auch nicht besser oder schlechter als der Rest. Und heftig bearbeitet sind sie alle sowieso, als was soll's?
"Virgo Crypt" und "Claws" sind dem Bankrott des US-Verlages zum Opfer gefallen, allerdings dürften die Zahlen zu der Zeit nicht mehr so toll gewesen sein. Zu der zeit war der Boom der Taschenbuchserien gewaltig im Abflauen. "Crab" ist aber auch ein schwacher Roman, zumindest in der deutschen Fassung.