Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Eine Legende wird vierzig Jahre alt - Die Dämonenkiller-Chronik 45

Dämonenkiller zum 40.Eine Legende wird 40 Jahre alt
Die Dämonenkiller-Chronik (45. Teil)

Aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der Dämonenkiller-Serie habe ich eine Chronik erstellt, die sich mit der Geschichte der Serie beschäftigt.

Heute beschäftigen wir uns mit dem Dämonenkiller-Exposé 72, daß Ernst Vlcek am 23. August 1975 für den Autoren Walter Appel alias Earl Warren schrieb. Viel Spaß beim Lesen...

72DER SCHLANGENKULT
DIE SCHLANGENGÖTTIN
DÄMONENKILLER 72
Schauplatz: Kreta/Vergangenheit - Gegenwart
Zeit: bis Ende Oktober - Vergangenheit: August 1556 - 1557
Autor: Warren-Appel

Titelbild: (Schlück: WHO SUPS WITH THE DEVIL)
Wie aus Ästen von Bäumen gewachsener Rundstollen, der sich zum Hintergrund öffnet. Dort: abnehmender Mond mit gelbem Hof, davor flattern Fledermäuse. Höhle übrigens in Blau gehalten. Im Vordergrund eine Art Hohepriester mit ebenfalls blauer Kutte und Kapuze, teilweise sichtbar: über die Schulter fallender roter Umhang. Er hält einen goldenen Kelch (groß wie eine Schüssel) in Richtung des Betrachters in die Höhe. Daraus quellen relativ kleine Schlangen hervor. Schlangen von der gleich en Art ringeln sich auch im Geäst des Stollens. Die Kleidung des Hohepriesters entspricht zwar nicht ganz den Vorstellungen eines Ophiten, aber was soll man machen, wir müssen uns nach der Decke strecken.

Vergangenheit:
Michele da Mosto ist auf Anraten seiner Familie an Bord der Galeasse "Gentile Bellini" seines Bruders Marino gegangen (Exposé 71), um nach Kandia (Kreta) zu fahren. Michele (alias der DK) weiß nun alles über seine früheren Leben und seine Beziehung zu Alraune - diese scheint nun durch seine eigene Schuld endgültig dem Bösen verfallen. Und ein Grund für seine Flucht ist, daß er ihrer Rache entrinnen möchte. Immerhin ist er erst sechzehn (16), das bitte bedenken. Er muß sich erst wieder sammeln, um alles verkraften zu können.
Damit beginnen, wie die Galeasse (der Autor hat bei der Schilderung der Verhältnisse an Bord freie Hand) an einer unbekannten Insel Halt macht. Man will die Flaute nützen, um Wasservorräte aufzufüllen und den Ruderern eine Verschnaufpause zu gönnen.
Michele geht mit Marino an Land. Plötzlich sieht sich der kleine Erkundungstrupp von unzähligen Schlangen umringt. Man versucht sich ihrer zu erwehren - Schreckreaktion - obwohl die Reptilien überhaupt keine Feindseligkeit zeigen. Etwa zwei Dutzend der Giftschlangen werden zertreten, geköpft, etc. bevor eine schrille Frauenstimme ertönt und einen Fluch über Marino ausspricht, den sie als Führer und eifrigsten Schlangenkiller für das Gemetzel an ihren "Lieblingstieren" verantwortlich macht.
Und dann sehen die entsetzten Seefahrer eine Riesenschlange von gewaltigen Ausmaßen. Hat sie mit der anklagenden Frauenstimme gesprochen? Man erfährt das noch nicht, denn nun gehen die Schlangen zum Angriff über, die Gruppe wird aufgesplittert.
Michele erreicht irgendwie den Strand, trifft dort auf seinen völlig veränderten Bruder, der sinngemäß sagt, er wolle nur noch dafür leben, seine (an den Schlangen) begangene Schuld zu sühnen. Marino ist so apathisch, daß Michele ihn zwingen muß, das Beiboot zu besteigen und zur Galeasse zu segeln. Nichts wie weg von dieser Schlangeninsel!
Michele glaubt abschließend die Riesenschlange durchs Meer in Richtung Osten (Kandia) schwimmen zu sehen. 

Gegenwart:
Kurze (die auch als Anfangs-) Episode (stehen könnte) auf Kreta. Die Szene spielt bei jenen Felshöhlen, die den Sommer über von Hippies als Domizil gewählt werden. Der Name der Felsen und der Gegend ist mir entfallen. Wenn auch der Autor nicht darüber Bescheid weiß, soll er unverbindlich bleiben und eben fiktive Felshöhlen erfinden.
Jetzt, etwa Mitte Oktober, stehen bereits einige Höhlen leer, die seltsamen Vögel sind bereits ausgeflogen, obwohl immer noch mildes Wetter herrscht. Aber die Hippie-Kolonie ist immer noch verhältnismäßig groß. Buntes Hippietreiben schildern, man hat jetzt seine Ruhe, weil kaum mehr Touristen zum Gaffen herkommen.
Einer der Burschen, der eine Höhle allein bewohnt, hat sich ein interessantes Mädel geangelt. Er hat Xenia früher schon einige Male in der Gegend gesehen, doch noch kein Wort mit ihr gesprochen.
Auch die anderen Jungs, mit denen er über sie gesprochen hat, scheinen sie nur vom Sehen zu kennen. Vielleicht hat sie mal mit jemand was gehabt, aber das wurde nicht publik.
Jetzt steht die scheue Xenia auf einmal in seiner Höhle. Erstes Abtasten, sie scheint irgendein Geheimnis zu haben, ein furchtbares Geheimnis, denn sie wirkt sehr niedergeschlagen.
Und dann passiert etwas Phantastisches. Irgendein Geheimgang tut sich in der Höhle auf und Schlangen strömen herein, versperren den Ausgang und treiben Xenia in unergründliche Tiefen. Der Hippie ihr nach - findet sich auf einmal in einer Art Felstempel... er sieht noch die Statue der "Schlangengöttin": fußgroß, mit entblößten Brüsten, in jeder Hand eine lebende Schlange haltend... und dann wird er förmlich von Schlangenleibern begraben. Er sieht noch eine Riesenschlange und denkt: Hoffentlich habe ich wenigstens die Aufmerksamkeit der Schlangen gründlich auf mich gelenkt, daß Xenia fliehen konnte...

Umblenden zu Dorian.
Er ist in Iraklion eingetroffen. In seiner Begleitung befindet sich Thomas Becker, der Großmeister des Frankfurter Tempels der Magischen Bruderschaft. Coco wollte ja nicht mitkommen, der Detektiv Fred Archer war verhindert, Jeff Parker unauffindbar, und von Sullivan versprach sich Dorian nicht viel Hilfe. Als sich Dorian an Becker wandte, zeigte sich dieser sofort begeistert, aktiv an der Dämonenbekämpfung mitzuwirken. Er hat auch einen Lehrling mitgebracht, Peter Plank, 22, studiert bei Becker, lernte ihn auf der Uni kennen und verehrt ihn, wenngleich er einer ganz anderen Gesellschaftsschicht angehört - dem Underground, hat brandrote Mähne, kleidet sich poppig, soll später Dorian ins Hippieleben bei den Höhlen einführen. Ist ein überdurchschnittlich heller Kopf, an allem Okkulten interessiert, sonst wäre er nicht bei der MB.
Die Einführung kurz bringen. Dorian kam ja hierher, weil er vermutet, die Ophiten hätten Don Chapman entführt. Und der DK glaubt auch, daß dies mit Geschehnissen aus der Vergangenheit zusammenhängt. Warum sonst erinnerte er sich auf einmal an Geschehnisse aus seinem Leben als Michele da Mosto so genau? Er hat zwar die Erinnerung an alle seine Leben, doch schlummert die in seinem Unterbewußtsein. Hat Hekate gar veranlaßt, daß er sich an die Vorkommnisse auf der "Schlangeninsel" so urplötzlich erinnerte. Und warum will ihm nicht einfallen, was weiter passiert ist? Was geschah nach Micheles Landung in Kandia?
Diese Gedankengänge einfließen lassen. Dorian weiß nur, daß er Alraune damals in Kandia begegnete. Wird sich diese Begegnung in der Gegenwart wiederholen?
Dorian, Becker und Plank haben kaum ihr Quartier in einem Hotel bezogen, als es schon zu einem Zwischenfall kommt. Ophiten dringen in das Hotel ein, tragen Schlangen unter ihren Kutten, lassen ungebetene Augenzeugen von den Schlangen beißen (lähmen) und dringen zu den drei nebeneinanderliegenden Zimmern vor. Hier setzen sie die Schlangen aus. Plank entdeckt die Biester als erster schlägt Alarm. Als Dorian erwacht, züngelt auf seiner Brust eine Schlange etc.
Dorian hypnotisiert die Schlange mit seiner Gnostischen Gemme, die bekanntlich eine Schlange zeigt, die sich in den eigenen Schwanz beißt. Man schwitzt Blut, bis es endlich gelingt, die gefährlichen Reptilien zu töten.

Achtung: Hier gleich ein Wort zu den Ophiten, die eine Gnostische Sekte waren. Das Wort Ophiten kommt aus dem Griechischen und bedeutet Schlange. Für die Ophiten hatte die Schlange verschiedene Bedeutungen.
Als Uroboros (andere Schreibweise Ouroboros), die Schlange, die sich in den eigenen Schwanz beißt (Dorians Gemme), stellt sie eine kosmische und psychische Ursprungssituation dar, in der Gut und Böse vereinigt sein können, alle Gegensätze noch unbescheiden sind. Deshalb hat diese Gemme eine für Dorian positive Wirkung.
Auf der zweiten Bedeutungsebene verkörpert die Schlange aber die chthonisch-dunkle Seite der Natur. Die Ophiten fürchten und verehren sie und opfern ihr. Die Schlange tritt negativ auf und ist die Urfeindin des Göttlichen (des Guten) überhaupt.
Deshalb opfern die Ophiten der Schlange, um sie zu versöhnen. Beim DK dienen die Ophiten einem Dämon, der sie versklavt. Ophit ist bei uns weiblichen Geschlechts, die Schlange schlechthin. Aber vorerst noch nicht aussagen, daß der Dämon Ophit eine Frau ist.

Weiter in der Handlung.
Als man die Bedrohung durch die Schlangen gebannt hat, fliehen die Ophiten. Dorian nimmt die Verfolgung auf, stellt eine der vermummten Gestalten. Es ist ein Mädchen, das plötzlich aus einer Trance zu erwachen scheint, als Dorian sie berührt.
Es ist Xenia. Sie sagt, daß sie mit ihrem Freund in einer der vielen Felshöhlen von Schlangen überfallen worden sei. Über sein Schicksal weiß sie nichts. Sie weiß nicht einmal, was mit ihr geschehen ist. Sie hatte auf einmal keinen freien Willen mehr - und nun fand sie sich auf einmal hier. Sie erinnert sich nur dunkel daran, daß sie Schreckliches (andeuten) durchmachen mußte und ständig von geschuppten Schlangenleibern umgeben war.
Die Erwähnung der Felshöhlen bringt Dorian einen Teil seiner Erinnerungen an das Leben als Michele da Mosto zurück.

Vergangenheit:
Kandia 1557. Michele hat mit seinem Bruder seinen 17. Geburtstag gefeiert. Als Marino seinen Kelch zu einem Toast hebt, züngelt daraus eine Schlange empor, springt ihn an, beißt ihn in die Nasenwurzel. Marino bricht zusammen, beginnt im Bett wie im Fieber zu reden. Ophits Rache habe ihn getroffen, faselt er. Er muß seine Schuld sühnen. Als Michele die Decke zurückschlägt, sieht er voll entsetzen, daß auf Marinos Körper ein halbes Dutzend Schlangen nisten und sich von seinem Körper nähren - dies schon seit dem Tage von vor fünf Monaten, als sie das Erlebnis auf der Schlangeninsel hatten.
Michele fiel schon längst das seltsame Benehmen seines Bruders auf, und seltsam war es auch, daß er nicht mehr in See stach.
Warum der Biß der Schlange? Michele bekommt bald darauf eine Antwort: Marino ist von nun an bedingungsloser Sklave von Ophit, gehört dem Schlangenclan an, der die Insel unsicher macht und die man im Regno di Candia (Kreta war damals bekanntlich in venezianischen Besitz) mehr fürchtet als eine Invasion der Osmanen.
Michele unternimmt vorerst nichts gegen die Macht der Schlange. Er tötet nur die Parasiten am Körper seines Bruders, ungeachtet dessen, daß Marino vor Schmerz brüllt, als hätte man einen Teil von ihm abgetötet. Michele bespricht sich mit einigen Getreuen Marnos - darunter ein baskischer Söldner  (selten genug in diesem Landstreich) - und gemeinsam verfolgt man Marino, als er sich zu einem Treffen mit den Ophiten aufmacht. Man versucht, die Schlangenanbeter zu vernichten, als sie gerade mit ihren hypnotisierten Reptilien "schmusen", doch es ist ein Fehlschlag. Bis auf den Basken und Michele werden alle anderen von den Schlangen zu Tode gebissen oder von den Ophiten erschlagen. Die Ophiten ergreifen mit dem völlig in ihrem Bann stehenden Marino die Flucht.
Michele nimmt die Verfolgung auf, kommt mit dem Basken zu jenen Felshöhlen, wo heute die Hippies hausen. Auch damals waren diese Höhlen schon bewohnt - und zwar von Eremiten, Gesetzlosen, Gestrandeten, Spionen der Osmanen, Magiern etc.
Jedenfalls herrscht dort ein gespenstisches Treiben. Und Michele erfährt vertraulich, daß es hier auch die Ophiten treiben.
Niemand kann oder will ihm jedoch verraten, wohin man seinen Bruder Marino gebracht hat. Und dann bekommt Michele von einem zwielichti­gen Typ eine fußgroße Fayencestatue der "Schlangengöttin" ver­hökert, wie wir sie auch schon aus Band 71 kennen. Und diese Statue spricht mit Alraunes Stimme, denn sie ist ein Teil von Alraune: Du kannst mir nicht entgehen, Michele, hier werde ich dich für die Schach rächen, die du mir antatest.

Gegenwart:
Dorian überredet Xenia, ihn zu den Höhlen der Hippies zu begleiten. Peter Plank meint, daß Dorian sich selbst als Hippie verkleiden müsse, um in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden, und bietet sich an, ihn in die Geheimnisse der Blumenkinder einzuweihen.
Thomas Becker ist nicht "umzuschulen", ihm merkt man den trockenen Gelehrtentyp schon meilenweit an. Becker sagt aber, daß er in der Nähe sein werde, um ihnen notfalls beizustehen.
Man erreicht die Höhlen, quartiert sich in jener ein, in der Xenia mit ihrem verschollenen Freund von den Schlangen überrascht wurde. Peter Plank versucht mit ihr anzubändeln, doch muß er verwundert feststellen, daß sie an "Opa" Dorian viel mehr Interesse zeigt.
Dorian versucht, von Xenia zu erfahren, wie es ihm Tempel der Ophiten aussieht, wo er liegt und ob sie Donald Chapman gesehen hat. Er versucht es sogar mit Hypnose, doch Xenia ist kein gutes Medium.
Dorian kann sich in die Hippiegemeinschaft integrieren, findet sogar Gefallen an diesem ungezwungenen freien Leben.
Von einem der Hippies bekommen sie einen Tip. Er weiß, daß hier in der Gegend einige Jungs auf mysteriöse Weise verschwunden sind, ebenso wie einige Touristen. Man hat sich aber nicht weiter darum gekümmert. Er hat sich auch nichts dabei gedacht - bis er vor wenigen Tagen durch Zufall den Zugang zu einer großen Höhle entdeckt habe, die zu einem Tempel ausgebaut sei und in der es viele Löcher gab, aus denen Schlangen züngelten. Er sah auch einige Statuen der Schlangenkönigin. Und dann habe dies gefunden – voll Stolz lüftet er seine Jacke, und darunter kommt eine Schlangenhaut zum Vorschein. Es ist die bunt schillernde Haut einer Riesen­schlange.
Dorian kombiniert sofort: Das ist die Haut des Schlangendämons Ophit. Wie jede Schlange häutet auch er einmal im Jahr - oder öfters. Nur mit dem Unterschied, daß Ophits abgestreifte Haut weiterlebt.
Bevor Dorian jedoch einschreiten kann, beginnt sich die Schlangenhaut, die sich der Hippie wie ein Hemd übergestreift hat, zu bewegen, dehnt sich aus, bis sie ihn völlig einschließt. Der arme Teufel schreit, bis er erstickt oder erwürgt wird, die Schlangenhaut (mit dem Hippie als Fülle) schlängelt sich davon. Die Hippiekolonie hinterdrein.
Nur Dorian sondert sich ab. Er trifft sich mit Thomas Becker, der den Ophiten nachgeschnüffelt hat und den Zugang zu ihrem Tempel fand. Man überwältigt zwei der Schlangenbrüder und zieht sich ihre Kutten an - so mischt man sich unter die Ophiten. Im Tempel angekommen stellt man fest - Dorian und Becker werden vorerst von den Ophiten für ihresgleichen gehalten -, daß Peter Flank und Xenia Gefangene sind und offensichtlich geopfert werden sollen.
Der Anblick der Fayencestatuen auf dem Schlangenaltar, die alle die Schlangengöttin darstellen, läßt Dorians Erinnerung unwiderstehlich aufflackern. Er weiß jetzt plötzlich schlagartig, daß Alraune (Hekate II.) ihn nur in eine Falle locken wollte, daß sie mit Chapmans Verschwinden gar nichts zu tun hatte. Denn die Fayencestatuen (die eigentlich aus Alraunen geschaffen wurden) hat Alraune schon im Jahre 1557 hier zurückgelassen.

Vergangenheit:
Die Statue, die Michele erstanden hat und ihm mit Alraunes Stimme Rache schwor, verbeißt sich in seinen Nacken und zwingt ihn so, durch einen Geheimgang den Schlangentempel der Ophiten aufzusuchen. Dort sieht Michele den Dämon Ophit in der Gestalt der Riesenschlange im Kreise der Ophiten. Ophit ist gerade dabei, sich zu häuten.
Das ist für den Dämon ein schmerzhafter Vorgang, den er aber durchmachen muß.
Und Alraune ist auch da. Sie sagt, daß sie sich mit Ophit verbündet habe, um ihn, ihren Todfeind ein für allemal zur Strecke zu bringen. Er soll nicht sterben - denn das würde ja nur seine nächste Wiedergeburt einleiten. Er soll leiden - leiden, bis er an Altersschwäche stirbt. Und zwar in der Schlangenhaut, die Ophit gerade abstreift.

Achtung: Aus dem Dialog soll auch hervorgehen, daß Alraune (sie nennt sich noch Silva Farsetti) dem Dämon Ophit einige lebende Alraunen geschenkt hat, und zwar zwölf Stück (magische Zahl), die alle die Gestalt und das Aussehen der "Schlangenkönigin" (damit ist jene Fayencestatue gemeint, die bei Ausgrabungen in Knossos gefunden wurde) haben - und als Hüter der Schlangen dienen sollen und nur zu gewissen Gelegenheiten zum Leben erwachen sollen.
Alraune hat Michele also ein ähnliches Schicksal zugedacht, wie es der Hippie in der Gegenwarts-Episode erlitt.
Doch hat Alraune diese Rechnung ohne den Schlangendämon Ophit gemacht. Ophit nämlich will sich an Micheles Bruder Marino rächen, der auf der Schlangeninsel die geliebten Reptilien des Schlangen­dämons metzelte.
Als sich die Schlangenhaut nun Marino zuwendet, sieht sich Alraune um ihre Rache gebracht und will aufbegehren. Inzwischen hat sich Ophit wieder vom Häutungsprozeß soweit erholt, daß er (der Dämon, eigentlich weiblich), Alraunes Attacke abwehren kann.
Und Ophit erweist sich immer noch stärker als die noch nicht endgültig ausgegorene Alraune und verbannt sie in die Unterwelt.

Achtung: Dorian überlegt sich in der Gegenwart dann folgendes: bekanntlich befand er sich in Band 64 in einem Labyrinth aus Megalithen und Menhiren, dessen Ausdehnung nicht zu erfassen war, weil die Steine und Nebel den Blick versperrten und darüber hinaus dicht über dem Irrgarten eine Wolkendecke hing. Dorian hat aber schon damals vermutet, daß sich dieser Ort tief unter der Erde befinden könne. Jetzt kommt er zu dem Schluß, dieser Irrgarten, den er für das Reich der Hekate hielt, könne mit der Unterwelt von Kreta - in die Alraune von Ophit verbannt wurde identisch sein. In dieser Unterwelt könnte Alraune - unter all dem Abschaum der Dämonen - zu jenem Dämon geworden sein, der sie heute ist.
Dorian unbedingt diese Überlegengen anstellen lassen. Aber endgültige Gewißheit hat er noch nicht - außerdem wüßte er nicht, wie er in diese Unterwelt eindringen könnte.

Noch Vergangenheit: Michele nutzt die Auseinandersetzung zwischen Alraune und Ophit, um mit seinem Bruder Marino zu fliehen. Doch Marino ist rettungslos verloren - die Schlangenhaut holt ihn ein, umhüllt ihn. Der letzte Gefährte Micheles, der Baske, kann die Schlangenhaut dann durch Feuer vernichten, aber Marino ist nicht mehr zu retten.

Gegenwart:
Nun die gruselige Atmosphäre beim Schlangenfest der Ophiten schildern. Xenia und Peter sind ja ihre Gefangenen. Dorian und Thomas Becker haben sich unter die Schlangenanbeter gemischt.
Die Überlieferung sagt, daß die Ophiten die Schlangen irgendwie beeinflußt haben (durch Dämpfe oder Hypnose) und daß sie die Schlangen auf dem Altar in Brot wälzen ließen, dieses Brot dann aßen. Und zum Zeichen, daß sie echte Ophiten sind, haben sie dann die Schlangen geküßt. Nur der echte Ophit kann diesen Schlangenkuß überleben, der Ungläubige, der Heuchler, bekommt dagegen die Giftzähne der Schlange zu spüren.
Das Ritual kann der Autor beliebig und nach eigenem Ermessen abwandeln (sollte es aber als Höhepunkt des Romans entsprechend ausbauen). Nun nehmen nacheinander alle Ophiten den Schlangenkuß entgegen. Die Reihe kommt an den DK und Thomas Becker. Beide wissen sie, daß sie diese Prüfung kaum bestehen können.
Dorian schwitzt Blut, als er sich über die Schlange beugt.
Da läßt er wie zufällig seine Gnostische Gemme (mit Uroboros) aus dem Umhang baumeln. Die Schlange, die er küssen soll, bewegt hypnotisiert den Kopf im Rhythmus der pendelnden Gemme. Sie tut Dorian nichts. Das ging noch mal gut. Nun aber ist Thomas Becker an der Reihe.
Dorian will nicht riskieren, daß der Großmeister tödlich gebissen wird, und so reißt er die Initiative an sich. Er schlägt mit einem Dolch der noch hypnotisierten Schlange den Kopf ab.
Da läßt Xenia endgültig die Maske fallen. Sie ist der Dämon Ophit. Die Schlangenkönigin, Herrin der Ophiten. Sie hat Dorian hierhergelockt, um ihn zu töten. Der nach London entsandte Grieche, ein Ophit (Band 71), hat nur eine falsche Fährte gelegt. Chapman wurde nicht nach Kreta gebracht und schon gar nicht von Ophit entführt. Die Schlangengöttin weiß von diesem Puppenmann angeblich überhaupt nichts.
Aber Ophit habe immerhin einen (oder mehrere) ihrer Sklaven nach London geschickt um zumindest zwei der Schlangengöttinstatuen dem Dämon zu opfern, der nach seinem Ebenbild einen Kind-Dämon erschaffen habe (Band 71). Das, so sagt Ophit, habe sie nur Hekate zuliebe getan. Was Hekate damit bezweckte, wisse sie nicht.
Dorian aber ahnt es: Er sollte hierhergelockt werden, um von Ophit getötet zu werden.
Xenias Metamorphose ist nun abgeschlossen. Sie ist zu der Riesenschlange geworden. Nun will sie sich Dorian und dessen beide Freunde einverleiben.
Aber so ahnungslos, wie Dorian sich gab, war er nicht. Er hat Xenia nie ganz getraut, sie war in seinen Augen von Anfang an eine falsche Schlange. Er hat ihre falschen Zärtlichkeiten nicht er­widert, so daß er nicht in ihren Bann geriet, er hat die Falsch­heit der Schlange durchschaut - und ist nicht unvorbereitet hierhergekommen. Den Beweis, daß Xenia die Schlange ist, hat er be­kommen, als er unbemerkt einige ihrer Haare an sich nahm - und diese in seiner Hand zu Schlangenschuppen wurden.
Diese Schuppen schleudert er nun in Ophits weitaufgerissenes Schlangenmaul, als sie nach ihm schnappt, um ihm den tödlichen Biß zu verpassen. Die Schlange verschlingt ungewollt ihre eigenen Schuppen, absorbiert einen Teil von sich - was folgenschwere Aus­wirkungen hat. Das Symbol auf Dorians Gnostischer Gemme, die er der Riesenschlange hinhält, wird zur Realität. Die Schlange Ophit beginnt sich selbst aufzufressen. Sie kann gar nicht anders, als diesem magischen Akt, der ihre Bestimmung geworden ist, auszu­führen. Für sie gibt es kein Entrinnen.
Dorian und seine beiden Gefährten nutzen die Ratlosigkeit der Ophiten und die schmerzliche Ekstase der unzähligen Schlangen aus, um die Flucht zu ergreifen. Aber Dorian will noch einmal in die Höhlen der Ophit zurückkehren - muß zuvor aber noch Schutzmaßnahmen ergreifen -, um nach Hinweisen auf den Dämon zu suchen, der Chapman entführt hat. Wer weiß, vielleicht lebt der Puppenmann gar nicht mehr?

Zur Einleitung - Zum ersten Teil - Zur Übersicht

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2014-03-28 12:26
Das ist ein gut erzählter Roman geworden. Aber über die Ausgangssituation kann man nur staunen. Da bleibt Coco zurück, weil sie schmollt - also mit anderen Worten zum Teufel mit Chapman, dem sie doch im Vorroman noch so zugetan war :D - und Hunter nimmt zwei ihm im Grunde fremde Zivilisten mit, um sich mal eben mit seiner Erzfeindin im Ausland anzulegen. Das ist ... wenig glaubwürdig.

Davon abgesehen wird die Gnostische Gemme langsam arg überstrapaziert.
#2 Thomas Mühlbauer 2014-03-31 20:46
zitiere Andreas Decker:


- und Hunter nimmt zwei ihm im Grunde fremde Zivilisten mit, um sich mal eben mit seiner Erzfeindin im Ausland anzulegen. Das ist ... wenig glaubwürdig.


Ein ähnliches "Phänomen" gibt es demnächst auch in Die Geisterspinne, in der man bekanntlich und nebenher die Sacheen noch mit diversen Mädels bestückt.

Wodurch sich die grundsätzliche Frage stellt: Warum in aller Welt nimmt man irgendwelche unbedarften Menschen mit auf eine solche gefährliche Reise, deren Ziel bekanntlich Asmodis Teufelsinsel ist?

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles