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Michael's Spuk und Mitternächte: 10. Dreizehn schwarze Tränen

Michael's Spuk und MitternächteMichael's Spuk und Mitternächte
10. Dreizehn schwarze Tränen

Wieder einmal wird die große Ideen-Truhe geöffnet, in der ich Dinge aufbewahre, die ich vor Jahren mal für Romane ausgearbeitet habe.

Ob das jetzt ein Schatz-Kästlein oder eine Motten-Truhe ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Es handelt sich hier um Konzepte für richtige Grusel-Romane.


Eigentlich werden sie für Frauen geschrieben, jedoch können sie auch von Männern gelesen werden. Ursprünglich waren sie für die Serie "Mitternachts-Roman" des Bastei-Verlages bestimmt.

Vor dem ersten dieser "Mitternachts-Expos" hatte ich einen längeren Artikel über den Werdegang dieser Romane und die Motive zur Schaffung dieser Handlungsebenen geschrieben. Wer das noch nicht kennt oder noch mal lesen möchte, der soll hier drücken.

Zum Exposé zu »Dreizehn schwarze Tränen« ist - in aller Kürze - folgendes zu sagen:

Für diesen Roman gab es am Anfang nur den Titel, der mir irgendwann in den Sinn kam und für einen Grusel-Roman für Frauen geeignet erschien. Dieser Titel kam, als ich das Konzept "Der Fluch des Schwarzen Juwels" ausarbeitete. Nur das es eben diesmal nicht nur ein großer Klunker war, sondern eine Kette.

Wer oder was die "Dreizehn schwarzen Tränen" waren, davon hatte ich keine Ahnung. Aber weil wir schon die Computer-Zeit hatten konnte ich ja Dinge, die mir dann nicht gefielen oder mit neuen Einfällen nicht zusammen passten, ganz einfach raus nehmen, ohne alles noch mal zu schreiben.

Und so nahm ich einfach einen der üblichen Standard-Anfänge, die früher die Redakteusen des Bastei-Verlages gern mochten. Eine hochnäsige Adelsfamilie in Großbritannien, in die eine Bürgerliche einheiraten will. Und wenn wir schon in England waren - dann meldete sich im Verlauf  der Handlung auch noch Willi Schüttelbier mit einer Variante von Romeo und Julia - nur mit Happy-End.

Gleichzeitig konnte ich endlich mal etwas über eine meiner historischen Lieblingsfiguren schreiben - Cesare Borgia. Ein Exposè über die Borgias und ihre Zeit war wie einige andere historische Roman-Handlungen schon lange abgewunken worden - das interessiert den heutigen Leser nicht mehr. Nun, die TV-Zuschauer hat es interessiert... allerdings 20 Jahre später.  

Und der interessierte Zauberspiegel-Leser wird, nachdem wir mit den noch vorhandenen "Mitternächten" durch sind, auch die "Historischen" zu lesen bekommen. Vielleicht finde ich auch mal jemanden, der mit einige der alten "Mitternächte" einscannt - dann habt ihr wieder was zu lesen. Denn was heute für Nachdruck-Rechte gezahlt wird, das ist für mich nicht besonders reizvoll. Noch weniger, was Geschichten dieser Art als E-Book bringen würden. Aber im "Zaubespiegel" fänden sich vielleicht noch ein paar Leute, die sich für romantische Geschichten mit und ohne Geister erwärmen können ...

Dreizehn schwarze Tränen
Vanessa Rodney hat kein gutes Gefühl, als sie nach Cardogan-Castle in Cornwall fährt. In London hat sie Richard, den jüngeren Earl of Cardogan kennen und lieben gelernt. Ohne die Zustimmung des adeligen Familien-Clans haben sich beide verlobt. Richard erwähnte bereits bei der Verlobung, dass es Probleme mit seinen Eltern und der lieben Verwandtschaft geben könnte. Doch Vanessa ist sich Richards Liebe sicher und folgt seinem Ruf von London ins wilde Cornwall.

Der Empfang für die Bürgerliche, die in uralte Adelskreise einheiraten will, ist mehr als eisig. Sir Walter, Earl of Cardogan, und Lady Elvira, Richards Eltern, sind Vanessa gegenüber bis zur Unhöflichkeit abweisend und lassen immer wieder durchblicken, dass sie eine solche Verbindung nicht wünschen. Doch der Familien-Clan ist schon für das Wochenende zur offiziellen Verlobungsfeier zusammengerufen worden.

Richard liebt Vanessa und bleibt hart, obwohl im die Eltern mit ihrem Standesdünkel noch einmal stark zusetzen. Ein Skandal ist also unausweichlich. Doch stellt Lady Elvira höhnisch fest, dass "bis zur Hochzeit ja noch so viel passieren könne...“

Das offizielle Eheversprechen der beiden jungen Leute wird vor der versammelten Familie in der alten Burgkapelle gegeben. Dabei erscheint plötzlich Simon Barkley, der alte Butler, mit einem kleinen, kunstvoll gearbeiteten Kästchen. Sir Walter erklärt, dass sich darin der traditionelle Brautschmuck der Familie befindet, den die Braut nach altem Brauch bis zum Tage ihrer Vermählung zu tragen habe.

Unruhe unter der Verwandtschaft und ein Flüstern. Vanessa vernimmt die Worte "Dreizehn schwarze Tränen" und etwas von einem Fluch, der auf dem Collier liegt, das Sir Walter dem Kästchen entnimmt.

Es ist eine Kette mit zwölf eingefassten schwarzen Edelsteinen. Ein dreizehnter, größerer Stein ist in ein Medaillon eingearbeitet. Vanessa erkennt, dass die Kette aus der Zeit der italienischen Renaissance stammen muss. Angeblich ist sie ein Geschenk Cesare Borgias an seine Schwester Lucretia.

Die zwölf Steine symbolisieren die zwölf Todsünden Cesares, der große Stein ist die Träne der Lucretia, die sie um den Tod ihres Gatten weinte, den Cesare Borgia auf seinem Weg zur Macht mit Gift beseitigen ließ.

Bei der Plünderung Roms durch die Landsknechte im Jahre 1527 wurde die Kette von einem Ahnherrn der Cardogans im Vatikan geraubt und ist seit dieser Zeit der Familienschmuck. Doch erzählt man sich, dass jede Frau, die diese Kette getragen hat, nach einer rätselhaften Krankheit gestorben ist. Diese und andere Erzählungen, die auf einen Fluch der schwarzen Juwelen hinweisen erfährt Vanessa im Verlauf ihrer Nachforschungen. Angeblich waren die Edelsteine Weihe-Stücke aus dem Tempel des Apollon von Delphi und verschiedene bekannte Ereignisse der Antike und des Mittelalters werden mit dem Fluch dieser Steine erklärt.

Das Collier stammt tatsächlich von den Borgias und die Innenseite des Medaillons mit der Träne der Lukretia wurde von Cesare Borgia mit seinem geheimnisvollen Gift bestrichen. Dieses Gift dringt durch die Haut ist absolut tödlich.

Historisch bewiesen ist zwar, dass Cesare meist Bleiweiß benutzte, um seine Gegner beiseite zu räumen, aber um die Giftmischerei der Borgias gibt es so viel Legenden, dass sich die Variante um ein völlig unbekanntes Gift Cesares gut für einen Roman eignet.

Nach Jahrhunderten hat das Gift seine tödliche Wirkung verloren. Dennoch ist es nicht unwirksam. Es hat sich zum Nervengift gewandelt. Wird das Collier längere Zeit getragen, ruft  das Gift Ängste, Depressionen und Wahnvorstellungen hervor. Doch das weiss niemand, auch die Leserin nicht.

Vorerst ist da nur die Bemerkung Richards, dass niemand seit zweihundert Jahren aus Furcht vor dem Fluch gewagt hat, die "Dreizehn schwarzen Tränen" zu tragen. Sir Walter aber erklärt, dass man doch heute im Computer-Zeitalter nicht mehr an Flüche glaubt und man nach zweihundert Jahren die alte Tradition wieder einführen sollte.

Mit Bestimmtheit weist der alte Earl darauf hin, dass Vanessa nicht nur die Ehre, sondern auch die Pflicht habe, die Kette zu tragen. Nur indem sie ihre Bürgerlichkeit mit dem Mut des Adels überdeckt kann sie zeigen, dass sie würdig ist, eine Cardigan zu werden.

Vanessa erkennt nicht den tückischen Plan Sir Walters und Lady Elviras, die unwillkommene Schwiegertochter loszuwerden. Sie nimmt die Prüfung ihres Mutes an und freut sich gleichzeitig, ein so altes und kostbares Stück, das einstmals die berühmte Lucrezia Borgia selbst getragen haben soll, für die Dauer ihrer Brautzeit zu besitzen. Sie legt sich die Kette um den Hals ihres trägerlosen Kleides, so dass das Medaillon auf der nackten Haut aufliegt.

Das Gift braucht einige Zeit um in Vanessas gesundem Körper zu wirken. Doch beim Verlobungsessen in der großen Halle fühlt sie leichte Schwindelgefühle. Sie zieht sich mit einer Entschuldigung in ihr Zimmer zurück und legt die Kette ab. Gleich geht es ihr besser und Vanessa schiebt den Grund ihre Unwohlseins auf das zu eng geschnittene Kleid.

In den folgenden Tagen wird Vanessa immer wieder durch bestimmte Anlässe genötigt, die Kette zu tragen. Immer stärker wirkt das Borgia-Gift und die Wirkung ist immer schneller da. Doch Vanessa hält das raue Klima von Cornwall für den auslösenden Faktor.

Die Hinweise auf den Fluch der Juwelen tut sie als Aberglaube ab. Und an Gift denkt sie nicht - und natürlich auch die Leserin nicht, damit die Story geheimnisvoll bleibt. Erzählte Hinweise auf Cäsar, Cleopatra, Kaiser Nero, Attila oder Konradin, den letzten Hohenstaufen, die alle die Steine besaßen und ihrem Fluch erlagen, führen vorerst auf eine andere Fährte.

Ohne dass es Vanessa begreift, wird ihr Geist verwirrt. Sie kann nur dann klar denken, wenn sie die Kette eine Weile abgelegt hat. Ihre Wahnvorstellungen verbunden mit unerklärlichen Ängsten, das sind Symptome, die Dr. Charles Goodwing, ein zu Rate gezogener Psychologe. als beginnende Bewußtseinsspaltung diagnostiziert. Eine Behandlung im Sanatorium lehnt Sir Walter jedoch ab. Und Vanessa will sich von Richard nicht trennen. Sie wird ruhiger, wenn er bei ihr ist.

Doch rasch erkennt Dr. Goodwing den Zusammenhang von Vanessas Anfällen und der Juwelenkette. Zufällig ist Reverend Anthony Brody anwesend. Man hat ihm von Vanessas Zustand berichtet und er will untersuchen, ob sich der Wahn nicht durch eine Art Еxorzismus stoppen lässt. Der Reverend ist in Sachen Вorgias ein Fachmann und lenkt Dr. Goodwing auf die richtige Fährte. Sie gehen in Vanessas Zimmer und finden auf einer Bluse, über die sie einmal die Kette getragen hat, unscheinbare Spuren einer fluorizierenden Substanz. Damit ist das Geheimnis gelöst.
Vanessa aber taumelt in ihrem Wahn in die alte Familiengruft. Sie will sich in ihrem Wahn in einen Sarkophag legen und dort wenigstens als eine Cardigan sterben. Vor der Gruft kommt ihr der Butler entgegen. Er hat einen Becher mit Gift. Wenn Vanessa das trinkt, werden ihre Leiden abgekürzt. Freudig ergreift Vanessa den Todesbecher. Weder sie noch die Leserin wissen, dass es ein sehr starker Schlaftrunk ist. Der Butler hat die üblen Machenschaften seiner Herrschaften erkannt und will Vanessas Tod simulieren. Heimlich will er dann die schlafende Frau aus dem Schloss bringen und ihr dann alles erklären.

Auf die Rufe des Butlers, dass Vanessa in die Gruft hinunter gegangen ist, um zu sterben, eilen Richard und seine Eltern durch die Schloßkapelle hinab in die alte Krypta. Vanessa liegt leblos auf einem Sarkophag. Richard glaubt an den Tod der Geliebten. Er findet noch Gift in dem Becher und stürzt ihn hinunter, bevor ihn jemand zurück halten kann. Über Vanessa bricht er wie vom Blitz gefüllt zusammen.

Sir Walter und Lady Elvira sind entsetzt, als sie das Ergebnis ihrer hinterlistigen Pläne erkennen. Während sie sich selbst anklagen hat der Butler jedoch rasch Dr. Goodwing aufgesucht und ihm die Sachlage erklärt. Der Psychiater will die Sache nun auf seine Art beenden und dem Earl samt seiner Gemahlin den Standesdünkel austreiben. Er geht hinunter in die Gruft und zögert nicht, nach einer Untersuchung die beiden Liebenden als Mediziner für tot zu erklären.

Die Dienerschaft wird angewiesen, die beiden Toten hinauf in die Kapelle zu tragen. Wenn Reverend Brody den Trauergottesdienst beendet hat, wollen sich der Earl und die Lady der Justiz stellen.

Reverend Brody fingiert eine Art "Letzte Ölung" (die tatsächlich auch noch bei plötzlich Verstorbenen erteilt wird) und flößt den Toten dabei das Gegenmittel ein. Während des Totengebetes erwachen sie aus ihrem Schlaf.
Der Butler und der Psychiater klären Vanessa, Richard und die anderen Anwesenden über die Vorkommnisse auf. Sir Walter und Lady Elvira bitten Vanessa um Vergebung für ihr böses Verhalten. Sie wissen jetzt, dass die Liebe stärker ist als ihr adeliger Standesdünkel und die keine Chance haben, die beiden jungen Menschen auseinander zu bringen.

Vanessa zeigt Verständnis und vergibt Ihnen. Richard vergibt seinen Eltern jedoch erst auf Vanessas Fürsprache. Und so kann Reverend Brody in der Kapelle gleich die Zeremonie der Trauung vornehmen ...

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Kommentare  

#1 Alter Hahn 2013-08-31 01:52
Wie ich schon mal irgendwo erwähnt habe, der Herausgeber des Zauberspiegels hat von mir die "Mitternächte" zum Eincannen bekommen. Wenn die Sachen vorliegen, werde ich sie noch mal nach übertriebenen Schachtelsätzen etc. durchsehen, in Kapitel einteilen - und dann können sie auf diese Weise noch mal dem Leser vorgestellt werden.

Wenn mich einer jetzt einen "Selbstdarsteller" nennt - was ich mit etwas Eigenkritik auch zweifellos bin - der kann ja Gleiches tun - seine Texte, die vermutlich kaum eine Wiederveröffentlichung erfahren werden, dem Zauberspiegel zur Verfügung stellen. Nur gibts da eben nichts zu verdienen. Aber wer braucht schon Geld, wenn es um ewigen Nachruhm und Unsterblichkeit geht... ahem...
#2 Mikail_the_Bard 2013-08-31 08:47
zitiere Alter Hahn:
Wenn mich einer jetzt einen "Selbstdarsteller" nennt - was ich mit etwas Eigenkritik auch zweifellos bin - der kann ja Gleiches tun - seine Texte, die vermutlich kaum eine Wiederveröffentlichung erfahren werden, dem Zauberspiegel zur Verfügung stellen. Nur gibts da eben nichts zu verdienen. Aber wer braucht schon Geld, wenn es um ewigen Nachruhm und Unsterblichkeit geht... ahem...


Jeder ist im Prinzip (mehr oder weniger) ein Selbstdarsteller, da jeder etwas Annerkennung braucht, auch wenn er meint, keine zu benötigen. Ist in der 'normalen' Arbeitwelt auch so - oder wem ist es egal, ob der Chef einen wegen guter Arbeit lobt, oder nur immmer meckert wenn was schiefgelaufen ist? Keiner...
ewiger Ruhm und Unsterblichkeit sind schön (wobei das wohl ironisch von dir gemeint war :-) ), aber Geld wäre auch nicht schlecht ;-)
#3 Alter Hahn 2013-08-31 13:44
Ja, so ein wenig Geld hätte ich gerne gemacht mit meinen Ideen. Aber ich war sicher mal zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.Das wird sicher besonders deutlich, wenn demnächst die historischen Konzepte gebracht werden und was da sonst noch rum liegt und einigermaßen brauchbar ist.

Ich habe immer versucht, genau das zu machen, was andere Autoren eben nicht geschrieben haben. Was Neues bringen, irgendwo neue Ufer suchen - das ist es immer gewesen. Als ich damals den "Disco-Vampir" schrieb, wollte Jason Dark ihn ablehnen - ein Vampir, der sic in ein Mädchen verliebt und "Selbstmord" begeht, um sie nicht zu beißen udn damit n sein Schicksal einzufügen,in der heutigen "Twilight"-Zeit würde man so was akzeptieren - und würde ich ähnlices schreiben, fände ich vielleicht sogar Interessenten bei Verlagen.

Der Fehler bei meinen Exposès ist, das si zu lang sind und das sie bei den Verlagen vermutlich überhaupt nicht gelesen wurden. Aber in einer kürzeren Fassung wären so banale Stories draus geworden, wie sie damals wie heute überall angeboten und produziert wurden.

Und jetzt ist die Zeit über all diese Sachen hinweg gegangen. Meine letzten Jahre will ich noch eingermaßen genießen - und dewegen reicht es mir, wenn ich mit "Visionia" und dem "Wahren Satyricon" den Lesern noch mal zeige, was ich hätte machen können.

Und dass ich hier meine alten Einfälle frei zu lesen gebe kann auch einigen Verlagen zeigen, dass sie in meinen zwanzig verlorenen Jahren mit einigen Sachen sicher richtiges Geld hätten verdienen können. Denn damals war ich, was Länge und Handlung betraf, noch zu Kompromissen bereit. Heute bin ich das nicht mehr - jedenfalls nicht bei "Visionia" und dem "Petronius". Aber die kommen ja ohnehin im Zauberspiegel, wo ich keinen Einschränkungen unterliege...

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